Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite

einer älteren schutzzöllnerischeu Schrift". Denn dabei verschweigt er erstens
wohlweislich, daß die von uns wiederholt sammt ihrem Verfasser genannte und
nichts weniger als schutzzöllnerische, sondern durchweg im Sinne des nationalen
Freihandels darstellende und urtheilende Schrift, Gottfried Stommel's
vortreffliche Abhandlung: "Die deutsche Industrie vor dem Reichstage"
ist, die selbst von Blättern der Manchesterpartei als höchst bedeutend anerkannt
wurde.*) Zweitens aber will er nicht wissen oder weiß er wegen allzuflüchtiger
Lektüre unseres Auszugs wirklich nicht, daß demselben eine erhebliche Anzahl
von theilweise recht ausführlichen Einschaltungen hinzufügt worden ist, welche
das Manchesterthum und die englische Handelspolitik noch deutlicher als
Stommel's Ausführungen zu charakterisiren geeignet waren.

Wie es schließlich mit der "Verleumdung" steht, deren wir uns nach der
Ansicht des entrüsteten Kritikers durch die Andeutung schuldig gemacht haben
sollen, "daß die Vertreter der Freihandelsidee in Deutschland von England
bezahlt worden seien" (beiläufig nicht unsere Worte, sondern eine Redewendung,
die Eigenthum der National-Liberalen Korrespondenz ist), haben wir am Schluß
von Ur. 3 der diesjährigen "Grenzboten" dargethan: der "Verleumder" war
niemand anderes als -- der Schatzmeister des Vereins, welcher die Betreffen¬
den honorirte.

Das Vorstehende soll keine Polemik gegen die National-Liberale Korre¬
spondenz sein, mit der wir uns überhaupt aus Mangel an Zeit und Neigung
auf Erörterungen nicht einlassen können. Es ist einzig und allein an unsere
Leser gerichtet, die daraus ersehen mögen, mit welcher außergewöhnlichen "Ge-
schicklichkeit" und, noch mehr, mit welcher eminenten Wahrheitsliebe die Myr-
midonen des Freihandels für ihre Götter und Altäre zu Felde ziehen. Es
kann -- so werden unsere Leser, die dergleichen oft schon gewahr geworden
sein müssen, sich sagen -- keine gute Sache sein, die mit Verschweigen und
H Verdächtigen vertheidigt werden muß.





*) Die "National-Zeitung" u. a. rühmte ihr "umfassende Kenntniß auf wirthschaft¬
lichem Gebiet" und "sachentsprechende Darstellung" nach und nannte sie "einen dankens-
werthen Beitrag zum Verständniß der schwebenden Fragen in der Zollpolitik", und die
"Deutsche Volkswirthschaftliche Korrespondenz" bezeichnete sie als "eine sehr werthvolle Be¬
reicherung der handelspolitischen Literatur". Es wäre uus lieb, wenn jemand uns sagen
könnte, wie sich darauf das "nichtssagend" der N.--L. K. reimt.

einer älteren schutzzöllnerischeu Schrift". Denn dabei verschweigt er erstens
wohlweislich, daß die von uns wiederholt sammt ihrem Verfasser genannte und
nichts weniger als schutzzöllnerische, sondern durchweg im Sinne des nationalen
Freihandels darstellende und urtheilende Schrift, Gottfried Stommel's
vortreffliche Abhandlung: „Die deutsche Industrie vor dem Reichstage"
ist, die selbst von Blättern der Manchesterpartei als höchst bedeutend anerkannt
wurde.*) Zweitens aber will er nicht wissen oder weiß er wegen allzuflüchtiger
Lektüre unseres Auszugs wirklich nicht, daß demselben eine erhebliche Anzahl
von theilweise recht ausführlichen Einschaltungen hinzufügt worden ist, welche
das Manchesterthum und die englische Handelspolitik noch deutlicher als
Stommel's Ausführungen zu charakterisiren geeignet waren.

