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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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fahrern als der alte treue, immer besser und zuverlässiger werdende Reisebegleiter
zu empfehlen. Dasselbe gilt von der soeben um erschienenen Ausgabe von
Baedeker's London (England, Schottland). --


AlwinSchultz, Die Legende vom Leben der Jungfrau Muria und ihre
Darstellung in der bildenden Kunst des Mittelcilters. (Leipzig E. A. Seemann).
(Zugleich das erste Heft einer uuter Redaktion des Hermann Lücke in Leipzig
erscheinenden Folge von "Beiträgen zur Kunstgeschichte", welche die seit-
A. v. Zahn's Tode eingegangenen "Jahrbücher für Kunstwissenschaft" ersetzen sollen.)

Als im Anfange unseres Jahrhunderts das Interesse für die Kunst des
deutschen Mittelalters wieder erwachte und die Werke derselben mit Begeisterung
gesammelt und studirt wurden, glaubte man vielfach, ein wenig Patriotismus
genüge, um sie zu verstehen und zu würdigen. Das ist in den letzten Jahr¬
zehnten anders geworden. Die Kunstgeschichte des Mittelalters ist jetzt eine
Wissenschaft, auf deren Gebiet in kurzer Zeit Viel und Großes geleistet worden
ist. Doch fehlt auch noch mancherlei, vor allem auch in Betreff der wissen¬
schaftlichen Erklärung der Denkmäler. Die Kenntniß der Bibel und die Be¬
nutzung der gewöhnlichen Legenden-Sanunluugen reichen lange nicht aus, um
die figürlichen Darstellungen nach ihrem Inhalt und ihrem Zusammenhange
zu verstehen. Man muß auf die Mhthologie und Shmbolik des Christenthums,
ja der gesammten Kultur des Mittelalters zurückgehen, welche trotz mannigfacher,
werthvoller Vorarbeiten noch keineswegs genügend dargestellt worden sind.

Um diese Lücken wenigstens zum Theil auszufüllen, hat Prof. Alwiu Schultz
in Breslau, bekannt als verdienstvoller Erforscher der Kunstgeschichte Schlesien's
und der Kulturgeschichte des Mittelalters überhaupt, in dein vorliegenden kleinen
Buche einen werthvollen Beitrag geliefert. Er behandelt darin in nahezu er¬
schöpfender Weise die im Mittelalter vorzugsweise häufige und deshalb beson¬
ders wichtige Legende von dem Leben der Jungfrau Maria, erzählt zuerst die
Legende selbst nach den besten Origiualqnellen und giebt dann eine systematisch
geordnete Uebersicht der am meisten charakteristischen bildlichen Darstellungen
aus derselben (deren Aufzählung bei dem unendlichen Reichthum an Darstel¬
lungen dieser Art natürlich niemals ganz vollständig sein kann) nebst den noth¬
wendigen Erklärungen. Ueber die Behandlung seiner Arbeit und die Quellen
dasür ertheilt Schultz selbst gewissenhaft Auskunft. Es ist eine verdienstvolle,
schöne Arbeit, angenehm zu lesen und zugleich so übersichtlich geordnet, daß sie
als bequemes Nachschlagebuch dienen kann.

Aehnliche Bearbeitungen der Legenden von dem Leben der übrigen Heili¬
R. B. gen wären sehr erwünscht.




Verantwortlicher Redakteur: öl. Haus Blum in Leipzig.
Verlag von K. L. Hcrbig in Leipzig. -- Druck von Hüthel Hcrrman" in Leipzig.

fahrern als der alte treue, immer besser und zuverlässiger werdende Reisebegleiter
zu empfehlen. Dasselbe gilt von der soeben um erschienenen Ausgabe von
Baedeker's London (England, Schottland). —


AlwinSchultz, Die Legende vom Leben der Jungfrau Muria und ihre
Darstellung in der bildenden Kunst des Mittelcilters. (Leipzig E. A. Seemann).
(Zugleich das erste Heft einer uuter Redaktion des Hermann Lücke in Leipzig
erscheinenden Folge von „Beiträgen zur Kunstgeschichte", welche die seit-
A. v. Zahn's Tode eingegangenen „Jahrbücher für Kunstwissenschaft" ersetzen sollen.)

Als im Anfange unseres Jahrhunderts das Interesse für die Kunst des
deutschen Mittelalters wieder erwachte und die Werke derselben mit Begeisterung
gesammelt und studirt wurden, glaubte man vielfach, ein wenig Patriotismus
genüge, um sie zu verstehen und zu würdigen. Das ist in den letzten Jahr¬
zehnten anders geworden. Die Kunstgeschichte des Mittelalters ist jetzt eine
Wissenschaft, auf deren Gebiet in kurzer Zeit Viel und Großes geleistet worden
ist. Doch fehlt auch noch mancherlei, vor allem auch in Betreff der wissen¬
schaftlichen Erklärung der Denkmäler. Die Kenntniß der Bibel und die Be¬
nutzung der gewöhnlichen Legenden-Sanunluugen reichen lange nicht aus, um
die figürlichen Darstellungen nach ihrem Inhalt und ihrem Zusammenhange
zu verstehen. Man muß auf die Mhthologie und Shmbolik des Christenthums,
ja der gesammten Kultur des Mittelalters zurückgehen, welche trotz mannigfacher,
werthvoller Vorarbeiten noch keineswegs genügend dargestellt worden sind.

Um diese Lücken wenigstens zum Theil auszufüllen, hat Prof. Alwiu Schultz
in Breslau, bekannt als verdienstvoller Erforscher der Kunstgeschichte Schlesien's
und der Kulturgeschichte des Mittelalters überhaupt, in dein vorliegenden kleinen
Buche einen werthvollen Beitrag geliefert. Er behandelt darin in nahezu er¬
schöpfender Weise die im Mittelalter vorzugsweise häufige und deshalb beson¬
ders wichtige Legende von dem Leben der Jungfrau Maria, erzählt zuerst die
Legende selbst nach den besten Origiualqnellen und giebt dann eine systematisch
geordnete Uebersicht der am meisten charakteristischen bildlichen Darstellungen
aus derselben (deren Aufzählung bei dem unendlichen Reichthum an Darstel¬
lungen dieser Art natürlich niemals ganz vollständig sein kann) nebst den noth¬
wendigen Erklärungen. Ueber die Behandlung seiner Arbeit und die Quellen
dasür ertheilt Schultz selbst gewissenhaft Auskunft. Es ist eine verdienstvolle,
schöne Arbeit, angenehm zu lesen und zugleich so übersichtlich geordnet, daß sie
als bequemes Nachschlagebuch dienen kann.

Aehnliche Bearbeitungen der Legenden von dem Leben der übrigen Heili¬
R. B. gen wären sehr erwünscht.




Verantwortlicher Redakteur: öl. Haus Blum in Leipzig.
Verlag von K. L. Hcrbig in Leipzig. — Druck von Hüthel Hcrrman» in Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/208>, abgerufen am 22.07.2024.