Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal.Leicht ergeben sich aus der so gewonnenen Hauptprämisse die weiteren In den bisherigen Prämissen liegt schon die Entlastung des Grundbesitzes Aus dieser thatsächlichen Prämisse ergibt sich als letzte Schlußreihe die Die Hauptredner der liberalen Opposition, die sich der Wucht dieses gro߬ Leicht ergeben sich aus der so gewonnenen Hauptprämisse die weiteren In den bisherigen Prämissen liegt schon die Entlastung des Grundbesitzes Aus dieser thatsächlichen Prämisse ergibt sich als letzte Schlußreihe die Die Hauptredner der liberalen Opposition, die sich der Wucht dieses gro߬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0325" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/142280"/> <p xml:id="ID_982"> Leicht ergeben sich aus der so gewonnenen Hauptprämisse die weiteren<lb/> Folgerungen. Zunächst die Anwendung auf das preußische direkte Steuersystem.<lb/> Die für den kleinen Mann, auf welchen die direkte Besteuerung am wider¬<lb/> natürlichsten anwendbar ist, so drückende Klassensteuer soll ganz beseitigt werden.<lb/> Die Grund- und Gebäudesteuer soll, dem Staate entzogen, zum Hauptquell<lb/> der lokalen Selbstverwaltung werden, deren natürliches Eigenthum sie ist.<lb/> Die Einkommensteuer soll in den niedrigen Klassen beseitigt, in den oberen in<lb/> eine soziale Ehrensteuer, deren Erfolg nur ein moralischer, kein finanzieller sein<lb/> kann, mit Unterscheidung des Einkommens aus fundirten und unfundirten<lb/> Quellen zur leichteren Belastung der letzteren, verwandelt werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_983"> In den bisherigen Prämissen liegt schon die Entlastung des Grundbesitzes<lb/> als des natürlichen, moralischen und finanziellen Trägers der Selbstverwaltung<lb/> von direkten Staatsauflagen. Die Kraft dieses Schlusses wird zur Unwider¬<lb/> stehlichkeit verstärkt durch die Nothwendigkeit, den Grundbesitz überhaupt zu<lb/> erhalten, der unter dem jetzigen Steuersystem in Verbindung mit einer ganz<lb/> neuen Gestaltung der Welthandelskonjnnktur für die landwirtschaftlichen Er¬<lb/> zeugnisse bereits in Gefahr ist, die Beute verwüstender, seine völlige Entwerthung<lb/> herbeiführender Spekulation zu werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_984"> Aus dieser thatsächlichen Prämisse ergibt sich als letzte Schlußreihe die<lb/> Nothwendigkeit eines direkten, vorsichtig experimentirenden Schutzes für die<lb/> Landwirthschaft, aber nicht minder für die von derselben Welthandelskonjunktur<lb/> mit dem Untergang bedrohte nationale Industrie.</p><lb/> <p xml:id="ID_985" next="#ID_986"> Die Hauptredner der liberalen Opposition, die sich der Wucht dieses gro߬<lb/> artigen Gedankenganges entgegenzustemmen versuchten, waren die Herren Bam-<lb/> berger, Eugen Richter und Laster. Herr Delbrück, welchen die manchesterliche<lb/> Opposition unvorsichtig als ihren Führer proklamirt und als solchem das erste<lb/> Wort gelassen hatte, beschäftigte sich ausschließlich mit technischen Einzelheiten<lb/> des Tarifs. Von den wirklichen Opponenten haben die ersten beiden nach einem<lb/> glücklichen Ausdruck der Berliner „Post" an den unzerreißbaren Gliedern der<lb/> Bismarck'schen Gedankenkette nur gezerrt. Herr Bamberger fand es sozialistisch,<lb/> daß der Kanzler die Beseitigung der direkten Staatssteuern in Aussicht nimmt.<lb/> Als ob es nicht ein bekanntes Dogma und Aufregungsmittel der Sozial¬<lb/> demokratie wäre, daß die indirekten Steuern den armen Mann allein<lb/> belasten! sozialistisch ist also die Aufhebung der direkten Steuern gewiß<lb/> nicht, wie später ausdrücklich von Herrn Laster bemerkt wurde. Herr Eugen<lb/> Richter bekämpfte in hundert Einzelheiten den geplanten Jndustrieschutz,<lb/> trat außerdem für den Partikularismus ein und machte seine nur sür den<lb/> Sinn gewisser Kreise berechneten Scherze, z. B. den, daß der Kanzler die<lb/> russischen Zustände zum Ideal genommen, weil er gesagt hatte, daß die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0325]
Leicht ergeben sich aus der so gewonnenen Hauptprämisse die weiteren
Folgerungen. Zunächst die Anwendung auf das preußische direkte Steuersystem.
