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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal.

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Die drei Rollen, wie sie stehen, verlangen gute, nicht außerordentliche
Schauspieler, ebenso wollte ich, daß Sie den Gesang bearbeiteten, sür gute,
nicht außerordentliche Sänger.

Folgen Sie übrigens ihrem Herzen und Gemüthe. Gehen Sie der
Poesie nach wie ein Waldwasser den Felsrinnen, Ritzen, Vorsprüngen und
Abfällen und machen die Caskade erst lebendig.

Die Alten sagten: sslwrs eoraos-liÄra. Hier soll eigentlich falls-rio seyn.
Eine anhaltend gefällige melodische Bewegung von Schalkheit zur Leidenschaft,
von Leidenschaft zu Schalkheit.


G.

Weimar d. 28. Okt. 1785.

Wenn es so fort geht mein lieber Kayser, daß das letzte immer das
angenehmste bleibt, so können Autor und Publicum mit der Gradation sehr
wohl zufrieden seyn. Ich kann Sie versichern, daß die Arie: Ein armes
Mädchen 2c. ganz trefflich ist und einen allgemeinen Beifall erhalten hat und
diese Entree der Schönen, also recht wie es seyn soll, bei der Aufführung
viel Aufmerksamkeit und Frende erregen wird. Der Monolog des Docktors
gefällt auch sehr und ich habe zum Ganzen das beste Zutrauen.

Leben Sie recht wohl. Erfreuen Sie mich balde mit etwas fernerem
und glauben, daß Ihre Composition das beste Ingredienz meiner Winter¬
freude werden kann.


G.

den 4. Dez. 1785.

Ich möchte Ihnen lieber K. recht offt und viel sagen, wie sehr uns
Ihre Composition Vergnügen macht. Ich gehe sie nun mit den Sängern
durch und es gehen ihnen auch Lichter auf, sie haben Freude daran und be¬
mühen sich um den Ausdruck. Mit Freuden überlege ich das Werk und
wenn es ganz fertig ist, sollen Sie eine ausführliche Recension nach unserer
Art davon erhalten.

Das Terzett ist sehr brav und die letzte Arie herzlich artig. Die Ueber¬
gänge ans dem Rez. zur Arie haben Sie recht glücklich behandelt. Der Ein¬
fall bei "Zaudre nicht die Zeit vergeht :c." ist launig und unerwartet
u. f. w.

Fahren Sie ja recht fleißig fort und schicken mir sobald als möglich etwas.
Die Arie: Ach was soll ich denn gestehen*) ist gut behandelt



*) Im 2. Akt, wo es jetzt heißt "Ach, wie sollt ich das gestehen", während am
Ende der Arie "ach was soll ich denn gestehen" geblieben ist,
Gu'iizboten I, i"7v. 06

Die drei Rollen, wie sie stehen, verlangen gute, nicht außerordentliche
Schauspieler, ebenso wollte ich, daß Sie den Gesang bearbeiteten, sür gute,
nicht außerordentliche Sänger.

Folgen Sie übrigens ihrem Herzen und Gemüthe. Gehen Sie der
Poesie nach wie ein Waldwasser den Felsrinnen, Ritzen, Vorsprüngen und
Abfällen und machen die Caskade erst lebendig.

Die Alten sagten: sslwrs eoraos-liÄra. Hier soll eigentlich falls-rio seyn.
Eine anhaltend gefällige melodische Bewegung von Schalkheit zur Leidenschaft,
von Leidenschaft zu Schalkheit.


G.

Weimar d. 28. Okt. 1785.

Wenn es so fort geht mein lieber Kayser, daß das letzte immer das
angenehmste bleibt, so können Autor und Publicum mit der Gradation sehr
wohl zufrieden seyn. Ich kann Sie versichern, daß die Arie: Ein armes
Mädchen 2c. ganz trefflich ist und einen allgemeinen Beifall erhalten hat und
diese Entree der Schönen, also recht wie es seyn soll, bei der Aufführung
viel Aufmerksamkeit und Frende erregen wird. Der Monolog des Docktors
gefällt auch sehr und ich habe zum Ganzen das beste Zutrauen.

