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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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nommer, daß vorgemeldeter Euer Liebden Minister sich der in Unserer und
des heiligen Reiches Stadt Frankfurt am Main, besagter Exekution halber,
vorgewester Versammlung der Kreis-Direktor-Gesandten gegen alles Vermuthen
entzogen, so geben wir Jhro Freund - Oheim- Brüder- und nachbarlich zu
bedenken, wo man in dem Römischen Reiche endlich hinverfallen werde, wenn die
von einem Römischen Kaiser zum Vollzug der Friedensschlüsse und zumal zur
Handhabung der Gott gefälligen lieben Gerechtigkeit, denen Reichs- Satz-
und Exekutious - Ordnungen nach, auf genannte Kreise und zuförderst deren
Direktorin die Gebühr und Schuldigkeit zu verrichten, sich aus eignen Neben¬
absichten willkürlich entziehen und solche nur nach ihrer Gelegenheit üben
wollen u. s. w." Kursachsen fügte sich anscheinend, schließlich trat jedoch der
ganze obersächsische Kreis aus ganz nichtigen Gründen der Exekution dennoch
nicht bei. Ebenso wußte sich auch der westphälische Kreis ungeachtet aller
Kaiserlichen Mahnungen der Exekntions-Ausführung zu entziehen. Trotzdem
kam es nach langem Wort- und Briefwechsel endlich doch zur That. Anfang
Juli 1^18 sammelten sich unter dem Befehle des knrpfälzischen General-Feld¬
zeugmeisters Freiherrn von Jsselbach die Exekutionstruppen im Darmstndtischen.
Dieselben sollten bestehen aus:

1200 Mann Infanterie 806 Mann Kavallerie von Kur-Pfalz.
230 " " -- " " " Kur-Trier.
180 " " -- " " " Kur-Köln.
400 " " -- " " " Kur-Mainz.
800^ "__ -- " _"_" Fränkischen Kreise.
'
Summa 2780Mann Infanterie 306 Mann Kavallerie.

Mit der in Aussicht gestellten Reserve von 600 Mann Hütte sonach die
Exekntions-Armee eine Stärke von 368K Mann haben müssen. Daß diese
Stärke nicht erreicht wurde, war uach dem bei alleil Gelegenheiten, wo es sich
um irgend welche Leistungen der Stände handelte, beliebten Moderationssysteme,
selstverständlich. Von den drei und zwanzig Stünden des Fränkischen Kreises,
welche an den 800 Mann partizipirten, stellte ein Stand sein Kontingent gar
nicht und zehn das ihrige es nur unvollständig.

Endlich sollte am 21. Juli Nachts 12 Uhr in das Hessen-Kassel'sche Gebiet
eingerückt und der Kameral-Hof Fortenbach besetzt werden. Infolge eines
Protestes des hessischen Generals von Boyneburg kam jedoch die Besetzung
erst am 23. Morgens zur Ausführung. In der Zwischenzeit berichtete der
Oberst Treskau der fränkischen Kreistruppen an seine hochgebietenden Herren
über die Präkautionen, welche der Gegner getroffen, und da heißt es denn
nnter anderm: "Die hessischem Dispositiones aber sind solcher Gestalt beschaffen,
daß sie von den ärgsten sind, nicht wachsamer sein könnten, indem nicht allein
die mehrsten an der Grenze gelegenen Dörfer verschanzet, verpallisadiret und


nommer, daß vorgemeldeter Euer Liebden Minister sich der in Unserer und
des heiligen Reiches Stadt Frankfurt am Main, besagter Exekution halber,
vorgewester Versammlung der Kreis-Direktor-Gesandten gegen alles Vermuthen
entzogen, so geben wir Jhro Freund - Oheim- Brüder- und nachbarlich zu
bedenken, wo man in dem Römischen Reiche endlich hinverfallen werde, wenn die
von einem Römischen Kaiser zum Vollzug der Friedensschlüsse und zumal zur
Handhabung der Gott gefälligen lieben Gerechtigkeit, denen Reichs- Satz-
und Exekutious - Ordnungen nach, auf genannte Kreise und zuförderst deren
Direktorin die Gebühr und Schuldigkeit zu verrichten, sich aus eignen Neben¬
absichten willkürlich entziehen und solche nur nach ihrer Gelegenheit üben
wollen u. s. w." Kursachsen fügte sich anscheinend, schließlich trat jedoch der
ganze obersächsische Kreis aus ganz nichtigen Gründen der Exekution dennoch
nicht bei. Ebenso wußte sich auch der westphälische Kreis ungeachtet aller
Kaiserlichen Mahnungen der Exekntions-Ausführung zu entziehen. Trotzdem
kam es nach langem Wort- und Briefwechsel endlich doch zur That. Anfang
Juli 1^18 sammelten sich unter dem Befehle des knrpfälzischen General-Feld¬
zeugmeisters Freiherrn von Jsselbach die Exekutionstruppen im Darmstndtischen.
Dieselben sollten bestehen aus:

1200 Mann Infanterie 806 Mann Kavallerie von Kur-Pfalz.
230 „ „ — „ „ „ Kur-Trier.
180 „ „ — „ „ „ Kur-Köln.
400 „ „ — „ „ „ Kur-Mainz.
800^ „__ — „ _„_„ Fränkischen Kreise.
'
Summa 2780Mann Infanterie 306 Mann Kavallerie.

Mit der in Aussicht gestellten Reserve von 600 Mann Hütte sonach die
Exekntions-Armee eine Stärke von 368K Mann haben müssen. Daß diese
Stärke nicht erreicht wurde, war uach dem bei alleil Gelegenheiten, wo es sich
um irgend welche Leistungen der Stände handelte, beliebten Moderationssysteme,
selstverständlich. Von den drei und zwanzig Stünden des Fränkischen Kreises,
welche an den 800 Mann partizipirten, stellte ein Stand sein Kontingent gar
nicht und zehn das ihrige es nur unvollständig.

Endlich sollte am 21. Juli Nachts 12 Uhr in das Hessen-Kassel'sche Gebiet
eingerückt und der Kameral-Hof Fortenbach besetzt werden. Infolge eines
Protestes des hessischen Generals von Boyneburg kam jedoch die Besetzung
erst am 23. Morgens zur Ausführung. In der Zwischenzeit berichtete der
Oberst Treskau der fränkischen Kreistruppen an seine hochgebietenden Herren
über die Präkautionen, welche der Gegner getroffen, und da heißt es denn
nnter anderm: „Die hessischem Dispositiones aber sind solcher Gestalt beschaffen,
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die mehrsten an der Grenze gelegenen Dörfer verschanzet, verpallisadiret und


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/212>, abgerufen am 05.02.2025.