Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

vom 3. Oktober an seine Kasaken immer weiter südwärts, zunächst gegen den
Paß von Tetewen, rekognosziren.

Auf dem linken Ufer des Wid hatte die Kavallerie des General
Krylow die Verbindung Plewna's mit Sofia nicht zu unterbrechen vermocht.
Diese Aufgabe ward jetzt dem Gardekvrps zugedacht, das unter General Gurko
gegen Ende September staffelweise an der Donau eintraf und im Oktober
zwischen Plewna und Lowatz versammelt wurde, Gurko übernahm auch am
4. Oktober den Befehl über das Korps des General Krylow, das er einstweilen
bei Trstenik stehen ließ.

Die Stellung von GorniDabnik erwies sich als der Punkt, dessen
Wegnahme die Etappenlinie nach Sofia in wirksamster Weise durchbrach. Der
Ort war durch Verschanzungen u. s. w. zur hartnäckigen Vertheidigung einge¬
richtet, aber die Ueberlegenheit an Truppen, über welche Gurko verfügte, ließ
den Erfolg eines Angriffs fast zweifellos erscheinen.

In der Nacht vom 23. zum 24. Oktober überschritten die Garden den Wid.
Zum direkten Angriff auf Gorni Dabnik waren bestimmt und gingen bei
Tschirikowo und Swinar über den Fluß: die 2. Garde-Infanterie-Division
und die Garde-Schützenbrigade, oder 20 Bataillone mit zugetheilten 4 Es¬
kadrons und 6 Batterien. Die Deckung nach Süden gegen Telisch ward dein
Garde-Jäger-Regiment und 2 Kavallerie-Brigaden, zusammen 4 Bataillonen
und 16 Eskadrons mit 3 Batterien übertragen. Nach Norden gegen Doluje
Dabnik sollte sichern die 1. Garde-Division ohne das Jäger-Regiment, 1
Kavallerie-Brigade und einige einzelne Eskadrons, zusammen 12 Bataillone
und 11 Eskadrons mit 6 Batterien, die bei Kruschewiza über den Wid gingen;
außerdem aber sollten von Trstenik aus gegen diesen Ort demonstriren: 33
Eskadrons, unterstützt durch 7 rumänische Bataillone. Die Besatzung von
Plewna wurde an diesem Tage durch ein heftiges Bombardement beschäftigt
und festgehalten.

Der Angriff auf Gorni Dabnik am 24. Oktober begann um 8
Uhr früh, um 8i/z Uhr war das Artilleriefeuer eröffnet, um 9^ Uhr wurde es
von beiden Flügeln gegen die Haupt-Redoute konzentrirt; um 10 Uhr war eine
kleine Redoute und eine Anzahl Schützengräben vor der Haupt-Redoute ge¬
nommen, in diese selbst einzudringen gelang zunächst noch nicht. In das
längere Zeit dauernde stehende Gefecht griffen auch 2 Bataillone der 1. Garde-
Division mit ein. Ein auf 3 Uhr angesetzter konzentrischer Angriff gegen die
Redoute führte die Truppen in vereinzelten Vorgehen nur auf etwa 300, einzelne
bis zu 30 ro. an die Redoute heran, wo alles möglichst gedeckt liegen blieb.
In der Dämmerung wurde das Werk genommen, und Achmed Hifzi Pascha
ergab sich mit 53 Offizieren, 2235 Mann, die noch unverwundet waren. Die


vom 3. Oktober an seine Kasaken immer weiter südwärts, zunächst gegen den
Paß von Tetewen, rekognosziren.

Auf dem linken Ufer des Wid hatte die Kavallerie des General
Krylow die Verbindung Plewna's mit Sofia nicht zu unterbrechen vermocht.
Diese Aufgabe ward jetzt dem Gardekvrps zugedacht, das unter General Gurko
gegen Ende September staffelweise an der Donau eintraf und im Oktober
zwischen Plewna und Lowatz versammelt wurde, Gurko übernahm auch am
4. Oktober den Befehl über das Korps des General Krylow, das er einstweilen
bei Trstenik stehen ließ.

Die Stellung von GorniDabnik erwies sich als der Punkt, dessen
Wegnahme die Etappenlinie nach Sofia in wirksamster Weise durchbrach. Der
Ort war durch Verschanzungen u. s. w. zur hartnäckigen Vertheidigung einge¬
richtet, aber die Ueberlegenheit an Truppen, über welche Gurko verfügte, ließ
den Erfolg eines Angriffs fast zweifellos erscheinen.

