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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Viertes Quartal.

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ging an Talleyrand ab, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß diese Ergüsse
schon damals den französischen Herrscher darauf aufmerksam gemacht haben,
ein wie gefüges Werkzeug sich in Dalberg gewinnen lasse. Jedenfalls wuchs
des Erzkanzlers Vertrauen ans den Gewaltherrn, je unsichrer ihm jeder andere
Halt schien; schon am 3. Dezember schrieb er seinem getreuen Albini, als es
sich darum handelte, für die fehlenden 350 000 si. Rente eine sichere Grundlage
zu schassen: "Einzig hoffe ich noch auf Buonaparte, der ein großer Mann ist,
und dann zähle ich auf Albini's hohen Genius, und bin auf Alles gefaßt."
Endlich tauchte im December der Vorschlag auf, die 350000 si. auf die Rhein¬
zölle anzuweisen, wogegen Dalberg nichts einzuwenden fand, und auf dieser
Grundlage erfolgte eine neue Note der Vermittler vom 11. Februar 1803.
Mit einigen Veränderungen wurde diese letzte Redaktion des Entschädigungs¬
entwurfs am 25. Februar vorgelegt, am 24. März mit Ausschließung der zur
Einziehung bestimmten geistlichen Stunde und Reichsstädte vom Reichstage an¬
genommen und am 27. April vom Kaiser ratificirt. Das heilige römische Reich
hatte fein Todesurtheil mit eigner Hand unterzeichnet.

Aber sein Erzkanzler ahnte nichts davon. Er schrieb am 7. April dankend
an Bonaparte, er pries sich in einem Briefe an Tallehrand am 22. April
glücklich, durch dessen Beihilfe so ausgestattet zu sein, qus son ssls se öff
travc>,ux xcmrrcmt inlluvr als zzlus su Plus sur 1s vcmksur as "a, putris, und
empfing gerührt die Versicherung Napoleons vom 27. April: ^s n'al, rü^llgH
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inanic^lis, und seine Bitte: ni'fers visu xsrsriÄäsv du xleüsir c^us H'al su as
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deutschen Reiches, der cmsrvL Is^um, der Geschäftsführer der Nation war schon
willig, sich an den Triumphwagen des fremden Gewaltherrn zu spannen.

Blieb mit dem Reichsdeputationshauptschluß die Reichsverfassung, wenn
auch in verwandelten Formen, äußerlich aufrecht, so war dagegen selbst für
Dalbergs sanguinische Auffassung der Zustand der deutschen katholischen Kirche,
den er geschaffen, einfach trostlos. Sie glich einer zerbröckelten Ruine. Die
linksrheinischen Gebiete sah er losgetrennt und nach dem französischen Konkor¬
dat vom 29. November 1801 unter französische Bischöfe gestellt oder mit fran¬
zösischen Diöcesen vereinigt; von den 27 Erzbisthümern und Bisthümern waren
nur noch 15 übrig, und diese sammt und sonders bis auf das von Mainz
ihrer weltlichen Besitzungen beraubt. Der Protest des Papstes vom 2. Oktober
1802 war von Dalberg, an den er sich als den Primas der deutschen Kirche


sichert: I's3tiro.s us ZZonaxarts sse eng> ^loirs. Ein Brief ähnlichen Inhalts
ging an Talleyrand ab, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß diese Ergüsse
schon damals den französischen Herrscher darauf aufmerksam gemacht haben,
ein wie gefüges Werkzeug sich in Dalberg gewinnen lasse. Jedenfalls wuchs
des Erzkanzlers Vertrauen ans den Gewaltherrn, je unsichrer ihm jeder andere
Halt schien; schon am 3. Dezember schrieb er seinem getreuen Albini, als es
sich darum handelte, für die fehlenden 350 000 si. Rente eine sichere Grundlage
zu schassen: „Einzig hoffe ich noch auf Buonaparte, der ein großer Mann ist,
und dann zähle ich auf Albini's hohen Genius, und bin auf Alles gefaßt."
Endlich tauchte im December der Vorschlag auf, die 350000 si. auf die Rhein¬
zölle anzuweisen, wogegen Dalberg nichts einzuwenden fand, und auf dieser
Grundlage erfolgte eine neue Note der Vermittler vom 11. Februar 1803.
Mit einigen Veränderungen wurde diese letzte Redaktion des Entschädigungs¬
entwurfs am 25. Februar vorgelegt, am 24. März mit Ausschließung der zur
Einziehung bestimmten geistlichen Stunde und Reichsstädte vom Reichstage an¬
genommen und am 27. April vom Kaiser ratificirt. Das heilige römische Reich
hatte fein Todesurtheil mit eigner Hand unterzeichnet.

Aber sein Erzkanzler ahnte nichts davon. Er schrieb am 7. April dankend
an Bonaparte, er pries sich in einem Briefe an Tallehrand am 22. April
glücklich, durch dessen Beihilfe so ausgestattet zu sein, qus son ssls se öff
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deutschen Reiches, der cmsrvL Is^um, der Geschäftsführer der Nation war schon
willig, sich an den Triumphwagen des fremden Gewaltherrn zu spannen.

Blieb mit dem Reichsdeputationshauptschluß die Reichsverfassung, wenn
auch in verwandelten Formen, äußerlich aufrecht, so war dagegen selbst für
Dalbergs sanguinische Auffassung der Zustand der deutschen katholischen Kirche,
den er geschaffen, einfach trostlos. Sie glich einer zerbröckelten Ruine. Die
linksrheinischen Gebiete sah er losgetrennt und nach dem französischen Konkor¬
dat vom 29. November 1801 unter französische Bischöfe gestellt oder mit fran¬
zösischen Diöcesen vereinigt; von den 27 Erzbisthümern und Bisthümern waren
nur noch 15 übrig, und diese sammt und sonders bis auf das von Mainz
ihrer weltlichen Besitzungen beraubt. Der Protest des Papstes vom 2. Oktober
1802 war von Dalberg, an den er sich als den Primas der deutschen Kirche


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157675/364>, abgerufen am 23.07.2024.