Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Viertes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Der letzte LrzKanzler des alten deutschen Ueichs.
Bon Otto Kaemmel. 1.

Zu den verdienstlichsten Arbeiten auf dem Gebiete der Geschichte des
napoleonischen Zeitalters, zu dessen Aufhellung jetzt so zahlreiche Forscher ihre
Kräfte vereinigen, gehört ohne Zweifel auch das vor kurzem ausgegebene Buch
eines Mannes, der schon durch mehrere Schriften um die Kenntniß unserer
klassischen Literaturepoche sich verdient gemacht, des Freiherrn Karl v. Beaulieu-
Marconnay über Dalberg.*) Vom Verleger vortrefflich ausgestattet und mit
dem Bildnisse Dalbergs nach einer Medaille geziert, welche ihn als Fürsten-
Primas darstellt, also aus den Jahren 1806--1810 herrührt, beruht das Werk
auf einer umfassenden Benutzung vor allem archivalischer, bis jetzt nur zum
kleinen Theile ausgebeuteter Quellen, zu denen Berlin, Wien, Magdeburg,
Würzburg, Dresden, Weimar, Frankfurt a. M. und Heidelberg beigetragen
haben; ein Dalbergsches Familienarchiv existirt leider nicht. Die vollständige
Benutzung aller einschlägigen gedruckten Hilfsmittel versteht sich von selbst. Auf
Grund dieses weitschichtigen Materials hat der Verfasser nicht nur eine Bio¬
graphie Dalbergs geliefert, sondern von der Stelle aus, die der Held seines
Buches einnimmt, zahlreiche interessante Streiflichter fallen lassen auf alle die
verwickelten und verworrenen Verhältnisse, in welche Dalberg hineingezogen
wurde. Strengste Objektivität bezeichnet er dabei als seinen obersten Grund¬
satz, er will die Mitte einhalten zwischen "der überschwcinglichen Panegyrik
Krämers" und "der schneidenden Kritik Häussers", und in der That, wenn
man unter Objektivität das Bestreben versteht, alle Momente der Beurtheilung
unverkürzt zur Geltung kommen zu lassen, so hat er dies Ziel, völlig erreicht.



*) Karl v. Dalberg und seine Zeit. Zur Biographie und Charakteristik des
Fürsten-Primas. Von Karl Freiherrn v. Beaulieu-Marconnay. Weimar, Bostan,
, 1379. Zwei Bünde.
Grenzboten IV. 1879. 48
Der letzte LrzKanzler des alten deutschen Ueichs.
Bon Otto Kaemmel. 1.

Zu den verdienstlichsten Arbeiten auf dem Gebiete der Geschichte des
napoleonischen Zeitalters, zu dessen Aufhellung jetzt so zahlreiche Forscher ihre
Kräfte vereinigen, gehört ohne Zweifel auch das vor kurzem ausgegebene Buch
eines Mannes, der schon durch mehrere Schriften um die Kenntniß unserer
klassischen Literaturepoche sich verdient gemacht, des Freiherrn Karl v. Beaulieu-
Marconnay über Dalberg.*) Vom Verleger vortrefflich ausgestattet und mit
dem Bildnisse Dalbergs nach einer Medaille geziert, welche ihn als Fürsten-
Primas darstellt, also aus den Jahren 1806—1810 herrührt, beruht das Werk
auf einer umfassenden Benutzung vor allem archivalischer, bis jetzt nur zum
kleinen Theile ausgebeuteter Quellen, zu denen Berlin, Wien, Magdeburg,
Würzburg, Dresden, Weimar, Frankfurt a. M. und Heidelberg beigetragen
haben; ein Dalbergsches Familienarchiv existirt leider nicht. Die vollständige
Benutzung aller einschlägigen gedruckten Hilfsmittel versteht sich von selbst. Auf
Grund dieses weitschichtigen Materials hat der Verfasser nicht nur eine Bio¬
graphie Dalbergs geliefert, sondern von der Stelle aus, die der Held seines
Buches einnimmt, zahlreiche interessante Streiflichter fallen lassen auf alle die
verwickelten und verworrenen Verhältnisse, in welche Dalberg hineingezogen
wurde. Strengste Objektivität bezeichnet er dabei als seinen obersten Grund¬
satz, er will die Mitte einhalten zwischen „der überschwcinglichen Panegyrik
Krämers" und „der schneidenden Kritik Häussers", und in der That, wenn
man unter Objektivität das Bestreben versteht, alle Momente der Beurtheilung
unverkürzt zur Geltung kommen zu lassen, so hat er dies Ziel, völlig erreicht.



