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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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Quelle in den feuchten Wolken, welche unausgesetzt den Bergrücken umlagern
und sich dort in regelmäßigen Regenschauern auflösen; zahlreiche kleinere Ströme
ergießen sich von den Anhöhen in die Thaler und Ebenen, an vielen Stellen
Wasserfälle von seltener Schönheit bildend. Anmuthige Landschaften wechseln
mit wilden Felspartieen. Im mittleren Theile der Insel sind die Berge schroff
und eckig, oft steilen Mauern gleich, zwischen denen, tief eingebettet, Gießbäche
über ihr Felsenbett dahinranschen. Viele derselben erreichen aber das Meer
nicht, denn sie versickern in dem zelligen Boden der Lavagesteine und treten
erst am Ufer in Gestalt von kräftigen Quellen wieder zu Tage und versorgen
so -- ein neuer Vortheil -- die Küstenstrecken mit frischem Süßwasser. Im
westlichen Theile ist der Boden so unterhöhlt, daß der Wanderer oft dumpfe
Töne unter sich erdröhnen hört und erschrickt. Derartige unterirdische Gänge
führen meist bis an's Meer und zeigen an Wänden und Decke weißliche Inkru¬
stationen als Bildungen des durchsickernden feuchten Elements.

Etwas weiter entfernt liegt die drittgrößte Insel Tutuila, ihrem Aeußern
nach der wildeste und malerischste Bestandtheil der ganzen Gruppe; hohe Berge
ziehen sich durch die ganze Insel von Ost nach West und dachen sich nach dem
Wasser zu sanft ab. Das ganze Land ist von der üppigsten Vegetation bedeckt
und bietet Bilder von großer Schönheit. Korallenriffe umgeben die Buchten,
an deren Ufern unter dem Schatten der Kokospalmen und Brodfruchtbünme
sich überall Dörfer der Eingebornen zeigen. Das felsige nördliche Ufer bildet
viele Buchten mit manchem guten Hafen und sicheren Ankerplätzen; hier ist
auch die Stelle, wo Langle seinen Tod fand. Der Haupthafen, Pago Pago,
liegt auf der Südseite. Allenthalben von steilen Bergen umgeben, macht er
ganz den Eindruck wie der Grund eines alten Kraters. Durch diese Lage ist
Pago Pago gegen alle Stürme geschützt und dabei groß genug, um die Flotten
mehrerer Nationen in sich aufzunehmen. Seine Wichtigkeit sofort erkennend,
zögerten denn auch die Amerikaner nicht, sich seinen Besitz dnrch einen Vertrag mit
der Regierung der Inseln zu sichern.

Die nun folgende Gruppe Manna besteht aus drei Theilen, dem kreisrunden
Tau, dem größten unter ihnen, einem einzigen etwa 1000 Meter hohen Vulkan mit
abgestutztem Gipfel, der, nach allen Seiten steil abfallend, nur an den Küsten
einen ebenen Saum hat, mitunter aber unmittelbar aus dem Meere mit mehr
als 100 Meter hohen Wänden ansteigt. Korallenbänken fehlen hier ganz. Die
beiden anderen Glieder dieser Gruppe, Ofu und Olosenga, sind wesentlich kleiner.
Der äußerste Vorposten des Samoa-Archipels im Osten endlich, Rose, so ge¬
nannt von Kapitän Freycinet 1819 nach seiner ihn begleitenden Frau, ist ein
kleines, rundes Lagunenriff von ^2 Meile im Durchmesser, durch welches an
der Nordseite ein Kanal in die ziemlich tiefe Lagune führt. Seitdem der Versuch


Grenzboten III. 1379. 30

Quelle in den feuchten Wolken, welche unausgesetzt den Bergrücken umlagern
und sich dort in regelmäßigen Regenschauern auflösen; zahlreiche kleinere Ströme
ergießen sich von den Anhöhen in die Thaler und Ebenen, an vielen Stellen
Wasserfälle von seltener Schönheit bildend. Anmuthige Landschaften wechseln
mit wilden Felspartieen. Im mittleren Theile der Insel sind die Berge schroff
und eckig, oft steilen Mauern gleich, zwischen denen, tief eingebettet, Gießbäche
über ihr Felsenbett dahinranschen. Viele derselben erreichen aber das Meer
nicht, denn sie versickern in dem zelligen Boden der Lavagesteine und treten
erst am Ufer in Gestalt von kräftigen Quellen wieder zu Tage und versorgen
so — ein neuer Vortheil — die Küstenstrecken mit frischem Süßwasser. Im
westlichen Theile ist der Boden so unterhöhlt, daß der Wanderer oft dumpfe
Töne unter sich erdröhnen hört und erschrickt. Derartige unterirdische Gänge
führen meist bis an's Meer und zeigen an Wänden und Decke weißliche Inkru¬
stationen als Bildungen des durchsickernden feuchten Elements.

