Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.verletzt oder beseitigt hatte, der neuen Anstalt zu gewinnen. Und so geschah "Durch diesen Beginn schien das Recht begründet, ungeheuchelte Critik "Daß dieses nicht zulässig sey, will man mit dem Beyspiel von Göttingen "Göttingen bleibt bey seiner Weise nnr das Hergebrachte zu lehren, und "In Jena erleben wir gerade das Gegentheil. Oken lehrt und druckt seineu "Bedenkt man nnn recht genau, worauf die Dauer einer solchen Anstalt beruht "Auch diesen: Uebel ist für die Zukunft abzuhelfen. Man gebe einem oder "Das gegen Eichstädt zur Sprache gekommene dritte Gravamen berührt verletzt oder beseitigt hatte, der neuen Anstalt zu gewinnen. Und so geschah „Durch diesen Beginn schien das Recht begründet, ungeheuchelte Critik „Daß dieses nicht zulässig sey, will man mit dem Beyspiel von Göttingen „Göttingen bleibt bey seiner Weise nnr das Hergebrachte zu lehren, und „In Jena erleben wir gerade das Gegentheil. Oken lehrt und druckt seineu „Bedenkt man nnn recht genau, worauf die Dauer einer solchen Anstalt beruht „Auch diesen: Uebel ist für die Zukunft abzuhelfen. Man gebe einem oder „Das gegen Eichstädt zur Sprache gekommene dritte Gravamen berührt <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0158" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141037"/> <p xml:id="ID_505" prev="#ID_504"> verletzt oder beseitigt hatte, der neuen Anstalt zu gewinnen. Und so geschah<lb/> es, daß die erste Recension gegen Griesbach gerichtet war, welches der würdige<lb/> Mann, schon als Schwager von Schütz durch die Concurrenz beleidigt, nie¬<lb/> mals vergessen und zu dem allgemeinen Widerwillen gegen Erchstädt, so lang<lb/> er lebte, getreulich beygetragen hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_506"> „Durch diesen Beginn schien das Recht begründet, ungeheuchelte Critik<lb/> auch über Jenaische Professoren ergehen zu lassen, dessen man sich denn much<lb/> bis aus den heutigen Tag bedient hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_507"> „Daß dieses nicht zulässig sey, will man mit dem Beyspiel von Göttingen<lb/> bekräftigen. Man bedenkt aber nicht, daß wir uns in diesem Punkte, so wenig<lb/> als in manchen andern, mit Göttingen vergleichen dürfen.</p><lb/> <p xml:id="ID_508"> „Göttingen bleibt bey seiner Weise nnr das Hergebrachte zu lehren, und<lb/> das Neue, es sey noch so gut, nicht eher aufzunehmen bis es gleichfalls herge¬<lb/> bracht ist und so kann man bei aufmerksamer Lesung der Göttingischen An¬<lb/> zeigen finden, daß eine Sache als bekannt angenommen wird, welcher man sich<lb/> vor zehn Jahren als falsch und unzulässig heftig widersetzte.</p><lb/> <p xml:id="ID_509"> „In Jena erleben wir gerade das Gegentheil. Oken lehrt und druckt seineu<lb/> successiven Wahnsinn, und' ich zweifle sehr, daß die Nemesis in einem Göt¬<lb/> tinger Professor ihren Herausgeber gefunden hätte. Wenn wir nnn, wie von<lb/> jeher, einer unbedingten Preßfreyheit genießen, (wobey wie ich belegen kann,<lb/> seit mehreren Jahren gar manches vorgekommen, was nach Innen schädlich war,<lb/> ohne daß man es gerügt hätte), so kann man es dem Herausgeber der Literatur¬<lb/> zeitung nicht zum Verbrechen machen, daß er sich dieser Freyheit gleichfalls<lb/> bediene. Doch ist diesem Uebel sogleich abgeholfen, wenn man ihr zur Pflicht<lb/> macht, wie es ja schon in politischen Dingen geschieht, dergleichen Recensionen<lb/> in Manuscript zur Censur einzusenden.</p><lb/> <p xml:id="ID_510"> „Bedenkt man nnn recht genau, worauf die Dauer einer solchen Anstalt beruht<lb/> so wird man nicht in Abrede seyn, daß der Redacteur ein Professor und zwar<lb/> Professor der Eloquenz seyn müsse. Es ist nicht genug, daß ein solcher Mann<lb/> Herr und Meister der alten Sprachen sey, sondern er muß auch Gelegenheit<lb/> haben, sein Talent öfters öffentlich zu zeigen, wozu die Programme und so<lb/> viel andere Ausfertigungen die erwünschteste Gelegenheit geben. Auch werden<lb/> hierin wenige in Deutschland seyn, die sich mit Eichstädt messen können. Ferner<lb/> steht er als Redacteur mit hundert und aber hundert Gelehrten in Verbindung,<lb/> welche seinen Kenntnissen und Fähigkeiten Achtung und Zutrauen schenken<lb/> müssen. Dieses geschieht gewiß vorzüglich, wenn sie ihn auch der Stelle nach,<lb/> die er bekleidet, als ihres Gleichen ansehen. Aber man sagt, er hat sich gerade<lb/> dieser Stelle, dieser Gelegenheit, öffentlich zu sprechen zum Schaden anderer<lb/> bedient. Die angeführten Fälle sind problematisch, und die Mißdeutung beruht<lb/> darauf, daß der ursprüngliche Sinn des Wortes, welches edel und rühmlich<lb/> war, nach und nach herabgekommen ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_511"> „Auch diesen: Uebel ist für die Zukunft abzuhelfen. Man gebe einem oder<lb/> ein Paar der lateinischen Sprache kundigen Männern den Auftrag, die Pro¬<lb/> gramme und andere öffentliche Schriften durchzusehen und Mißverständnissen<lb/> vorzubeugen.</p><lb/> <p xml:id="ID_512" next="#ID_513"> „Das gegen Eichstädt zur Sprache gekommene dritte Gravamen berührt<lb/> ihn eigentlich gar nicht, denn es ist ja nnr in höherm Auftrage, daß er auch<lb/> die Inspection über die Professoren-Söhne erstreckt, welche sogleich durch höhern<lb/> Willen seiner Aufsicht entnommen werden können. Er selbst wünscht es in<lb/> seinem eingereichten Schreiben und da er, wie es scheint, nicht ganz abgeneigt</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0158]
verletzt oder beseitigt hatte, der neuen Anstalt zu gewinnen. Und so geschah
es, daß die erste Recension gegen Griesbach gerichtet war, welches der würdige
Mann, schon als Schwager von Schütz durch die Concurrenz beleidigt, nie¬
mals vergessen und zu dem allgemeinen Widerwillen gegen Erchstädt, so lang
er lebte, getreulich beygetragen hat.
