Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.Hoff ist auf einem Genrebilde mit Figuren in Kostümen des dreißigjährigen Der Münchener Holmberg hat mit einer Darstellung des berühmten Grenzboten IV. 137S. 12
Hoff ist auf einem Genrebilde mit Figuren in Kostümen des dreißigjährigen Der Münchener Holmberg hat mit einer Darstellung des berühmten Grenzboten IV. 137S. 12
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Hoff ist auf einem Genrebilde mit Figuren in Kostümen des dreißigjährigen
Krieges — ein junger Soldat hat einer würdigen, vornehmen Dame, die von
einem Priester und einer jungen Dame getröstet wird, eine Trauerbotschaft ge¬
bracht — auch nicht tief in die Charakteristik gegangen und überdies in einen
schwärzlich grauen Ton gerathen, der nicht zu seinem Vortheil an die alte
Düsseldorfer Manier erinnert. Simmler entfaltet in seinen Wilddieben, die
eben dabei sind, einen erlegten Hirsch auszuweiden, aber durch des Försters
Mops, der hinten in einer Lichtung sichtbar wird und anschlägt, in ihrem Ge¬
schäft gestört werden, einen angenehmen Naturalismus, der sich von jeder Ueber¬
treibung fern hält. Auf einem Bilde des trefflichen Architekturmalers Seel,
der in diesem Jahre seine Berliner Rivalen Graeb und Wilberg ausgestochen
hat, erhebt sich die Staffage zu genrebildlichem Werth. Der Maler zeigt uns
das Innere eines ägyptischen Harems, eine ungemein reich gestaltete, maurische
Architektur, mit Frauen, Sklavinnen und Kindern, die auf den weichen Teppichen
sitzen und neugierig dem Spiele zweier Polichinells zuschauen, welche von einer
Negerin in Bewegung gesetzt werden. Die Wände des hohen Gemachs sind
über und über mit farbigen Fliesen dekorirt, der Fußboden ist mit bunten
Decken belegt, und ringsherum stehen allerlei zierliche Geräthschaften umher,
Sessel, die mit Perlmutter ausgelegt sind u. tgi. in>; aber das vielfarbige Ge¬
wirr ist fein harmonisch zusammengestimmt. Endlich ist von den Düsseldorfer
Genremalern noch Alfred Bö hin mit einer sehr gut beobachteten, wenn auch
mit photographischer Nüchternheit wiedergegebenen Szene nach einem Brande
zu erwähnen. Unterhalb einer Chaussee im Wiesengrunde liegt die Brandstätte
mit noch rauchenden Trümmern, umgeben von den Beschädigtem, die ihr arm¬
seliges, gerettetes Mobiliar zusammensuchen, und oben auf dem Wege stehen
Vertreter der Behörden und neugierige Gaffer, viele kleine Figuren, die mit
großer Liebe und Sorgfalt ausgeführt sind. Es ist ein kalter, grauer Früh¬
lingsmorgen, dessen trübe Stimmung mit dem traurigen Ereigniß, das sich unten
vollzogen hat, trefflich harmonirt.
Der Münchener Holmberg hat mit einer Darstellung des berühmten
Tabakkollegiums in Wusterhausen einen glücklichen Griff in die preußische Ge¬
schichte gethan. In die Gesellschaft der wettergebrüunten Haudegen, die hinter
den Bierkrügen um ihren König sitzen, tritt der kleine zarte Prinz Friedrich
mit seiner älteren Schwester Wilhelmine und begrüßt den gestrengen Herrn
Vater, der mit wohlgefälligem Lächeln auf den schmucken Knaben blickt. Adolf
Menzel ist diesmal mit einer denkwürdigen Episode aus dem Leben Friedrich's
des Großen, die er grau in grau für die bekannte Gustav Freytag-Galerie
gemalt hat, nicht so glücklich gewesen. Im Jahre 1750, als man die Särge
der Vorfahren des Königs aus der Gruft des alten Doms in die neuen über-
Grenzboten IV. 137S. 12
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