Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Viertes Quartal.aber, wem: er Frieden schließen will, legt niemals Bedingungen ans, die nur Literaten. Schillers Vater. Ein Lebensbild von Oskar Brosin. Leipzig, B. Schlicke, 1879. Ein größerer, wichtigerer Beitrag zur Schiller-Literatur ist gegenwärtig ein aber, wem: er Frieden schließen will, legt niemals Bedingungen ans, die nur Literaten. Schillers Vater. Ein Lebensbild von Oskar Brosin. Leipzig, B. Schlicke, 1879. Ein größerer, wichtigerer Beitrag zur Schiller-Literatur ist gegenwärtig ein <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0134" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/143189"/> <p xml:id="ID_422" prev="#ID_421"> aber, wem: er Frieden schließen will, legt niemals Bedingungen ans, die nur<lb/> ertragen werden können, so lange die höchste Noth es gebietet. Darum glauben<lb/> wir an einen Friedensschluß, der beiden Theilen annehmbar und vortheilhaft<lb/> ist. Aber die Schwierigkeiten mögen noch groß sein, wo so viel Verblendung<lb/> und bösartige Gesinnung dem obersten Willen sich in den Weg stellen, wo so<lb/> viel historische Symbolik auch dem verständigen Willen ein schwer zu umgehen¬<lb/> des Hinderniß bildet. Dennoch halten wir an der Friedenshvsfnung fest. Auch<lb/> das glauben wir, daß die Leitung des Zentrums klug genug ist, dem großen<lb/> und schweren Werke des Ausgleichs zwischen Deutschland und Rom sich nicht<lb/><note type="byline"> ^</note> mit unzweckmäßigen Schritten in den Weg zu stellen. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Literaten.</head><lb/> <div n="2"> <head> Schillers Vater. Ein Lebensbild von Oskar Brosin. Leipzig,<lb/> B. Schlicke, 1879.</head><lb/> <p xml:id="ID_423" next="#ID_424"> Ein größerer, wichtigerer Beitrag zur Schiller-Literatur ist gegenwärtig ein<lb/> seltner Vogel. Während in den 50 er Jahren die Nähe von Schillers hundert¬<lb/> jährigem Geburtstage eine reiche Fülle von Schiller-Literatur hervortrieb, die<lb/> auch, nachdem das Fest vorüber war, noch eine Zeit lang sich ergoß, schien sie<lb/> in den 60 er Jahren ziemlich zu versiegen; statt dessen fluthete die Goethe-<lb/> Literatur in immer breiteren Wogen heran. Heute mag das Verhältniß sich<lb/> etwa so gestaltet haben, daß auf eiuen Beitrag zur Kenntniß Schillers deren<lb/> zwanzig zur Kenntniß Goethes kommen. Jeder, der die Fortschritte unsrer<lb/> Literaturwissenschaft verfolgt, wird dies bestätigen können. Was zu diesem Um¬<lb/> schwunge vor allem beigetragen, die allmähliche Erschöpfung der Quellen auf<lb/> der einen, die ununterbrochene Erschließung neuer Quellen auf der andern<lb/> Seite, oder abnehmende Begeisterung für Schiller und ein immer weitere Kreise<lb/> erfassendes Sicheinleben in Goethe — das soll hier nicht des Breiteren unter¬<lb/> sucht werden; die Thatsache aber liegt vor aller Augen. Bezeichnend ist es<lb/> nnter anderm, daß ein so reichhaltiges Qnellenwerk wie das 1859 erschienene<lb/> Buch: „Schillers Beziehungen zu Eltern, Geschwistern und der Familie Wolzogen"<lb/> bisher nicht genügend verwerthet ist. Der Versuch, das dort gebotene Material<lb/> z. B. zu einer einheitlichen, abgerundeten Lebensskizze von Schillers Vater zu ver¬<lb/> wenden, lag nicht so fern. Dennoch hat man sich bisher mit der veralteten, viel¬<lb/> fach unbestimmten und irrigen Darstellung von Saupe begnügt. Zwar bietet die</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0134]
aber, wem: er Frieden schließen will, legt niemals Bedingungen ans, die nur
ertragen werden können, so lange die höchste Noth es gebietet. Darum glauben
wir an einen Friedensschluß, der beiden Theilen annehmbar und vortheilhaft
ist. Aber die Schwierigkeiten mögen noch groß sein, wo so viel Verblendung
und bösartige Gesinnung dem obersten Willen sich in den Weg stellen, wo so
viel historische Symbolik auch dem verständigen Willen ein schwer zu umgehen¬
des Hinderniß bildet. Dennoch halten wir an der Friedenshvsfnung fest. Auch
das glauben wir, daß die Leitung des Zentrums klug genug ist, dem großen
und schweren Werke des Ausgleichs zwischen Deutschland und Rom sich nicht
^ mit unzweckmäßigen Schritten in den Weg zu stellen.
Literaten.
Schillers Vater. Ein Lebensbild von Oskar Brosin. Leipzig,
B. Schlicke, 1879.
Ein größerer, wichtigerer Beitrag zur Schiller-Literatur ist gegenwärtig ein
seltner Vogel. Während in den 50 er Jahren die Nähe von Schillers hundert¬
jährigem Geburtstage eine reiche Fülle von Schiller-Literatur hervortrieb, die
auch, nachdem das Fest vorüber war, noch eine Zeit lang sich ergoß, schien sie
in den 60 er Jahren ziemlich zu versiegen; statt dessen fluthete die Goethe-
Literatur in immer breiteren Wogen heran. Heute mag das Verhältniß sich
etwa so gestaltet haben, daß auf eiuen Beitrag zur Kenntniß Schillers deren
zwanzig zur Kenntniß Goethes kommen. Jeder, der die Fortschritte unsrer
Literaturwissenschaft verfolgt, wird dies bestätigen können. Was zu diesem Um¬
schwunge vor allem beigetragen, die allmähliche Erschöpfung der Quellen auf
der einen, die ununterbrochene Erschließung neuer Quellen auf der andern
Seite, oder abnehmende Begeisterung für Schiller und ein immer weitere Kreise
erfassendes Sicheinleben in Goethe — das soll hier nicht des Breiteren unter¬
sucht werden; die Thatsache aber liegt vor aller Augen. Bezeichnend ist es
nnter anderm, daß ein so reichhaltiges Qnellenwerk wie das 1859 erschienene
Buch: „Schillers Beziehungen zu Eltern, Geschwistern und der Familie Wolzogen"
bisher nicht genügend verwerthet ist. Der Versuch, das dort gebotene Material
z. B. zu einer einheitlichen, abgerundeten Lebensskizze von Schillers Vater zu ver¬
wenden, lag nicht so fern. Dennoch hat man sich bisher mit der veralteten, viel¬
fach unbestimmten und irrigen Darstellung von Saupe begnügt. Zwar bietet die
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