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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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Auf der anderen Seite haben wir eine Einnahme von mehr als 12 Mil¬
lionen allein aus dem Verkaufe von 399 Loosen Klostergut; etwa 1 Million
wird noch aus der gleichen Quelle fließen. Für ein Gut, dessen Verkauf auf
Ersuchen einer die Bonifikation der römischen Campagna studirenden Senats¬
kommission suspendirt wurde, sind bereits 500,000 ^ ire geboten worden. Sonst
handelt es sich allerdings um 24 Loose Grundstücke, Häuser und dergleichen, .
die bis jetzt keine Käufer gefunden haben. Der Liquidations-Ausschuß giebt in
dem uns vorliegenden Bericht vom 15. April d. I. ganz summarisch an, daß
das nutzbringende Vermögen, welches von den aufgehobenen religiösen Körper¬
schaften stammt, sich auf etwas über 60^ Millionen beläuft, dem ein Passionen,
einschließlich der Pensionen u. s. w. von 31 ^ Millionen gegenübersteht. Neben
einem todten Kapital von 3^ Millionen verwaltete der Ausschuß ein frucht¬
bringendes Aktivum von über 25^ Millionen. Leider erfahren wir nicht, wie
viel von den 60 Millionen Aktivum (nach Abzug der Güter 48) auf den
Kapitalwerth der Leistungen Dritter kommt, welche der Liquidationsausschuß
als Rechtsnachfolger der ausgehobenen Körperschaften in Empfang nimmt; es
fehlt an einem Nachweis, wie viel davon auf Baargeld, den Preis der Expro¬
priationen und die Werthpapiere aller Art fällt, die am Tage der Besitz¬
ergreifung in den Klöstern gefunden wurden. Einer schon im Jahre l874
erschienenen offiziösen Brochüre entnehmen wir, daß die Jesuiten, die, ihren
General an der Spitze, ganz anstandslos ihre Pensionsscheine in Empfang ge¬
nommen haben, in den Kassen ihrer vier Klöster in Rom gut aufgeräumt
hatten; weder ein Pfennig noch ein Staatspapier g,u xorteur, sondern nur auf
den Namen eingeschriebene Rententitel wurden von ihnen abgeliefert. Die
Oberin der Nonnen von Santa Marta übergab dagegen 12,000 Lire türkischer
Renten, dem Berichte nach wird sich das Passionen uicht wesentlich vermindern,
da mit der Abnahme des Erfordernisses für die Pensionen eine Steigerung der
bleibenden Lasten, die bis jetzt noch nicht definitiv festgestellt werden konnten,
parallel gehen wird. Nicht befriedigend ist die Aufstellung eines todten Kapitals
von nur 3'/j Millionen ohne nähere Erklärung; jedenfalls steckte vor der un¬
entgeltlichen Abtretung von 33 Klöstern an die Gemeinde Rom ein größerer
Werth allein in den Gebäuden, nicht zu reden von den Kunst- und Werth¬
gegenständen u. s. w., von denen allerdings manches verschwunden ist, ehe der
Liquidationsausschnß sein Amt antrat. Wer sich ein recht genaues Bild davon
machen wollte, was die Klöster vor dem Jahre 1873 hier waren, müßte noch
viele Elemente zusammensuchen, deren Wichtigkeit erst bei einem eingehenderen
Studium der Materie hervorspringt. In diesem Zusammenhang darf hervor¬
gehoben werden, daß sich die Rente vieler weiter bestehender geistlicher Körper¬
schaften durch den anbefohlenen Verkauf ihrer Immobilien bedeutend erhöht


