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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Viertes Quartal.

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wurden aber im Verlaufe des Jahres 1877 weiter mobil: 16 Infanterie- und
4 Kavallerie-Divisionen, 1 Schützenbrigade und 2 Sappeurbrigaden, ferner
67 Reservebataillons, 48 Marschescadrons, 15 Reservebatterien und 2 Reserve-
Sappeurbataillons, endlich 3 Festungsregimenter und 3 Bataillons Festungs¬
artillerie, sowie von Lokaltruppen im engeren Sinne: 2 Regimenter, 45 Bataillons
und 11 Kompagnien. Dadurch erhob sich der Stand der regulären Armee bis
zum Ende des letzterwähnten Jahres auf 36371 Offiziere und 1478495 Mann
mit 221872 Pferden, während die Irregulären unter theilweise bewirkter Ein¬
ziehung des zweiten Aufgebots bis zu 3167 Offizieren und 120 362 Mann mit
110069 Pferden gebracht worden waren. Das ergibt einen Gesammtverpflegs-
stand von 39 538 Offizieren, 1598 857 Mann und 331941 Pferden. Davon
kamen 554462 Mann auf die Operationsarmee in den Donau- und Balkan¬
ländern und 112 648 Mann auf die an der kaukasischen Grenze und in Türkisch-
Armenien. Jene zählte 357, diese 78 Bataillons, jene 1346, diese 276 Geschütze,
doch standen im kaukasischen Militärbezirke an Lokaltruppen, Milizen und Irre¬
gulären uoch 202428 Mann unter den Waffen, so daß man dort schlimmsten
Falls über eine Streitmacht von etwa 315000 Mann verfügen konnte. Damit
noch nicht genug, wurden in der ersten Hülste des folgenden Jahres noch
14 Reservedivisionen mit ebensovielen Reserve-Artilleriebrigaden im europäischen
Rußland, 39 Bataillons im Kaukasus und 8 Bataillons in Turkestan aufgestellt
und an Irregulären 17 Regimenter Kosaken, davon 10 am Don und 7 in der
Gegend von Orenburg, ausgeboten. Die kaukasischen Milizen aber lieferten zu
den früheren Formationen 7 Regimenter Kavallerie und 4 Druschinen Infanterie.
Durch diese Kraftanstrengungen hatte die russische Armee am 1. Juli des
letztverflossenen Jahres mit Inbegriff von ungefähr 144000 Irregulären eine
Stärke von 42940 Offizieren, 1788795 Mann und 383498 Pferden erreicht.
Hierbei befanden sich, auf Friedensfuß gestellt, 12 Infanterie- und 6 Kavallerie¬
divisionen, 3 Brigaden Schützen und 1 Brigade Sappeurs, welche Truppen,
auf den Kriegsfuß gebracht, die Armee noch um etwa 200000 Mann vergrößert
hätten. Auch gebot Rußland noch über einige Lokaltruppen, über die gesammte
Reichswehr (die zwar zu einem Achtel in die Reservetruppeu aufgegangen, aber
durch die Aushebung des Jahres 1877 wieder ergänzt worden war) und die
Milizen. Wir meinen, das gibt zu denken. Doch ist dabei nicht außer Acht
zu lassen, daß diese ungeheure Truppenmacht auch über ein ungeheures Terrain
vertheilt und daß Rußland durch Aufgebot derselben dem Bankerott nahe
gebracht war.




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig.
Verlag von F. L', Herbig in Leipzig. -- Druck von Hnthcl Ä Herrmann in Leipzig.

wurden aber im Verlaufe des Jahres 1877 weiter mobil: 16 Infanterie- und
4 Kavallerie-Divisionen, 1 Schützenbrigade und 2 Sappeurbrigaden, ferner
67 Reservebataillons, 48 Marschescadrons, 15 Reservebatterien und 2 Reserve-
Sappeurbataillons, endlich 3 Festungsregimenter und 3 Bataillons Festungs¬
artillerie, sowie von Lokaltruppen im engeren Sinne: 2 Regimenter, 45 Bataillons
und 11 Kompagnien. Dadurch erhob sich der Stand der regulären Armee bis
zum Ende des letzterwähnten Jahres auf 36371 Offiziere und 1478495 Mann
mit 221872 Pferden, während die Irregulären unter theilweise bewirkter Ein¬
ziehung des zweiten Aufgebots bis zu 3167 Offizieren und 120 362 Mann mit
110069 Pferden gebracht worden waren. Das ergibt einen Gesammtverpflegs-
stand von 39 538 Offizieren, 1598 857 Mann und 331941 Pferden. Davon
kamen 554462 Mann auf die Operationsarmee in den Donau- und Balkan¬
ländern und 112 648 Mann auf die an der kaukasischen Grenze und in Türkisch-
Armenien. Jene zählte 357, diese 78 Bataillons, jene 1346, diese 276 Geschütze,
doch standen im kaukasischen Militärbezirke an Lokaltruppen, Milizen und Irre¬
gulären uoch 202428 Mann unter den Waffen, so daß man dort schlimmsten
Falls über eine Streitmacht von etwa 315000 Mann verfügen konnte. Damit
noch nicht genug, wurden in der ersten Hülste des folgenden Jahres noch
14 Reservedivisionen mit ebensovielen Reserve-Artilleriebrigaden im europäischen
Rußland, 39 Bataillons im Kaukasus und 8 Bataillons in Turkestan aufgestellt
und an Irregulären 17 Regimenter Kosaken, davon 10 am Don und 7 in der
Gegend von Orenburg, ausgeboten. Die kaukasischen Milizen aber lieferten zu
den früheren Formationen 7 Regimenter Kavallerie und 4 Druschinen Infanterie.
Durch diese Kraftanstrengungen hatte die russische Armee am 1. Juli des
letztverflossenen Jahres mit Inbegriff von ungefähr 144000 Irregulären eine
Stärke von 42940 Offizieren, 1788795 Mann und 383498 Pferden erreicht.
Hierbei befanden sich, auf Friedensfuß gestellt, 12 Infanterie- und 6 Kavallerie¬
divisionen, 3 Brigaden Schützen und 1 Brigade Sappeurs, welche Truppen,
auf den Kriegsfuß gebracht, die Armee noch um etwa 200000 Mann vergrößert
hätten. Auch gebot Rußland noch über einige Lokaltruppen, über die gesammte
Reichswehr (die zwar zu einem Achtel in die Reservetruppeu aufgegangen, aber
durch die Aushebung des Jahres 1877 wieder ergänzt worden war) und die
Milizen. Wir meinen, das gibt zu denken. Doch ist dabei nicht außer Acht
zu lassen, daß diese ungeheure Truppenmacht auch über ein ungeheures Terrain
vertheilt und daß Rußland durch Aufgebot derselben dem Bankerott nahe
gebracht war.




