Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal.Erinnerung, den 1871 Hendschel mit seinem "Skizzenbuche" errang; ihm schlössen Diese Schwenkung des Geschmackes hatten namentlich die zahlreichen Pracht¬ Erinnerung, den 1871 Hendschel mit seinem „Skizzenbuche" errang; ihm schlössen Diese Schwenkung des Geschmackes hatten namentlich die zahlreichen Pracht¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0525" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/142480"/> <p xml:id="ID_1589" prev="#ID_1588"> Erinnerung, den 1871 Hendschel mit seinem „Skizzenbuche" errang; ihm schlössen<lb/> sich 1872 unter dem Titel „Aus großer Zeit" eine Anzahl Genrebilder ans den<lb/> Kriegsjahren 1870—71 an, in?es Federzeichnungen von A. Zick (Berlin, Grote)<lb/> — beiläufig ein herzlich unbedeutendes Opus, von dem man heute kaum noch<lb/> begreift, wie es seiner Zeit als Prachtwerk hat figuriren können —, 1873 kam<lb/> dann noch eine zweite, etwas schwächere Serie von Hendschel's Skizzenbuch,<lb/> und gleichzeitig brachte auch O. Pietsch, der sich bis dahin immer mit dem<lb/> Holzschnitt zur Veröffentlichung seiner Sächelchen begnügt hatte, das neue Bilder¬<lb/> buch, auf das man sich damals noch regelmäßig jedes Jahr von ihm gefaßt machen<lb/> konnte, zur Abwechselung einmal in photographischer Vervielfältigung. Damit<lb/> war aber die photographische Herrlichkeit so ziemlich zu Eude, Als 1875<lb/> Bruckmann ein Prachtwerk über Venedig von Gsell-Fels noch immer mit<lb/> Photographieen ausstattete, wo bereits die herrlichen Holzschnittwerke des<lb/> Kröner'schen und Engelhorn'schen Verlags, „Rheinfahrt", „Schweizerland",<lb/> „Italia" zum Vergleiche daneben lagen, und gleichzeitig eine große Luxusausgabe<lb/> des „Faust" mit Photographieen uach Kreling'schen Kartons brachte, wollte<lb/> einem das schon nicht mehr recht behagen, und die Prachtausgabe von „Romeo<lb/> und Julia" mit Bildern von Piloty, die 1876 aus dem Grote'schen Verlage,<lb/> und vollends die von Kleist's „Zerbrochnem Krug" mit Menzel'schen Illustrationen,<lb/> welche noch das Jahr darauf aus dem Verlag von Hofmann K Co. in Berlin<lb/> hervorging, erschienen einem bereits als komplette Anachronismen. Photogra¬<lb/> phieen mitten in einem gedruckten Buche, abwechselnd mit Holzschnitt-Illustrationen<lb/> und xylographischen Druckverzierungen! — man mochte derartiges schlechterdings<lb/> nicht mehr sehen. Der unschöne Mißbrauch, Photographieen in Bücher zu besten,<lb/> an welchem in den sechziger Jahren kein Mensch Anstoß genommen hatte, er<lb/> wurde mit einem Male als solcher empfunden. Mail begriff wieder, daß in ein<lb/> Buch, mitten zwischen die bedruckten Blätter hinein, wohl der Holzschnitt, die<lb/> Lithographie, der Kupferstich, die Radirung als lauter der Typographie ver¬<lb/> wandte Techniken, aber nimmermehr ein so fremdartiger, gleißender Eindringling<lb/> wie die Photographie gehöre. Photographieen in ein Buch einzuheften galt<lb/> fortan, und mit Recht, als ausgemachte Geschmacklosigkeit.</p><lb/> <p xml:id="ID_1590" next="#ID_1591"> Diese Schwenkung des Geschmackes hatten namentlich die zahlreichen Pracht¬<lb/> werke herbeigeführt, die sich auf Holzschnitt-Illustration beschränkten und doch<lb/> damit Vorzügliches leisteten, daneben wohl auch diejenigen, die zum Stahlstich<lb/> gegriffen hatten, wie die bekannten Brockhaus'schen „Galerieen", und .einige<lb/> Prachtwerke mit Radirungen, die in den letzten Jahren vereinzelt sich hervor¬<lb/> gewagt und auch in weiteren Kreisen wieder Frende und Verständniß für eine<lb/> beinahe verschollene und doch durch nichts zu ersetzende Technik geweckt hatten<lb/> ~^ ich denke dabei namentlich an Werke wie B. Mannfeld's „Durch's deutsche</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0525]
