Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal.sionen. Bricht etwas, so läuft eine Postkarte an die Fabrik mit der Katalog¬ Die Arbeiterbewegung der Unionsstaaten zerfällt in drei Kategorieen. Die Das letzte Kapitel, gewiß das mühsamste des ganzen Buchs, behandelt die Möchte die fleißige, umsichtige, inhaltreiche Stubnitz'sche Arbeit recht viele sionen. Bricht etwas, so läuft eine Postkarte an die Fabrik mit der Katalog¬ Die Arbeiterbewegung der Unionsstaaten zerfällt in drei Kategorieen. Die Das letzte Kapitel, gewiß das mühsamste des ganzen Buchs, behandelt die Möchte die fleißige, umsichtige, inhaltreiche Stubnitz'sche Arbeit recht viele <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0202" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141613"/> <p xml:id="ID_603" prev="#ID_602"> sionen. Bricht etwas, so läuft eine Postkarte an die Fabrik mit der Katalog¬<lb/> nummer ab, und der Ersatz ist bald und billig verschafft. sattsam bekannt<lb/> ist, welche Noth uns oft die geringste Reparatur oder Ergänzung macht. Keinen<lb/> geringen Antheil an der Tüchtigkeit der Hände und Werkzeuge in Amerika hat<lb/> der Umstand, daß die letzteren beinahe durchweg Eigenthum des Arbeiters<lb/> sind. Er sucht sie sorgfältiger, für seine Persönlichkeit passender aus, schont<lb/> sie mehr, und es findet eine Art „Zuchtwahl" statt zu Gunsten des Produkts.<lb/> In Europa liefert meist der Fabrikant das Werkzeug, der Arbeiter muß folg¬<lb/> lich diesem, zum Nachtheil der Sache, seine Hand anpassen. Hinzukommt, daß<lb/> die Arbeitstheilung zwar sehr entwickelt, doch aber der Einzelne vielfach ge¬<lb/> nöthigt ist, sich auf verschiedenen Feldern zu versuchen, wodurch er zeit- und<lb/> mühesparende Vortheile aus einem Handwerk in's andere übertragen lernt.<lb/> Nirgend sonst als in Amerika dürfte sich soviel polytechnisches Geschick, ja sogar<lb/> Erfindungsgeist zeigen. „Der Deutsche geizt mit dem Stoffe, der Engländer<lb/> mit der Zeit, der Amerikaner mit der Kraft."</p><lb/> <p xml:id="ID_604"> Die Arbeiterbewegung der Unionsstaaten zerfällt in drei Kategorieen. Die<lb/> erste, die kommunistische, besteht größtenteils aus eingewanderten französischen<lb/> Kommunards, die aber womöglich noch etwas weiter „avancirt" sind, als die<lb/> daheim gebliebenen; die zweite wird von Gewerkvereinlern gebildet, die dritte,<lb/> ursprünglich Loeial Dowoerae^, 1876 ^orKinAinens ?art^, durch Beschluß<lb/> von 1877 8oeiÄli3tie I^dor?art^ benannt, ist die eigentliche sozialistische<lb/> Arbeiterpartei. Sie wird nur auf 100000 Wahlstimmen geschätzt. Ihre Grund¬<lb/> sätze sind ungefähr die der deutschen Sozialdemokratie, wie diese sucht sie die<lb/> gesammte Arbeiterwelt zu gewinnen, vergißt aber nicht, im Gegensatz zur<lb/> unsrigen, sich an amerikanische Verhältnisse anzulehnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_605"> Das letzte Kapitel, gewiß das mühsamste des ganzen Buchs, behandelt die<lb/> Arbeitergesetzgebung des Bundes und der einzelnen Staaten und ist aus hun¬<lb/> dert voluminösen Gesetzsammlungsbänden geschöpft. Der Verfasser resumirt:<lb/> „In Nordamerika hat die Zentralgewalt des Bundes auch nicht die allgemein¬<lb/> sten gesetzlichen Vorschriften bezüglich der speziellen Arbeiterverhältnisse erlassen,<lb/> demgemäß sich die Gesetzgebung der einzelnen Staaten sehr verschieden ent¬<lb/> wickelt. Es scheint, daß hierbei nicht sowohl die natürlichen Bedürfnisse und<lb/> die verschiedene Physische Beschaffenheit der Länder maßgebend waren, als viel¬<lb/> mehr die Machtstellung der Arbeiter auf politischem und sozialem Gebiete____<lb/> Der den Arbeitern gewährte Schutz geht in einzelnen Staaten bedeutend weiter<lb/> als bei uns, in anderen jedoch stehen die Arbeiterschutzgesetze hinter unseren<lb/> Reichsgesetzen zurück."