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig.
Verlag von F. L', Herbig in Leipzig. — Druck von Hnthcl Ä Herrmann in Leipzig.
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[0436] wurden aber im Verlaufe des Jahres 1877 weiter mobil: 16 Infanterie- und 4 Kavallerie-Divisionen, 1 Schützenbrigade und 2 Sappeurbrigaden, ferner 67 Reservebataillons, 48 Marschescadrons, 15 Reservebatterien und 2 Reserve- Sappeurbataillons, endlich 3 Festungsregimenter und 3 Bataillons Festungs¬ artillerie, sowie von Lokaltruppen im engeren Sinne: 2 Regimenter, 45 Bataillons und 11 Kompagnien. Dadurch erhob sich der Stand der regulären Armee bis zum Ende des letzterwähnten Jahres auf 36371 Offiziere und 1478495 Mann mit 221872 Pferden, während die Irregulären unter theilweise bewirkter Ein¬ ziehung des zweiten Aufgebots bis zu 3167 Offizieren und 120 362 Mann mit 110069 Pferden gebracht worden waren. Das ergibt einen Gesammtverpflegs- stand von 39 538 Offizieren, 1598 857 Mann und 331941 Pferden. Davon kamen 554462 Mann auf die Operationsarmee in den Donau- und Balkan¬ ländern und 112 648 Mann auf die an der kaukasischen Grenze und in Türkisch- Armenien. Jene zählte 357, diese 78 Bataillons, jene 1346, diese 276 Geschütze, doch standen im kaukasischen Militärbezirke an Lokaltruppen, Milizen und Irre¬ gulären uoch 202428 Mann unter den Waffen, so daß man dort schlimmsten Falls über eine Streitmacht von etwa 315000 Mann verfügen konnte. Damit noch nicht genug, wurden in der ersten Hülste des folgenden Jahres noch 14 Reservedivisionen mit ebensovielen Reserve-Artilleriebrigaden im europäischen Rußland, 39 Bataillons im Kaukasus und 8 Bataillons in Turkestan aufgestellt und an Irregulären 17 Regimenter Kosaken, davon 10 am Don und 7 in der Gegend von Orenburg, ausgeboten. Die kaukasischen Milizen aber lieferten zu den früheren Formationen 7 Regimenter Kavallerie und 4 Druschinen Infanterie. Durch diese Kraftanstrengungen hatte die russische Armee am 1. Juli des letztverflossenen Jahres mit Inbegriff von ungefähr 144000 Irregulären eine Stärke von 42940 Offizieren, 1788795 Mann und 383498 Pferden erreicht. Hierbei befanden sich, auf Friedensfuß gestellt, 12 Infanterie- und 6 Kavallerie¬ divisionen, 3 Brigaden Schützen und 1 Brigade Sappeurs, welche Truppen, auf den Kriegsfuß gebracht, die Armee noch um etwa 200000 Mann vergrößert hätten. Auch gebot Rußland noch über einige Lokaltruppen, über die gesammte Reichswehr (die zwar zu einem Achtel in die Reservetruppeu aufgegangen, aber durch die Aushebung des Jahres 1877 wieder ergänzt worden war) und die Milizen. Wir meinen, das gibt zu denken. Doch ist dabei nicht außer Acht zu lassen, daß diese ungeheure Truppenmacht auch über ein ungeheures Terrain vertheilt und daß Rußland durch Aufgebot derselben dem Bankerott nahe gebracht war. Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig. Verlag von F. L', Herbig in Leipzig. — Druck von Hnthcl Ä Herrmann in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157675/436>, abgerufen am 03.07.2024.