Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal.torre volle Bürgerrecht wiederzuerhalten gesucht habe und allem Anscheine nach Die Demokraten im Repräsentantenhause und im Senate des Kongresses torre volle Bürgerrecht wiederzuerhalten gesucht habe und allem Anscheine nach Die Demokraten im Repräsentantenhause und im Senate des Kongresses <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0114" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/142069"/> <p xml:id="ID_339" prev="#ID_338"> torre volle Bürgerrecht wiederzuerhalten gesucht habe und allem Anscheine nach<lb/> noch jetzt der Union feindlich gesinnt sei. Dieses Amendement versetzte die<lb/> südlichen Senatoren in die äußerste Wuth, und namentlich war es Lamar, ein<lb/> früherer Rebellenoffizier, der Jefferson Davis mit Lobsprüchen überhäufte und<lb/> ihn mit den größten Helden der alten und der neuen Zeit verglich. Vergebens<lb/> entrollte der republikanische Senator Zacharias Chartier, der mit Jefferson Davis<lb/> vor zwanzig Jahren in den Bundessenat eintrat, in einer ergreifenden Rede ein<lb/> getreues Bild von dem landesverrätherischen ExPräsidenten der früheren südlichen<lb/> Konföderation, wie er „mit Verrath im Herzen und Meineid auf den Lippen<lb/> (^vier trsÄsou, in dis Ksarr ariÄ pkrjurz?- uxor dis lixs) der Regierung Treue<lb/> geschworen, auf deren Untergang er sann". Niemand vermochte ihn zu wider¬<lb/> legen, aber der Senat beschloß mit einer Mehrheit von 18 Stimmen, daß<lb/> Jefferson Davis pensionsberechtigt sei.</p><lb/> <p xml:id="ID_340" next="#ID_341"> Die Demokraten im Repräsentantenhause und im Senate des Kongresses<lb/> verstanden es, das Ende des 45. Kongresses herankommen zu lassen, ohne daß<lb/> die zur Fortführung der Regierung und zum Unterhalte der Bundesarmee noth¬<lb/> wendigen Gelder bewilligt waren. Sie wußten wohl, daß dadurch eine kost¬<lb/> spielige Extra-Sitzung des Kongresses veranlaßt wurde; aber eine solche Sitzung<lb/> war gerade das, was sie erstrebten, weil die demokratische Partei in dem neuen,<lb/> dem 46. Kongresse in beiden Häusern der Bundesgesetzgebung, im Repräsen¬<lb/> tantenhause und im Senate, die Mehrheit hat und sich dadurch in den Stand<lb/> gesetzt glaubt, mit Erfolg die Vorbereitungen für den im Jahre 1880 statt¬<lb/> findenden Wahlkampf um die Präsidentschaft zu treffen. Vor allen Dingen<lb/> kommt es den Demokraten auf eine Schwächung der Nationalgewalt und eine<lb/> Herabminderung der ohnehin schon geringen, nur aus etwa 25000 Mann<lb/> bestehenden Bundesarmee an. Von jeher hat die Partei der Demokraten,<lb/> namentlich der südlichen Demokraten, eine mehr zentrifugale Politik verfolgt<lb/> und die Rechte der Einzelstaaten auf Kosten der Bundesgewalt auszudehnen<lb/> gesucht. Die partikularistische Lehre von den sogenannten „Staatenrechten"<lb/> (tlo LtÄts-IÜKdts voetrws) ist echt demokratischen Ursprunges. So lange die<lb/> demokratische Partei im Besitze des Präsidentenamtes war und das Heft der<lb/> Union in den Händen hielt, kam es ihr weniger auf die Stärkung der Union,<lb/> als auf die Stärkung der Partei und der Einzelstaaten an, in denen sie<lb/> herrschte. Die Basis ihrer Herrschaft war aber nicht die Freiheit, sondern die<lb/> Negersklaverei, und diese suchte sie so weit als möglich auszubreiten. Dieses<lb/> Streben brachte sie in der Präsidentenwahl vom Jahre 1860 zu Fall, es rief<lb/> die Sezession und den Bürgerkrieg hervor, der mit der Aufhebung der Neger¬<lb/> sklaverei endete und unter der Leitung der republikanischen Partei eine straffere<lb/> Zentralgewalt in's Leben rief. Unter Grant's Präsidentschaft herrschte in den</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0114]