</p><lb/> <p xml:id="ID_606"> Möchte die fleißige, umsichtige, inhaltreiche Stubnitz'sche Arbeit recht viele<lb/> aufmerksame Leser finden, die auch ihre Nutzanwendung davon machen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0202]
sionen. Bricht etwas, so läuft eine Postkarte an die Fabrik mit der Katalog¬
nummer ab, und der Ersatz ist bald und billig verschafft. sattsam bekannt
ist, welche Noth uns oft die geringste Reparatur oder Ergänzung macht. Keinen
geringen Antheil an der Tüchtigkeit der Hände und Werkzeuge in Amerika hat
der Umstand, daß die letzteren beinahe durchweg Eigenthum des Arbeiters
sind. Er sucht sie sorgfältiger, für seine Persönlichkeit passender aus, schont
sie mehr, und es findet eine Art „Zuchtwahl" statt zu Gunsten des Produkts.
In Europa liefert meist der Fabrikant das Werkzeug, der Arbeiter muß folg¬
lich diesem, zum Nachtheil der Sache, seine Hand anpassen. Hinzukommt, daß
die Arbeitstheilung zwar sehr entwickelt, doch aber der Einzelne vielfach ge¬
nöthigt ist, sich auf verschiedenen Feldern zu versuchen, wodurch er zeit- und
mühesparende Vortheile aus einem Handwerk in's andere übertragen lernt.
Nirgend sonst als in Amerika dürfte sich soviel polytechnisches Geschick, ja sogar
Erfindungsgeist zeigen. „Der Deutsche geizt mit dem Stoffe, der Engländer
mit der Zeit, der Amerikaner mit der Kraft."
Die Arbeiterbewegung der Unionsstaaten zerfällt in drei Kategorieen. Die
erste, die kommunistische, besteht größtenteils aus eingewanderten französischen
Kommunards, die aber womöglich noch etwas weiter „avancirt" sind, als die
daheim gebliebenen; die zweite wird von Gewerkvereinlern gebildet, die dritte,
ursprünglich Loeial Dowoerae^, 1876 ^orKinAinens ?art^, durch Beschluß
von 1877 8oeiÄli3tie I^dor?art^ benannt, ist die eigentliche sozialistische
Arbeiterpartei. Sie wird nur auf 100000 Wahlstimmen geschätzt. Ihre Grund¬
sätze sind ungefähr die der deutschen Sozialdemokratie, wie diese sucht sie die
gesammte Arbeiterwelt zu gewinnen, vergißt aber nicht, im Gegensatz zur
unsrigen, sich an amerikanische Verhältnisse anzulehnen.
Das letzte Kapitel, gewiß das mühsamste des ganzen Buchs, behandelt die
Arbeitergesetzgebung des Bundes und der einzelnen Staaten und ist aus hun¬
dert voluminösen Gesetzsammlungsbänden geschöpft. Der Verfasser resumirt:
„In Nordamerika hat die Zentralgewalt des Bundes auch nicht die allgemein¬
sten gesetzlichen Vorschriften bezüglich der speziellen Arbeiterverhältnisse erlassen,
demgemäß sich die Gesetzgebung der einzelnen Staaten sehr verschieden ent¬
wickelt. Es scheint, daß hierbei nicht sowohl die natürlichen Bedürfnisse und
die verschiedene Physische Beschaffenheit der Länder maßgebend waren, als viel¬
mehr die Machtstellung der Arbeiter auf politischem und sozialem Gebiete____
Der den Arbeitern gewährte Schutz geht in einzelnen Staaten bedeutend weiter
als bei uns, in anderen jedoch stehen die Arbeiterschutzgesetze hinter unseren
Reichsgesetzen zurück."
Möchte die fleißige, umsichtige, inhaltreiche Stubnitz'sche Arbeit recht viele
aufmerksame Leser finden, die auch ihre Nutzanwendung davon machen.
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