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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal.

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die ganze Erde ausführlich behandelnden Werken keinen Mangel. Wir haben
Stein-Wappaeus, Ungewitter, Klöden, Daniel; aber alle beschränken sie sich auf
die schriftliche Darlegung. Nur Werke kleineren Umfangs haben neuerdings auch
eine Zugabe von Bildern geboten; wir wollen nur auf Adrian Balbi's "Allg.
Erdbeschreibung" und F. von Hellwald's "Erde und ihre Volker" hinweisen,
welch' letzteres Buch anßer zahlreichen Holzschnitten am Schluß auch mehrere
Karten gebracht hat; diese erfüllen aber ihren Zweck sehr wenig, einige erscheinen
geradezu überflüssig, da sie nicht mehr bieten, als was jeder der jetzt so billigen
Volksschulatlanten auch enthält.

Die Geographie ist nun einmal ein Fach, welches ohne Anschauung
nicht bestehen kaun, welches neben der Auffassung des Gelesenen immer auch
die Orientirung auf der Karte verlangt, wenn deutliche Vorstellungen erreicht
werden sollen. Leider werden aber geographische Kompendien einerseits, die
Atlanten andererseits in der Regel ohne Rücksicht auf einander abgefaßt, und
so kommt es nicht selten vor, daß, abgesehen von der Unbequemlichkeit, bei zu¬
sammenfassenden Darstellungen immer zwei Bücher zur Hand haben zu müssen,
selbst in vvlumenreichen Atlanten viele Einzelheiten nicht zu finden sind, und
der Leser über die Lage einzelner Orte, Berge ?e., sowie über die natürliche
Beschaffenheit mancher wichtiger Dinge, die eben nur durch genauere Darstel¬
lungen verdeutlicht werden können, im Unklaren bleibt. Diesem, auch Einge¬
weihteren oft recht fühlbaren Mangel sucht das Werk von Reclus dnrch reiche
Mitgabe von kolorirten und nicht kolorirten Karten abzuhelfen, und die Art
und Weise, wie dies geschehen, kann, wenn auch in Bezug auf Auswahl mancher
Wunsch uicht erfüllt ist, manches auch überflüssig oder uicht in geeigneter Aus¬
führung erscheint, doch im Großen und Ganzen nur gebilligt werden. So ent¬
hält z. B- der dritte Band in der kolorirten Karte der Halbinsel Jstrien mit
den umliegenden Buchten eine Darstellung des österreichischen Hafengebietes, in
den Salzburger Alpen, in, der sächsischen Schweiz und dem Taunus eine Dar¬
stellung der beliebtesten Reiseziele, in der geologischen Karte des Gotthard ein
dem allgemeinen Interesse nahegerücktes Gebirgsstück, während wir auf der Karte
des frischen Haff's und der Elbmündung an die norddeutsche Küste geführt
werden. Noch ausführlicher find die uicht kolorirten', in den Text eingescho-
benen Skizzen, die nicht nur Bevölkerungsdichtigkeit, Klima, Regenverhältnisse,
sondern auch Gebirgsglieder, Flußläufe, Delta's, Stromregulirungen, Kanüle,
charakteristische Küstenstrecken, Gebirgspässe, Eisenbahnverbindungen, Stadtpläne
und ähnliches vorführen. Alle diese Karten haben die sehr wesentliche Eigen¬
schaft mit einander gemein, daß sie in der Hauptsache nur das enthalten, worauf
es gerade ankommt, alles Uebrige aber, was dem zunächst liegenden Zwecke nicht
entspricht, weggelassen ist, so daß die Orientirung schnell und mühelos erfolgen


die ganze Erde ausführlich behandelnden Werken keinen Mangel. Wir haben
Stein-Wappaeus, Ungewitter, Klöden, Daniel; aber alle beschränken sie sich auf
die schriftliche Darlegung. Nur Werke kleineren Umfangs haben neuerdings auch
eine Zugabe von Bildern geboten; wir wollen nur auf Adrian Balbi's „Allg.
Erdbeschreibung" und F. von Hellwald's „Erde und ihre Volker" hinweisen,
welch' letzteres Buch anßer zahlreichen Holzschnitten am Schluß auch mehrere
Karten gebracht hat; diese erfüllen aber ihren Zweck sehr wenig, einige erscheinen
geradezu überflüssig, da sie nicht mehr bieten, als was jeder der jetzt so billigen
Volksschulatlanten auch enthält.

Die Geographie ist nun einmal ein Fach, welches ohne Anschauung
nicht bestehen kaun, welches neben der Auffassung des Gelesenen immer auch
die Orientirung auf der Karte verlangt, wenn deutliche Vorstellungen erreicht
werden sollen. Leider werden aber geographische Kompendien einerseits, die
Atlanten andererseits in der Regel ohne Rücksicht auf einander abgefaßt, und
so kommt es nicht selten vor, daß, abgesehen von der Unbequemlichkeit, bei zu¬
sammenfassenden Darstellungen immer zwei Bücher zur Hand haben zu müssen,
selbst in vvlumenreichen Atlanten viele Einzelheiten nicht zu finden sind, und
der Leser über die Lage einzelner Orte, Berge ?e., sowie über die natürliche
Beschaffenheit mancher wichtiger Dinge, die eben nur durch genauere Darstel¬
lungen verdeutlicht werden können, im Unklaren bleibt. Diesem, auch Einge¬
weihteren oft recht fühlbaren Mangel sucht das Werk von Reclus dnrch reiche
Mitgabe von kolorirten und nicht kolorirten Karten abzuhelfen, und die Art
und Weise, wie dies geschehen, kann, wenn auch in Bezug auf Auswahl mancher
Wunsch uicht erfüllt ist, manches auch überflüssig oder uicht in geeigneter Aus¬
führung erscheint, doch im Großen und Ganzen nur gebilligt werden. So ent¬
hält z. B- der dritte Band in der kolorirten Karte der Halbinsel Jstrien mit
den umliegenden Buchten eine Darstellung des österreichischen Hafengebietes, in
den Salzburger Alpen, in, der sächsischen Schweiz und dem Taunus eine Dar¬
stellung der beliebtesten Reiseziele, in der geologischen Karte des Gotthard ein
dem allgemeinen Interesse nahegerücktes Gebirgsstück, während wir auf der Karte
des frischen Haff's und der Elbmündung an die norddeutsche Küste geführt
werden. Noch ausführlicher find die uicht kolorirten', in den Text eingescho-
benen Skizzen, die nicht nur Bevölkerungsdichtigkeit, Klima, Regenverhältnisse,
sondern auch Gebirgsglieder, Flußläufe, Delta's, Stromregulirungen, Kanüle,
charakteristische Küstenstrecken, Gebirgspässe, Eisenbahnverbindungen, Stadtpläne
und ähnliches vorführen. Alle diese Karten haben die sehr wesentliche Eigen¬
schaft mit einander gemein, daß sie in der Hauptsache nur das enthalten, worauf
es gerade ankommt, alles Uebrige aber, was dem zunächst liegenden Zwecke nicht
entspricht, weggelassen ist, so daß die Orientirung schnell und mühelos erfolgen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_141412/224>, abgerufen am 23.07.2024.