In der Nacht vom 23. zum 24. Oktober überschritten die Garden den Wid.
Zum direkten Angriff auf Gorni Dabnik waren bestimmt und gingen bei
Tschirikowo und Swinar über den Fluß: die 2. Garde-Infanterie-Division
und die Garde-Schützenbrigade, oder 20 Bataillone mit zugetheilten 4 Es¬
kadrons und 6 Batterien. Die Deckung nach Süden gegen Telisch ward dein
Garde-Jäger-Regiment und 2 Kavallerie-Brigaden, zusammen 4 Bataillonen
und 16 Eskadrons mit 3 Batterien übertragen. Nach Norden gegen Doluje
Dabnik sollte sichern die 1. Garde-Division ohne das Jäger-Regiment, 1
Kavallerie-Brigade und einige einzelne Eskadrons, zusammen 12 Bataillone
und 11 Eskadrons mit 6 Batterien, die bei Kruschewiza über den Wid gingen;
außerdem aber sollten von Trstenik aus gegen diesen Ort demonstriren: 33
Eskadrons, unterstützt durch 7 rumänische Bataillone. Die Besatzung von
Plewna wurde an diesem Tage durch ein heftiges Bombardement beschäftigt
und festgehalten.

Der Angriff auf Gorni Dabnik am 24. Oktober begann um 8
Uhr früh, um 8i/z Uhr war das Artilleriefeuer eröffnet, um 9^ Uhr wurde es
von beiden Flügeln gegen die Haupt-Redoute konzentrirt; um 10 Uhr war eine
kleine Redoute und eine Anzahl Schützengräben vor der Haupt-Redoute ge¬
nommen, in diese selbst einzudringen gelang zunächst noch nicht. In das
längere Zeit dauernde stehende Gefecht griffen auch 2 Bataillone der 1. Garde-
Division mit ein. Ein auf 3 Uhr angesetzter konzentrischer Angriff gegen die
Redoute führte die Truppen in vereinzelten Vorgehen nur auf etwa 300, einzelne
bis zu 30 ro. an die Redoute heran, wo alles möglichst gedeckt liegen blieb.
In der Dämmerung wurde das Werk genommen, und Achmed Hifzi Pascha
ergab sich mit 53 Offizieren, 2235 Mann, die noch unverwundet waren. Die


