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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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erfolgreichsten Forschungsreise, welche jemals von Zanzibar aufgebrochen ist,
um das äquatoriale Afrika zu durchforschen, müßte vor Allem nachgewiesen
werden, daß er eher vollständig ausgerüstet von Zanzibar nach dem Festlande
hätte aufbrechen können. Und diese Annahme wird durchaus wider¬
legt durch die genauen und gewissenhaften Mittheilungen, welche das vor¬
liegende Buch und der Anhang zu dem "in deutscher Uebersetzung noch nicht
erschienenen zweiten Bande des Stanley'schen Reisewerkes bieten. Kein Tag
und keine Stunde ist in Zanzibar verloren worden, ungenützt geblieben für
den großen Zweck, dem Stanley's Aufenthalt in Zanzibar gewidmet war. Aber
überaus große Schwierigkeiten stellen sich der Ausrüstung eines so gewaltigen
Unternehmens selbst dann entgegen, wenn der Führer über so große Geld-
und Kreditmittel verfügt, wie Stanley.

Stanley's Aufenthalt in Zanzibar verdanken wir vor Allem eine Schil¬
derung der Insel und Stadt Zanzibar, ihrer sozialen, ethnographischen und
sonstigen Verhältnisse, wie sie besser wohl selten bisher geboten worden ist.
Doch fehlt hier der Raum, diesen Schilderungen ausführlich nachzugehen. Der
Leser muß auf das Original verwiesen werden. Da Zanzibar der Ausgangs¬
punkt fast aller großen Forschungsreisen ist, die seit einem Menschenalter sich
um die Aufklärung des unbekannten Inneren von Afrika verdient gemacht haben,
so wird gewiß Mancher Stanley's Darstellung mit Interesse folgen.

Alle mächtigen und einflußreichen Personen der Insel, vom "Sultan"
Seyyd Barghasch an -- dem königlichen wohlmeinenden Gegner der Sklaverei --
und dein englischen Konsul Augustus Sparhawk, dem redlichen arabischen
Millionär Tarya Topen bis zu dem letzten europäischen Ansiedler an jener
letzten Kulturgrenze vor der dunkeln Wildniß haben ihr Möglichstes gethan,
um den kühnen Forscher mit Rath und That zu unterstützen. Dennoch aber
mußte der Führer einer so verantwortlichen und langwierigen Forschungsreise
überall seine Augen offen haben. Daneben hatte Stanley anch kundige, treue,
in früherer Erfahrung erprobte Männer unter deu Eingeboreuen der Jusel,
um die farbigen, feinen und groben Zeuge für die Häuptlinge und ihre Weiber
anzukaufen, die reiche Auswahl von Perlen aller Größen, Formen und Farben,
die auf ein afrikanisches Gemüth Eindruck mache" konnten, und außerdem einer
großen Masse ^ Zoll dicken Messingdrahtes.

Das Gesammtgewicht der Waaren, der Zeuge, Perlen, des Drahtes, der
Mundvorräthe und Arzneien, des Bettzeugs, der Kleider, Zelte, Munition, In¬
strumente und Schreibmaterialien, des Bootes, der Ruder, des photographischen
Apparates mit Trockenplatten und aller sonstigen Artikel betrug aber doch über
160 Centner (8165 Kg.) oder etwas mehr als acht Tous. Die ganze Masse
wurde so genau wie möglich in einzelne Packete zu je 27 Kg. vertheilt und


erfolgreichsten Forschungsreise, welche jemals von Zanzibar aufgebrochen ist,
um das äquatoriale Afrika zu durchforschen, müßte vor Allem nachgewiesen
werden, daß er eher vollständig ausgerüstet von Zanzibar nach dem Festlande
hätte aufbrechen können. Und diese Annahme wird durchaus wider¬
legt durch die genauen und gewissenhaften Mittheilungen, welche das vor¬
liegende Buch und der Anhang zu dem "in deutscher Uebersetzung noch nicht
erschienenen zweiten Bande des Stanley'schen Reisewerkes bieten. Kein Tag
und keine Stunde ist in Zanzibar verloren worden, ungenützt geblieben für
den großen Zweck, dem Stanley's Aufenthalt in Zanzibar gewidmet war. Aber
überaus große Schwierigkeiten stellen sich der Ausrüstung eines so gewaltigen
Unternehmens selbst dann entgegen, wenn der Führer über so große Geld-
und Kreditmittel verfügt, wie Stanley.

Stanley's Aufenthalt in Zanzibar verdanken wir vor Allem eine Schil¬
derung der Insel und Stadt Zanzibar, ihrer sozialen, ethnographischen und
sonstigen Verhältnisse, wie sie besser wohl selten bisher geboten worden ist.
Doch fehlt hier der Raum, diesen Schilderungen ausführlich nachzugehen. Der
Leser muß auf das Original verwiesen werden. Da Zanzibar der Ausgangs¬
punkt fast aller großen Forschungsreisen ist, die seit einem Menschenalter sich
um die Aufklärung des unbekannten Inneren von Afrika verdient gemacht haben,
so wird gewiß Mancher Stanley's Darstellung mit Interesse folgen.

Alle mächtigen und einflußreichen Personen der Insel, vom „Sultan"
Seyyd Barghasch an — dem königlichen wohlmeinenden Gegner der Sklaverei —
und dein englischen Konsul Augustus Sparhawk, dem redlichen arabischen
Millionär Tarya Topen bis zu dem letzten europäischen Ansiedler an jener
letzten Kulturgrenze vor der dunkeln Wildniß haben ihr Möglichstes gethan,
um den kühnen Forscher mit Rath und That zu unterstützen. Dennoch aber
mußte der Führer einer so verantwortlichen und langwierigen Forschungsreise
überall seine Augen offen haben. Daneben hatte Stanley anch kundige, treue,
in früherer Erfahrung erprobte Männer unter deu Eingeboreuen der Jusel,
um die farbigen, feinen und groben Zeuge für die Häuptlinge und ihre Weiber
anzukaufen, die reiche Auswahl von Perlen aller Größen, Formen und Farben,
die auf ein afrikanisches Gemüth Eindruck mache« konnten, und außerdem einer
großen Masse ^ Zoll dicken Messingdrahtes.

Das Gesammtgewicht der Waaren, der Zeuge, Perlen, des Drahtes, der
Mundvorräthe und Arzneien, des Bettzeugs, der Kleider, Zelte, Munition, In¬
strumente und Schreibmaterialien, des Bootes, der Ruder, des photographischen
Apparates mit Trockenplatten und aller sonstigen Artikel betrug aber doch über
160 Centner (8165 Kg.) oder etwas mehr als acht Tous. Die ganze Masse
wurde so genau wie möglich in einzelne Packete zu je 27 Kg. vertheilt und


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/235>, abgerufen am 22.07.2024.