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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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daß im zweiten punischen Kriege die neue eiserne Waffe nicht wenig zu dem
Siege über Karthago beitrug.") Der Schwertgriff bestand aus Holz,
war mit halbkugelförmigen Metallbuckeln beschlagen und endete in einem
Knäufe. Doch kommen auch Griffe mit Metallknäufen vor, wie derjenige von
Nydcun, dessen Knauf durch einen Hieb gespalten ist. Parirstcmgen hatten die
römischen Schwerter nicht; nur ein einziges zu Kempten bei Bingen gefundenes
Schwert, welches sonst für römisch gelten könnte, weist eine derartige Vorrich¬
tung auf; es muß der spätesten Zeit der Römerherrschaft oder der ersten
Periode nach ihr angehören""). Die Schwertscheiden liebte man zu
verzieren, und die der Anführer sind zuweilen Meisterstücke der Metalltechnik.
Auf deutschem Boden sind zwei besonders schöne Scheiden gefunden worden,
von denen sich die eine im Museum zu Wiesbaden befindet, während die
andere (das 1848 zu Mainz entdeckte sog. Schwert des Tiberius, wahrschein¬
lich ein von diesem Kaiser verliehener Ehrendegen) nach manchen Schicksalen
in das British Museum gelangt ist"""). Diese Scheide und die Monumente
bezeugen, daß sich von jeder Seite der Scheide drei Ringe gegenüberstanden;
da aber der Gürtel, den Denkmalen nach, nur durch je einen Ring auf jeder
Seite gezogen wird, so sällt es schwer, diese Sechszahl zu erklären. Das
Wehrgehcing heißt d-Usus, ein anscheinend etruskisches Worts). Der susis
wurde auf der linken, der Alaäius auf der rechten Seite getragen, indem man
das Koppel entweder über die Schulter hängte oder -- was häufiger geschah
-- um den Leib gürtete. Der Schwertgriff lehnt sich an die rechte Hüfte. --
An der Linken wird, namentlich in der späteren Kaiserzeit, an besonderem
Koppel eine Kurzwehr, ein Dolch getragen ff). Bei den barbarischen Auxi-
liaren kommen nicht selten krumme kurze Säbel vor.

In der Frühzeit der italischen Völker führten Tusker wie Römer neben
dem Schwerte wohl ausschließlich den Speer (czuiri.8, Imsta). Hg-Sta, ist







') Demmin: Waffenknnde. Leipzig 1869. -- Seit die Römer Italien's Grenzen über¬
schritten, lernten sie den spanischen und norischen Stahl, namentlich aller auch die schönen
orientalischen Klingen schätzen.
") In nachrömischen Gräbern Süddeutschland's finden sich Schwerter mit Parirstangen,
seltener in fränkischen Gräbern am Rheine, wie z. B. in denjenigen zu setzen.
Die Scheide dieses "Tiberiusschwertes" ist mit getriebener Gold- und Silberarbeit
geschmückt und durch das Bildniß des Kaisers ausgezeichnet. Die Querbänder sowie Ort
und Mündung sind mit Reliefs verziert und verstärkt. Das römisch-germanische Museum
zu Mainz hat diese Scheide für seine Rüstungsmodellc nachgebildet. (Vergl. Lersch: Das
sogen. Schwert des Tiberius. Bonn 1849).
f) O. Müller: Die Etrusker I. S. 3S3. -- Eigentlich bezeichnet Wlwi" nur den
Schulterriemen.
f-f) Eine derartige Wehr (Ochsenzunge) wird zuweilen x^ra-ionwu genannt, d. i.
Gurtschwcrt von -r"L" und U^,/ Gurt.
Grenzboten III. 1378. 27

daß im zweiten punischen Kriege die neue eiserne Waffe nicht wenig zu dem
Siege über Karthago beitrug.") Der Schwertgriff bestand aus Holz,
war mit halbkugelförmigen Metallbuckeln beschlagen und endete in einem
Knäufe. Doch kommen auch Griffe mit Metallknäufen vor, wie derjenige von
Nydcun, dessen Knauf durch einen Hieb gespalten ist. Parirstcmgen hatten die
römischen Schwerter nicht; nur ein einziges zu Kempten bei Bingen gefundenes
Schwert, welches sonst für römisch gelten könnte, weist eine derartige Vorrich¬
tung auf; es muß der spätesten Zeit der Römerherrschaft oder der ersten
Periode nach ihr angehören""). Die Schwertscheiden liebte man zu
verzieren, und die der Anführer sind zuweilen Meisterstücke der Metalltechnik.
Auf deutschem Boden sind zwei besonders schöne Scheiden gefunden worden,
von denen sich die eine im Museum zu Wiesbaden befindet, während die
andere (das 1848 zu Mainz entdeckte sog. Schwert des Tiberius, wahrschein¬
lich ein von diesem Kaiser verliehener Ehrendegen) nach manchen Schicksalen
in das British Museum gelangt ist"""). Diese Scheide und die Monumente
bezeugen, daß sich von jeder Seite der Scheide drei Ringe gegenüberstanden;
da aber der Gürtel, den Denkmalen nach, nur durch je einen Ring auf jeder
Seite gezogen wird, so sällt es schwer, diese Sechszahl zu erklären. Das
Wehrgehcing heißt d-Usus, ein anscheinend etruskisches Worts). Der susis
wurde auf der linken, der Alaäius auf der rechten Seite getragen, indem man
das Koppel entweder über die Schulter hängte oder — was häufiger geschah
— um den Leib gürtete. Der Schwertgriff lehnt sich an die rechte Hüfte. —
An der Linken wird, namentlich in der späteren Kaiserzeit, an besonderem
Koppel eine Kurzwehr, ein Dolch getragen ff). Bei den barbarischen Auxi-
liaren kommen nicht selten krumme kurze Säbel vor.

