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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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wahrscheinlich eines Stammes mit "Ast"; Iiasta xura, ist die unbeschlagene
Stange, wie sie in der Urzeit, meist wohl mit im Feuer gehärteter Spitze, als
Stoßwaffe (franz. nrnis Ah last) gebraucht wurde und wie man sie in später
Zeit noch als militärische Auszeichnung verlieh*). Die lmsw diente den
Königen der alten Zeit als Scepter*""); sie wurde bei dem Gerichte der Hun¬
dertmänner als Einberufungszeichen aufgesteckt"""), bei öffentlichen Versteiger¬
ungen zur Bezeichnung des Ortes wie der staatlichen Autorität s), und bei
Vermählungen scheitelte man in feierlicher Weise die Haare der Brünte mit
der Käses-f-f) -- alles Anzeichen nrthümlicher Würde und Bedeutsamkeit dieser
Waffe. Anfangs glich wohl die KnÄta als "iWvsa" oder "como8" (xo^ro?)
ganz dem hellenischen Langspieße, zumal bei den Tuskern; daneben aber er¬
scheint auch ein kleinerer Speer (Kasta, völitsris) fs-f), dann das Aassuw,, ein
schwerer Wurfspieß, wahrscheinlich mit Widerhaken") und die leichte Wurf¬
lanze s^oulura. Die Formen der Lanzen spitzen waren sehr mannigfaltig.

In der Folge trat die Stoßlanze ganz zurück gegen das xilum. --
Dies Wort ist vermuthlich eines Stammes mit "Pfeil"""). Das xiwro, neben
dem Atackws die vornehmste und am meisten charakteristische Waffe der Römer,
scheint doch ebensowenig wie das hispanische Schwert römischen Ursprungs""");
wohl, aber hat es den Römern die Vervollkommnung der Einrichtung und,
dnrch die Art seiner Verwendung, den weltgeschichtlichen Ruhm zu danken.
Das xiliuu ist die am meisten besprochene und zumeist bestrittene Waffe der
römischen Archäologie; die Hauptresultate der Forschung knüpfen sich an die











*) A. Becker: Handbuch III. (2) S, 244; L. Lange: Römische Alterthümer I. S. 391.
-- Das Wort wstils (Schaft) wird poetisch, z, B> von Vergil, für den ganzen Speer
gebraucht.
Austin, 43, 3 Z 3.
***) Sg.stg.in vent-nMvIrs,1sin voxere ^ zum Centumviralgerichte einberufen (8n1t.
^ng, 36).
1') >7us kÄsws Verstcigerungsrecht (Subhastcition). ^6 IikstÄin Mi>lies,in ".eesäere --
öffentlichen Versteigerungen beiwohnen,
si') 0vin. Ast. 2, 560.
1'ff) Der Veliteuspeer wurde von den Griechen als Erfindung der Etrusker betrachtet;
er war leicht, mit geringem Eisen. (O. Müller: Etrusker I. S, 396).
*) Sicheln und Msss. pflegten eilig zusammengeraffte Landleute als Waffen zu
führen. (Ehb. I. S, 393).
**) Das altdeutsche xlül bedeutet im engeren Sinne nicht den ganzen Pfeil (se,>Mi>,),
sondern nur die eigentliche Spitze. Das Wort lautet angelsächsisch xil> nord. xilk.
Sallust (lÄt. 51, 38) läßt den Cäsar sagen: ,,^,rinA arons this. militari", "b S^m-
unitus, insigni" ma-zistr-kennen s,l, 1'usvis xler-uius sninserunt", und bei Vulci wurde unter
altetruskische" Waffen der eiserne Theil eines Mr-in gefunden, der im Nnssnm dero^oriÄ-
nnin ni, 21 Ur. 6 abgebildet ist. (Mnrquard a, a. O,). Vergl auch oben S. 162.

wahrscheinlich eines Stammes mit „Ast"; Iiasta xura, ist die unbeschlagene
Stange, wie sie in der Urzeit, meist wohl mit im Feuer gehärteter Spitze, als
Stoßwaffe (franz. nrnis Ah last) gebraucht wurde und wie man sie in später
Zeit noch als militärische Auszeichnung verlieh*). Die lmsw diente den
Königen der alten Zeit als Scepter*""); sie wurde bei dem Gerichte der Hun¬
dertmänner als Einberufungszeichen aufgesteckt"""), bei öffentlichen Versteiger¬
ungen zur Bezeichnung des Ortes wie der staatlichen Autorität s), und bei
Vermählungen scheitelte man in feierlicher Weise die Haare der Brünte mit
der Käses-f-f) — alles Anzeichen nrthümlicher Würde und Bedeutsamkeit dieser
Waffe. Anfangs glich wohl die KnÄta als „iWvsa" oder „como8" (xo^ro?)
ganz dem hellenischen Langspieße, zumal bei den Tuskern; daneben aber er¬
scheint auch ein kleinerer Speer (Kasta, völitsris) fs-f), dann das Aassuw,, ein
schwerer Wurfspieß, wahrscheinlich mit Widerhaken") und die leichte Wurf¬
lanze s^oulura. Die Formen der Lanzen spitzen waren sehr mannigfaltig.