Die für den kleinen Mann, auf welchen die direkte Besteuerung am wider¬
natürlichsten anwendbar ist, so drückende Klassensteuer soll ganz beseitigt werden.
Die Grund- und Gebäudesteuer soll, dem Staate entzogen, zum Hauptquell
der lokalen Selbstverwaltung werden, deren natürliches Eigenthum sie ist.
Die Einkommensteuer soll in den niedrigen Klassen beseitigt, in den oberen in
eine soziale Ehrensteuer, deren Erfolg nur ein moralischer, kein finanzieller sein
kann, mit Unterscheidung des Einkommens aus fundirten und unfundirten
Quellen zur leichteren Belastung der letzteren, verwandelt werden.
In den bisherigen Prämissen liegt schon die Entlastung des Grundbesitzes
als des natürlichen, moralischen und finanziellen Trägers der Selbstverwaltung
von direkten Staatsauflagen. Die Kraft dieses Schlusses wird zur Unwider¬
stehlichkeit verstärkt durch die Nothwendigkeit, den Grundbesitz überhaupt zu
erhalten, der unter dem jetzigen Steuersystem in Verbindung mit einer ganz
neuen Gestaltung der Welthandelskonjnnktur für die landwirtschaftlichen Er¬
zeugnisse bereits in Gefahr ist, die Beute verwüstender, seine völlige Entwerthung
herbeiführender Spekulation zu werden.
Aus dieser thatsächlichen Prämisse ergibt sich als letzte Schlußreihe die
Nothwendigkeit eines direkten, vorsichtig experimentirenden Schutzes für die
Landwirthschaft, aber nicht minder für die von derselben Welthandelskonjunktur
mit dem Untergang bedrohte nationale Industrie.
Die Hauptredner der liberalen Opposition, die sich der Wucht dieses gro߬
artigen Gedankenganges entgegenzustemmen versuchten, waren die Herren Bam-
berger, Eugen Richter und Laster. Herr Delbrück, welchen die manchesterliche
Opposition unvorsichtig als ihren Führer proklamirt und als solchem das erste
Wort gelassen hatte, beschäftigte sich ausschließlich mit technischen Einzelheiten
des Tarifs. Von den wirklichen Opponenten haben die ersten beiden nach einem
glücklichen Ausdruck der Berliner „Post" an den unzerreißbaren Gliedern der
Bismarck'schen Gedankenkette nur gezerrt. Herr Bamberger fand es sozialistisch,
daß der Kanzler die Beseitigung der direkten Staatssteuern in Aussicht nimmt.
Als ob es nicht ein bekanntes Dogma und Aufregungsmittel der Sozial¬
demokratie wäre, daß die indirekten Steuern den armen Mann allein
belasten! sozialistisch ist also die Aufhebung der direkten Steuern gewiß
nicht, wie später ausdrücklich von Herrn Laster bemerkt wurde. Herr Eugen
Richter bekämpfte in hundert Einzelheiten den geplanten Jndustrieschutz,
trat außerdem für den Partikularismus ein und machte seine nur sür den
Sinn gewisser Kreise berechneten Scherze, z. B. den, daß der Kanzler die
russischen Zustände zum Ideal genommen, weil er gesagt hatte, daß die
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