Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Viertes Quartal.wickelte und verwirrte sich in einen dichten Knäuel. Es war, als hätten Alle, Jetzt erblickte ich auch Hassan; er tummelte sich auf seinem Renner und Ich erwachte im Zelte des Kapitäns G., eines meiner Kameraden. Neben Uebrigens nenne ich diesen Ritt mit Unrecht einen unglücklichen. Sein Aer griechisch-türkische Krenzstreit. Die Nordamerikaner leben der Ansicht, daß die Eroberung und Einverlei¬ wickelte und verwirrte sich in einen dichten Knäuel. Es war, als hätten Alle, Jetzt erblickte ich auch Hassan; er tummelte sich auf seinem Renner und Ich erwachte im Zelte des Kapitäns G., eines meiner Kameraden. Neben Uebrigens nenne ich diesen Ritt mit Unrecht einen unglücklichen. Sein Aer griechisch-türkische Krenzstreit. Die Nordamerikaner leben der Ansicht, daß die Eroberung und Einverlei¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0083" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/143138"/> <p xml:id="ID_278" prev="#ID_277"> wickelte und verwirrte sich in einen dichten Knäuel. Es war, als hätten Alle,<lb/> von panischen Schrecken ergriffen, den letzten Rest von Besinnung verloren.</p><lb/> <p xml:id="ID_279"> Jetzt erblickte ich auch Hassan; er tummelte sich auf seinem Renner und<lb/> sah sich im Kreise um. Vermuthlich suchte er mich. Ich versteckte mich, so gut<lb/> es gehen wollte, hinter meinem Schlauche, von der andern Seite wälzte sich<lb/> ein verendendes Pferd über mich und verdeckte mich gänzlich vor den Augen<lb/> des Turkomanen. Es war mir alles wie ein Traum. Reiter auf kleinen<lb/> Pferdchen, in weißen Hemden und weißen Mützen, schössen an meinen Augen<lb/> vorüber. —</p><lb/> <p xml:id="ID_280"> Ich erwachte im Zelte des Kapitäns G., eines meiner Kameraden. Neben<lb/> mir saß der Arzt. Hinter dem Zeitkunde kochte und zischte der Feldsamowar.<lb/> Ich glaubte noch immer zu träumen. Seit meinem unglücklichen Ritt waren<lb/> zwei Fieberwochen vergangen, nach deren Verlauf ich mich aber schnell wieder<lb/> erholte.</p><lb/> <p xml:id="ID_281"> Uebrigens nenne ich diesen Ritt mit Unrecht einen unglücklichen. Sein<lb/> Zweck war erreicht, und darauf kam ja alles an. Die Papiere, die ich zu be¬<lb/> stellen hatte, waren von den Kosaken im Sattel meines gefallenen Orlik ge¬<lb/> funden worden. Hätte ich sie nicht in die Satteltasche gesteckt, so wäre mein<lb/> Ritt freilich ein sehr unglücklicher gewesen. Ich hätte mich vielleicht auf immer<lb/> einer zivilisirten Umgebung beraubt gesehen und mein trauriges Leben als<lb/> Sklave irgend eines Nomadenmirzas im halbwilden Ani zugebracht.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Aer griechisch-türkische Krenzstreit.</head><lb/> <p xml:id="ID_282" next="#ID_283"> Die Nordamerikaner leben der Ansicht, daß die Eroberung und Einverlei¬<lb/> bung ganz Amerikas in die Union nur eine Frage der Zeit, daß sie mault-se<lb/> ässtin/, offenbar der Wille des Schicksals sei, und sie haben vielleicht Recht<lb/> damit. Die Griechen hegen eine ähnliche Meinung, indem sie glauben und<lb/> zuversichtlich hoffen, daß alle Landschaften der Balkanhalbinsel, wo nur oder<lb/> vorwiegend ihre Sprache gesprochen wird, von Rechtswegen zum Königreiche<lb/> Hellas gehören und ihm über kurz oder lang zufallen werden, und sie haben<lb/> ganz sicher Unrecht damit. Diese Anwendung des Nationalitäts - Prinzips ist<lb/> einerseits unbillig, andrerseits dem, der sich von ihr in seinen Wünschen und<lb/> Handlungen bestimmen läßt, nachtheilig. Man stellt sich damit der Partei der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0083]
wickelte und verwirrte sich in einen dichten Knäuel. Es war, als hätten Alle,
von panischen Schrecken ergriffen, den letzten Rest von Besinnung verloren.
Jetzt erblickte ich auch Hassan; er tummelte sich auf seinem Renner und
sah sich im Kreise um. Vermuthlich suchte er mich. Ich versteckte mich, so gut
es gehen wollte, hinter meinem Schlauche, von der andern Seite wälzte sich
ein verendendes Pferd über mich und verdeckte mich gänzlich vor den Augen
des Turkomanen. Es war mir alles wie ein Traum. Reiter auf kleinen
Pferdchen, in weißen Hemden und weißen Mützen, schössen an meinen Augen
vorüber. —
Ich erwachte im Zelte des Kapitäns G., eines meiner Kameraden. Neben
mir saß der Arzt. Hinter dem Zeitkunde kochte und zischte der Feldsamowar.
Ich glaubte noch immer zu träumen. Seit meinem unglücklichen Ritt waren
zwei Fieberwochen vergangen, nach deren Verlauf ich mich aber schnell wieder
erholte.
Uebrigens nenne ich diesen Ritt mit Unrecht einen unglücklichen. Sein
Zweck war erreicht, und darauf kam ja alles an. Die Papiere, die ich zu be¬
stellen hatte, waren von den Kosaken im Sattel meines gefallenen Orlik ge¬
funden worden. Hätte ich sie nicht in die Satteltasche gesteckt, so wäre mein
Ritt freilich ein sehr unglücklicher gewesen. Ich hätte mich vielleicht auf immer
einer zivilisirten Umgebung beraubt gesehen und mein trauriges Leben als
Sklave irgend eines Nomadenmirzas im halbwilden Ani zugebracht.
Aer griechisch-türkische Krenzstreit.
Die Nordamerikaner leben der Ansicht, daß die Eroberung und Einverlei¬
bung ganz Amerikas in die Union nur eine Frage der Zeit, daß sie mault-se
ässtin/, offenbar der Wille des Schicksals sei, und sie haben vielleicht Recht
damit. Die Griechen hegen eine ähnliche Meinung, indem sie glauben und
zuversichtlich hoffen, daß alle Landschaften der Balkanhalbinsel, wo nur oder
vorwiegend ihre Sprache gesprochen wird, von Rechtswegen zum Königreiche
Hellas gehören und ihm über kurz oder lang zufallen werden, und sie haben
ganz sicher Unrecht damit. Diese Anwendung des Nationalitäts - Prinzips ist
einerseits unbillig, andrerseits dem, der sich von ihr in seinen Wünschen und
Handlungen bestimmen läßt, nachtheilig. Man stellt sich damit der Partei der
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