In der Folge trat die Stoßlanze ganz zurück gegen das xilum. —
Dies Wort ist vermuthlich eines Stammes mit „Pfeil"""). Das xiwro, neben
dem Atackws die vornehmste und am meisten charakteristische Waffe der Römer,
scheint doch ebensowenig wie das hispanische Schwert römischen Ursprungs""");
wohl, aber hat es den Römern die Vervollkommnung der Einrichtung und,
dnrch die Art seiner Verwendung, den weltgeschichtlichen Ruhm zu danken.
Das xiliuu ist die am meisten besprochene und zumeist bestrittene Waffe der
römischen Archäologie; die Hauptresultate der Forschung knüpfen sich an die











*) A. Becker: Handbuch III. (2) S, 244; L. Lange: Römische Alterthümer I. S. 391.
— Das Wort wstils (Schaft) wird poetisch, z, B> von Vergil, für den ganzen Speer
gebraucht.
Austin, 43, 3 Z 3.
***) Sg.stg.in vent-nMvIrs,1sin voxere ^ zum Centumviralgerichte einberufen (8n1t.
^ng, 36).
1') >7us kÄsws Verstcigerungsrecht (Subhastcition). ^6 IikstÄin Mi>lies,in «.eesäere —
öffentlichen Versteigerungen beiwohnen,
si') 0vin. Ast. 2, 560.
1'ff) Der Veliteuspeer wurde von den Griechen als Erfindung der Etrusker betrachtet;
er war leicht, mit geringem Eisen. (O. Müller: Etrusker I. S, 396).
*) Sicheln und Msss. pflegten eilig zusammengeraffte Landleute als Waffen zu
führen. (Ehb. I. S, 393).
**) Das altdeutsche xlül bedeutet im engeren Sinne nicht den ganzen Pfeil (se,>Mi>,),
sondern nur die eigentliche Spitze. Das Wort lautet angelsächsisch xil> nord. xilk.
Sallust (lÄt. 51, 38) läßt den Cäsar sagen: ,,^,rinA arons this. militari», »b S^m-
unitus, insigni» ma-zistr-kennen s,l, 1'usvis xler-uius sninserunt", und bei Vulci wurde unter
altetruskische» Waffen der eiserne Theil eines Mr-in gefunden, der im Nnssnm dero^oriÄ-
nnin ni, 21 Ur. 6 abgebildet ist. (Mnrquard a, a. O,). Vergl auch oben S. 162.
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[0218] wahrscheinlich eines Stammes mit „Ast"; Iiasta xura, ist die unbeschlagene Stange, wie sie in der Urzeit, meist wohl mit im Feuer gehärteter Spitze, als Stoßwaffe (franz. nrnis Ah last) gebraucht wurde und wie man sie in später Zeit noch als militärische Auszeichnung verlieh*). Die lmsw diente den Königen der alten Zeit als Scepter*""); sie wurde bei dem Gerichte der Hun¬ dertmänner als Einberufungszeichen aufgesteckt"""), bei öffentlichen Versteiger¬ ungen zur Bezeichnung des Ortes wie der staatlichen Autorität s), und bei Vermählungen scheitelte man in feierlicher Weise die Haare der Brünte mit der Käses-f-f) — alles Anzeichen nrthümlicher Würde und Bedeutsamkeit dieser Waffe. Anfangs glich wohl die KnÄta als „iWvsa" oder „como8" (xo^ro?) ganz dem hellenischen Langspieße, zumal bei den Tuskern; daneben aber er¬ scheint auch ein kleinerer Speer (Kasta, völitsris) fs-f), dann das Aassuw,, ein schwerer Wurfspieß, wahrscheinlich mit Widerhaken") und die leichte Wurf¬ lanze s^oulura. Die Formen der Lanzen spitzen waren sehr mannigfaltig. In der Folge trat die Stoßlanze ganz zurück gegen das xilum. — Dies Wort ist vermuthlich eines Stammes mit „Pfeil"""). Das xiwro, neben dem Atackws die vornehmste und am meisten charakteristische Waffe der Römer, scheint doch ebensowenig wie das hispanische Schwert römischen Ursprungs"""); wohl, aber hat es den Römern die Vervollkommnung der Einrichtung und, dnrch die Art seiner Verwendung, den weltgeschichtlichen Ruhm zu danken. Das xiliuu ist die am meisten besprochene und zumeist bestrittene Waffe der römischen Archäologie; die Hauptresultate der Forschung knüpfen sich an die *) A. Becker: Handbuch III. (2) S, 244; L. Lange: Römische Alterthümer I. S. 391. — Das Wort wstils (Schaft) wird poetisch, z, B> von Vergil, für den ganzen Speer gebraucht. Austin, 43, 3 Z 3. ***) Sg.stg.in vent-nMvIrs,1sin voxere ^ zum Centumviralgerichte einberufen (8n1t. ^ng, 36). 1') >7us kÄsws Verstcigerungsrecht (Subhastcition). ^6 IikstÄin Mi>lies,in «.eesäere — öffentlichen Versteigerungen beiwohnen, si') 0vin. Ast. 2, 560. 1'ff) Der Veliteuspeer wurde von den Griechen als Erfindung der Etrusker betrachtet; er war leicht, mit geringem Eisen. (O. Müller: Etrusker I. S, 396). *) Sicheln und Msss. pflegten eilig zusammengeraffte Landleute als Waffen zu führen. (Ehb. I. S, 393). **) Das altdeutsche xlül bedeutet im engeren Sinne nicht den ganzen Pfeil (se,>Mi>,), sondern nur die eigentliche Spitze. Das Wort lautet angelsächsisch xil> nord. xilk. Sallust (lÄt. 51, 38) läßt den Cäsar sagen: ,,^,rinA arons this. militari», »b S^m- unitus, insigni» ma-zistr-kennen s,l, 1'usvis xler-uius sninserunt", und bei Vulci wurde unter altetruskische» Waffen der eiserne Theil eines Mr-in gefunden, der im Nnssnm dero^oriÄ- nnin ni, 21 Ur. 6 abgebildet ist. (Mnrquard a, a. O,). Vergl auch oben S. 162.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/218>, abgerufen am 22.07.2024.