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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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festlicher Glanz auf diesen vielgestaltigen, in allen Farben des Regenbogens,
in Gold und Silber prangenden Fanden.

Die Reihe derselben beginnt mit England und schließt mit Holland. Die
vornehmste ist die belgische, die einem Rathhause ans dem 16. Jahrhundert
nachgebildet ist. Es ist für diesen Bau ein Material gewählt worden, als
handelte es sich nicht um eine flüchtige Dekoration, sondern um ein Monument
sür die Ewigkeit. Die Architekturtheile siud aus blaugrauem Granit gehauen,
die Flächen sind mit dunkelrothen Backsteinen verblendet und acht prächtige,
monolithe Marmorsäulen gliedern die Fa?abe in vier Pavillons. Das obere
Geschoß öffnet sich in der Mitte zu einer Halle, die durch eine Marmor¬
balustrade nach vorn abgeschlossen wird. Zwei Bronzestatuen krönen das Dach
des stolzen Gebäudes, das den Reichthum der belgischen Städte des Rmaissance-
zcitalters würdig repräsentirt.

Den Eingang zur österreichischen Abtheilung bildet eine elegante, luftige
Loggia, die von achtzehn gekuppelten Säulen getragen wird. Die äußeren
Bogenzwickel siud mir reizvollen Sgrafittomalereien, Kompositionen des er¬
findungsreichen Laufberger, gefüllt, während die innere Wand der Halle mit
pompejanischen Noth und farbigen Blumenguirlanden dekorirt ist. Das Gesims
der Loggia wird vou zwei Trophäen und acht Marmorstatuen gekrönt, welche
die Künste des Friedens darstellen. Unter dem schützenden Dache der Halle
steht inmitten einer üppigen Blumengruppe die Statue des Kaisers Franz
Joseph und unter den Bögen eine Anzahl der hervorragendsten monumentalen
Skulpturwerke Wiener Bildhauer: Albrecht Dürer von Schmidgruber, Michel
Angelo von Wagner, Beethoven und Prometheus von Zumbusch, die Kunst-
industrie von Kundmann.

Portugal hat eine reich ornamentirte, von Fialen und Spitzbogen gekrönte
gothische Fe^abe in hellgelbem Sandstein aufgeführt, deren Motive der Kathe¬
drale von Cvimbra entlehnt sind. Griechenland hat eine elegante, weiß leuch¬
tende Villa in klassischen Formen erbaut, deren Architekturtheile nach den Grund¬
sätzen der antiken Polychromie auf das Reizvollste bemalt sind. Unter dem
Balkon dieser Villa erhebt sich eine Statue der Athena Parthenos, wie sie
Phidias sür die Mropolis gebildet hatte, ebenfalls mit vollständig durchgeführter
Bemalung.

Als Kuriosum sei noch erwähnt, daß Japan für die Dekoration feiner
ans mächtigen Baumstämmen ausgerüsteten Fayade keine bessere Dekoration
gesunden hat als zwei riesige Landkarten, von denen die eine den Plan der
Stadt Tokio mit Bezeichnung aller merkwürdige" Gebäude bietet, während uns
die andere einen Ueberblick über die geographische Situation des gesammten
Jnselreiches ermöglicht.




festlicher Glanz auf diesen vielgestaltigen, in allen Farben des Regenbogens,
in Gold und Silber prangenden Fanden.

Die Reihe derselben beginnt mit England und schließt mit Holland. Die
vornehmste ist die belgische, die einem Rathhause ans dem 16. Jahrhundert
nachgebildet ist. Es ist für diesen Bau ein Material gewählt worden, als
handelte es sich nicht um eine flüchtige Dekoration, sondern um ein Monument
sür die Ewigkeit. Die Architekturtheile siud aus blaugrauem Granit gehauen,
die Flächen sind mit dunkelrothen Backsteinen verblendet und acht prächtige,
monolithe Marmorsäulen gliedern die Fa?abe in vier Pavillons. Das obere
Geschoß öffnet sich in der Mitte zu einer Halle, die durch eine Marmor¬
balustrade nach vorn abgeschlossen wird. Zwei Bronzestatuen krönen das Dach
des stolzen Gebäudes, das den Reichthum der belgischen Städte des Rmaissance-
zcitalters würdig repräsentirt.

Den Eingang zur österreichischen Abtheilung bildet eine elegante, luftige
Loggia, die von achtzehn gekuppelten Säulen getragen wird. Die äußeren
Bogenzwickel siud mir reizvollen Sgrafittomalereien, Kompositionen des er¬
findungsreichen Laufberger, gefüllt, während die innere Wand der Halle mit
pompejanischen Noth und farbigen Blumenguirlanden dekorirt ist. Das Gesims
der Loggia wird vou zwei Trophäen und acht Marmorstatuen gekrönt, welche
die Künste des Friedens darstellen. Unter dem schützenden Dache der Halle
steht inmitten einer üppigen Blumengruppe die Statue des Kaisers Franz
Joseph und unter den Bögen eine Anzahl der hervorragendsten monumentalen
Skulpturwerke Wiener Bildhauer: Albrecht Dürer von Schmidgruber, Michel
Angelo von Wagner, Beethoven und Prometheus von Zumbusch, die Kunst-
industrie von Kundmann.

Portugal hat eine reich ornamentirte, von Fialen und Spitzbogen gekrönte
gothische Fe^abe in hellgelbem Sandstein aufgeführt, deren Motive der Kathe¬
drale von Cvimbra entlehnt sind. Griechenland hat eine elegante, weiß leuch¬
tende Villa in klassischen Formen erbaut, deren Architekturtheile nach den Grund¬
sätzen der antiken Polychromie auf das Reizvollste bemalt sind. Unter dem
Balkon dieser Villa erhebt sich eine Statue der Athena Parthenos, wie sie
Phidias sür die Mropolis gebildet hatte, ebenfalls mit vollständig durchgeführter
Bemalung.

Als Kuriosum sei noch erwähnt, daß Japan für die Dekoration feiner
ans mächtigen Baumstämmen ausgerüsteten Fayade keine bessere Dekoration
gesunden hat als zwei riesige Landkarten, von denen die eine den Plan der
Stadt Tokio mit Bezeichnung aller merkwürdige» Gebäude bietet, während uns
die andere einen Ueberblick über die geographische Situation des gesammten
Jnselreiches ermöglicht.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/39>, abgerufen am 22.07.2024.