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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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beendet, und der Rest des 14. Korps ging auf ihr über. Die Türken räumten
schon am 23. Jsaktscha und Tultscha, am 24. Hirsowa, und, während die
Russen nach Besetzung der genannten Orte sich auf Babadagh in Bewegung
setzten, konzentrirten sie ihre schwachen Kräfte in Rassowa. Das 14. Korps
besetzte demnächst ohne weiteren Widerstand zu finden die Dobrudscha, Mitte
Juli auch den Trajanswall, dann aber ward, einige Rekognoszirungen ausge¬
nommen, monatelang von weiteren Unternehmungen desselben nichts mehr berichtet.

Nachdem der erste Donauübergang so leicht gelungen war, wurde im
Westen des bulgarischen Festungsvierecks seitens der Hauptkräfte des russischen
Heeres der zweite ernstere Angriff ausgeführt.

Der zuerst für den 24. Juni beabsichtigte Uebergang konnte wegen nicht
rechtzeitiger Ankunft der Pontons erst am 27. früh bei Zimnitza zur Aus¬
führung gebracht werden. Inzwischen waren längs des ganzen Donauufers
von Kalcirasch gegenüber Silistria aufwärts bis nach Kalafat gegenüber Widdin
die Uferbatterien in ununterbrochener Thätigkeit und hielten die Türken überall
in Athem; von Turnu-Magurelli aus gelang es den Batterien, zwei türkische
Monitors so zu beschädigen, daß dieselben auch später den Hafen von Nikopoli
nicht mehr zu verlassen wagten. Die Uebergangsstelle ward überdies gegen
Angriffe zu Schiff durch Versenken von Torpedos gesichert. Durch diese Tor¬
pedosperre auf Zimnitza aufmerksam gemacht, hatten die Türken ihre Besatzung
in Schistowa noch in aller Eile verstärkt. Russischerseits war am Abend des
26. Juni die 14. Infanterie-Division des 8. Korps, Gi. Radetzki, die vierte
Schützenbrigade, die beiden Kasaken-Kompagnien des Konvoi und die beiden
Gebirgsbatterien zum Uebergang versammelt. Eine Anzahl Batterien wurden
am Uferrande eingegraben, von 10 Uhr ab brachte man die Boote in's Wasser,
um 1 Uhr bestieg die erste Staffel, das Regiment Ur. 53 (Wolhynien) mit
11 Kompagnien, 1 Ssotnie Plastuny und einer Gebirgsbatterie, die Boote und
fuhr in der Richtung auf die gegenüberliegende Mündung des Tekirbaches ab.
In der Dunkelheit kamen die Boote etwas auseinander. Nach etwa dreiviertel
Stunden landeten die ersten Kompagnien unbemerkt, bald stieß man aber auf
eine Patrouille, welche die Türken alarmirte, und kurze Zeit darauf sah man
sich überlegenen Kräften gegenüber auf die Vertheidigung des Uferrandes be¬
schränkt. Das Uebersetzen, mit anbrechendem Tage unter dem Feuer der tür¬
kischen Batterien, dauerte ununterbrochen fort. Nachdem bis 5 Uhr auch das
Regiment Ur. 54 zum größten Theile übersetzt war, stürmte der Brigadekom¬
mandeur Jolschin die Höhen am Tekirbache, und schaffte Raum zu weiterer
Entwickelung.

Inzwischen war auch der Divisionskommandeur, General Dragomirow und
die zweite Brigade, (Rgtr. Ur. 55 und 56) übergesetzt. Letztere rückte um 8 Uhr


beendet, und der Rest des 14. Korps ging auf ihr über. Die Türken räumten
schon am 23. Jsaktscha und Tultscha, am 24. Hirsowa, und, während die
Russen nach Besetzung der genannten Orte sich auf Babadagh in Bewegung
setzten, konzentrirten sie ihre schwachen Kräfte in Rassowa. Das 14. Korps
besetzte demnächst ohne weiteren Widerstand zu finden die Dobrudscha, Mitte
Juli auch den Trajanswall, dann aber ward, einige Rekognoszirungen ausge¬
nommen, monatelang von weiteren Unternehmungen desselben nichts mehr berichtet.

Nachdem der erste Donauübergang so leicht gelungen war, wurde im
Westen des bulgarischen Festungsvierecks seitens der Hauptkräfte des russischen
Heeres der zweite ernstere Angriff ausgeführt.

Der zuerst für den 24. Juni beabsichtigte Uebergang konnte wegen nicht
rechtzeitiger Ankunft der Pontons erst am 27. früh bei Zimnitza zur Aus¬
führung gebracht werden. Inzwischen waren längs des ganzen Donauufers
von Kalcirasch gegenüber Silistria aufwärts bis nach Kalafat gegenüber Widdin
die Uferbatterien in ununterbrochener Thätigkeit und hielten die Türken überall
in Athem; von Turnu-Magurelli aus gelang es den Batterien, zwei türkische
Monitors so zu beschädigen, daß dieselben auch später den Hafen von Nikopoli
nicht mehr zu verlassen wagten. Die Uebergangsstelle ward überdies gegen
Angriffe zu Schiff durch Versenken von Torpedos gesichert. Durch diese Tor¬
pedosperre auf Zimnitza aufmerksam gemacht, hatten die Türken ihre Besatzung
in Schistowa noch in aller Eile verstärkt. Russischerseits war am Abend des
26. Juni die 14. Infanterie-Division des 8. Korps, Gi. Radetzki, die vierte
Schützenbrigade, die beiden Kasaken-Kompagnien des Konvoi und die beiden
Gebirgsbatterien zum Uebergang versammelt. Eine Anzahl Batterien wurden
am Uferrande eingegraben, von 10 Uhr ab brachte man die Boote in's Wasser,
um 1 Uhr bestieg die erste Staffel, das Regiment Ur. 53 (Wolhynien) mit
11 Kompagnien, 1 Ssotnie Plastuny und einer Gebirgsbatterie, die Boote und
fuhr in der Richtung auf die gegenüberliegende Mündung des Tekirbaches ab.
In der Dunkelheit kamen die Boote etwas auseinander. Nach etwa dreiviertel
Stunden landeten die ersten Kompagnien unbemerkt, bald stieß man aber auf
eine Patrouille, welche die Türken alarmirte, und kurze Zeit darauf sah man
sich überlegenen Kräften gegenüber auf die Vertheidigung des Uferrandes be¬
schränkt. Das Uebersetzen, mit anbrechendem Tage unter dem Feuer der tür¬
kischen Batterien, dauerte ununterbrochen fort. Nachdem bis 5 Uhr auch das
Regiment Ur. 54 zum größten Theile übersetzt war, stürmte der Brigadekom¬
mandeur Jolschin die Höhen am Tekirbache, und schaffte Raum zu weiterer
Entwickelung.

Inzwischen war auch der Divisionskommandeur, General Dragomirow und
die zweite Brigade, (Rgtr. Ur. 55 und 56) übergesetzt. Letztere rückte um 8 Uhr


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/130>, abgerufen am 05.02.2025.