*) Karl v. Dalberg und seine Zeit. Zur Biographie und Charakteristik des
Fürsten-Primas. Von Karl Freiherrn v. Beaulieu-Marconnay. Weimar, Bostan,
, 1379. Zwei Bünde.
Grenzboten IV. 1879. 48
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0349" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/143404"/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Der letzte LrzKanzler des alten deutschen Ueichs.<lb/><note type="byline"> Bon Otto Kaemmel.</note> 1.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1055" next="#ID_1056"> Zu den verdienstlichsten Arbeiten auf dem Gebiete der Geschichte des<lb/>
napoleonischen Zeitalters, zu dessen Aufhellung jetzt so zahlreiche Forscher ihre<lb/>
Kräfte vereinigen, gehört ohne Zweifel auch das vor kurzem ausgegebene Buch<lb/>
eines Mannes, der schon durch mehrere Schriften um die Kenntniß unserer<lb/>
klassischen Literaturepoche sich verdient gemacht, des Freiherrn Karl v. Beaulieu-<lb/>
Marconnay über Dalberg.*) Vom Verleger vortrefflich ausgestattet und mit<lb/>
dem Bildnisse Dalbergs nach einer Medaille geziert, welche ihn als Fürsten-<lb/>
Primas darstellt, also aus den Jahren 1806&#x2014;1810 herrührt, beruht das Werk<lb/>
auf einer umfassenden Benutzung vor allem archivalischer, bis jetzt nur zum<lb/>
kleinen Theile ausgebeuteter Quellen, zu denen Berlin, Wien, Magdeburg,<lb/>
Würzburg, Dresden, Weimar, Frankfurt a. M. und Heidelberg beigetragen<lb/>
haben; ein Dalbergsches Familienarchiv existirt leider nicht. Die vollständige<lb/>
Benutzung aller einschlägigen gedruckten Hilfsmittel versteht sich von selbst. Auf<lb/>
Grund dieses weitschichtigen Materials hat der Verfasser nicht nur eine Bio¬<lb/>
graphie Dalbergs geliefert, sondern von der Stelle aus, die der Held seines<lb/>
Buches einnimmt, zahlreiche interessante Streiflichter fallen lassen auf alle die<lb/>
verwickelten und verworrenen Verhältnisse, in welche Dalberg hineingezogen<lb/>
wurde. Strengste Objektivität bezeichnet er dabei als seinen obersten Grund¬<lb/>
satz, er will die Mitte einhalten zwischen &#x201E;der überschwcinglichen Panegyrik<lb/>
Krämers" und &#x201E;der schneidenden Kritik Häussers", und in der That, wenn<lb/>
man unter Objektivität das Bestreben versteht, alle Momente der Beurtheilung<lb/>
unverkürzt zur Geltung kommen zu lassen, so hat er dies Ziel, völlig erreicht.</p><lb/>
          <note xml:id="FID_46" place="foot"> *) Karl v. Dalberg und seine Zeit. Zur Biographie und Charakteristik des<lb/>
Fürsten-Primas. Von Karl Freiherrn v. Beaulieu-Marconnay. Weimar, Bostan,<lb/>
, 1379. Zwei Bünde.</note><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV. 1879. 48</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0349] Der letzte LrzKanzler des alten deutschen Ueichs. Bon Otto Kaemmel. 1. Zu den verdienstlichsten Arbeiten auf dem Gebiete der Geschichte des napoleonischen Zeitalters, zu dessen Aufhellung jetzt so zahlreiche Forscher ihre Kräfte vereinigen, gehört ohne Zweifel auch das vor kurzem ausgegebene Buch eines Mannes, der schon durch mehrere Schriften um die Kenntniß unserer klassischen Literaturepoche sich verdient gemacht, des Freiherrn Karl v. Beaulieu- Marconnay über Dalberg.*) Vom Verleger vortrefflich ausgestattet und mit dem Bildnisse Dalbergs nach einer Medaille geziert, welche ihn als Fürsten- Primas darstellt, also aus den Jahren 1806—1810 herrührt, beruht das Werk auf einer umfassenden Benutzung vor allem archivalischer, bis jetzt nur zum kleinen Theile ausgebeuteter Quellen, zu denen Berlin, Wien, Magdeburg, Würzburg, Dresden, Weimar, Frankfurt a. M. und Heidelberg beigetragen haben; ein Dalbergsches Familienarchiv existirt leider nicht. Die vollständige Benutzung aller einschlägigen gedruckten Hilfsmittel versteht sich von selbst. Auf Grund dieses weitschichtigen Materials hat der Verfasser nicht nur eine Bio¬ graphie Dalbergs geliefert, sondern von der Stelle aus, die der Held seines Buches einnimmt, zahlreiche interessante Streiflichter fallen lassen auf alle die verwickelten und verworrenen Verhältnisse, in welche Dalberg hineingezogen wurde. Strengste Objektivität bezeichnet er dabei als seinen obersten Grund¬ satz, er will die Mitte einhalten zwischen „der überschwcinglichen Panegyrik Krämers" und „der schneidenden Kritik Häussers", und in der That, wenn man unter Objektivität das Bestreben versteht, alle Momente der Beurtheilung unverkürzt zur Geltung kommen zu lassen, so hat er dies Ziel, völlig erreicht. *) Karl v. Dalberg und seine Zeit. Zur Biographie und Charakteristik des Fürsten-Primas. Von Karl Freiherrn v. Beaulieu-Marconnay. Weimar, Bostan, , 1379. Zwei Bünde. Grenzboten IV. 1879. 48

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157675/349
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157675/349>, abgerufen am 03.07.2024.