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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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üppig auf hohem und abgedachten Terrain, besonders auf altem Waldboden,
wo noch mächtige Bäume in weiten Zwischenräumen stehen und einen wohl¬
thätigen Schatten gewähren. Der Samen würde leicht von China zu beschaffen
sein und würde, wenn zur geeigneten Jahreszeit gesammelt und in feuchten
Sand verpackt, in gutem, keimendem Zustande ankommen. Die erste lohnende
Frucht gibt die Theestaude im dritten Jahre nach Einsetzung des Samenkornes.

Die deutsche Handels- und Plantagengesellschaft hat seit 1874 ihren Land¬
besitz von 25000 Morgen werthvollen Bodens auf 120000 vermehrt, hat sich
also thatsächlich den zehnten Theil alles kulturfähigen Landes der Inseln durch
Kauf erworben. Allerdings muß letzterer mit großer Vorsicht unternommen
werden, da nicht selten die Eingebornen Strecken verkaufen, deren Besitz von
verschiedenen Eigenthümern beansprucht wird, so daß Reklamationen nicht zu
den Seltenheiten gehören. Es erweist sich daher als nothwendig, daß nicht
nur alle stimmfähigen Familienglieder um ihre Erlaubniß befragt werdeu,
sondern auch der betreffende Häuptling mit zu dem Handel gezogen wird, um
dem Vertrag einen gewissen offiziellen Anstrich zu geben. Daß von diesem
bedeutenden Landbesitz der deutschen Gesellschaft jetzt nur 4000 Morgen kulti-
virt werden und zwar in Gestalt von vier Plantagen auf Upolu und einer
auf Savaii, hat seinen Grund in besonderen Verhältnissen.

Die Eingebornen, die Herren des Landes, deren angeborne Arbeitsscheu
weder durch die Lehre noch dnrch das Beispiel der Missionäre hat überwunden
werden können, geben sich zu der wenn auch nicht sehr anstrengenden, so doch
andauernden, beständigen Thätigkeit auf den Plantagen nicht her, fondern ziehen
es vor, sei es durch eignen Anbau einiger Kulturpflanzen, sei es durch Verkauf
ihrer Ländereien, den nöthigen Lebensunterhalt zu gewinnen. Sie erhalten
für die aus Thälern und erhöhten Plateaux bestehenden Gebiete von tiefem,
weichem, vulkanischem Boden, der an manchen Stellen bewaldet ist und wegen
seiner reichen Wasserkraft für Mühlenbetrieb günstige Stellen bietet, für den
Acre, je nachdem, ein bis fünf Dollars. Das beste Uferland wird mit zehn
bis fünfzehn Dollars bezahlt. Als Kaufschilling dienen in der Regel Tausch¬
waaren wie Waffen, Munition, Manufakturwaaren, Zeuge u. tgi. Mit Rück¬
sicht auf die aus zweifelhaften Besitztiteln entstehenden Unannehmlichkeiten hat
die Regierung zwar weitere Landverkäufe untersagt, bei der notorischen Schwäche
derselben bleibt es aber sehr zweifelhaft, ob sich die Unterthanen diese bequeme
Art des Verdienstes entgehen lassen wollen. Kommt es wirklich vor, daß sich
einer zur Arbeit bequemt, so berechnet er für jedes Tagewerk mindestens
1 Dollar, ohne sich für längere Zeit zu Plantagen-Dienstleistungen zu ver¬
pflichten. Eher entschließen sie sich, häusliche Dienstleistungen zu übernehmen.

Diese große Schwierigkeit der Beschaffung tüchtiger und ausdauernder


Grenzboten Hi. 1379. 33

üppig auf hohem und abgedachten Terrain, besonders auf altem Waldboden,
wo noch mächtige Bäume in weiten Zwischenräumen stehen und einen wohl¬
thätigen Schatten gewähren. Der Samen würde leicht von China zu beschaffen
sein und würde, wenn zur geeigneten Jahreszeit gesammelt und in feuchten
Sand verpackt, in gutem, keimendem Zustande ankommen. Die erste lohnende
Frucht gibt die Theestaude im dritten Jahre nach Einsetzung des Samenkornes.

Die deutsche Handels- und Plantagengesellschaft hat seit 1874 ihren Land¬
besitz von 25000 Morgen werthvollen Bodens auf 120000 vermehrt, hat sich
also thatsächlich den zehnten Theil alles kulturfähigen Landes der Inseln durch
Kauf erworben. Allerdings muß letzterer mit großer Vorsicht unternommen
werden, da nicht selten die Eingebornen Strecken verkaufen, deren Besitz von
verschiedenen Eigenthümern beansprucht wird, so daß Reklamationen nicht zu
den Seltenheiten gehören. Es erweist sich daher als nothwendig, daß nicht
nur alle stimmfähigen Familienglieder um ihre Erlaubniß befragt werdeu,
sondern auch der betreffende Häuptling mit zu dem Handel gezogen wird, um
dem Vertrag einen gewissen offiziellen Anstrich zu geben. Daß von diesem
bedeutenden Landbesitz der deutschen Gesellschaft jetzt nur 4000 Morgen kulti-
virt werden und zwar in Gestalt von vier Plantagen auf Upolu und einer
auf Savaii, hat seinen Grund in besonderen Verhältnissen.

