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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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2. und 3. Klasse); 1200 aber fochten als Leichtbewaffnete (und zwar 500 der
4. und 700 der 5. Klasse). Da es, abgesehen von den 4 Centurien der Spiel¬
leute, Schmiede und Zimmerer, 168 Fußvolks-Centurien gab, so zählte die
Fnßmannschaft 16,800 Mann in 4 Legionen, von denen 2 für den Felddienst
bestimmt waren.'") -- Von den 18 Centurien der Ritterschaft, die also 1800
Pferde zählten, pflegten jeder ausrückenden Legion 3 Centurien beigegeben zu
werden, welche in wrinad eingetheilt wurden. Jede wring, zerfiel in 3 äsourias
zu je 10 Mann.**) Endlich waren der Legion auch noch 2400 Ersatz¬
mannschaften (gäjzerlM) zugewiesen, welche so lange bis ihr Eintritt in
die Reihe" erforderlich wurde, als s,<zö"zii8i v<zia>ti (unbewaffnete Reser¬
visten) zu militärischen Hilfsleistungen, namentlich zur Ausbesserung der Heer¬
straßen verwendet wurden.***)

Die Gesammtstärke des römischen Heeres ersten und zweiten Auf¬
gebots betrug also etwa 20,000 Mann, und diese Zahl entsprach gewiß der
der römischen Grundbesitzer und ihrer Söhne um die Mitte des 6. Jahrhun¬
derts v. Chr. Die Gesammtbevölkerung dürfte 80 bis 90 Tausend Menschen
gewesen sein. Bei steigender Bevölkerung wurde dann die Zahl der Centurien
nicht vermehrt, sondern diese wurden durch zugegebene Leute verstärkt, so daß
eine Centurie der Folgezeit keine wirkliche Hunderschaft mehr ist.

Der Gefammtumfang des römischen Gebiets muß zu Beginn'
des 5. Jahrhunderts mindestens 20 Quadratmeilen betragen und nicht nur die
Gegend zwischen Tiber und Anio, sondern auch die albanische Mark umfaßt
haben. Dies Gebiet wurde lokal in 4 Tribus eingetheilt: Palatin", Subnra,
Esquilina und Colima, welche ungefähr gleich bevölkert waren und mit der
alten auf der Geschlechtsverfassung beruhenden Dreitheilung nicht mehr das
Geringste zu thun hatten, so daß nun der Ausdruck "tribus" (Drittel) ebenso
uneigentlich ward, wie heutzutage die Bezeichnung "Quartier" oder Stadt-
"Viertel". -- Diese Mischung fand offenbar recht im Gegensatze zu den alten
Stammtribus statt. Man wollte absichtlich alle Unterschiede der Herkunft und
des Wohnorts in dem einen gemeinsamen Heere aufheben und die alten Bürger





*) Mommsen: Rom. Gesch. I. -- Stemmender in seinem Aufsatze "Ueber die Stärke
der römischen Legion und die Ursache ihres allmählichen Wachsens, Danzig 1377" berechnet
die Stärke des Gesammtheers nur auf 16,000 Mann; die Mommsen'sche Ziffer läßt er erst
für die Zeit nach Gründung der Tribus Crustumim gelten.
-) Die 3 äseuriae entsprachen ursprünglich den alten patrizischen Tribus der L,g,muss,
lities und I>ueeres.
*"),Noch unter den Kaisern gab es eine esninria aevemsoruw vslatoruin, welche mit
dem Bau derjenigen Straßen zu thun hatte, die auf Kosten des Aerars in Italien unter¬
halten wurden. (Marquard. II. S. 319). Die Zahl 2400 für die vswti giebt Mommsen.

2. und 3. Klasse); 1200 aber fochten als Leichtbewaffnete (und zwar 500 der
4. und 700 der 5. Klasse). Da es, abgesehen von den 4 Centurien der Spiel¬
leute, Schmiede und Zimmerer, 168 Fußvolks-Centurien gab, so zählte die
Fnßmannschaft 16,800 Mann in 4 Legionen, von denen 2 für den Felddienst
bestimmt waren.'") — Von den 18 Centurien der Ritterschaft, die also 1800
Pferde zählten, pflegten jeder ausrückenden Legion 3 Centurien beigegeben zu
werden, welche in wrinad eingetheilt wurden. Jede wring, zerfiel in 3 äsourias
zu je 10 Mann.**) Endlich waren der Legion auch noch 2400 Ersatz¬
mannschaften (gäjzerlM) zugewiesen, welche so lange bis ihr Eintritt in
die Reihe» erforderlich wurde, als s,<zö«zii8i v<zia>ti (unbewaffnete Reser¬
visten) zu militärischen Hilfsleistungen, namentlich zur Ausbesserung der Heer¬
straßen verwendet wurden.***)

Die Gesammtstärke des römischen Heeres ersten und zweiten Auf¬
gebots betrug also etwa 20,000 Mann, und diese Zahl entsprach gewiß der
der römischen Grundbesitzer und ihrer Söhne um die Mitte des 6. Jahrhun¬
derts v. Chr. Die Gesammtbevölkerung dürfte 80 bis 90 Tausend Menschen
gewesen sein. Bei steigender Bevölkerung wurde dann die Zahl der Centurien
nicht vermehrt, sondern diese wurden durch zugegebene Leute verstärkt, so daß
eine Centurie der Folgezeit keine wirkliche Hunderschaft mehr ist.

Der Gefammtumfang des römischen Gebiets muß zu Beginn'
des 5. Jahrhunderts mindestens 20 Quadratmeilen betragen und nicht nur die
Gegend zwischen Tiber und Anio, sondern auch die albanische Mark umfaßt
haben. Dies Gebiet wurde lokal in 4 Tribus eingetheilt: Palatin«, Subnra,
Esquilina und Colima, welche ungefähr gleich bevölkert waren und mit der
alten auf der Geschlechtsverfassung beruhenden Dreitheilung nicht mehr das
Geringste zu thun hatten, so daß nun der Ausdruck „tribus" (Drittel) ebenso
uneigentlich ward, wie heutzutage die Bezeichnung „Quartier" oder Stadt-
„Viertel". — Diese Mischung fand offenbar recht im Gegensatze zu den alten
Stammtribus statt. Man wollte absichtlich alle Unterschiede der Herkunft und
des Wohnorts in dem einen gemeinsamen Heere aufheben und die alten Bürger





*) Mommsen: Rom. Gesch. I. — Stemmender in seinem Aufsatze „Ueber die Stärke
der römischen Legion und die Ursache ihres allmählichen Wachsens, Danzig 1377" berechnet
die Stärke des Gesammtheers nur auf 16,000 Mann; die Mommsen'sche Ziffer läßt er erst
für die Zeit nach Gründung der Tribus Crustumim gelten.
-) Die 3 äseuriae entsprachen ursprünglich den alten patrizischen Tribus der L,g,muss,
lities und I>ueeres.
*"),Noch unter den Kaisern gab es eine esninria aevemsoruw vslatoruin, welche mit
dem Bau derjenigen Straßen zu thun hatte, die auf Kosten des Aerars in Italien unter¬
halten wurden. (Marquard. II. S. 319). Die Zahl 2400 für die vswti giebt Mommsen.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/99>, abgerufen am 25.08.2024.