Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.fangenen auf freien Fuß gesetzt haben, wenn er nicht bei seinen Waffen¬ Gegen Ende des Monats Juni langten dann auch die englischen Gefan¬ Was nun den Verlauf der Ereignisse im letzten Akte des traurigen Dramas fangenen auf freien Fuß gesetzt haben, wenn er nicht bei seinen Waffen¬ Gegen Ende des Monats Juni langten dann auch die englischen Gefan¬ Was nun den Verlauf der Ereignisse im letzten Akte des traurigen Dramas <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0427" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141306"/> <p xml:id="ID_1428" prev="#ID_1427"> fangenen auf freien Fuß gesetzt haben, wenn er nicht bei seinen Waffen¬<lb/> gefährten in dieser Angelegenheit auf den lebhaftesten Widerstand gestoßen wäre.</p><lb/> <p xml:id="ID_1429"> Gegen Ende des Monats Juni langten dann auch die englischen Gefan¬<lb/> genen, unter denen sich der Lieutenant Crawford befand, von Ghizni her in<lb/> Cabul an und wurden zu ihrer Ueberraschung von War auf das Wohl¬<lb/> wollendste empfangen. Crawford schildert in seinem Berichte den Sirdar als<lb/> einen hochgewachsenen, kräftigen Mann noch in jüngeren Jahren, von den ge¬<lb/> winnendsten Manieren, in welchem Niemand den Mörder Mac-Naghten's hätte<lb/> vermuthen können, und fügt hinzu, daß er ihnen beim Empfange die Versiche¬<lb/> rung gab, sie würden als Offiziere und als Gentlemen behandelt werden. Und<lb/> diesem Versprechen blieb er in der Folgezeit treu und sorgte in jeder erdenk¬<lb/> lichen Weise für geeignete Verpflegung und den Komfort der unter seinem<lb/> Schutze Stehenden. Freilich liegt die Annahme nah, daß sich War hierin<lb/> mehr von Rücksichten der Klugheit als der Menschlichkeit leiten ließ, da er<lb/> noch immer die Hoffnung nicht aufgegeben hatte, mit General Pollock einen<lb/> Separatfrieden abschließen und dann sich nnter dessen Schutz stellen zu können.<lb/> Er sollte bald erfahren, daß er falsch gerechnet hatte. Sogar das Anerbieten,<lb/> die Gefangenen auszuwechseln, wies Pollock zurück, der die gemessene Weisung<lb/> erhalten hatte, sich durchaus auf keine vermittelnden Vorschläge einzulassen.<lb/> Welche Wirkung diese Botschaft auf die Gesinnung des Sirdars momentan<lb/> ausübte, geht aus einer am 29. Juli von Eyre eingetragenen Notiz hervor, wo<lb/> es heißt: „Mohamed War hat heute Morgen in sehr energischer Weise und<lb/> in trotzigem Tone erklärt, daß er uns, wenn Pollock seinen Vormarsch fort¬<lb/> setze, nach Turkestan bringen und an die dortigen Vornehmen vertheilen<lb/> lassen werde. Bei der uns bekannten Entschlossenheit des Mannes befürchte<lb/> ich das Schlimmste." Indessen kam es nicht weiter, als daß die Gefangenen<lb/> zunächst etwa 100 englische Meilen weiter nach dem Innern geschafft, dann<lb/> aber nach Cabul zurückgeführt und kurz darauf in Freiheit gesetzt wurden.<lb/> Es waren 31 Offiziere, 53 Gemeine und 25 Frauen und Kinder, die nach<lb/> einer schweren Prüfungszeit von 231 Tagen den Ihrigen wiedergegeben wurden.<lb/> Die meiste Bewunderung verdient ohne Zweifel die Haltung der englischen<lb/> Frauen, die in vielen einzelnen Fällen durch heldenmüthige Entschlossenheit<lb/> hre Physische Schwäche überwanden und es dem stärkeren Geschlechte an Aus¬<lb/> dauer gleichthaten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1430" next="#ID_1431"> Was nun den Verlauf der Ereignisse im letzten Akte des traurigen Dramas<lb/> betrifft, so durchzog bekanntlich das britische Heer das wiedergewonnene Land<lb/> in kurzem Siegeslauf. Was sie aber aus demselben machten, und in welchem<lb/> Zustande es sich befand, als der Rachezug vollendet war, darüber haben englische<lb/> Offiziere als Augenzeugen Berichte hinterlassen, an welche die Vertreter und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0427]
fangenen auf freien Fuß gesetzt haben, wenn er nicht bei seinen Waffen¬
gefährten in dieser Angelegenheit auf den lebhaftesten Widerstand gestoßen wäre.