Die Eingebornen, die Herren des Landes, deren angeborne Arbeitsscheu
weder durch die Lehre noch dnrch das Beispiel der Missionäre hat überwunden
werden können, geben sich zu der wenn auch nicht sehr anstrengenden, so doch
andauernden, beständigen Thätigkeit auf den Plantagen nicht her, fondern ziehen
es vor, sei es durch eignen Anbau einiger Kulturpflanzen, sei es durch Verkauf
ihrer Ländereien, den nöthigen Lebensunterhalt zu gewinnen. Sie erhalten
für die aus Thälern und erhöhten Plateaux bestehenden Gebiete von tiefem,
weichem, vulkanischem Boden, der an manchen Stellen bewaldet ist und wegen
seiner reichen Wasserkraft für Mühlenbetrieb günstige Stellen bietet, für den
Acre, je nachdem, ein bis fünf Dollars. Das beste Uferland wird mit zehn
bis fünfzehn Dollars bezahlt. Als Kaufschilling dienen in der Regel Tausch¬
waaren wie Waffen, Munition, Manufakturwaaren, Zeuge u. tgi. Mit Rück¬
sicht auf die aus zweifelhaften Besitztiteln entstehenden Unannehmlichkeiten hat
die Regierung zwar weitere Landverkäufe untersagt, bei der notorischen Schwäche
derselben bleibt es aber sehr zweifelhaft, ob sich die Unterthanen diese bequeme
Art des Verdienstes entgehen lassen wollen. Kommt es wirklich vor, daß sich
einer zur Arbeit bequemt, so berechnet er für jedes Tagewerk mindestens
1 Dollar, ohne sich für längere Zeit zu Plantagen-Dienstleistungen zu ver¬
pflichten. Eher entschließen sie sich, häusliche Dienstleistungen zu übernehmen.

Diese große Schwierigkeit der Beschaffung tüchtiger und ausdauernder


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[0295] üppig auf hohem und abgedachten Terrain, besonders auf altem Waldboden, wo noch mächtige Bäume in weiten Zwischenräumen stehen und einen wohl¬ thätigen Schatten gewähren. Der Samen würde leicht von China zu beschaffen sein und würde, wenn zur geeigneten Jahreszeit gesammelt und in feuchten Sand verpackt, in gutem, keimendem Zustande ankommen. Die erste lohnende Frucht gibt die Theestaude im dritten Jahre nach Einsetzung des Samenkornes. Die deutsche Handels- und Plantagengesellschaft hat seit 1874 ihren Land¬ besitz von 25000 Morgen werthvollen Bodens auf 120000 vermehrt, hat sich also thatsächlich den zehnten Theil alles kulturfähigen Landes der Inseln durch Kauf erworben. Allerdings muß letzterer mit großer Vorsicht unternommen werden, da nicht selten die Eingebornen Strecken verkaufen, deren Besitz von verschiedenen Eigenthümern beansprucht wird, so daß Reklamationen nicht zu den Seltenheiten gehören. Es erweist sich daher als nothwendig, daß nicht nur alle stimmfähigen Familienglieder um ihre Erlaubniß befragt werdeu, sondern auch der betreffende Häuptling mit zu dem Handel gezogen wird, um dem Vertrag einen gewissen offiziellen Anstrich zu geben. Daß von diesem bedeutenden Landbesitz der deutschen Gesellschaft jetzt nur 4000 Morgen kulti- virt werden und zwar in Gestalt von vier Plantagen auf Upolu und einer auf Savaii, hat seinen Grund in besonderen Verhältnissen. Die Eingebornen, die Herren des Landes, deren angeborne Arbeitsscheu weder durch die Lehre noch dnrch das Beispiel der Missionäre hat überwunden werden können, geben sich zu der wenn auch nicht sehr anstrengenden, so doch andauernden, beständigen Thätigkeit auf den Plantagen nicht her, fondern ziehen es vor, sei es durch eignen Anbau einiger Kulturpflanzen, sei es durch Verkauf ihrer Ländereien, den nöthigen Lebensunterhalt zu gewinnen. Sie erhalten für die aus Thälern und erhöhten Plateaux bestehenden Gebiete von tiefem, weichem, vulkanischem Boden, der an manchen Stellen bewaldet ist und wegen seiner reichen Wasserkraft für Mühlenbetrieb günstige Stellen bietet, für den Acre, je nachdem, ein bis fünf Dollars. Das beste Uferland wird mit zehn bis fünfzehn Dollars bezahlt. Als Kaufschilling dienen in der Regel Tausch¬ waaren wie Waffen, Munition, Manufakturwaaren, Zeuge u. tgi. Mit Rück¬ sicht auf die aus zweifelhaften Besitztiteln entstehenden Unannehmlichkeiten hat die Regierung zwar weitere Landverkäufe untersagt, bei der notorischen Schwäche derselben bleibt es aber sehr zweifelhaft, ob sich die Unterthanen diese bequeme Art des Verdienstes entgehen lassen wollen. Kommt es wirklich vor, daß sich einer zur Arbeit bequemt, so berechnet er für jedes Tagewerk mindestens 1 Dollar, ohne sich für längere Zeit zu Plantagen-Dienstleistungen zu ver¬ pflichten. Eher entschließen sie sich, häusliche Dienstleistungen zu übernehmen. Diese große Schwierigkeit der Beschaffung tüchtiger und ausdauernder Grenzboten Hi. 1379. 33

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/295>, abgerufen am 01.09.2024.