torre volle Bürgerrecht wiederzuerhalten gesucht habe und allem Anscheine nach
noch jetzt der Union feindlich gesinnt sei. Dieses Amendement versetzte die
südlichen Senatoren in die äußerste Wuth, und namentlich war es Lamar, ein
früherer Rebellenoffizier, der Jefferson Davis mit Lobsprüchen überhäufte und
ihn mit den größten Helden der alten und der neuen Zeit verglich. Vergebens
entrollte der republikanische Senator Zacharias Chartier, der mit Jefferson Davis
vor zwanzig Jahren in den Bundessenat eintrat, in einer ergreifenden Rede ein
getreues Bild von dem landesverrätherischen ExPräsidenten der früheren südlichen
Konföderation, wie er „mit Verrath im Herzen und Meineid auf den Lippen
(^vier trsÄsou, in dis Ksarr ariÄ pkrjurz?- uxor dis lixs) der Regierung Treue
geschworen, auf deren Untergang er sann". Niemand vermochte ihn zu wider¬
legen, aber der Senat beschloß mit einer Mehrheit von 18 Stimmen, daß
Jefferson Davis pensionsberechtigt sei.
Die Demokraten im Repräsentantenhause und im Senate des Kongresses
verstanden es, das Ende des 45. Kongresses herankommen zu lassen, ohne daß
die zur Fortführung der Regierung und zum Unterhalte der Bundesarmee noth¬
wendigen Gelder bewilligt waren. Sie wußten wohl, daß dadurch eine kost¬
spielige Extra-Sitzung des Kongresses veranlaßt wurde; aber eine solche Sitzung
war gerade das, was sie erstrebten, weil die demokratische Partei in dem neuen,
dem 46. Kongresse in beiden Häusern der Bundesgesetzgebung, im Repräsen¬
tantenhause und im Senate, die Mehrheit hat und sich dadurch in den Stand
gesetzt glaubt, mit Erfolg die Vorbereitungen für den im Jahre 1880 statt¬
findenden Wahlkampf um die Präsidentschaft zu treffen. Vor allen Dingen
kommt es den Demokraten auf eine Schwächung der Nationalgewalt und eine
Herabminderung der ohnehin schon geringen, nur aus etwa 25000 Mann
bestehenden Bundesarmee an. Von jeher hat die Partei der Demokraten,
namentlich der südlichen Demokraten, eine mehr zentrifugale Politik verfolgt
und die Rechte der Einzelstaaten auf Kosten der Bundesgewalt auszudehnen
gesucht. Die partikularistische Lehre von den sogenannten „Staatenrechten"
(tlo LtÄts-IÜKdts voetrws) ist echt demokratischen Ursprunges. So lange die
demokratische Partei im Besitze des Präsidentenamtes war und das Heft der
Union in den Händen hielt, kam es ihr weniger auf die Stärkung der Union,
als auf die Stärkung der Partei und der Einzelstaaten an, in denen sie
herrschte. Die Basis ihrer Herrschaft war aber nicht die Freiheit, sondern die
Negersklaverei, und diese suchte sie so weit als möglich auszubreiten. Dieses
Streben brachte sie in der Präsidentenwahl vom Jahre 1860 zu Fall, es rief
die Sezession und den Bürgerkrieg hervor, der mit der Aufhebung der Neger¬
sklaverei endete und unter der Leitung der republikanischen Partei eine straffere
Zentralgewalt in's Leben rief. Unter Grant's Präsidentschaft herrschte in den
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