Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.und einfach arrangirt lassen sie alles Beiwerk bei Seite, um den Kopf zur Unter den Genremalern steht Alois Schorn obenan. Er hat wie kein Die österreichische Kunstausstellung bietet in ihrer durch die geographischen und einfach arrangirt lassen sie alles Beiwerk bei Seite, um den Kopf zur Unter den Genremalern steht Alois Schorn obenan. Er hat wie kein Die österreichische Kunstausstellung bietet in ihrer durch die geographischen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0512" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140863"/> <p xml:id="ID_1564" prev="#ID_1563"> und einfach arrangirt lassen sie alles Beiwerk bei Seite, um den Kopf zur<lb/> hauptsächlichsten, fast alleinigen Wirkung zu bringen. Während der energische<lb/> Stil v. Angeli's besonders für männliche Portraits charakteristisch ist, hat<lb/> Canon vorzugsweise das Geschick, weibliche Anmuth mit distinguirter Noblesse<lb/> zur Anschauung zu bringen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1565"> Unter den Genremalern steht Alois Schorn obenan. Er hat wie kein<lb/> zweiter das italienische Volksleben und die italienische Natur studirt und weiß<lb/> auch den gewöhnlichsten Motiven ein originelles Gepräge zu geben. Sein<lb/> „Fischmarkt in Chioggia" ist reich an charakteristischen Volkstypen und fesselt<lb/> zugleich durch eine feine malerische Behandlung, die sich die verschiedenartigsten<lb/> Lichteffekte wohl zu Nutze zu machen weiß. Noch reicher und lebendiger ist<lb/> sein „Volksfest an der genuesischen Küste", wo eben in einer kleinen Kapelle<lb/> am Strande Messe gelesen worden ist und der Geistliche aus derselben<lb/> heraustritt, um die sich um ihn drängenden Kinder zu segnen. Eugen Blaas<lb/> holt die Motive für seine farbenreichen, von einem feinen Humor erfüllten<lb/> Kompositionen aus Venedig, Bald fixirt er lustige Volksszenen aus der<lb/> Gegenwart, bald greift er in die glänzende Vergangenheit zurück und bevölkert<lb/> die Balkone der stolzen Paläste mit in Purpur und Gold prangenden Schönen,<lb/> die mit ihren Rittern Schäkern.</p><lb/> <p xml:id="ID_1566" next="#ID_1567"> Die österreichische Kunstausstellung bietet in ihrer durch die geographischen<lb/> Verhältnisse und durch andere Umstände gebotenen Zusammensetzung ein buntes<lb/> Bild. Sie allein giebt in rues ein vollständiges Bild der gegenwärtigen<lb/> europäischen Kunstbewegung. Denn die Söhne des österreichisch-ungarischen<lb/> Kaiserstaates gehen in alle Welt und eignen sich die Kunstsprachen aller Nati¬<lb/> onen mit wunderbarer Geschicklichkeit an. Wir haben schon oben angedeutet,<lb/> daß eine große Anzahl österreichischer Maler aus München hervorgegangen<lb/> sind, daß Munkacsy seine Bildung in Düsseldorf empfangen hat und daß<lb/> andere wieder mit beiden Füßen auf dem Boden der französischen Kunst stehen.<lb/> Einer der talentvollsten Künstler Böhmen's, Jaroslav Czermak, der leider auf<lb/> der Höhe seiner Laufbahn seiner Kunst entrissen worden ist, war ein Schüler<lb/> Gallait's. Seine Gemälde sind so farbenprächtig, seine Charakteristik ist so<lb/> eindringlich, und seine Darstellungsweise ist so ergreifend, daß man vor ihnen<lb/> an die schönste Zeit Gallait's erinnert wird. Die beiden letzten Bilder des<lb/> Künstlers, der kurz vor der Eröffnung der Ausstellung starb, auf der er Ruhm<lb/> und Ehren ernten sollte, schildern uns mit glänzender Beredsamkeit Episoden<lb/> aus dem Verzweiflungskampf der Montenegriner gegen ihre türkischen Unter¬<lb/> drücker, der erst jetzt seinen Abschluß erhalten hat. Auf dem einen dieser Bilder<lb/> wird ein verwundeter montenegrinischer Führer von seinen Getreuen auf einer<lb/> Bahre durch einsame Gebirgspässe getragen. Frauen und Mädchen, die an</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0512]
und einfach arrangirt lassen sie alles Beiwerk bei Seite, um den Kopf zur
hauptsächlichsten, fast alleinigen Wirkung zu bringen. Während der energische
Stil v. Angeli's besonders für männliche Portraits charakteristisch ist, hat
Canon vorzugsweise das Geschick, weibliche Anmuth mit distinguirter Noblesse
zur Anschauung zu bringen.
Unter den Genremalern steht Alois Schorn obenan. Er hat wie kein
zweiter das italienische Volksleben und die italienische Natur studirt und weiß
auch den gewöhnlichsten Motiven ein originelles Gepräge zu geben. Sein
„Fischmarkt in Chioggia" ist reich an charakteristischen Volkstypen und fesselt
zugleich durch eine feine malerische Behandlung, die sich die verschiedenartigsten
Lichteffekte wohl zu Nutze zu machen weiß. Noch reicher und lebendiger ist
sein „Volksfest an der genuesischen Küste", wo eben in einer kleinen Kapelle
am Strande Messe gelesen worden ist und der Geistliche aus derselben
heraustritt, um die sich um ihn drängenden Kinder zu segnen. Eugen Blaas
holt die Motive für seine farbenreichen, von einem feinen Humor erfüllten
Kompositionen aus Venedig, Bald fixirt er lustige Volksszenen aus der
Gegenwart, bald greift er in die glänzende Vergangenheit zurück und bevölkert
die Balkone der stolzen Paläste mit in Purpur und Gold prangenden Schönen,
die mit ihren Rittern Schäkern.
Die österreichische Kunstausstellung bietet in ihrer durch die geographischen
Verhältnisse und durch andere Umstände gebotenen Zusammensetzung ein buntes
Bild. Sie allein giebt in rues ein vollständiges Bild der gegenwärtigen
europäischen Kunstbewegung. Denn die Söhne des österreichisch-ungarischen
Kaiserstaates gehen in alle Welt und eignen sich die Kunstsprachen aller Nati¬
onen mit wunderbarer Geschicklichkeit an. Wir haben schon oben angedeutet,
daß eine große Anzahl österreichischer Maler aus München hervorgegangen
sind, daß Munkacsy seine Bildung in Düsseldorf empfangen hat und daß
andere wieder mit beiden Füßen auf dem Boden der französischen Kunst stehen.
Einer der talentvollsten Künstler Böhmen's, Jaroslav Czermak, der leider auf
der Höhe seiner Laufbahn seiner Kunst entrissen worden ist, war ein Schüler
Gallait's. Seine Gemälde sind so farbenprächtig, seine Charakteristik ist so
eindringlich, und seine Darstellungsweise ist so ergreifend, daß man vor ihnen
an die schönste Zeit Gallait's erinnert wird. Die beiden letzten Bilder des
Künstlers, der kurz vor der Eröffnung der Ausstellung starb, auf der er Ruhm
und Ehren ernten sollte, schildern uns mit glänzender Beredsamkeit Episoden
aus dem Verzweiflungskampf der Montenegriner gegen ihre türkischen Unter¬
drücker, der erst jetzt seinen Abschluß erhalten hat. Auf dem einen dieser Bilder
wird ein verwundeter montenegrinischer Führer von seinen Getreuen auf einer
Bahre durch einsame Gebirgspässe getragen. Frauen und Mädchen, die an
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