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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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zog sein Auge mehr an, "als die prächtigen Klipperschiffe von 1800 Tonnen,
die alle derselben Nation gehörten. An ihren Masten flatterte die hier kaum
noch gekannte Flagge des norddeutschen Bundes" und auch am Lande deckte
diese Flagge die zahlreichen Wohn- und Packhäuser, Schiffswerften u. s. w.
des ganzen westlichen Theiles der Stadt, wenn wir so sagen dürfen, des
deutschen. Hier residirt der Kaufmann Weber, norddeutscher Konsul und Ver¬
treter des Hauses Godeffroy in Hamburg, "das einst souverän war", bemerkt
mit rührender Naivetät Herr Aube. Der Handel mit Kokosöl ist von diesen:
Hause im großartigen Maßstabe organisirt worden; alle Jahre segeln sechs
(jetzt 25) schöne Klipper von Hamburg ucich Ozeanien; ein Theil, mit Tausch¬
waaren beladen, geht direkt dorthin. Sie führen Leinenwaaren, Baumwollstoffe,
Wollwaaren, Waffen, Pulver, Geräthschciften an Bord. Ein anderer Theil
bringt erst Auswandrer nach Australien. Dann fahren sie nach Apia und
nehmen Kokosöl oder Kopra (getrocknete Kokosnüsse) in voller Ladung mit.
Von allen benachbarten Eilanden, von Rotuma im Westen, bis zu den Tvkelau-
oder Union-Inseln im Norden, werden die Ladungen durch kleinere Fahrzeuge
nach Apia hingeführt, damit die großen deutschen Klipper sofort volle Ladung
finden, wenn sie anlangen. Der Gewinn bei dem Geschäfte ist sehr groß.
"Uebrigens hat dieses deutsche Haus schou heute jede Konkurrenz erdrückt. Es
beutet den Markt ganz allein aus, und kaum versuchen es noch einige Kauf¬
leute aus Sydney, nicht mit ihm zu kämpfen, sondern nur noch eine Nachlese
nach der reichen Ernte zu halten."

Zu dem commerziellen Uebergewicht, so schreibt Herr Aube, wird in Folge
der energischen Thätigkeit des Konsuls Weber sich noch das politische Ueber¬
gewicht Deutschland's im Archipel hinzugesellen. Es wird die erste Rolle dort
spielen. ^U8c>r>^ czusl xoiut 1^ ?russo son^k-t-fils ü. touÄM uns coloris an.
Lailloa, s, vrcmärs xossession. Ah fragt der geängstigte Franzose.

Seitdem ist fast ein Jahrzehnt vergangen. Der deutsche Handel in der
Südsee hat sich, Dank der Thätigkeit der Hamburger, mehr und mehr ausge¬
breitet. Freilich haben auch die Engländer und Nordamerikaner Fortschritte
gemacht, Verträge abgeschlossen, Inselgruppen besetzt (so England vor wenigen
Jahren erst die Fidschi-Inseln), aber die Deutschen sind nicht zurückgeblieben,
und wo irgend Gefahr vorhanden war, überflügelt zu werden, wurden Handels¬
verträge abgeschlossen, welche Deutschland in die Reihe der am meisten be¬
günstigten Länder stellten. So wurde noch am 1. November 1876 zwischen
Kapitän Knorr, von der "Hertha", als dem Bevollmächtigten des deutschen
Kaisers, und dem König Georg der Tonga-Inseln ein Freundschafts- und
Handelsvertrag abgeschlossen, der Deutschland auch eine Kohlenstation aus der


zog sein Auge mehr an, „als die prächtigen Klipperschiffe von 1800 Tonnen,
die alle derselben Nation gehörten. An ihren Masten flatterte die hier kaum
noch gekannte Flagge des norddeutschen Bundes" und auch am Lande deckte
diese Flagge die zahlreichen Wohn- und Packhäuser, Schiffswerften u. s. w.
des ganzen westlichen Theiles der Stadt, wenn wir so sagen dürfen, des
deutschen. Hier residirt der Kaufmann Weber, norddeutscher Konsul und Ver¬
treter des Hauses Godeffroy in Hamburg, „das einst souverän war", bemerkt
mit rührender Naivetät Herr Aube. Der Handel mit Kokosöl ist von diesen:
Hause im großartigen Maßstabe organisirt worden; alle Jahre segeln sechs
(jetzt 25) schöne Klipper von Hamburg ucich Ozeanien; ein Theil, mit Tausch¬
waaren beladen, geht direkt dorthin. Sie führen Leinenwaaren, Baumwollstoffe,
Wollwaaren, Waffen, Pulver, Geräthschciften an Bord. Ein anderer Theil
bringt erst Auswandrer nach Australien. Dann fahren sie nach Apia und
nehmen Kokosöl oder Kopra (getrocknete Kokosnüsse) in voller Ladung mit.
Von allen benachbarten Eilanden, von Rotuma im Westen, bis zu den Tvkelau-
oder Union-Inseln im Norden, werden die Ladungen durch kleinere Fahrzeuge
nach Apia hingeführt, damit die großen deutschen Klipper sofort volle Ladung
finden, wenn sie anlangen. Der Gewinn bei dem Geschäfte ist sehr groß.
„Uebrigens hat dieses deutsche Haus schou heute jede Konkurrenz erdrückt. Es
beutet den Markt ganz allein aus, und kaum versuchen es noch einige Kauf¬
leute aus Sydney, nicht mit ihm zu kämpfen, sondern nur noch eine Nachlese
nach der reichen Ernte zu halten."

Zu dem commerziellen Uebergewicht, so schreibt Herr Aube, wird in Folge
der energischen Thätigkeit des Konsuls Weber sich noch das politische Ueber¬
gewicht Deutschland's im Archipel hinzugesellen. Es wird die erste Rolle dort
spielen. ^U8c>r>^ czusl xoiut 1^ ?russo son^k-t-fils ü. touÄM uns coloris an.
Lailloa, s, vrcmärs xossession. Ah fragt der geängstigte Franzose.

Seitdem ist fast ein Jahrzehnt vergangen. Der deutsche Handel in der
Südsee hat sich, Dank der Thätigkeit der Hamburger, mehr und mehr ausge¬
breitet. Freilich haben auch die Engländer und Nordamerikaner Fortschritte
gemacht, Verträge abgeschlossen, Inselgruppen besetzt (so England vor wenigen
Jahren erst die Fidschi-Inseln), aber die Deutschen sind nicht zurückgeblieben,
und wo irgend Gefahr vorhanden war, überflügelt zu werden, wurden Handels¬
verträge abgeschlossen, welche Deutschland in die Reihe der am meisten be¬
günstigten Länder stellten. So wurde noch am 1. November 1876 zwischen
Kapitän Knorr, von der „Hertha", als dem Bevollmächtigten des deutschen
Kaisers, und dem König Georg der Tonga-Inseln ein Freundschafts- und
Handelsvertrag abgeschlossen, der Deutschland auch eine Kohlenstation aus der


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/346>, abgerufen am 05.02.2025.