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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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von Plewna nach Widdin, ausweichen. Am 1. Oktober wies eine Kavallerie-
Abtheilung eine Fouragirung gegen Dolnje Netropol zurück. Am 2. jedoch
besetzte eine stärkere türkische Abtheilung Netropol und sicherte dadurch die
Straße nach Sofia vor einer Bedrohung durch die bei Trstenik stehende
Kavallerie. Auch Dolnje Dabnik ward von Plewna aus besetzt.

Schewket Pascha brach mit dem Rest seiner Truppen am 4. Oktober
von Orchanie auf und besetzte, nachdem er am 6. eine russische Kavallerie-
Abtheilung von Radomirze über den Ister gedrängt hatte, die Orte Lukowitz und
Nadomirze an der Chaussee uach Sofia mit je 5000 Mann, Telisch mit 6000
Mann unter Ismail Pascha und Gorni Dabnik mit 6000 Mann unter Achmed
Hiszi Pascha, der zugleich deu Oberbefehl über alle diese Etappenposten führte.

Beim Oberkommando der Armee von Plewna war dem Fürsten von
Rumänien mit Anfang Oktober der General Todleben zur Seite getreten, und
die Geschäfte als Chef des Generalstabes übernahm, an Stelle des General
Zvtow, der General Fürst Jmeretinski. Schon nach dem 14. September hatte
man mit theilweiser Aushebung von Parallelen begonnen, aber am 18. Sep¬
tember versuchten die Rumänen nochmals einen gewaltsamen Angriff gegen die
zweite Griwitza-Redoute. Nach einem Verlust von 417 Köpfen standen sie
davon ab. Die Thätigkeit vor Plewna ging mehr und mehr in das Verfahren
bei einer förmlichen Belagerung über. Die Sappeurarbeiten richteten sich
namentlich gegen die Redouten von Griwitza und Radischewo. Gegen die
Erstere waren sie von den Rumänen am meisten gefördert worden und wurden
den Türken sehr lästig. Am 8. Oktober versuchten die Türken durch einen
Ausfall die rumänischen Arbeiten zu zerstören, wurden jedoch mit starkem Ver¬
luste zurückgewiesen. Die Arbeiten gediehen am 18. Oktober bis zu einer vierten
Parallele, nahe vor dem Glacis der Redoute; am 19. unternahm die 4. rumänische
Division noch einmal selbständig, anscheinend ohne Genehmigung des Ober¬
kommandos, da das Vorgehen von keiner Seite eine Unterstützung erhielt, einen
Sturm auf die Griwitza-Redoute. Jnfanteriefener in der Front und
Angriffe türkischer Reserven in die Flanke nöthigten sie nach hartnäckigem
Kampfe, mit einem Verluste von 927 Köpfen zum Rückzüge.

Das Oberkommando der russischen Heere mußte behufs vollständiger
Einschließung von Plewna und deren Sicherung auch auf Beherrschung
der Verbindungslinien Osman Pascha's nach dem Balkan hin in weiterem
Umfange bedacht sein. Auf dem rechten Ufer des Wid erhielt die Ende
September ganz um Lowatz versammelte 3. Division den Auftrag, das Gebiet
von Selwi und Lowatz festzuhalten, womöglich auch die Ausgänge der südlich
vorliegenden Balkanpässe zu sperren. General Karzow ließ zu diesem Zwecke


von Plewna nach Widdin, ausweichen. Am 1. Oktober wies eine Kavallerie-
Abtheilung eine Fouragirung gegen Dolnje Netropol zurück. Am 2. jedoch
besetzte eine stärkere türkische Abtheilung Netropol und sicherte dadurch die
Straße nach Sofia vor einer Bedrohung durch die bei Trstenik stehende
Kavallerie. Auch Dolnje Dabnik ward von Plewna aus besetzt.

Schewket Pascha brach mit dem Rest seiner Truppen am 4. Oktober
von Orchanie auf und besetzte, nachdem er am 6. eine russische Kavallerie-
Abtheilung von Radomirze über den Ister gedrängt hatte, die Orte Lukowitz und
Nadomirze an der Chaussee uach Sofia mit je 5000 Mann, Telisch mit 6000
Mann unter Ismail Pascha und Gorni Dabnik mit 6000 Mann unter Achmed
Hiszi Pascha, der zugleich deu Oberbefehl über alle diese Etappenposten führte.

