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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal.

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in Kürze äußert, nahe gelegt wird. Wir bilden uns dabei keineswegs ein, daß
gewisse Ausstellungen, die wir zu machen haben, den maßgebenden Behörden
und zunächst dem Abtheilungsvorstande sür die Realschulen neu sein werden.
Wir haben im Gegentheil Grund vorauszusetzen, daß derselbe gewisse Mängel
der seiner Obhut anvertrauten Schulen kennt und nur aus Rücksichten ver¬
schiedener Art manches verschweigt oder wenigstens nur andeutet. Ganz frei
ist das ruhig referirende Schriftchen von jener Lobhudelei, welche uns amtliche
Berichte oftmals so ungenießbar macht.

Bei Verkündigung des Unterrichtsgesetzes vom 13. November 1859, welches
nach seinem Urheber das Gesetz Casati genannt wird, gab es in Italien 5
Schulen, je eine in Turin, Genua, Mailand, Venedig und Florenz (letztere
aus dem vorigen Jahrhundert stammend), welche in technische Institute umge¬
wandelt werden konnten. Im Schuljahre 1861--62 gab es bereits 15 solcher
Institute, 1877--78 bestanden deren 70. Von diesen waren 40 rein königlich,
9 wurden vom Staate mit einer in's Budget eingestellten Summe fubventiv-
nirt, 19 hingen von Provinzen und Gemeinden ab, 2 gehörten Privaten: eine
in Casteletti (Toscana) und eine in Terranuova (Sicilien). Das technische
Institut zerfällt im allgemeinen in 5 Abtheilungen: die allgemein-wissenschaft¬
liche, die kommerzielle, die industrielle, die landwirthschaftliche und die Abthei¬
lung für Feldmesser. Am seltensten, nämlich nur 9 mal, fehlt die allgemein¬
wissenschaftliche Abtheilung (sol?ion,ö Ü8in:o-raatkrliÄticz^); vorhanden sind 57
kommerzielle, 56 Abtheilungen für die Feldmesser, 22 landwirthschaftliche und
schließlich 6 industrielle Abtheilungen (in Como, Livorno, Neapel, Turin, Rom
und Venedig).

Wir können uns hier nicht mit jenen Abtheilungen befassen, welche im
wesentlichen Fachschulen sind und durch eine fortschreitende Spezialisirung der
Studien immer geeigneter werden, eine brauchbare Berufsbildung für das prak¬
tische Leben zu liefern. Allerdings umfassen gerade diese Fachschulen bei weitem
die größere Schülerzahl. Nicht weniger als 2623 Zöglinge besuchen die drei¬
jährigen Fachknrse, so daß der eigentlichen Realschule (der allgemein-wissen¬
schaftlichen Abtheilung) nur 1322 Schüler bleiben.*) Gemeinsam ist allen
Schülern der erste Jahreskursus der Anstalt, in welchem 1877--78 2270 Zög¬
linge wöchentlich je 6 Stunden im Italienischen und in der Mathematik,
8 Stunden im Zeichnen und je 3 im Französischen, in der Geographie und
Geschichte unterrichtet worden sind. , Die Aufnahme in diesen gemeinsamen
Jahreskursus erfolgt auf Grund einer speziellen Aufnahmeprüfung oder (seit



Bei all' diesen Zahlen sind die Zuhörer (Hospitanten) nicht mitgerechnet, deren es
in den letzten drei Schuljahren in den königlichen Instituten 709, 403 und 362, in den
anderen 216, 211 und 2S2 gab.

in Kürze äußert, nahe gelegt wird. Wir bilden uns dabei keineswegs ein, daß
gewisse Ausstellungen, die wir zu machen haben, den maßgebenden Behörden
und zunächst dem Abtheilungsvorstande sür die Realschulen neu sein werden.
Wir haben im Gegentheil Grund vorauszusetzen, daß derselbe gewisse Mängel
der seiner Obhut anvertrauten Schulen kennt und nur aus Rücksichten ver¬
schiedener Art manches verschweigt oder wenigstens nur andeutet. Ganz frei
ist das ruhig referirende Schriftchen von jener Lobhudelei, welche uns amtliche
Berichte oftmals so ungenießbar macht.

Bei Verkündigung des Unterrichtsgesetzes vom 13. November 1859, welches
nach seinem Urheber das Gesetz Casati genannt wird, gab es in Italien 5
Schulen, je eine in Turin, Genua, Mailand, Venedig und Florenz (letztere
aus dem vorigen Jahrhundert stammend), welche in technische Institute umge¬
wandelt werden konnten. Im Schuljahre 1861—62 gab es bereits 15 solcher
Institute, 1877—78 bestanden deren 70. Von diesen waren 40 rein königlich,
9 wurden vom Staate mit einer in's Budget eingestellten Summe fubventiv-
nirt, 19 hingen von Provinzen und Gemeinden ab, 2 gehörten Privaten: eine
in Casteletti (Toscana) und eine in Terranuova (Sicilien). Das technische
Institut zerfällt im allgemeinen in 5 Abtheilungen: die allgemein-wissenschaft¬
liche, die kommerzielle, die industrielle, die landwirthschaftliche und die Abthei¬
lung für Feldmesser. Am seltensten, nämlich nur 9 mal, fehlt die allgemein¬
wissenschaftliche Abtheilung (sol?ion,ö Ü8in:o-raatkrliÄticz^); vorhanden sind 57
kommerzielle, 56 Abtheilungen für die Feldmesser, 22 landwirthschaftliche und
schließlich 6 industrielle Abtheilungen (in Como, Livorno, Neapel, Turin, Rom
und Venedig).

Wir können uns hier nicht mit jenen Abtheilungen befassen, welche im
wesentlichen Fachschulen sind und durch eine fortschreitende Spezialisirung der
Studien immer geeigneter werden, eine brauchbare Berufsbildung für das prak¬
tische Leben zu liefern. Allerdings umfassen gerade diese Fachschulen bei weitem
die größere Schülerzahl. Nicht weniger als 2623 Zöglinge besuchen die drei¬
jährigen Fachknrse, so daß der eigentlichen Realschule (der allgemein-wissen¬
schaftlichen Abtheilung) nur 1322 Schüler bleiben.*) Gemeinsam ist allen
Schülern der erste Jahreskursus der Anstalt, in welchem 1877—78 2270 Zög¬
linge wöchentlich je 6 Stunden im Italienischen und in der Mathematik,
8 Stunden im Zeichnen und je 3 im Französischen, in der Geographie und
Geschichte unterrichtet worden sind. , Die Aufnahme in diesen gemeinsamen
Jahreskursus erfolgt auf Grund einer speziellen Aufnahmeprüfung oder (seit



Bei all' diesen Zahlen sind die Zuhörer (Hospitanten) nicht mitgerechnet, deren es
in den letzten drei Schuljahren in den königlichen Instituten 709, 403 und 362, in den
anderen 216, 211 und 2S2 gab.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_141412/432>, abgerufen am 03.07.2024.