Wie es schließlich mit der „Verleumdung" steht, deren wir uns nach der
Ansicht des entrüsteten Kritikers durch die Andeutung schuldig gemacht haben
sollen, „daß die Vertreter der Freihandelsidee in Deutschland von England
bezahlt worden seien" (beiläufig nicht unsere Worte, sondern eine Redewendung,
die Eigenthum der National-Liberalen Korrespondenz ist), haben wir am Schluß
von Ur. 3 der diesjährigen „Grenzboten" dargethan: der „Verleumder" war
niemand anderes als — der Schatzmeister des Vereins, welcher die Betreffen¬
den honorirte.

Das Vorstehende soll keine Polemik gegen die National-Liberale Korre¬
spondenz sein, mit der wir uns überhaupt aus Mangel an Zeit und Neigung
auf Erörterungen nicht einlassen können. Es ist einzig und allein an unsere
Leser gerichtet, die daraus ersehen mögen, mit welcher außergewöhnlichen „Ge-
schicklichkeit" und, noch mehr, mit welcher eminenten Wahrheitsliebe die Myr-
midonen des Freihandels für ihre Götter und Altäre zu Felde ziehen. Es
kann — so werden unsere Leser, die dergleichen oft schon gewahr geworden
sein müssen, sich sagen — keine gute Sache sein, die mit Verschweigen und
H Verdächtigen vertheidigt werden muß.





