Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.nähme der Vermessungs- und Untersuchungskosten zu erlangen. Die Bürger¬ Bald darauf, Anfang Dezember, ging zur weiteren Betreibung der Ange¬ Die Regierung gab bald ihre Zustimmung zu den Wünschen der Eingabe, Inzwischen hatte sich der Anschluß Sachsen's an den Zollverein vollzogen. nähme der Vermessungs- und Untersuchungskosten zu erlangen. Die Bürger¬ Bald darauf, Anfang Dezember, ging zur weiteren Betreibung der Ange¬ Die Regierung gab bald ihre Zustimmung zu den Wünschen der Eingabe, Inzwischen hatte sich der Anschluß Sachsen's an den Zollverein vollzogen. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0024" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/142521"/> <p xml:id="ID_59" prev="#ID_58"> nähme der Vermessungs- und Untersuchungskosten zu erlangen. Die Bürger¬<lb/> schaft wurde durch v. Langen« zu einer Versammlung aufgefordert, um die<lb/> Eingabe zu unterzeichnen. Die Versammlung war stark besucht, und die Peti¬<lb/> tion bedeckte sich mit 316 Unterschriften. Am 20. November 1833 ging sie nach<lb/> Dresden ab.</p><lb/> <p xml:id="ID_60"> Bald darauf, Anfang Dezember, ging zur weiteren Betreibung der Ange¬<lb/> legenheit eine Deputation nach Dresden. Harkort und Seyfferth waren Mit¬<lb/> glieder derselben. List war dazu nicht eingeladen, hielt es aber für gerathen,<lb/> auf eigene Hand nach Dresden zu gehen, weil er nicht nur die öffentliche<lb/> Meinung in Leipzig und Sachsen gewinnen wollte, was er durch ein eignes<lb/> zu diesem Zwecke gegründetes Blatt, das „National-Magazin", erreichte, sondern<lb/> auch die Regierung persönlich für seine Pläne erwärmen wollte. Die Depu¬<lb/> tation zog ihn jedoch zu den Besuchen beim Minister nicht zu; man glaubte,<lb/> es würde unangenehm berühren, wenn ein Mann, der mit der heimatlichen<lb/> württembergischen Regierung vor einem Jahrzehnt auf gespanntem Fuße ge¬<lb/> standen hatte, als Deputirter beim sächsischen Minister erscheine. List machte<lb/> daher auf eignen Antrieb den Ministern seine Aufwartung und fand gute Auf¬<lb/> nahme, nicht minder beim Könige und dem Prinzen Johann. Er unterrichtete<lb/> alle genau über die Sache und suchte die Negierung für eine Garantie von<lb/> 4 Prozent zu gewinnen, wogegen ihr bei Dividenden von bestimmter Höhe ein<lb/> angemessener Theil zufallen sollte. Diesen Vorschlag, den er schon in seiner<lb/> Broschüre in den Gesetzentwurf aufgenommen hatte, und den später mehrere<lb/> Regierungen, wie die belgische und preußische, im großen Maßstabe verwirklicht<lb/> haben, wiederholte er hier; namentlich für ihn die Regierung zu gewinnen, war<lb/> der Hauptzweck seiner Reise.</p><lb/> <p xml:id="ID_61"> Die Regierung gab bald ihre Zustimmung zu den Wünschen der Eingabe,<lb/> sie willigte ein, daß von den Unterzeichnern derselben eine Kommission zur<lb/> weiteren Vorbereitung der Angelegenheit gewählt werde, v. Langenn wurde<lb/> zum Regierungs-Kommissar ernannt, und der Oberlandfeldmesser v. Schlieben<lb/> zum technischen Beirath. In einer Konferenz, welche v. Langenn mit Hnrkort,<lb/> Seyfferth, Dufour-Feronce, Lampe und List am 10. Januar 1834 abhielt, wurde<lb/> das Erforderliche eingeleitet. Auf List's Veranlassung kam man ttberein, zur<lb/> Wahl der Kommission eine Versammlung einzuberufen.</p><lb/> <p xml:id="ID_62" next="#ID_63"> Inzwischen hatte sich der Anschluß Sachsen's an den Zollverein vollzogen.<lb/> Man hatte alle Hände voll zu thun; die Regierung sowohl, wie die Männer,<lb/> die für die Eisenbahnsache thätig waren, sie hatten sich alle vorerst ihren drin¬<lb/> genden Geschäften zuzuwenden, nicht minder das Publikum. Die Einberufung der<lb/> Versammlung verzögerte sich daher, und als man endlich dazu schreiten wollte,<lb/> war das Interesse des Publikums so tief gesunken, daß man an seiner Theil-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0024]
nähme der Vermessungs- und Untersuchungskosten zu erlangen. Die Bürger¬
schaft wurde durch v. Langen« zu einer Versammlung aufgefordert, um die
Eingabe zu unterzeichnen. Die Versammlung war stark besucht, und die Peti¬
tion bedeckte sich mit 316 Unterschriften. Am 20. November 1833 ging sie nach
Dresden ab.