Erinnerung, den 1871 Hendschel mit seinem „Skizzenbuche" errang; ihm schlössen
sich 1872 unter dem Titel „Aus großer Zeit" eine Anzahl Genrebilder ans den
Kriegsjahren 1870—71 an, in?es Federzeichnungen von A. Zick (Berlin, Grote)
— beiläufig ein herzlich unbedeutendes Opus, von dem man heute kaum noch
begreift, wie es seiner Zeit als Prachtwerk hat figuriren können —, 1873 kam
dann noch eine zweite, etwas schwächere Serie von Hendschel's Skizzenbuch,
und gleichzeitig brachte auch O. Pietsch, der sich bis dahin immer mit dem
Holzschnitt zur Veröffentlichung seiner Sächelchen begnügt hatte, das neue Bilder¬
buch, auf das man sich damals noch regelmäßig jedes Jahr von ihm gefaßt machen
konnte, zur Abwechselung einmal in photographischer Vervielfältigung. Damit
war aber die photographische Herrlichkeit so ziemlich zu Eude, Als 1875
Bruckmann ein Prachtwerk über Venedig von Gsell-Fels noch immer mit
Photographieen ausstattete, wo bereits die herrlichen Holzschnittwerke des
Kröner'schen und Engelhorn'schen Verlags, „Rheinfahrt", „Schweizerland",
„Italia" zum Vergleiche daneben lagen, und gleichzeitig eine große Luxusausgabe
des „Faust" mit Photographieen uach Kreling'schen Kartons brachte, wollte
einem das schon nicht mehr recht behagen, und die Prachtausgabe von „Romeo
und Julia" mit Bildern von Piloty, die 1876 aus dem Grote'schen Verlage,
und vollends die von Kleist's „Zerbrochnem Krug" mit Menzel'schen Illustrationen,
welche noch das Jahr darauf aus dem Verlag von Hofmann K Co. in Berlin
hervorging, erschienen einem bereits als komplette Anachronismen. Photogra¬
phieen mitten in einem gedruckten Buche, abwechselnd mit Holzschnitt-Illustrationen
und xylographischen Druckverzierungen! — man mochte derartiges schlechterdings
nicht mehr sehen. Der unschöne Mißbrauch, Photographieen in Bücher zu besten,
an welchem in den sechziger Jahren kein Mensch Anstoß genommen hatte, er
wurde mit einem Male als solcher empfunden. Mail begriff wieder, daß in ein
Buch, mitten zwischen die bedruckten Blätter hinein, wohl der Holzschnitt, die
Lithographie, der Kupferstich, die Radirung als lauter der Typographie ver¬
wandte Techniken, aber nimmermehr ein so fremdartiger, gleißender Eindringling
wie die Photographie gehöre. Photographieen in ein Buch einzuheften galt
fortan, und mit Recht, als ausgemachte Geschmacklosigkeit.
Diese Schwenkung des Geschmackes hatten namentlich die zahlreichen Pracht¬
werke herbeigeführt, die sich auf Holzschnitt-Illustration beschränkten und doch
damit Vorzügliches leisteten, daneben wohl auch diejenigen, die zum Stahlstich
gegriffen hatten, wie die bekannten Brockhaus'schen „Galerieen", und .einige
Prachtwerke mit Radirungen, die in den letzten Jahren vereinzelt sich hervor¬
gewagt und auch in weiteren Kreisen wieder Frende und Verständniß für eine
beinahe verschollene und doch durch nichts zu ersetzende Technik geweckt hatten
~^ ich denke dabei namentlich an Werke wie B. Mannfeld's „Durch's deutsche
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