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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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und Fremden selten besucht werden, bilden eine Wildniß von Palmen, Platanen,
Citronen, Mangoes und Brodfruchtbüumen, verbunden mit einem dichten Gebüsch
von Schlingpflanzen. Zwei große Seen, zahlreiche Wasserfälle und Bäche unter¬
brechen die Waldeinsamkeit; an der Südküste ergießen sich zwei größere Flüsse
in den Ocean. Der Theil zwischen dem Ocean und dem Binnenplateau, der
sich nicht sehr breit um die ganze Insel herumzieht, ist außerordentlich frucht¬
bar. Hier stehen auch die meisten Hütten der Eingebornen, eine fast ununter¬
brochene Kette von Dörfern bildend. Gegen die rauhe und felsige Südküste
bricht sich die See; die weniger rauhe Nordküste hat einige gute Häfen, die
jedoch größere Schiffe nicht aufnehmen können. Korallenriffe zeigen sich nur
an einzelnen Stellen der Küste. Unter den Bergen, die beständig mit Wolken
umzogen sind, kennt man am besten den Vulkan Mua, auf dessen Ostseite einige
noch ganz unverwitterte Lavafelder liegen, von den Eingebornen 0 is (das
Glühende) genannt.

Durch eine nur drei Meilen breite Meerenge getrennt, schließt sich nach
Osten hin das länglich gestaltete, seiner Form nach etwa mit Kreta vergleich¬
bare Upolu an. In der Meerenge selbst liegen noch zwei kleinere Eilande,
Apolima, ein einziger 470 Fuß hoher Vulkan ohne Landungsplatz und mit so
steil abstürzenden Felswänden, daß es zu Kriegszeiten eine uneinnehmbare,
natürliche Festung bildete, und Manono, das mit Dörfern bedeckt und voll¬
ständig angebaut, in der Nähe gesehen wie ein großer Wald von Brodfrucht¬
bäumen und Cocospalmen erscheint. Wenn Savaii dem Flächeninhalt nach den
ersten Platz einnimmt, so gebührt dieser Rang dem nur halb so großen Upolu
wegen seiner auffallenden Fruchtbarkeit und, was die Folge davon ist, seiner
beträchtlich dichteren Bevölkerung. Ringsum von Korallenriffen geschützt, macht
es den Eindruck eines langen und scharfen Bergrückens, von dem sich nach
Süden und Norden fruchtbare Thäler und Plateaux bis zur See hinabziehen.
Die durchschnittliche Höhe dieser Bergkette mag etwa 600 Meter betragen, während
die bedeutendsten Erhebungen 100 Meter erreichen und einen ziemlich imponirenden
Eindruck machen, weil sie mitunter fast unmittelbar vom Meeresspiegel aus sich
erheben. Dies ist auch der Grund, daß ältere Seefahrer die Berge dieser Inseln
mit dem Pic von Teneriffa verglichen haben. Große Flächen dichtbewaldeten
fruchtbaren Landes finden sich überall. Am reichsten und ergiebigsten ist das
westliche Drittel; das östliche zeigt einen etwas rauheren, bergigen Charakter,
hat aber tiefe Buchten, die gute und sichere Häfen bilden. Eine lange Linie
von Riffen mit offenen Kanälen und Bootpassagen liefert eine große Zahl
schützender Plätze für kleinere Fahrzeuge. Dadurch erhält die nördliche Seite
eine größere kommerzielle Wichtigkeit als die südliche, obgleich es auch dort nicht
an passenden Ankerplätzen fehlt. Die Wasserversorgung hat eine nie versiegende


und Fremden selten besucht werden, bilden eine Wildniß von Palmen, Platanen,
Citronen, Mangoes und Brodfruchtbüumen, verbunden mit einem dichten Gebüsch
von Schlingpflanzen. Zwei große Seen, zahlreiche Wasserfälle und Bäche unter¬
brechen die Waldeinsamkeit; an der Südküste ergießen sich zwei größere Flüsse
in den Ocean. Der Theil zwischen dem Ocean und dem Binnenplateau, der
sich nicht sehr breit um die ganze Insel herumzieht, ist außerordentlich frucht¬
bar. Hier stehen auch die meisten Hütten der Eingebornen, eine fast ununter¬
brochene Kette von Dörfern bildend. Gegen die rauhe und felsige Südküste
bricht sich die See; die weniger rauhe Nordküste hat einige gute Häfen, die
jedoch größere Schiffe nicht aufnehmen können. Korallenriffe zeigen sich nur
an einzelnen Stellen der Küste. Unter den Bergen, die beständig mit Wolken
umzogen sind, kennt man am besten den Vulkan Mua, auf dessen Ostseite einige
noch ganz unverwitterte Lavafelder liegen, von den Eingebornen 0 is (das
Glühende) genannt.

