Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.nieder,und erfüllte die Inseln mit unglaublichen Greueln; ihnen folgten 1830 Die Beschaffenheit der politischen Zustände und die Leichtigkeit, Grundbesitz Im Jahre 1869 besuchte ein Franzose, Th. Aube, in dem Schiffe Flying Die Ufer der Bucht von Apia, schreibt Aube, sind eingefaßt von europäischen nieder,und erfüllte die Inseln mit unglaublichen Greueln; ihnen folgten 1830 Die Beschaffenheit der politischen Zustände und die Leichtigkeit, Grundbesitz Im Jahre 1869 besuchte ein Franzose, Th. Aube, in dem Schiffe Flying Die Ufer der Bucht von Apia, schreibt Aube, sind eingefaßt von europäischen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0345" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141224"/> <p xml:id="ID_1192" prev="#ID_1191"> nieder,und erfüllte die Inseln mit unglaublichen Greueln; ihnen folgten 1830<lb/> die Missionare der Londoner Missionsgesellschaft, die sich über den ganzen<lb/> Archipel ausgedehnt und ebenso eifrig als erfolgreich (äußerlich wenigstens)<lb/> das Christenthum unter seinen Bewohnern verbreitet haben. Dann kamen<lb/> 1835 wesleyanische Missionäre aus Tonga, die zuerst in Manono festen Fuß<lb/> faßten und dann das südliche Sawaii zu gewinnen wußten. Obschon später<lb/> die beiden Missionsgesellschaften einen Vertrag schlossen, nach welchem der<lb/> Archipel der Londoner Gesellschaft bleiben sollte, so haben die Wesleyaner<lb/> dennoch ihre Stationen beibehalten. Ein Zwiespalt der beiden protestantischen<lb/> Sekten war die Folge, und der konfessionelle Hader beider Theile, durch den<lb/> Dünkel der Geistlichkeit hervorgerufen, gewährte ein ekelhaftes Bild. Nachdem<lb/> die Protestanten Erfolge errungen, siedelten sich 1845 auch katholische Geistliche<lb/> an, die etwa 4000 Proselyten machten. Das Heidenthum war nun wohl<lb/> äußerlich vertilgt, aber im Innern bestand es fort, und die verschiedenen christ¬<lb/> lichen Parteien geriethen sich oft geung in die Haare. Glaubenskriege gesellte»<lb/> sich zu den politischen, und um das Maß religiöser Zänkereien voll zu machen,<lb/> siedelten sich auf Tutuila noch Mormonen an, welche von den Sandwich-<lb/> Inseln kamen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1193"> Die Beschaffenheit der politischen Zustände und die Leichtigkeit, Grundbesitz<lb/> zu erwerben, was in der Mehrzahl der polynesischen Archipele schwierig ist,<lb/> begünstigten die Niederlassung fremder Kaufleute, Europäer wie Nordamerikaner,<lb/> Konsuln der Großmächte wurden eingesetzt, und so ist allmälig auf Upolu eine<lb/> europäische Kolonie entstanden, die sich hauptsächlich an der Nordküste dieser<lb/> Insel, in Apia, niederließ.</p><lb/> <p xml:id="ID_1194"> Im Jahre 1869 besuchte ein Franzose, Th. Aube, in dem Schiffe Flying<lb/> Cloud die Scunoa-Jnseln. Er schrieb darüber in der Revue des deux Mondes<lb/> bon 1. Oktober 1870 einen sehr interessanten Bericht, aus dem wir Einiges<lb/> herausheben wollen, da es uns das beste Verständniß für die Wichtigkeit der<lb/> deutschen Beziehungen zu Samoa vermittelt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1195" next="#ID_1196"> Die Ufer der Bucht von Apia, schreibt Aube, sind eingefaßt von europäischen<lb/> Häusern, über welche hier und da die Flaggenmasten der Konsulate und die<lb/> Thürme der christlichen Kirchen emporsteigen. Zur Linken ergießt sich ein<lb/> gelblicher Fluß von den Bergen herab in die Lagune; er begrenzt die Stadt<lb/> Apia im Osten und trennt sie von dem Eingeborenen-Dorfe Matagofic, Kon-<lb/> fulatsgebäude, katholische Kirchen, protestantische Bethäuser, gut angelegte Kalm<lb/> erinnern an Europa; zahlreiche langgestreckte Piroguen, in denen athletische<lb/> Krieger mit Keulen und Speeren bewaffnet saßen und mit Gesang ihre Ruder<lb/> in die Fluthen tauchten, gemahnen an die alten „Schifferinseln" der Entdecker.