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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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keine Blumen, Früchte oder Thiere mit abgebildet werden, da diese die Anf-
merksamkeit der Indianer von der Hauptsache ablenkten.

1638 fanden einige wichtige Veränderungen in der Mission statt, Die
Jesuiten verließen die Stadt Jhonatiria, die von der Seuche verödet war, und
siedelten nach dem an der Südgrenze des Huronenlandes gelegenen großen
Orte Teanaustaye über. In Ossossane aber ließen sie sich von Arbeitern
aus Quebek neben ihrem Hause eine besondere Kapelle banen, in der von da
an der Gottesdienst abgehalten wurde. Sonst blieb die Lebensweise der Mis¬
sionäre dieselbe wie früher. Sie hatten es nur wenig bequemer als die Indianer.
Obwohl ihr Haus durch zahlreiche Lücken in den Wänden ventilirt war, roch
es doch stets nach Ruß und Rauch, und wenn der Wind von einer gewissen
Richtung herwehte, erstickten die Insassen fast von dem Qualme. Bei ihren
Mahlzeiten saßen sie auf Klötzen um das Feuer, über welchem der Kochkessel
hing. Jeder hatte eine hölzerne Schüssel vor sich auf dem Schooße, die, da
sie schwer zu transportiren war, auf den Werth eines Biberpelzes oder hundert
Franken geschätzt wurde. Ihre Nahrung bestand aus Maisbrei, der in Er¬
mangelung von Salz mit Stücken geräucherten Fisches gewürzt wurde und
ungefähr wie Tapezirerkleister schmeckte. Zur Erntezeit gab es zur Abwechse¬
lung grünen Mais oder einen in der Asche gerösteten Kürbis. Die Jesuiten
bebauten ein Stück Land, Sälen darauf aber nur den Weizen, dessen sie zur
Bereitung ihrer Hostien bedurften. Ihre sonstige Nahrung erhielten sie mit
Ausnahme des einen oder des andern Stückes Wildpret, das ihnen die Gewehre
ihrer weltlichen Begleiter lieferten, von den Indianern, denen sie dafür Tuch,
Messer, Nadeln und Glasperlen schenkten. Ihr Vorrath von Abendmahlswein
war so gering, daß sie sich auf vier bis fünf Tropfen für jede Messe be¬
schränkten. Ihr Leben war streng geregelt. Früh vier Uhr rief eine Glocke
sie von ihrem Rindenlager. Dann folgten Messen, Privatandachten, das Lesen
religiöser Bücher und das Frühstück. Von acht Uhr an empfingen sie den
Besuch von Indianern. Später gingen einige von ihnen auf den Seelenfang
außer dem Hause, während die Zurückbleibenden das Hans vor Dieben be¬
wachten. Die Missionäre durchzogen zunächst die ihren Niederlassungen benach¬
barten Jndianerdörfer, dann das ganze Huronenland und zuletzt auch das Gebiet
der daneben wohnenden Tabaksnation, wo sie aber übel aufgenommen wurden
und, nachdem sie wiederholt in Gefahr gewesen waren, ermordet zu werden,
unverrichteter Sache umkehren mußten.

Ebenso erging es Brebeuf und Chaumonot im Lande der Neutralen.
"Geht und verlaßt unser Land," sagte ihnen hier u. a. ein alter Häuptling,
"sonst stecken wir euch in den Kessel und bereiten uns aus euch eine Mahl¬
zeit." -- "Ich habe jetzt genng vom dunkeln Fleische unsrer Feinde gehabt,"


keine Blumen, Früchte oder Thiere mit abgebildet werden, da diese die Anf-
merksamkeit der Indianer von der Hauptsache ablenkten.

1638 fanden einige wichtige Veränderungen in der Mission statt, Die
Jesuiten verließen die Stadt Jhonatiria, die von der Seuche verödet war, und
siedelten nach dem an der Südgrenze des Huronenlandes gelegenen großen
Orte Teanaustaye über. In Ossossane aber ließen sie sich von Arbeitern
aus Quebek neben ihrem Hause eine besondere Kapelle banen, in der von da
an der Gottesdienst abgehalten wurde. Sonst blieb die Lebensweise der Mis¬
sionäre dieselbe wie früher. Sie hatten es nur wenig bequemer als die Indianer.
Obwohl ihr Haus durch zahlreiche Lücken in den Wänden ventilirt war, roch
es doch stets nach Ruß und Rauch, und wenn der Wind von einer gewissen
Richtung herwehte, erstickten die Insassen fast von dem Qualme. Bei ihren
Mahlzeiten saßen sie auf Klötzen um das Feuer, über welchem der Kochkessel
hing. Jeder hatte eine hölzerne Schüssel vor sich auf dem Schooße, die, da
sie schwer zu transportiren war, auf den Werth eines Biberpelzes oder hundert
Franken geschätzt wurde. Ihre Nahrung bestand aus Maisbrei, der in Er¬
mangelung von Salz mit Stücken geräucherten Fisches gewürzt wurde und
ungefähr wie Tapezirerkleister schmeckte. Zur Erntezeit gab es zur Abwechse¬
lung grünen Mais oder einen in der Asche gerösteten Kürbis. Die Jesuiten
bebauten ein Stück Land, Sälen darauf aber nur den Weizen, dessen sie zur
Bereitung ihrer Hostien bedurften. Ihre sonstige Nahrung erhielten sie mit
Ausnahme des einen oder des andern Stückes Wildpret, das ihnen die Gewehre
ihrer weltlichen Begleiter lieferten, von den Indianern, denen sie dafür Tuch,
Messer, Nadeln und Glasperlen schenkten. Ihr Vorrath von Abendmahlswein
war so gering, daß sie sich auf vier bis fünf Tropfen für jede Messe be¬
schränkten. Ihr Leben war streng geregelt. Früh vier Uhr rief eine Glocke
sie von ihrem Rindenlager. Dann folgten Messen, Privatandachten, das Lesen
religiöser Bücher und das Frühstück. Von acht Uhr an empfingen sie den
Besuch von Indianern. Später gingen einige von ihnen auf den Seelenfang
außer dem Hause, während die Zurückbleibenden das Hans vor Dieben be¬
wachten. Die Missionäre durchzogen zunächst die ihren Niederlassungen benach¬
barten Jndianerdörfer, dann das ganze Huronenland und zuletzt auch das Gebiet
der daneben wohnenden Tabaksnation, wo sie aber übel aufgenommen wurden
und, nachdem sie wiederholt in Gefahr gewesen waren, ermordet zu werden,
unverrichteter Sache umkehren mußten.