„Durch diesen Beginn schien das Recht begründet, ungeheuchelte Critik
auch über Jenaische Professoren ergehen zu lassen, dessen man sich denn much
bis aus den heutigen Tag bedient hat.
„Daß dieses nicht zulässig sey, will man mit dem Beyspiel von Göttingen
bekräftigen. Man bedenkt aber nicht, daß wir uns in diesem Punkte, so wenig
als in manchen andern, mit Göttingen vergleichen dürfen.
„Göttingen bleibt bey seiner Weise nnr das Hergebrachte zu lehren, und
das Neue, es sey noch so gut, nicht eher aufzunehmen bis es gleichfalls herge¬
bracht ist und so kann man bei aufmerksamer Lesung der Göttingischen An¬
zeigen finden, daß eine Sache als bekannt angenommen wird, welcher man sich
vor zehn Jahren als falsch und unzulässig heftig widersetzte.
„In Jena erleben wir gerade das Gegentheil. Oken lehrt und druckt seineu
successiven Wahnsinn, und' ich zweifle sehr, daß die Nemesis in einem Göt¬
tinger Professor ihren Herausgeber gefunden hätte. Wenn wir nnn, wie von
jeher, einer unbedingten Preßfreyheit genießen, (wobey wie ich belegen kann,
seit mehreren Jahren gar manches vorgekommen, was nach Innen schädlich war,
ohne daß man es gerügt hätte), so kann man es dem Herausgeber der Literatur¬
zeitung nicht zum Verbrechen machen, daß er sich dieser Freyheit gleichfalls
bediene. Doch ist diesem Uebel sogleich abgeholfen, wenn man ihr zur Pflicht
macht, wie es ja schon in politischen Dingen geschieht, dergleichen Recensionen
in Manuscript zur Censur einzusenden.
„Bedenkt man nnn recht genau, worauf die Dauer einer solchen Anstalt beruht
so wird man nicht in Abrede seyn, daß der Redacteur ein Professor und zwar
Professor der Eloquenz seyn müsse. Es ist nicht genug, daß ein solcher Mann
Herr und Meister der alten Sprachen sey, sondern er muß auch Gelegenheit
haben, sein Talent öfters öffentlich zu zeigen, wozu die Programme und so
viel andere Ausfertigungen die erwünschteste Gelegenheit geben. Auch werden
hierin wenige in Deutschland seyn, die sich mit Eichstädt messen können. Ferner
steht er als Redacteur mit hundert und aber hundert Gelehrten in Verbindung,
welche seinen Kenntnissen und Fähigkeiten Achtung und Zutrauen schenken
müssen. Dieses geschieht gewiß vorzüglich, wenn sie ihn auch der Stelle nach,
die er bekleidet, als ihres Gleichen ansehen. Aber man sagt, er hat sich gerade
dieser Stelle, dieser Gelegenheit, öffentlich zu sprechen zum Schaden anderer
bedient. Die angeführten Fälle sind problematisch, und die Mißdeutung beruht
darauf, daß der ursprüngliche Sinn des Wortes, welches edel und rühmlich
war, nach und nach herabgekommen ist.
„Auch diesen: Uebel ist für die Zukunft abzuhelfen. Man gebe einem oder
ein Paar der lateinischen Sprache kundigen Männern den Auftrag, die Pro¬
gramme und andere öffentliche Schriften durchzusehen und Mißverständnissen
vorzubeugen.
„Das gegen Eichstädt zur Sprache gekommene dritte Gravamen berührt
ihn eigentlich gar nicht, denn es ist ja nnr in höherm Auftrage, daß er auch
die Inspection über die Professoren-Söhne erstreckt, welche sogleich durch höhern
Willen seiner Aufsicht entnommen werden können. Er selbst wünscht es in
seinem eingereichten Schreiben und da er, wie es scheint, nicht ganz abgeneigt
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