Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal.Der Sinn dieser Rückäußerung ist leicht zu finden, und wir beeilen uns, Um den Beweis für diese Ansicht zu liefern, durchwandern wir zunächst Die Reise durch Neuösterreich im Süden der save ist, auch wenn man Bosnisches von Fhr, v. Helfet. Wien, Manz, 1879.
Der Sinn dieser Rückäußerung ist leicht zu finden, und wir beeilen uns, Um den Beweis für diese Ansicht zu liefern, durchwandern wir zunächst Die Reise durch Neuösterreich im Süden der save ist, auch wenn man Bosnisches von Fhr, v. Helfet. Wien, Manz, 1879.
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Der Sinn dieser Rückäußerung ist leicht zu finden, und wir beeilen uns,
ihn ans Bosnien und die Herzegowina anzuwenden, deren Okkupation, oder
sagen wir lieber, deren Eroberung, jetzt als vollendet zu betrachten ist. Diese
bisherige Nordwestecke der europäischen Türkei, das Hinterland Dalmatien's,
wird ohne Zweifel österreichisch bleiben, aber was nützt die neue Provinz dem
Doppelstaat an der Donau? Sie verheißt, so lautet die Antwort der Einen,
vorläufig wenig. Die Verbindung mit ihr, so sagen die Andern, bedroht uns
sogar mit Schaden, ja sie hat schon geschadet, indem der Erwerb Blut und
Geld kostete, und wir mit ihm nur Zwietracht in den Parlamenten, Wanken
der Regierung und die Furcht vor Stärkung des ohnehin schon sehr mächtigen,
nach Rußland hin gravitirenden slavischen Elements in der Monarchie ent¬
stehen sahen. Dem gegenüber behaupten wir: Oesterreich-Ungarn mußte
diese Länder sich angliedern, und die gegenwärtigen Zustände in denselben lassen
sich mit Wohlwollen und Umsicht derart umgestalten, daß die Eroberung zum
wirklichen Gewinn wird. Graf Andrassy hat in dieser Sache, was man auch
gegen ihn vorbringen möge, durchaus politisch gehandelt.
Um den Beweis für diese Ansicht zu liefern, durchwandern wir zunächst
raschen Schrittes diese Gegenden, um einen Ueberblick über die jetzigen Ver¬
hältnisse von Land und Leuten zu gewinnen und uns gelegentlich etwas von
der jüngsten Vergangenheit derselben erzählen zu lassen. Führer und Bericht¬
erstatter möge uns dabei vonHelfert sein, dessen soeben erschienene Schrift")
wir denen, die ausführlichere Information wünschen, als lehrreich und im
Ganzen und Großen auf richtiger Fährte empfehlen.
Die Reise durch Neuösterreich im Süden der save ist, auch wenn man
sie nur im Geiste macht, vielfach unerfreulich. Die Liederlichkeit der türkischen
Wirthschaft hat das an sich schöne und reiche Land zum Erbarmen verkommen
lassen und auch in der neuesten Zeit wenig oder nichts zu dessen Hebung ge¬
than. Die Landstraßen sind schlecht erhalten, die Wirthshäuser voll Schmutz
und ohne Bequemlichkeit, die Städte und Dörfer da, wo Muslime Hausen, ver¬
fallen, unsauber und unsicher, weite Strecken guten Ackerlandes liegen wüst,
das Volk kennt keine Pietät gegen Wald und Baum. Man lese im ersten
Abschnitt unseres Buches, wie man in einem böhmischen „Heu" untergebracht
ist, und man wird sich von nicht gelindem Schänder überrieselt fühlen. Wenig
zu essen und das, was geboten wird, meist ungenießbar, Rauch, Flöhe in Un¬
zahl, Ferkel und Hühner als Mitgäste in der von Koth strotzenden Stube,
schlaflose Nächte auf einer Holzpritsche oder einem vielgebrauchten garstigen
Teppich sind die Hauptgaben dieser Gastlichkeit.
Bosnisches von Fhr, v. Helfet. Wien, Manz, 1879.
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