Ebenso erging es Brebeuf und Chaumonot im Lande der Neutralen.
„Geht und verlaßt unser Land," sagte ihnen hier u. a. ein alter Häuptling,
„sonst stecken wir euch in den Kessel und bereiten uns aus euch eine Mahl¬
zeit." — „Ich habe jetzt genng vom dunkeln Fleische unsrer Feinde gehabt,"


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[0387] keine Blumen, Früchte oder Thiere mit abgebildet werden, da diese die Anf- merksamkeit der Indianer von der Hauptsache ablenkten. 1638 fanden einige wichtige Veränderungen in der Mission statt, Die Jesuiten verließen die Stadt Jhonatiria, die von der Seuche verödet war, und siedelten nach dem an der Südgrenze des Huronenlandes gelegenen großen Orte Teanaustaye über. In Ossossane aber ließen sie sich von Arbeitern aus Quebek neben ihrem Hause eine besondere Kapelle banen, in der von da an der Gottesdienst abgehalten wurde. Sonst blieb die Lebensweise der Mis¬ sionäre dieselbe wie früher. Sie hatten es nur wenig bequemer als die Indianer. Obwohl ihr Haus durch zahlreiche Lücken in den Wänden ventilirt war, roch es doch stets nach Ruß und Rauch, und wenn der Wind von einer gewissen Richtung herwehte, erstickten die Insassen fast von dem Qualme. Bei ihren Mahlzeiten saßen sie auf Klötzen um das Feuer, über welchem der Kochkessel hing. Jeder hatte eine hölzerne Schüssel vor sich auf dem Schooße, die, da sie schwer zu transportiren war, auf den Werth eines Biberpelzes oder hundert Franken geschätzt wurde. Ihre Nahrung bestand aus Maisbrei, der in Er¬ mangelung von Salz mit Stücken geräucherten Fisches gewürzt wurde und ungefähr wie Tapezirerkleister schmeckte. Zur Erntezeit gab es zur Abwechse¬ lung grünen Mais oder einen in der Asche gerösteten Kürbis. Die Jesuiten bebauten ein Stück Land, Sälen darauf aber nur den Weizen, dessen sie zur Bereitung ihrer Hostien bedurften. Ihre sonstige Nahrung erhielten sie mit Ausnahme des einen oder des andern Stückes Wildpret, das ihnen die Gewehre ihrer weltlichen Begleiter lieferten, von den Indianern, denen sie dafür Tuch, Messer, Nadeln und Glasperlen schenkten. Ihr Vorrath von Abendmahlswein war so gering, daß sie sich auf vier bis fünf Tropfen für jede Messe be¬ schränkten. Ihr Leben war streng geregelt. Früh vier Uhr rief eine Glocke sie von ihrem Rindenlager. Dann folgten Messen, Privatandachten, das Lesen religiöser Bücher und das Frühstück. Von acht Uhr an empfingen sie den Besuch von Indianern. Später gingen einige von ihnen auf den Seelenfang außer dem Hause, während die Zurückbleibenden das Hans vor Dieben be¬ wachten. Die Missionäre durchzogen zunächst die ihren Niederlassungen benach¬ barten Jndianerdörfer, dann das ganze Huronenland und zuletzt auch das Gebiet der daneben wohnenden Tabaksnation, wo sie aber übel aufgenommen wurden und, nachdem sie wiederholt in Gefahr gewesen waren, ermordet zu werden, unverrichteter Sache umkehren mußten. Ebenso erging es Brebeuf und Chaumonot im Lande der Neutralen. „Geht und verlaßt unser Land," sagte ihnen hier u. a. ein alter Häuptling, „sonst stecken wir euch in den Kessel und bereiten uns aus euch eine Mahl¬ zeit." — „Ich habe jetzt genng vom dunkeln Fleische unsrer Feinde gehabt,"

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/387>, abgerufen am 27.11.2024.