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0259" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141138"/>
          <p xml:id="ID_908" prev="#ID_907"> vom 3. Oktober an seine Kasaken immer weiter südwärts, zunächst gegen den<lb/>
Paß von Tetewen, rekognosziren.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_909"> Auf dem linken Ufer des Wid hatte die Kavallerie des General<lb/>
Krylow die Verbindung Plewna's mit Sofia nicht zu unterbrechen vermocht.<lb/>
Diese Aufgabe ward jetzt dem Gardekvrps zugedacht, das unter General Gurko<lb/>
gegen Ende September staffelweise an der Donau eintraf und im Oktober<lb/>
zwischen Plewna und Lowatz versammelt wurde, Gurko übernahm auch am<lb/>
4. Oktober den Befehl über das Korps des General Krylow, das er einstweilen<lb/>
bei Trstenik stehen ließ.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_910"> Die Stellung von GorniDabnik erwies sich als der Punkt, dessen<lb/>
Wegnahme die Etappenlinie nach Sofia in wirksamster Weise durchbrach. Der<lb/>
Ort war durch Verschanzungen u. s. w. zur hartnäckigen Vertheidigung einge¬<lb/>
richtet, aber die Ueberlegenheit an Truppen, über welche Gurko verfügte, ließ<lb/>
den Erfolg eines Angriffs fast zweifellos erscheinen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_911"> In der Nacht vom 23. zum 24. Oktober überschritten die Garden den Wid.<lb/>
Zum direkten Angriff auf Gorni Dabnik waren bestimmt und gingen bei<lb/>
Tschirikowo und Swinar über den Fluß: die 2. Garde-Infanterie-Division<lb/>
und die Garde-Schützenbrigade, oder 20 Bataillone mit zugetheilten 4 Es¬<lb/>
kadrons und 6 Batterien. Die Deckung nach Süden gegen Telisch ward dein<lb/>
Garde-Jäger-Regiment und 2 Kavallerie-Brigaden, zusammen 4 Bataillonen<lb/>
und 16 Eskadrons mit 3 Batterien übertragen. Nach Norden gegen Doluje<lb/>
Dabnik sollte sichern die 1. Garde-Division ohne das Jäger-Regiment, 1<lb/>
Kavallerie-Brigade und einige einzelne Eskadrons, zusammen 12 Bataillone<lb/>
und 11 Eskadrons mit 6 Batterien, die bei Kruschewiza über den Wid gingen;<lb/>
außerdem aber sollten von Trstenik aus gegen diesen Ort demonstriren: 33<lb/>
Eskadrons, unterstützt durch 7 rumänische Bataillone. Die Besatzung von<lb/>
Plewna wurde an diesem Tage durch ein heftiges Bombardement beschäftigt<lb/>
und festgehalten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_912" next="#ID_913"> Der Angriff auf Gorni Dabnik am 24. Oktober begann um 8<lb/>
Uhr früh, um 8i/z Uhr war das Artilleriefeuer eröffnet, um 9^ Uhr wurde es<lb/>
von beiden Flügeln gegen die Haupt-Redoute konzentrirt; um 10 Uhr war eine<lb/>
kleine Redoute und eine Anzahl Schützengräben vor der Haupt-Redoute ge¬<lb/>
nommen, in diese selbst einzudringen gelang zunächst noch nicht. In das<lb/>
längere Zeit dauernde stehende Gefecht griffen auch 2 Bataillone der 1. Garde-<lb/>
Division mit ein. Ein auf 3 Uhr angesetzter konzentrischer Angriff gegen die<lb/>
Redoute führte die Truppen in vereinzelten Vorgehen nur auf etwa 300, einzelne<lb/>
bis zu 30 ro. an die Redoute heran, wo alles möglichst gedeckt liegen blieb.<lb/>
In der Dämmerung wurde das Werk genommen, und Achmed Hifzi Pascha<lb/>
ergab sich mit 53 Offizieren, 2235 Mann, die noch unverwundet waren. Die</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0259] vom 3. Oktober an seine Kasaken immer weiter südwärts, zunächst gegen den Paß von Tetewen, rekognosziren. Auf dem linken Ufer des Wid hatte die Kavallerie des General Krylow die Verbindung Plewna's mit Sofia nicht zu unterbrechen vermocht. Diese Aufgabe ward jetzt dem Gardekvrps zugedacht, das unter General Gurko gegen Ende September staffelweise an der Donau eintraf und im Oktober zwischen Plewna und Lowatz versammelt wurde, Gurko übernahm auch am 4. Oktober den Befehl über das Korps des General Krylow, das er einstweilen bei Trstenik stehen ließ. Die Stellung von GorniDabnik erwies sich als der Punkt, dessen Wegnahme die Etappenlinie nach Sofia in wirksamster Weise durchbrach. Der Ort war durch Verschanzungen u. s. w. zur hartnäckigen Vertheidigung einge¬ richtet, aber die Ueberlegenheit an Truppen, über welche Gurko verfügte, ließ den Erfolg eines Angriffs fast zweifellos erscheinen. In der Nacht vom 23. zum 24. Oktober überschritten die Garden den Wid. Zum direkten Angriff auf Gorni Dabnik waren bestimmt und gingen bei Tschirikowo und Swinar über den Fluß: die 2. Garde-Infanterie-Division und die Garde-Schützenbrigade, oder 20 Bataillone mit zugetheilten 4 Es¬ kadrons und 6 Batterien. Die Deckung nach Süden gegen Telisch ward dein Garde-Jäger-Regiment und 2 Kavallerie-Brigaden, zusammen 4 Bataillonen und 16 Eskadrons mit 3 Batterien übertragen. Nach Norden gegen Doluje Dabnik sollte sichern die 1. Garde-Division ohne das Jäger-Regiment, 1 Kavallerie-Brigade und einige einzelne Eskadrons, zusammen 12 Bataillone und 11 Eskadrons mit 6 Batterien, die bei Kruschewiza über den Wid gingen; außerdem aber sollten von Trstenik aus gegen diesen Ort demonstriren: 33 Eskadrons, unterstützt durch 7 rumänische Bataillone. Die Besatzung von Plewna wurde an diesem Tage durch ein heftiges Bombardement beschäftigt und festgehalten. Der Angriff auf Gorni Dabnik am 24. Oktober begann um 8 Uhr früh, um 8i/z Uhr war das Artilleriefeuer eröffnet, um 9^ Uhr wurde es von beiden Flügeln gegen die Haupt-Redoute konzentrirt; um 10 Uhr war eine kleine Redoute und eine Anzahl Schützengräben vor der Haupt-Redoute ge¬ nommen, in diese selbst einzudringen gelang zunächst noch nicht. In das längere Zeit dauernde stehende Gefecht griffen auch 2 Bataillone der 1. Garde- Division mit ein. Ein auf 3 Uhr angesetzter konzentrischer Angriff gegen die Redoute führte die Truppen in vereinzelten Vorgehen nur auf etwa 300, einzelne bis zu 30 ro. an die Redoute heran, wo alles möglichst gedeckt liegen blieb. In der Dämmerung wurde das Werk genommen, und Achmed Hifzi Pascha ergab sich mit 53 Offizieren, 2235 Mann, die noch unverwundet waren. Die

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/259
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/259>, abgerufen am 05.02.2025.