<lb/> Aber so mächtig dieses Mischbild auf deu Franzosen auch wirken mochte, nichts</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0345]
nieder,und erfüllte die Inseln mit unglaublichen Greueln; ihnen folgten 1830
die Missionare der Londoner Missionsgesellschaft, die sich über den ganzen
Archipel ausgedehnt und ebenso eifrig als erfolgreich (äußerlich wenigstens)
das Christenthum unter seinen Bewohnern verbreitet haben. Dann kamen
1835 wesleyanische Missionäre aus Tonga, die zuerst in Manono festen Fuß
faßten und dann das südliche Sawaii zu gewinnen wußten. Obschon später
die beiden Missionsgesellschaften einen Vertrag schlossen, nach welchem der
Archipel der Londoner Gesellschaft bleiben sollte, so haben die Wesleyaner
dennoch ihre Stationen beibehalten. Ein Zwiespalt der beiden protestantischen
Sekten war die Folge, und der konfessionelle Hader beider Theile, durch den
Dünkel der Geistlichkeit hervorgerufen, gewährte ein ekelhaftes Bild. Nachdem
die Protestanten Erfolge errungen, siedelten sich 1845 auch katholische Geistliche
an, die etwa 4000 Proselyten machten. Das Heidenthum war nun wohl
äußerlich vertilgt, aber im Innern bestand es fort, und die verschiedenen christ¬
lichen Parteien geriethen sich oft geung in die Haare. Glaubenskriege gesellte»
sich zu den politischen, und um das Maß religiöser Zänkereien voll zu machen,
siedelten sich auf Tutuila noch Mormonen an, welche von den Sandwich-
Inseln kamen.
Die Beschaffenheit der politischen Zustände und die Leichtigkeit, Grundbesitz
zu erwerben, was in der Mehrzahl der polynesischen Archipele schwierig ist,
begünstigten die Niederlassung fremder Kaufleute, Europäer wie Nordamerikaner,
Konsuln der Großmächte wurden eingesetzt, und so ist allmälig auf Upolu eine
europäische Kolonie entstanden, die sich hauptsächlich an der Nordküste dieser
Insel, in Apia, niederließ.
Im Jahre 1869 besuchte ein Franzose, Th. Aube, in dem Schiffe Flying
Cloud die Scunoa-Jnseln. Er schrieb darüber in der Revue des deux Mondes
bon 1. Oktober 1870 einen sehr interessanten Bericht, aus dem wir Einiges
herausheben wollen, da es uns das beste Verständniß für die Wichtigkeit der
deutschen Beziehungen zu Samoa vermittelt.
Die Ufer der Bucht von Apia, schreibt Aube, sind eingefaßt von europäischen
Häusern, über welche hier und da die Flaggenmasten der Konsulate und die
Thürme der christlichen Kirchen emporsteigen. Zur Linken ergießt sich ein
gelblicher Fluß von den Bergen herab in die Lagune; er begrenzt die Stadt
Apia im Osten und trennt sie von dem Eingeborenen-Dorfe Matagofic, Kon-
fulatsgebäude, katholische Kirchen, protestantische Bethäuser, gut angelegte Kalm
erinnern an Europa; zahlreiche langgestreckte Piroguen, in denen athletische
Krieger mit Keulen und Speeren bewaffnet saßen und mit Gesang ihre Ruder
in die Fluthen tauchten, gemahnen an die alten „Schifferinseln" der Entdecker.
Aber so mächtig dieses Mischbild auf deu Franzosen auch wirken mochte, nichts
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