Beim Oberkommando der Armee von Plewna war dem Fürsten von
Rumänien mit Anfang Oktober der General Todleben zur Seite getreten, und
die Geschäfte als Chef des Generalstabes übernahm, an Stelle des General
Zvtow, der General Fürst Jmeretinski. Schon nach dem 14. September hatte
man mit theilweiser Aushebung von Parallelen begonnen, aber am 18. Sep¬
tember versuchten die Rumänen nochmals einen gewaltsamen Angriff gegen die
zweite Griwitza-Redoute. Nach einem Verlust von 417 Köpfen standen sie
davon ab. Die Thätigkeit vor Plewna ging mehr und mehr in das Verfahren
bei einer förmlichen Belagerung über. Die Sappeurarbeiten richteten sich
namentlich gegen die Redouten von Griwitza und Radischewo. Gegen die
Erstere waren sie von den Rumänen am meisten gefördert worden und wurden
den Türken sehr lästig. Am 8. Oktober versuchten die Türken durch einen
Ausfall die rumänischen Arbeiten zu zerstören, wurden jedoch mit starkem Ver¬
luste zurückgewiesen. Die Arbeiten gediehen am 18. Oktober bis zu einer vierten
Parallele, nahe vor dem Glacis der Redoute; am 19. unternahm die 4. rumänische
Division noch einmal selbständig, anscheinend ohne Genehmigung des Ober¬
kommandos, da das Vorgehen von keiner Seite eine Unterstützung erhielt, einen
Sturm auf die Griwitza-Redoute. Jnfanteriefener in der Front und
Angriffe türkischer Reserven in die Flanke nöthigten sie nach hartnäckigem
Kampfe, mit einem Verluste von 927 Köpfen zum Rückzüge.

Das Oberkommando der russischen Heere mußte behufs vollständiger
Einschließung von Plewna und deren Sicherung auch auf Beherrschung
der Verbindungslinien Osman Pascha's nach dem Balkan hin in weiterem
Umfange bedacht sein. Auf dem rechten Ufer des Wid erhielt die Ende
September ganz um Lowatz versammelte 3. Division den Auftrag, das Gebiet
von Selwi und Lowatz festzuhalten, womöglich auch die Ausgänge der südlich
vorliegenden Balkanpässe zu sperren. General Karzow ließ zu diesem Zwecke


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[0258] von Plewna nach Widdin, ausweichen. Am 1. Oktober wies eine Kavallerie- Abtheilung eine Fouragirung gegen Dolnje Netropol zurück. Am 2. jedoch besetzte eine stärkere türkische Abtheilung Netropol und sicherte dadurch die Straße nach Sofia vor einer Bedrohung durch die bei Trstenik stehende Kavallerie. Auch Dolnje Dabnik ward von Plewna aus besetzt. Schewket Pascha brach mit dem Rest seiner Truppen am 4. Oktober von Orchanie auf und besetzte, nachdem er am 6. eine russische Kavallerie- Abtheilung von Radomirze über den Ister gedrängt hatte, die Orte Lukowitz und Nadomirze an der Chaussee uach Sofia mit je 5000 Mann, Telisch mit 6000 Mann unter Ismail Pascha und Gorni Dabnik mit 6000 Mann unter Achmed Hiszi Pascha, der zugleich deu Oberbefehl über alle diese Etappenposten führte. Beim Oberkommando der Armee von Plewna war dem Fürsten von Rumänien mit Anfang Oktober der General Todleben zur Seite getreten, und die Geschäfte als Chef des Generalstabes übernahm, an Stelle des General Zvtow, der General Fürst Jmeretinski. Schon nach dem 14. September hatte man mit theilweiser Aushebung von Parallelen begonnen, aber am 18. Sep¬ tember versuchten die Rumänen nochmals einen gewaltsamen Angriff gegen die zweite Griwitza-Redoute. Nach einem Verlust von 417 Köpfen standen sie davon ab. Die Thätigkeit vor Plewna ging mehr und mehr in das Verfahren bei einer förmlichen Belagerung über. Die Sappeurarbeiten richteten sich namentlich gegen die Redouten von Griwitza und Radischewo. Gegen die Erstere waren sie von den Rumänen am meisten gefördert worden und wurden den Türken sehr lästig. Am 8. Oktober versuchten die Türken durch einen Ausfall die rumänischen Arbeiten zu zerstören, wurden jedoch mit starkem Ver¬ luste zurückgewiesen. Die Arbeiten gediehen am 18. Oktober bis zu einer vierten Parallele, nahe vor dem Glacis der Redoute; am 19. unternahm die 4. rumänische Division noch einmal selbständig, anscheinend ohne Genehmigung des Ober¬ kommandos, da das Vorgehen von keiner Seite eine Unterstützung erhielt, einen Sturm auf die Griwitza-Redoute. Jnfanteriefener in der Front und Angriffe türkischer Reserven in die Flanke nöthigten sie nach hartnäckigem Kampfe, mit einem Verluste von 927 Köpfen zum Rückzüge. Das Oberkommando der russischen Heere mußte behufs vollständiger Einschließung von Plewna und deren Sicherung auch auf Beherrschung der Verbindungslinien Osman Pascha's nach dem Balkan hin in weiterem Umfange bedacht sein. Auf dem rechten Ufer des Wid erhielt die Ende September ganz um Lowatz versammelte 3. Division den Auftrag, das Gebiet von Selwi und Lowatz festzuhalten, womöglich auch die Ausgänge der südlich vorliegenden Balkanpässe zu sperren. General Karzow ließ zu diesem Zwecke

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/258>, abgerufen am 05.02.2025.