Bald darauf, Anfang Dezember, ging zur weiteren Betreibung der Ange¬
legenheit eine Deputation nach Dresden. Harkort und Seyfferth waren Mit¬
glieder derselben. List war dazu nicht eingeladen, hielt es aber für gerathen,
auf eigene Hand nach Dresden zu gehen, weil er nicht nur die öffentliche
Meinung in Leipzig und Sachsen gewinnen wollte, was er durch ein eignes
zu diesem Zwecke gegründetes Blatt, das „National-Magazin", erreichte, sondern
auch die Regierung persönlich für seine Pläne erwärmen wollte. Die Depu¬
tation zog ihn jedoch zu den Besuchen beim Minister nicht zu; man glaubte,
es würde unangenehm berühren, wenn ein Mann, der mit der heimatlichen
württembergischen Regierung vor einem Jahrzehnt auf gespanntem Fuße ge¬
standen hatte, als Deputirter beim sächsischen Minister erscheine. List machte
daher auf eignen Antrieb den Ministern seine Aufwartung und fand gute Auf¬
nahme, nicht minder beim Könige und dem Prinzen Johann. Er unterrichtete
alle genau über die Sache und suchte die Negierung für eine Garantie von
4 Prozent zu gewinnen, wogegen ihr bei Dividenden von bestimmter Höhe ein
angemessener Theil zufallen sollte. Diesen Vorschlag, den er schon in seiner
Broschüre in den Gesetzentwurf aufgenommen hatte, und den später mehrere
Regierungen, wie die belgische und preußische, im großen Maßstabe verwirklicht
haben, wiederholte er hier; namentlich für ihn die Regierung zu gewinnen, war
der Hauptzweck seiner Reise.
Die Regierung gab bald ihre Zustimmung zu den Wünschen der Eingabe,
sie willigte ein, daß von den Unterzeichnern derselben eine Kommission zur
weiteren Vorbereitung der Angelegenheit gewählt werde, v. Langenn wurde
zum Regierungs-Kommissar ernannt, und der Oberlandfeldmesser v. Schlieben
zum technischen Beirath. In einer Konferenz, welche v. Langenn mit Hnrkort,
Seyfferth, Dufour-Feronce, Lampe und List am 10. Januar 1834 abhielt, wurde
das Erforderliche eingeleitet. Auf List's Veranlassung kam man ttberein, zur
Wahl der Kommission eine Versammlung einzuberufen.
Inzwischen hatte sich der Anschluß Sachsen's an den Zollverein vollzogen.
Man hatte alle Hände voll zu thun; die Regierung sowohl, wie die Männer,
die für die Eisenbahnsache thätig waren, sie hatten sich alle vorerst ihren drin¬
genden Geschäften zuzuwenden, nicht minder das Publikum. Die Einberufung der
Versammlung verzögerte sich daher, und als man endlich dazu schreiten wollte,
war das Interesse des Publikums so tief gesunken, daß man an seiner Theil-
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