Gegen Ende des Monats Juni langten dann auch die englischen Gefan¬
genen, unter denen sich der Lieutenant Crawford befand, von Ghizni her in
Cabul an und wurden zu ihrer Ueberraschung von War auf das Wohl¬
wollendste empfangen. Crawford schildert in seinem Berichte den Sirdar als
einen hochgewachsenen, kräftigen Mann noch in jüngeren Jahren, von den ge¬
winnendsten Manieren, in welchem Niemand den Mörder Mac-Naghten's hätte
vermuthen können, und fügt hinzu, daß er ihnen beim Empfange die Versiche¬
rung gab, sie würden als Offiziere und als Gentlemen behandelt werden. Und
diesem Versprechen blieb er in der Folgezeit treu und sorgte in jeder erdenk¬
lichen Weise für geeignete Verpflegung und den Komfort der unter seinem
Schutze Stehenden. Freilich liegt die Annahme nah, daß sich War hierin
mehr von Rücksichten der Klugheit als der Menschlichkeit leiten ließ, da er
noch immer die Hoffnung nicht aufgegeben hatte, mit General Pollock einen
Separatfrieden abschließen und dann sich nnter dessen Schutz stellen zu können.
Er sollte bald erfahren, daß er falsch gerechnet hatte. Sogar das Anerbieten,
die Gefangenen auszuwechseln, wies Pollock zurück, der die gemessene Weisung
erhalten hatte, sich durchaus auf keine vermittelnden Vorschläge einzulassen.
Welche Wirkung diese Botschaft auf die Gesinnung des Sirdars momentan
ausübte, geht aus einer am 29. Juli von Eyre eingetragenen Notiz hervor, wo
es heißt: „Mohamed War hat heute Morgen in sehr energischer Weise und
in trotzigem Tone erklärt, daß er uns, wenn Pollock seinen Vormarsch fort¬
setze, nach Turkestan bringen und an die dortigen Vornehmen vertheilen
lassen werde. Bei der uns bekannten Entschlossenheit des Mannes befürchte
ich das Schlimmste." Indessen kam es nicht weiter, als daß die Gefangenen
zunächst etwa 100 englische Meilen weiter nach dem Innern geschafft, dann
aber nach Cabul zurückgeführt und kurz darauf in Freiheit gesetzt wurden.
Es waren 31 Offiziere, 53 Gemeine und 25 Frauen und Kinder, die nach
einer schweren Prüfungszeit von 231 Tagen den Ihrigen wiedergegeben wurden.
Die meiste Bewunderung verdient ohne Zweifel die Haltung der englischen
Frauen, die in vielen einzelnen Fällen durch heldenmüthige Entschlossenheit
hre Physische Schwäche überwanden und es dem stärkeren Geschlechte an Aus¬
dauer gleichthaten.
Was nun den Verlauf der Ereignisse im letzten Akte des traurigen Dramas
betrifft, so durchzog bekanntlich das britische Heer das wiedergewonnene Land
in kurzem Siegeslauf. Was sie aber aus demselben machten, und in welchem
Zustande es sich befand, als der Rachezug vollendet war, darüber haben englische
Offiziere als Augenzeugen Berichte hinterlassen, an welche die Vertreter und
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