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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal.

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bei allen Juden, aber ohne Zweifel bei der großen Mehrzahl ihrer Geld- und
Handelsleute -- man denke an Amschel Rothschilds kürzlich durch die Zeitungen
gegangenen classischen Brief, der ihnen gewiß ganz aus der Seele spricht -- Geld-
und Credithaben.

Was ist nun zu thun?

Mit dem soeben Bemerkten halten wir den wohlgemeinten Rath, den man den
Juden ertheilt hat, Deutsche zu werden, für abgethan, zumal wenn wir noch hin¬
zufügen, daß Mischehen die Verschmelzung der Juden mit den Deutschen nicht för¬
dern können. Sie sind Abnormitäten, die erstens niemals häufig sein werden und
zweitens nicht wünschenswert!) sind, obwohl Bismarck sie in dem bekannten Buche von
Busch mit den Worten empfohlen zu haben scheint: "Das Geld muß wieder unter
die Leute kommen." Solche Ehen werden immer selten bleiben und sich meist auf
heruntergekommene oder unnatürlich strebsame oder -- wie sollen wir gleich sagen --
excentrische Leute beschränken. Der Deutsche hat dabei eine schwer zu überwindende
Abneigung hinunterzuschlucken, der Jude will dabei in der Regel für das Mett,
das der Deutsche mit der Dame erheirathet, Eintritt in eine vornehme Familie.
Wirkliche Liebe ist kaum denkbar, und die Ehen geben beinahe immer Kinder,
welche mehr jüdisch als deutsch sind. Kommt in diesen einmal der semit nicht
zum Vorschein, so tritt er ganz sicher in den Enkeln oder Urenkeln wieder auf.

Damit ist also auch nicht zu helfen. Wenn Fichte schreibt: "Den Juden
Bürgerrechte zu geben, dazu sehe ich kein anderes Mittel als das, ihnen in einer
Nacht die Kopfe abzuschneiden und andere aufzusetzen, in denen auch nicht eine
jüdische Idee ist," so wäre das ein anatomisches Wunder u, 1a Doctor Eisenbart,
welches überdies jetzt zu spät käme, da jene leider ohne Köpfe mit neuen Ideen
emancipirt worden sind. Wenn aber derselbe Philosoph ferner meint, um uns vor
ihnen zu schützen, gebe es keinen anderen Weg, als "ihnen ihr gelobtes Land wieder
zu erobern, und sie alle dahin zu schicken, so verdient das eher der Ueberlegung und
könnte, wenn andere Mittel nicht verfingen, dereinst Wohl einmal ausgeführt werden,
obwohl ihm erhebliche Schwierigkeiten entgegenstehen. Schon jetzt hat der ungari¬
sche Abgeordnete Jstoczy die Sache wiederholt öffentlich zur Sprache gebracht, da
die Juden in dessen Vaterlande eine noch größere Calamität als bei uns reprä-
sentiren. Der Antrag, in dem der brave, aber etwas wunderliche Mann jenen Ge¬
danken formulirte, wurde von der Versammlung, an welche er sich im Juni 1878
damit wendete, mit schallendem Gelächter aufgenommen, und auch bei uns würden
Vorschläge der Art einem solchen Schicksale verfallen. Und heutzutage gewiß mit
Recht. Ob aber in drei oder vier Jahrzehnten, ist eine andere Frage. Man könnte
sich dann sagen: Unsere Väter haben die Jesuiten verbannt, weil sie sich als ge¬
fährlich erwiesen, und sie haben die Juden geschont, obgleich sie das Wohl der
Gesellschaft und des Staates ebenfalls schwer bedrohten. Was hindert uns, diese
jenen nachzuschicken, nachdem sie sich in Folge von zu viel Duldung zu einem voll¬
kommen unleidlichen Uebel entwickelt haben? Der Umstand, daß wir im zwanzig¬
sten Jahrhunderte leben, sicherlich nicht, und das Gebot der Humanität auch nicht j


bei allen Juden, aber ohne Zweifel bei der großen Mehrzahl ihrer Geld- und
Handelsleute — man denke an Amschel Rothschilds kürzlich durch die Zeitungen
gegangenen classischen Brief, der ihnen gewiß ganz aus der Seele spricht — Geld-
und Credithaben.

