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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal.

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Spanien finden, der König, umgeben von seinen treuen Unterthanen, werde sich
bis auf den letzten Blutstropfen vertheidigen.

Aber der Abschluß mit Rußland ließ auf sich warten. Denn der Czar
wünschte ganz Polen als ein selbständiges Königreich mit Rußland zu ver¬
binden, und der preußische Unterhändler bestand auf der Herausgabe der alt-
Preußischen Theile Polen's. Endlich, am 28. Februar, wurde zu Kalisch der
Bundesvertrag zwischen Preußen und Rußland unterzeichnet. Der Czar ver¬
pflichtete sich, den Krieg zu führen, bis Preußen auf den Umfang von 1806
gebracht sei; zu seiner Entschädigung sollten alle eroberten Gebietstheile in
Norddeutschland mit Ausnahme Hannover's verwendet werden, und für die
territoriale Verbindung zwischen Schlesien und Preußen ein noch näher zu
bestimmender "Theil Polen's. Die Unklarheiten dieses Vertrages haben sich
gerächt, aber in diesem Momente gab es keine Wahl mehr. Der Rücken war
gedeckt, nun "los von Frankreich!"

Am 15. März kam der Czar in Breslau an, am 16. überreichte Harder-
i'erg dem französischen Gesandten die formelle Kriegserklärung, am 17. zog
Aork ein in das befreite Berlin. Wie schlugen die Herzen dem "Alten" ent¬
sagen, wie hallten die Zurufe, wie flatterten die wehenden Tücher aus jedem
Fenster! Er aber ritt vor seinen Tapferen her wie immer, streng und kalt,
das blaue, scharfe Auge geradaus gerichtet, das weiße Haar flatternd im Winde,
er schaute sich nicht um. Zwei Tage später langte der König in Potsdam an;
ihm voraus war der "Aufruf an Mein Volk" (vom 17. März) geflogen; er
stand an allen Straßenecken zu lesen, als der König kam.

So begann der Befreiungskrieg. Und als der König und die Seinen nur
ein Jahr später hinabschauten auf das bezwungene Paris, um das noch der
Pulverdampf der letzten Schlacht sich ballte, da war Preußen und Deutschland
gerettet und gerächt.


Otto Kaemmel.


Ale Statistik der Jerörechen und der freie Wisse.
i.

Die empörenden meuchelmörderischen Anschläge auf königliche Häupter,
die unsere Tage gesehen, auf Fürsten, die nicht etwa als Tyrannen gehaßt oder
gefürchtet, sondern von ihrem Volke geliebt und verehrt sind, haben die ganze


Spanien finden, der König, umgeben von seinen treuen Unterthanen, werde sich
bis auf den letzten Blutstropfen vertheidigen.

Aber der Abschluß mit Rußland ließ auf sich warten. Denn der Czar
wünschte ganz Polen als ein selbständiges Königreich mit Rußland zu ver¬
binden, und der preußische Unterhändler bestand auf der Herausgabe der alt-
Preußischen Theile Polen's. Endlich, am 28. Februar, wurde zu Kalisch der
Bundesvertrag zwischen Preußen und Rußland unterzeichnet. Der Czar ver¬
pflichtete sich, den Krieg zu führen, bis Preußen auf den Umfang von 1806
gebracht sei; zu seiner Entschädigung sollten alle eroberten Gebietstheile in
Norddeutschland mit Ausnahme Hannover's verwendet werden, und für die
territoriale Verbindung zwischen Schlesien und Preußen ein noch näher zu
bestimmender "Theil Polen's. Die Unklarheiten dieses Vertrages haben sich
gerächt, aber in diesem Momente gab es keine Wahl mehr. Der Rücken war
gedeckt, nun „los von Frankreich!"

Am 15. März kam der Czar in Breslau an, am 16. überreichte Harder-
i'erg dem französischen Gesandten die formelle Kriegserklärung, am 17. zog
Aork ein in das befreite Berlin. Wie schlugen die Herzen dem „Alten" ent¬
sagen, wie hallten die Zurufe, wie flatterten die wehenden Tücher aus jedem
Fenster! Er aber ritt vor seinen Tapferen her wie immer, streng und kalt,
das blaue, scharfe Auge geradaus gerichtet, das weiße Haar flatternd im Winde,
er schaute sich nicht um. Zwei Tage später langte der König in Potsdam an;
ihm voraus war der „Aufruf an Mein Volk" (vom 17. März) geflogen; er
stand an allen Straßenecken zu lesen, als der König kam.

So begann der Befreiungskrieg. Und als der König und die Seinen nur
ein Jahr später hinabschauten auf das bezwungene Paris, um das noch der
Pulverdampf der letzten Schlacht sich ballte, da war Preußen und Deutschland
gerettet und gerächt.


Otto Kaemmel.


Ale Statistik der Jerörechen und der freie Wisse.
i.

Die empörenden meuchelmörderischen Anschläge auf königliche Häupter,
die unsere Tage gesehen, auf Fürsten, die nicht etwa als Tyrannen gehaßt oder
gefürchtet, sondern von ihrem Volke geliebt und verehrt sind, haben die ganze


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[0229] Spanien finden, der König, umgeben von seinen treuen Unterthanen, werde sich bis auf den letzten Blutstropfen vertheidigen. Aber der Abschluß mit Rußland ließ auf sich warten. Denn der Czar wünschte ganz Polen als ein selbständiges Königreich mit Rußland zu ver¬ binden, und der preußische Unterhändler bestand auf der Herausgabe der alt- Preußischen Theile Polen's. Endlich, am 28. Februar, wurde zu Kalisch der Bundesvertrag zwischen Preußen und Rußland unterzeichnet. Der Czar ver¬ pflichtete sich, den Krieg zu führen, bis Preußen auf den Umfang von 1806 gebracht sei; zu seiner Entschädigung sollten alle eroberten Gebietstheile in Norddeutschland mit Ausnahme Hannover's verwendet werden, und für die territoriale Verbindung zwischen Schlesien und Preußen ein noch näher zu bestimmender "Theil Polen's. Die Unklarheiten dieses Vertrages haben sich gerächt, aber in diesem Momente gab es keine Wahl mehr. Der Rücken war gedeckt, nun „los von Frankreich!" Am 15. März kam der Czar in Breslau an, am 16. überreichte Harder- i'erg dem französischen Gesandten die formelle Kriegserklärung, am 17. zog Aork ein in das befreite Berlin. Wie schlugen die Herzen dem „Alten" ent¬ sagen, wie hallten die Zurufe, wie flatterten die wehenden Tücher aus jedem Fenster! Er aber ritt vor seinen Tapferen her wie immer, streng und kalt, das blaue, scharfe Auge geradaus gerichtet, das weiße Haar flatternd im Winde, er schaute sich nicht um. Zwei Tage später langte der König in Potsdam an; ihm voraus war der „Aufruf an Mein Volk" (vom 17. März) geflogen; er stand an allen Straßenecken zu lesen, als der König kam. So begann der Befreiungskrieg. Und als der König und die Seinen nur ein Jahr später hinabschauten auf das bezwungene Paris, um das noch der Pulverdampf der letzten Schlacht sich ballte, da war Preußen und Deutschland gerettet und gerächt. Otto Kaemmel. Ale Statistik der Jerörechen und der freie Wisse. i. Die empörenden meuchelmörderischen Anschläge auf königliche Häupter, die unsere Tage gesehen, auf Fürsten, die nicht etwa als Tyrannen gehaßt oder gefürchtet, sondern von ihrem Volke geliebt und verehrt sind, haben die ganze

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157663/229>, abgerufen am 28.12.2024.