Durch eine nur drei Meilen breite Meerenge getrennt, schließt sich nach
Osten hin das länglich gestaltete, seiner Form nach etwa mit Kreta vergleich¬
bare Upolu an. In der Meerenge selbst liegen noch zwei kleinere Eilande,
Apolima, ein einziger 470 Fuß hoher Vulkan ohne Landungsplatz und mit so
steil abstürzenden Felswänden, daß es zu Kriegszeiten eine uneinnehmbare,
natürliche Festung bildete, und Manono, das mit Dörfern bedeckt und voll¬
ständig angebaut, in der Nähe gesehen wie ein großer Wald von Brodfrucht¬
bäumen und Cocospalmen erscheint. Wenn Savaii dem Flächeninhalt nach den
ersten Platz einnimmt, so gebührt dieser Rang dem nur halb so großen Upolu
wegen seiner auffallenden Fruchtbarkeit und, was die Folge davon ist, seiner
beträchtlich dichteren Bevölkerung. Ringsum von Korallenriffen geschützt, macht
es den Eindruck eines langen und scharfen Bergrückens, von dem sich nach
Süden und Norden fruchtbare Thäler und Plateaux bis zur See hinabziehen.
Die durchschnittliche Höhe dieser Bergkette mag etwa 600 Meter betragen, während
die bedeutendsten Erhebungen 100 Meter erreichen und einen ziemlich imponirenden
Eindruck machen, weil sie mitunter fast unmittelbar vom Meeresspiegel aus sich
erheben. Dies ist auch der Grund, daß ältere Seefahrer die Berge dieser Inseln
mit dem Pic von Teneriffa verglichen haben. Große Flächen dichtbewaldeten
fruchtbaren Landes finden sich überall. Am reichsten und ergiebigsten ist das
westliche Drittel; das östliche zeigt einen etwas rauheren, bergigen Charakter,
hat aber tiefe Buchten, die gute und sichere Häfen bilden. Eine lange Linie
von Riffen mit offenen Kanälen und Bootpassagen liefert eine große Zahl
schützender Plätze für kleinere Fahrzeuge. Dadurch erhält die nördliche Seite
eine größere kommerzielle Wichtigkeit als die südliche, obgleich es auch dort nicht
an passenden Ankerplätzen fehlt. Die Wasserversorgung hat eine nie versiegende


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[0234] und Fremden selten besucht werden, bilden eine Wildniß von Palmen, Platanen, Citronen, Mangoes und Brodfruchtbüumen, verbunden mit einem dichten Gebüsch von Schlingpflanzen. Zwei große Seen, zahlreiche Wasserfälle und Bäche unter¬ brechen die Waldeinsamkeit; an der Südküste ergießen sich zwei größere Flüsse in den Ocean. Der Theil zwischen dem Ocean und dem Binnenplateau, der sich nicht sehr breit um die ganze Insel herumzieht, ist außerordentlich frucht¬ bar. Hier stehen auch die meisten Hütten der Eingebornen, eine fast ununter¬ brochene Kette von Dörfern bildend. Gegen die rauhe und felsige Südküste bricht sich die See; die weniger rauhe Nordküste hat einige gute Häfen, die jedoch größere Schiffe nicht aufnehmen können. Korallenriffe zeigen sich nur an einzelnen Stellen der Küste. Unter den Bergen, die beständig mit Wolken umzogen sind, kennt man am besten den Vulkan Mua, auf dessen Ostseite einige noch ganz unverwitterte Lavafelder liegen, von den Eingebornen 0 is (das Glühende) genannt. Durch eine nur drei Meilen breite Meerenge getrennt, schließt sich nach Osten hin das länglich gestaltete, seiner Form nach etwa mit Kreta vergleich¬ bare Upolu an. In der Meerenge selbst liegen noch zwei kleinere Eilande, Apolima, ein einziger 470 Fuß hoher Vulkan ohne Landungsplatz und mit so steil abstürzenden Felswänden, daß es zu Kriegszeiten eine uneinnehmbare, natürliche Festung bildete, und Manono, das mit Dörfern bedeckt und voll¬ ständig angebaut, in der Nähe gesehen wie ein großer Wald von Brodfrucht¬ bäumen und Cocospalmen erscheint. Wenn Savaii dem Flächeninhalt nach den ersten Platz einnimmt, so gebührt dieser Rang dem nur halb so großen Upolu wegen seiner auffallenden Fruchtbarkeit und, was die Folge davon ist, seiner beträchtlich dichteren Bevölkerung. Ringsum von Korallenriffen geschützt, macht es den Eindruck eines langen und scharfen Bergrückens, von dem sich nach Süden und Norden fruchtbare Thäler und Plateaux bis zur See hinabziehen. Die durchschnittliche Höhe dieser Bergkette mag etwa 600 Meter betragen, während die bedeutendsten Erhebungen 100 Meter erreichen und einen ziemlich imponirenden Eindruck machen, weil sie mitunter fast unmittelbar vom Meeresspiegel aus sich erheben. Dies ist auch der Grund, daß ältere Seefahrer die Berge dieser Inseln mit dem Pic von Teneriffa verglichen haben. Große Flächen dichtbewaldeten fruchtbaren Landes finden sich überall. Am reichsten und ergiebigsten ist das westliche Drittel; das östliche zeigt einen etwas rauheren, bergigen Charakter, hat aber tiefe Buchten, die gute und sichere Häfen bilden. Eine lange Linie von Riffen mit offenen Kanälen und Bootpassagen liefert eine große Zahl schützender Plätze für kleinere Fahrzeuge. Dadurch erhält die nördliche Seite eine größere kommerzielle Wichtigkeit als die südliche, obgleich es auch dort nicht an passenden Ankerplätzen fehlt. Die Wasserversorgung hat eine nie versiegende

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/234>, abgerufen am 01.09.2024.