Was ist nun zu thun?

Mit dem soeben Bemerkten halten wir den wohlgemeinten Rath, den man den
Juden ertheilt hat, Deutsche zu werden, für abgethan, zumal wenn wir noch hin¬
zufügen, daß Mischehen die Verschmelzung der Juden mit den Deutschen nicht för¬
dern können. Sie sind Abnormitäten, die erstens niemals häufig sein werden und
zweitens nicht wünschenswert!) sind, obwohl Bismarck sie in dem bekannten Buche von
Busch mit den Worten empfohlen zu haben scheint: „Das Geld muß wieder unter
die Leute kommen." Solche Ehen werden immer selten bleiben und sich meist auf
heruntergekommene oder unnatürlich strebsame oder — wie sollen wir gleich sagen —
excentrische Leute beschränken. Der Deutsche hat dabei eine schwer zu überwindende
Abneigung hinunterzuschlucken, der Jude will dabei in der Regel für das Mett,
das der Deutsche mit der Dame erheirathet, Eintritt in eine vornehme Familie.
Wirkliche Liebe ist kaum denkbar, und die Ehen geben beinahe immer Kinder,
welche mehr jüdisch als deutsch sind. Kommt in diesen einmal der semit nicht
zum Vorschein, so tritt er ganz sicher in den Enkeln oder Urenkeln wieder auf.

Damit ist also auch nicht zu helfen. Wenn Fichte schreibt: „Den Juden
Bürgerrechte zu geben, dazu sehe ich kein anderes Mittel als das, ihnen in einer
Nacht die Kopfe abzuschneiden und andere aufzusetzen, in denen auch nicht eine
jüdische Idee ist," so wäre das ein anatomisches Wunder u, 1a Doctor Eisenbart,
welches überdies jetzt zu spät käme, da jene leider ohne Köpfe mit neuen Ideen
emancipirt worden sind. Wenn aber derselbe Philosoph ferner meint, um uns vor
ihnen zu schützen, gebe es keinen anderen Weg, als „ihnen ihr gelobtes Land wieder
zu erobern, und sie alle dahin zu schicken, so verdient das eher der Ueberlegung und
könnte, wenn andere Mittel nicht verfingen, dereinst Wohl einmal ausgeführt werden,
obwohl ihm erhebliche Schwierigkeiten entgegenstehen. Schon jetzt hat der ungari¬
sche Abgeordnete Jstoczy die Sache wiederholt öffentlich zur Sprache gebracht, da
die Juden in dessen Vaterlande eine noch größere Calamität als bei uns reprä-
sentiren. Der Antrag, in dem der brave, aber etwas wunderliche Mann jenen Ge¬
danken formulirte, wurde von der Versammlung, an welche er sich im Juni 1878
damit wendete, mit schallendem Gelächter aufgenommen, und auch bei uns würden
Vorschläge der Art einem solchen Schicksale verfallen. Und heutzutage gewiß mit
Recht. Ob aber in drei oder vier Jahrzehnten, ist eine andere Frage. Man könnte
sich dann sagen: Unsere Väter haben die Jesuiten verbannt, weil sie sich als ge¬
fährlich erwiesen, und sie haben die Juden geschont, obgleich sie das Wohl der
Gesellschaft und des Staates ebenfalls schwer bedrohten. Was hindert uns, diese
jenen nachzuschicken, nachdem sie sich in Folge von zu viel Duldung zu einem voll¬
kommen unleidlichen Uebel entwickelt haben? Der Umstand, daß wir im zwanzig¬
sten Jahrhunderte leben, sicherlich nicht, und das Gebot der Humanität auch nicht j


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157679/196>, abgerufen am 22.07.2024.