Leben Sie recht wohl. Erfreuen Sie mich balde mit etwas fernerem
und glauben, daß Ihre Composition das beste Ingredienz meiner Winter¬
freude werden kann.


G.

den 4. Dez. 1785.

Ich möchte Ihnen lieber K. recht offt und viel sagen, wie sehr uns
Ihre Composition Vergnügen macht. Ich gehe sie nun mit den Sängern
durch und es gehen ihnen auch Lichter auf, sie haben Freude daran und be¬
mühen sich um den Ausdruck. Mit Freuden überlege ich das Werk und
wenn es ganz fertig ist, sollen Sie eine ausführliche Recension nach unserer
Art davon erhalten.

Das Terzett ist sehr brav und die letzte Arie herzlich artig. Die Ueber¬
gänge ans dem Rez. zur Arie haben Sie recht glücklich behandelt. Der Ein¬
fall bei „Zaudre nicht die Zeit vergeht :c." ist launig und unerwartet
u. f. w.

Fahren Sie ja recht fleißig fort und schicken mir sobald als möglich etwas.
Die Arie: Ach was soll ich denn gestehen*) ist gut behandelt



*) Im 2. Akt, wo es jetzt heißt „Ach, wie sollt ich das gestehen", während am
Ende der Arie „ach was soll ich denn gestehen" geblieben ist,
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[0521] Die drei Rollen, wie sie stehen, verlangen gute, nicht außerordentliche Schauspieler, ebenso wollte ich, daß Sie den Gesang bearbeiteten, sür gute, nicht außerordentliche Sänger. Folgen Sie übrigens ihrem Herzen und Gemüthe. Gehen Sie der Poesie nach wie ein Waldwasser den Felsrinnen, Ritzen, Vorsprüngen und Abfällen und machen die Caskade erst lebendig. Die Alten sagten: sslwrs eoraos-liÄra. Hier soll eigentlich falls-rio seyn. Eine anhaltend gefällige melodische Bewegung von Schalkheit zur Leidenschaft, von Leidenschaft zu Schalkheit. G. Weimar d. 28. Okt. 1785. Wenn es so fort geht mein lieber Kayser, daß das letzte immer das angenehmste bleibt, so können Autor und Publicum mit der Gradation sehr wohl zufrieden seyn. Ich kann Sie versichern, daß die Arie: Ein armes Mädchen 2c. ganz trefflich ist und einen allgemeinen Beifall erhalten hat und diese Entree der Schönen, also recht wie es seyn soll, bei der Aufführung viel Aufmerksamkeit und Frende erregen wird. Der Monolog des Docktors gefällt auch sehr und ich habe zum Ganzen das beste Zutrauen. Leben Sie recht wohl. Erfreuen Sie mich balde mit etwas fernerem und glauben, daß Ihre Composition das beste Ingredienz meiner Winter¬ freude werden kann. G. den 4. Dez. 1785. Ich möchte Ihnen lieber K. recht offt und viel sagen, wie sehr uns Ihre Composition Vergnügen macht. Ich gehe sie nun mit den Sängern durch und es gehen ihnen auch Lichter auf, sie haben Freude daran und be¬ mühen sich um den Ausdruck. Mit Freuden überlege ich das Werk und wenn es ganz fertig ist, sollen Sie eine ausführliche Recension nach unserer Art davon erhalten. Das Terzett ist sehr brav und die letzte Arie herzlich artig. Die Ueber¬ gänge ans dem Rez. zur Arie haben Sie recht glücklich behandelt. Der Ein¬ fall bei „Zaudre nicht die Zeit vergeht :c." ist launig und unerwartet u. f. w. Fahren Sie ja recht fleißig fort und schicken mir sobald als möglich etwas. Die Arie: Ach was soll ich denn gestehen*) ist gut behandelt *) Im 2. Akt, wo es jetzt heißt „Ach, wie sollt ich das gestehen", während am Ende der Arie „ach was soll ich denn gestehen" geblieben ist, Gu'iizboten I, i»7v. 06

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_141412/521>, abgerufen am 06.02.2025.