Auf der anderen Seite haben wir eine Einnahme von mehr als 12 Mil¬
lionen allein aus dem Verkaufe von 399 Loosen Klostergut; etwa 1 Million
wird noch aus der gleichen Quelle fließen. Für ein Gut, dessen Verkauf auf
Ersuchen einer die Bonifikation der römischen Campagna studirenden Senats¬
kommission suspendirt wurde, sind bereits 500,000 ^ ire geboten worden. Sonst
handelt es sich allerdings um 24 Loose Grundstücke, Häuser und dergleichen, .
die bis jetzt keine Käufer gefunden haben. Der Liquidations-Ausschuß giebt in
dem uns vorliegenden Bericht vom 15. April d. I. ganz summarisch an, daß
das nutzbringende Vermögen, welches von den aufgehobenen religiösen Körper¬
schaften stammt, sich auf etwas über 60^ Millionen beläuft, dem ein Passionen,
einschließlich der Pensionen u. s. w. von 31 ^ Millionen gegenübersteht. Neben
einem todten Kapital von 3^ Millionen verwaltete der Ausschuß ein frucht¬
bringendes Aktivum von über 25^ Millionen. Leider erfahren wir nicht, wie
viel von den 60 Millionen Aktivum (nach Abzug der Güter 48) auf den
Kapitalwerth der Leistungen Dritter kommt, welche der Liquidationsausschuß
als Rechtsnachfolger der ausgehobenen Körperschaften in Empfang nimmt; es
fehlt an einem Nachweis, wie viel davon auf Baargeld, den Preis der Expro¬
priationen und die Werthpapiere aller Art fällt, die am Tage der Besitz¬
ergreifung in den Klöstern gefunden wurden. Einer schon im Jahre l874
erschienenen offiziösen Brochüre entnehmen wir, daß die Jesuiten, die, ihren
General an der Spitze, ganz anstandslos ihre Pensionsscheine in Empfang ge¬
nommen haben, in den Kassen ihrer vier Klöster in Rom gut aufgeräumt
hatten; weder ein Pfennig noch ein Staatspapier g,u xorteur, sondern nur auf
den Namen eingeschriebene Rententitel wurden von ihnen abgeliefert. Die
Oberin der Nonnen von Santa Marta übergab dagegen 12,000 Lire türkischer
Renten, dem Berichte nach wird sich das Passionen uicht wesentlich vermindern,
da mit der Abnahme des Erfordernisses für die Pensionen eine Steigerung der
bleibenden Lasten, die bis jetzt noch nicht definitiv festgestellt werden konnten,
parallel gehen wird. Nicht befriedigend ist die Aufstellung eines todten Kapitals
von nur 3'/j Millionen ohne nähere Erklärung; jedenfalls steckte vor der un¬
entgeltlichen Abtretung von 33 Klöstern an die Gemeinde Rom ein größerer
Werth allein in den Gebäuden, nicht zu reden von den Kunst- und Werth¬
gegenständen u. s. w., von denen allerdings manches verschwunden ist, ehe der
Liquidationsausschnß sein Amt antrat. Wer sich ein recht genaues Bild davon
machen wollte, was die Klöster vor dem Jahre 1873 hier waren, müßte noch
viele Elemente zusammensuchen, deren Wichtigkeit erst bei einem eingehenderen
Studium der Materie hervorspringt. In diesem Zusammenhang darf hervor¬
gehoben werden, daß sich die Rente vieler weiter bestehender geistlicher Körper¬
schaften durch den anbefohlenen Verkauf ihrer Immobilien bedeutend erhöht


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[0272] Auf der anderen Seite haben wir eine Einnahme von mehr als 12 Mil¬ lionen allein aus dem Verkaufe von 399 Loosen Klostergut; etwa 1 Million wird noch aus der gleichen Quelle fließen. Für ein Gut, dessen Verkauf auf Ersuchen einer die Bonifikation der römischen Campagna studirenden Senats¬ kommission suspendirt wurde, sind bereits 500,000 ^ ire geboten worden. Sonst handelt es sich allerdings um 24 Loose Grundstücke, Häuser und dergleichen, . die bis jetzt keine Käufer gefunden haben. Der Liquidations-Ausschuß giebt in dem uns vorliegenden Bericht vom 15. April d. I. ganz summarisch an, daß das nutzbringende Vermögen, welches von den aufgehobenen religiösen Körper¬ schaften stammt, sich auf etwas über 60^ Millionen beläuft, dem ein Passionen, einschließlich der Pensionen u. s. w. von 31 ^ Millionen gegenübersteht. Neben einem todten Kapital von 3^ Millionen verwaltete der Ausschuß ein frucht¬ bringendes Aktivum von über 25^ Millionen. Leider erfahren wir nicht, wie viel von den 60 Millionen Aktivum (nach Abzug der Güter 48) auf den Kapitalwerth der Leistungen Dritter kommt, welche der Liquidationsausschuß als Rechtsnachfolger der ausgehobenen Körperschaften in Empfang nimmt; es fehlt an einem Nachweis, wie viel davon auf Baargeld, den Preis der Expro¬ priationen und die Werthpapiere aller Art fällt, die am Tage der Besitz¬ ergreifung in den Klöstern gefunden wurden. Einer schon im Jahre l874 erschienenen offiziösen Brochüre entnehmen wir, daß die Jesuiten, die, ihren General an der Spitze, ganz anstandslos ihre Pensionsscheine in Empfang ge¬ nommen haben, in den Kassen ihrer vier Klöster in Rom gut aufgeräumt hatten; weder ein Pfennig noch ein Staatspapier g,u xorteur, sondern nur auf den Namen eingeschriebene Rententitel wurden von ihnen abgeliefert. Die Oberin der Nonnen von Santa Marta übergab dagegen 12,000 Lire türkischer Renten, dem Berichte nach wird sich das Passionen uicht wesentlich vermindern, da mit der Abnahme des Erfordernisses für die Pensionen eine Steigerung der bleibenden Lasten, die bis jetzt noch nicht definitiv festgestellt werden konnten, parallel gehen wird. Nicht befriedigend ist die Aufstellung eines todten Kapitals von nur 3'/j Millionen ohne nähere Erklärung; jedenfalls steckte vor der un¬ entgeltlichen Abtretung von 33 Klöstern an die Gemeinde Rom ein größerer Werth allein in den Gebäuden, nicht zu reden von den Kunst- und Werth¬ gegenständen u. s. w., von denen allerdings manches verschwunden ist, ehe der Liquidationsausschnß sein Amt antrat. Wer sich ein recht genaues Bild davon machen wollte, was die Klöster vor dem Jahre 1873 hier waren, müßte noch viele Elemente zusammensuchen, deren Wichtigkeit erst bei einem eingehenderen Studium der Materie hervorspringt. In diesem Zusammenhang darf hervor¬ gehoben werden, daß sich die Rente vieler weiter bestehender geistlicher Körper¬ schaften durch den anbefohlenen Verkauf ihrer Immobilien bedeutend erhöht

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/272>, abgerufen am 22.07.2024.