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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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Hoetlje's "Jota gegen landsmannschaftliche Verbindungen
in Jena.
Mitgetheilt von C. A. H. Burkhardt.
I.
Vom 7. April 1786.")

Landsmannschaften und andere Verbindungen der Studierenden können
vielleicht nicht ganz ausgerottet, sie können aber geschwächt werden.

Aus deuen vorliegenden Votis die sehr verschiedene Gesinnungen enthalten
und deren wenige mit einander übereinstimmen, ziehe ich folgendes in's Kurze.

Anhaltende Aufmercksamkeit und fortdaurende Würcknng auf denselben Zweck
können das Uebel mindern, ihm Einhalt thun, dessen Ausbrüchen zuvorkommen.

Wie sollten Männer die ihre Lebenszeit an Einem Orte zubringen, Er¬
fahrung und Gewalt haben, nicht mit jungen Leuten die längstens alle drey
Jahre wechseln fertig werden können? Aber Uneinigkeit und Lässigkeit dieser
Häupter, läßt das Uebel einschleichen und einwurzeln.

Die Besten zu vereinigen, suche man die Form des Oonoilii aretioris
auszudehnen und seine Gewalt zu vermehren.*^)





*) Ganz eigenhändig.
**) Herzog Karl August hatte am 30. Dezember 1786 die Abgabe von podis sinxalls der Pro¬
fessuren angeordnet, wie am füglichsten und wirksamsten den landsmnunschnftlicheu Verbindungen
zu begegnen sei. Es lagen demgemäß Gutachten vou Grießbach, Döderlein, Schund, Masche,
Eckcirdt, Walch, 0> Scheltritz/Reinhardt, Nicolai, Grüner, Loder, Starke, Wiedeburg,
Herrings, Müller, Eichhorn, Schütz, Ulrich und Heinrich vor, die weit auseinander gingen.
Goethe's Vorschlüge wurden angenommen, nachdem Geh. Rath Schmidt sich dahin ausge¬
sprochen hatte, daß die Verbindungen mit "der Wurzel" ausgerissen werden müßten, während
Schmauß zur Behutsamkeit rieth und von Anwendung "heroischer" Mittel nichts wissen,
"sondern dem reißenden Strom nur das Wasser abgegraben wissen wollte."
Nach Vorschlag von Professor Loder.
Grenzboten III. 1878 Si
Hoetlje's "Jota gegen landsmannschaftliche Verbindungen
in Jena.
Mitgetheilt von C. A. H. Burkhardt.
I.
Vom 7. April 1786.")

Landsmannschaften und andere Verbindungen der Studierenden können
vielleicht nicht ganz ausgerottet, sie können aber geschwächt werden.

Aus deuen vorliegenden Votis die sehr verschiedene Gesinnungen enthalten
und deren wenige mit einander übereinstimmen, ziehe ich folgendes in's Kurze.

Anhaltende Aufmercksamkeit und fortdaurende Würcknng auf denselben Zweck
können das Uebel mindern, ihm Einhalt thun, dessen Ausbrüchen zuvorkommen.

Wie sollten Männer die ihre Lebenszeit an Einem Orte zubringen, Er¬
fahrung und Gewalt haben, nicht mit jungen Leuten die längstens alle drey
Jahre wechseln fertig werden können? Aber Uneinigkeit und Lässigkeit dieser
Häupter, läßt das Uebel einschleichen und einwurzeln.

Die Besten zu vereinigen, suche man die Form des Oonoilii aretioris
auszudehnen und seine Gewalt zu vermehren.*^)





*) Ganz eigenhändig.
**) Herzog Karl August hatte am 30. Dezember 1786 die Abgabe von podis sinxalls der Pro¬
fessuren angeordnet, wie am füglichsten und wirksamsten den landsmnunschnftlicheu Verbindungen
zu begegnen sei. Es lagen demgemäß Gutachten vou Grießbach, Döderlein, Schund, Masche,
Eckcirdt, Walch, 0> Scheltritz/Reinhardt, Nicolai, Grüner, Loder, Starke, Wiedeburg,
Herrings, Müller, Eichhorn, Schütz, Ulrich und Heinrich vor, die weit auseinander gingen.
Goethe's Vorschlüge wurden angenommen, nachdem Geh. Rath Schmidt sich dahin ausge¬
sprochen hatte, daß die Verbindungen mit „der Wurzel" ausgerissen werden müßten, während
Schmauß zur Behutsamkeit rieth und von Anwendung „heroischer" Mittel nichts wissen,
„sondern dem reißenden Strom nur das Wasser abgegraben wissen wollte."
Nach Vorschlag von Professor Loder.
Grenzboten III. 1878 Si
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[0409] Hoetlje's "Jota gegen landsmannschaftliche Verbindungen in Jena. Mitgetheilt von C. A. H. Burkhardt. I. Vom 7. April 1786.") Landsmannschaften und andere Verbindungen der Studierenden können vielleicht nicht ganz ausgerottet, sie können aber geschwächt werden. Aus deuen vorliegenden Votis die sehr verschiedene Gesinnungen enthalten und deren wenige mit einander übereinstimmen, ziehe ich folgendes in's Kurze. Anhaltende Aufmercksamkeit und fortdaurende Würcknng auf denselben Zweck können das Uebel mindern, ihm Einhalt thun, dessen Ausbrüchen zuvorkommen. Wie sollten Männer die ihre Lebenszeit an Einem Orte zubringen, Er¬ fahrung und Gewalt haben, nicht mit jungen Leuten die längstens alle drey Jahre wechseln fertig werden können? Aber Uneinigkeit und Lässigkeit dieser Häupter, läßt das Uebel einschleichen und einwurzeln. Die Besten zu vereinigen, suche man die Form des Oonoilii aretioris auszudehnen und seine Gewalt zu vermehren.*^) *) Ganz eigenhändig. **) Herzog Karl August hatte am 30. Dezember 1786 die Abgabe von podis sinxalls der Pro¬ fessuren angeordnet, wie am füglichsten und wirksamsten den landsmnunschnftlicheu Verbindungen zu begegnen sei. Es lagen demgemäß Gutachten vou Grießbach, Döderlein, Schund, Masche, Eckcirdt, Walch, 0> Scheltritz/Reinhardt, Nicolai, Grüner, Loder, Starke, Wiedeburg, Herrings, Müller, Eichhorn, Schütz, Ulrich und Heinrich vor, die weit auseinander gingen. Goethe's Vorschlüge wurden angenommen, nachdem Geh. Rath Schmidt sich dahin ausge¬ sprochen hatte, daß die Verbindungen mit „der Wurzel" ausgerissen werden müßten, während Schmauß zur Behutsamkeit rieth und von Anwendung „heroischer" Mittel nichts wissen, „sondern dem reißenden Strom nur das Wasser abgegraben wissen wollte." Nach Vorschlag von Professor Loder. Grenzboten III. 1878 Si

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/409>, abgerufen am 03.07.2024.