*) Die „National-Zeitung" u. a. rühmte ihr „umfassende Kenntniß auf wirthschaft¬
lichem Gebiet" und „sachentsprechende Darstellung" nach und nannte sie „einen dankens-
werthen Beitrag zum Verständniß der schwebenden Fragen in der Zollpolitik", und die
„Deutsche Volkswirthschaftliche Korrespondenz" bezeichnete sie als „eine sehr werthvolle Be¬
reicherung der handelspolitischen Literatur". Es wäre uus lieb, wenn jemand uns sagen
könnte, wie sich darauf das „nichtssagend" der N.--L. K. reimt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0176" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141587"/>
          <p xml:id="ID_522" prev="#ID_521"> einer älteren schutzzöllnerischeu Schrift". Denn dabei verschweigt er erstens<lb/>
wohlweislich, daß die von uns wiederholt sammt ihrem Verfasser genannte und<lb/>
nichts weniger als schutzzöllnerische, sondern durchweg im Sinne des nationalen<lb/>
Freihandels darstellende und urtheilende Schrift, Gottfried Stommel's<lb/>
vortreffliche Abhandlung: &#x201E;Die deutsche Industrie vor dem Reichstage"<lb/>
ist, die selbst von Blättern der Manchesterpartei als höchst bedeutend anerkannt<lb/>
wurde.*) Zweitens aber will er nicht wissen oder weiß er wegen allzuflüchtiger<lb/>
Lektüre unseres Auszugs wirklich nicht, daß demselben eine erhebliche Anzahl<lb/>
von theilweise recht ausführlichen Einschaltungen hinzufügt worden ist, welche<lb/>
das Manchesterthum und die englische Handelspolitik noch deutlicher als<lb/>
Stommel's Ausführungen zu charakterisiren geeignet waren.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_523"> Wie es schließlich mit der &#x201E;Verleumdung" steht, deren wir uns nach der<lb/>
Ansicht des entrüsteten Kritikers durch die Andeutung schuldig gemacht haben<lb/>
sollen, &#x201E;daß die Vertreter der Freihandelsidee in Deutschland von England<lb/>
bezahlt worden seien" (beiläufig nicht unsere Worte, sondern eine Redewendung,<lb/>
die Eigenthum der National-Liberalen Korrespondenz ist), haben wir am Schluß<lb/>
von Ur. 3 der diesjährigen &#x201E;Grenzboten" dargethan: der &#x201E;Verleumder" war<lb/>
niemand anderes als &#x2014; der Schatzmeister des Vereins, welcher die Betreffen¬<lb/>
den honorirte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_524"> Das Vorstehende soll keine Polemik gegen die National-Liberale Korre¬<lb/>
spondenz sein, mit der wir uns überhaupt aus Mangel an Zeit und Neigung<lb/>
auf Erörterungen nicht einlassen können. Es ist einzig und allein an unsere<lb/>
Leser gerichtet, die daraus ersehen mögen, mit welcher außergewöhnlichen &#x201E;Ge-<lb/>
schicklichkeit" und, noch mehr, mit welcher eminenten Wahrheitsliebe die Myr-<lb/>
midonen des Freihandels für ihre Götter und Altäre zu Felde ziehen. Es<lb/>
kann &#x2014; so werden unsere Leser, die dergleichen oft schon gewahr geworden<lb/>
sein müssen, sich sagen &#x2014; keine gute Sache sein, die mit Verschweigen und<lb/><note type="byline"> H</note> Verdächtigen vertheidigt werden muß. </p><lb/>
          <note xml:id="FID_35" place="foot"> *) Die &#x201E;National-Zeitung" u. a. rühmte ihr &#x201E;umfassende Kenntniß auf wirthschaft¬<lb/>
lichem Gebiet" und &#x201E;sachentsprechende Darstellung" nach und nannte sie &#x201E;einen dankens-<lb/>
werthen Beitrag zum Verständniß der schwebenden Fragen in der Zollpolitik", und die<lb/>
&#x201E;Deutsche Volkswirthschaftliche Korrespondenz" bezeichnete sie als &#x201E;eine sehr werthvolle Be¬<lb/>
reicherung der handelspolitischen Literatur". Es wäre uus lieb, wenn jemand uns sagen<lb/>
könnte, wie sich darauf das &#x201E;nichtssagend" der N.--L. K. reimt.</note><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0176] einer älteren schutzzöllnerischeu Schrift". Denn dabei verschweigt er erstens wohlweislich, daß die von uns wiederholt sammt ihrem Verfasser genannte und nichts weniger als schutzzöllnerische, sondern durchweg im Sinne des nationalen Freihandels darstellende und urtheilende Schrift, Gottfried Stommel's vortreffliche Abhandlung: „Die deutsche Industrie vor dem Reichstage" ist, die selbst von Blättern der Manchesterpartei als höchst bedeutend anerkannt wurde.*) Zweitens aber will er nicht wissen oder weiß er wegen allzuflüchtiger Lektüre unseres Auszugs wirklich nicht, daß demselben eine erhebliche Anzahl von theilweise recht ausführlichen Einschaltungen hinzufügt worden ist, welche das Manchesterthum und die englische Handelspolitik noch deutlicher als Stommel's Ausführungen zu charakterisiren geeignet waren. Wie es schließlich mit der „Verleumdung" steht, deren wir uns nach der Ansicht des entrüsteten Kritikers durch die Andeutung schuldig gemacht haben sollen, „daß die Vertreter der Freihandelsidee in Deutschland von England bezahlt worden seien" (beiläufig nicht unsere Worte, sondern eine Redewendung, die Eigenthum der National-Liberalen Korrespondenz ist), haben wir am Schluß von Ur. 3 der diesjährigen „Grenzboten" dargethan: der „Verleumder" war niemand anderes als — der Schatzmeister des Vereins, welcher die Betreffen¬ den honorirte. Das Vorstehende soll keine Polemik gegen die National-Liberale Korre¬ spondenz sein, mit der wir uns überhaupt aus Mangel an Zeit und Neigung auf Erörterungen nicht einlassen können. Es ist einzig und allein an unsere Leser gerichtet, die daraus ersehen mögen, mit welcher außergewöhnlichen „Ge- schicklichkeit" und, noch mehr, mit welcher eminenten Wahrheitsliebe die Myr- midonen des Freihandels für ihre Götter und Altäre zu Felde ziehen. Es kann — so werden unsere Leser, die dergleichen oft schon gewahr geworden sein müssen, sich sagen — keine gute Sache sein, die mit Verschweigen und H Verdächtigen vertheidigt werden muß. *) Die „National-Zeitung" u. a. rühmte ihr „umfassende Kenntniß auf wirthschaft¬ lichem Gebiet" und „sachentsprechende Darstellung" nach und nannte sie „einen dankens- werthen Beitrag zum Verständniß der schwebenden Fragen in der Zollpolitik", und die „Deutsche Volkswirthschaftliche Korrespondenz" bezeichnete sie als „eine sehr werthvolle Be¬ reicherung der handelspolitischen Literatur". Es wäre uus lieb, wenn jemand uns sagen könnte, wie sich darauf das „nichtssagend" der N.--L. K. reimt.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_141412
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_141412/176
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_141412/176>, abgerufen am 01.07.2024.