Etwas weiter entfernt liegt die drittgrößte Insel Tutuila, ihrem Aeußern
nach der wildeste und malerischste Bestandtheil der ganzen Gruppe; hohe Berge
ziehen sich durch die ganze Insel von Ost nach West und dachen sich nach dem
Wasser zu sanft ab. Das ganze Land ist von der üppigsten Vegetation bedeckt
und bietet Bilder von großer Schönheit. Korallenriffe umgeben die Buchten,
an deren Ufern unter dem Schatten der Kokospalmen und Brodfruchtbünme
sich überall Dörfer der Eingebornen zeigen. Das felsige nördliche Ufer bildet
viele Buchten mit manchem guten Hafen und sicheren Ankerplätzen; hier ist
auch die Stelle, wo Langle seinen Tod fand. Der Haupthafen, Pago Pago,
liegt auf der Südseite. Allenthalben von steilen Bergen umgeben, macht er
ganz den Eindruck wie der Grund eines alten Kraters. Durch diese Lage ist
Pago Pago gegen alle Stürme geschützt und dabei groß genug, um die Flotten
mehrerer Nationen in sich aufzunehmen. Seine Wichtigkeit sofort erkennend,
zögerten denn auch die Amerikaner nicht, sich seinen Besitz dnrch einen Vertrag mit
der Regierung der Inseln zu sichern.

Die nun folgende Gruppe Manna besteht aus drei Theilen, dem kreisrunden
Tau, dem größten unter ihnen, einem einzigen etwa 1000 Meter hohen Vulkan mit
abgestutztem Gipfel, der, nach allen Seiten steil abfallend, nur an den Küsten
einen ebenen Saum hat, mitunter aber unmittelbar aus dem Meere mit mehr
als 100 Meter hohen Wänden ansteigt. Korallenbänken fehlen hier ganz. Die
beiden anderen Glieder dieser Gruppe, Ofu und Olosenga, sind wesentlich kleiner.
Der äußerste Vorposten des Samoa-Archipels im Osten endlich, Rose, so ge¬
nannt von Kapitän Freycinet 1819 nach seiner ihn begleitenden Frau, ist ein
kleines, rundes Lagunenriff von ^2 Meile im Durchmesser, durch welches an
der Nordseite ein Kanal in die ziemlich tiefe Lagune führt. Seitdem der Versuch


Grenzboten III. 1379. 30
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[0235] Quelle in den feuchten Wolken, welche unausgesetzt den Bergrücken umlagern und sich dort in regelmäßigen Regenschauern auflösen; zahlreiche kleinere Ströme ergießen sich von den Anhöhen in die Thaler und Ebenen, an vielen Stellen Wasserfälle von seltener Schönheit bildend. Anmuthige Landschaften wechseln mit wilden Felspartieen. Im mittleren Theile der Insel sind die Berge schroff und eckig, oft steilen Mauern gleich, zwischen denen, tief eingebettet, Gießbäche über ihr Felsenbett dahinranschen. Viele derselben erreichen aber das Meer nicht, denn sie versickern in dem zelligen Boden der Lavagesteine und treten erst am Ufer in Gestalt von kräftigen Quellen wieder zu Tage und versorgen so — ein neuer Vortheil — die Küstenstrecken mit frischem Süßwasser. Im westlichen Theile ist der Boden so unterhöhlt, daß der Wanderer oft dumpfe Töne unter sich erdröhnen hört und erschrickt. Derartige unterirdische Gänge führen meist bis an's Meer und zeigen an Wänden und Decke weißliche Inkru¬ stationen als Bildungen des durchsickernden feuchten Elements. Etwas weiter entfernt liegt die drittgrößte Insel Tutuila, ihrem Aeußern nach der wildeste und malerischste Bestandtheil der ganzen Gruppe; hohe Berge ziehen sich durch die ganze Insel von Ost nach West und dachen sich nach dem Wasser zu sanft ab. Das ganze Land ist von der üppigsten Vegetation bedeckt und bietet Bilder von großer Schönheit. Korallenriffe umgeben die Buchten, an deren Ufern unter dem Schatten der Kokospalmen und Brodfruchtbünme sich überall Dörfer der Eingebornen zeigen. Das felsige nördliche Ufer bildet viele Buchten mit manchem guten Hafen und sicheren Ankerplätzen; hier ist auch die Stelle, wo Langle seinen Tod fand. Der Haupthafen, Pago Pago, liegt auf der Südseite. Allenthalben von steilen Bergen umgeben, macht er ganz den Eindruck wie der Grund eines alten Kraters. Durch diese Lage ist Pago Pago gegen alle Stürme geschützt und dabei groß genug, um die Flotten mehrerer Nationen in sich aufzunehmen. Seine Wichtigkeit sofort erkennend, zögerten denn auch die Amerikaner nicht, sich seinen Besitz dnrch einen Vertrag mit der Regierung der Inseln zu sichern. Die nun folgende Gruppe Manna besteht aus drei Theilen, dem kreisrunden Tau, dem größten unter ihnen, einem einzigen etwa 1000 Meter hohen Vulkan mit abgestutztem Gipfel, der, nach allen Seiten steil abfallend, nur an den Küsten einen ebenen Saum hat, mitunter aber unmittelbar aus dem Meere mit mehr als 100 Meter hohen Wänden ansteigt. Korallenbänken fehlen hier ganz. Die beiden anderen Glieder dieser Gruppe, Ofu und Olosenga, sind wesentlich kleiner. Der äußerste Vorposten des Samoa-Archipels im Osten endlich, Rose, so ge¬ nannt von Kapitän Freycinet 1819 nach seiner ihn begleitenden Frau, ist ein kleines, rundes Lagunenriff von ^2 Meile im Durchmesser, durch welches an der Nordseite ein Kanal in die ziemlich tiefe Lagune führt. Seitdem der Versuch Grenzboten III. 1379. 30

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/235>, abgerufen am 27.11.2024.