In der Frühzeit der italischen Völker führten Tusker wie Römer neben
dem Schwerte wohl ausschließlich den Speer (czuiri.8, Imsta). Hg-Sta, ist







') Demmin: Waffenknnde. Leipzig 1869. — Seit die Römer Italien's Grenzen über¬
schritten, lernten sie den spanischen und norischen Stahl, namentlich aller auch die schönen
orientalischen Klingen schätzen.
") In nachrömischen Gräbern Süddeutschland's finden sich Schwerter mit Parirstangen,
seltener in fränkischen Gräbern am Rheine, wie z. B. in denjenigen zu setzen.
Die Scheide dieses „Tiberiusschwertes" ist mit getriebener Gold- und Silberarbeit
geschmückt und durch das Bildniß des Kaisers ausgezeichnet. Die Querbänder sowie Ort
und Mündung sind mit Reliefs verziert und verstärkt. Das römisch-germanische Museum
zu Mainz hat diese Scheide für seine Rüstungsmodellc nachgebildet. (Vergl. Lersch: Das
sogen. Schwert des Tiberius. Bonn 1849).
f) O. Müller: Die Etrusker I. S. 3S3. — Eigentlich bezeichnet Wlwi« nur den
Schulterriemen.
f-f) Eine derartige Wehr (Ochsenzunge) wird zuweilen x^ra-ionwu genannt, d. i.
Gurtschwcrt von -r«L« und U^,/ Gurt.
Grenzboten III. 1378. 27
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[0217] daß im zweiten punischen Kriege die neue eiserne Waffe nicht wenig zu dem Siege über Karthago beitrug.") Der Schwertgriff bestand aus Holz, war mit halbkugelförmigen Metallbuckeln beschlagen und endete in einem Knäufe. Doch kommen auch Griffe mit Metallknäufen vor, wie derjenige von Nydcun, dessen Knauf durch einen Hieb gespalten ist. Parirstcmgen hatten die römischen Schwerter nicht; nur ein einziges zu Kempten bei Bingen gefundenes Schwert, welches sonst für römisch gelten könnte, weist eine derartige Vorrich¬ tung auf; es muß der spätesten Zeit der Römerherrschaft oder der ersten Periode nach ihr angehören""). Die Schwertscheiden liebte man zu verzieren, und die der Anführer sind zuweilen Meisterstücke der Metalltechnik. Auf deutschem Boden sind zwei besonders schöne Scheiden gefunden worden, von denen sich die eine im Museum zu Wiesbaden befindet, während die andere (das 1848 zu Mainz entdeckte sog. Schwert des Tiberius, wahrschein¬ lich ein von diesem Kaiser verliehener Ehrendegen) nach manchen Schicksalen in das British Museum gelangt ist"""). Diese Scheide und die Monumente bezeugen, daß sich von jeder Seite der Scheide drei Ringe gegenüberstanden; da aber der Gürtel, den Denkmalen nach, nur durch je einen Ring auf jeder Seite gezogen wird, so sällt es schwer, diese Sechszahl zu erklären. Das Wehrgehcing heißt d-Usus, ein anscheinend etruskisches Worts). Der susis wurde auf der linken, der Alaäius auf der rechten Seite getragen, indem man das Koppel entweder über die Schulter hängte oder — was häufiger geschah — um den Leib gürtete. Der Schwertgriff lehnt sich an die rechte Hüfte. — An der Linken wird, namentlich in der späteren Kaiserzeit, an besonderem Koppel eine Kurzwehr, ein Dolch getragen ff). Bei den barbarischen Auxi- liaren kommen nicht selten krumme kurze Säbel vor. In der Frühzeit der italischen Völker führten Tusker wie Römer neben dem Schwerte wohl ausschließlich den Speer (czuiri.8, Imsta). Hg-Sta, ist ') Demmin: Waffenknnde. Leipzig 1869. — Seit die Römer Italien's Grenzen über¬ schritten, lernten sie den spanischen und norischen Stahl, namentlich aller auch die schönen orientalischen Klingen schätzen. ") In nachrömischen Gräbern Süddeutschland's finden sich Schwerter mit Parirstangen, seltener in fränkischen Gräbern am Rheine, wie z. B. in denjenigen zu setzen. Die Scheide dieses „Tiberiusschwertes" ist mit getriebener Gold- und Silberarbeit geschmückt und durch das Bildniß des Kaisers ausgezeichnet. Die Querbänder sowie Ort und Mündung sind mit Reliefs verziert und verstärkt. Das römisch-germanische Museum zu Mainz hat diese Scheide für seine Rüstungsmodellc nachgebildet. (Vergl. Lersch: Das sogen. Schwert des Tiberius. Bonn 1849). f) O. Müller: Die Etrusker I. S. 3S3. — Eigentlich bezeichnet Wlwi« nur den Schulterriemen. f-f) Eine derartige Wehr (Ochsenzunge) wird zuweilen x^ra-ionwu genannt, d. i. Gurtschwcrt von -r«L« und U^,/ Gurt. Grenzboten III. 1378. 27

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/217>, abgerufen am 22.07.2024.