Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.Freude und irdischen Schmerzes, ruht; die Vorbildlichkeit christlichen Familien¬ Wir nennen ferner Poesie, Gesang und Musik. In einer Zeit, in der die Wir nennen endlich die Pflege der idealen Interessen, in welcher das H. Jacoby. Freude und irdischen Schmerzes, ruht; die Vorbildlichkeit christlichen Familien¬ Wir nennen ferner Poesie, Gesang und Musik. In einer Zeit, in der die Wir nennen endlich die Pflege der idealen Interessen, in welcher das H. Jacoby. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0015" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140366"/> <p xml:id="ID_24" prev="#ID_23"> Freude und irdischen Schmerzes, ruht; die Vorbildlichkeit christlichen Familien¬<lb/> lebens, zu der das Pfarrhaus berufen ist und die es im Großen und Ganzen<lb/> auch dargestellt hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_25"> Wir nennen ferner Poesie, Gesang und Musik. In einer Zeit, in der die<lb/> deutsche Dichtung flügellahm über den Boden strich, war das Kirchenlied fast<lb/> das einzige Gebiet, auf dem sie einen höheren Flug nahm. Und wenn seine<lb/> Verfasser auch nicht ausschließlich dem geistlichen Stande angehörten, so doch<lb/> zum größten Theile. Mit dem Lied ging aber Gesang und Musik Hand in<lb/> Hand, und diese Beziehung stellte sich oft in dem Bunde zwischen Pastorat<lb/> und Kantorat dar, wie wir ihn freundschaftlich gestaltet bei Luther und<lb/> Walther, bei Mathesius und Hermann, bei Paul Gerhard und Ebeling<lb/> finden. Zuweilen war auch Pastorat und Kantorat in einer Person verbun¬<lb/> den, der Dichter zugleich der Komponist. Es ist keinem Zweifel unterworfen,<lb/> daß Hausgesang und Hausmusik im Pfarrhaus zuerst eine Pflegestätte gefun¬<lb/> den haben- Dasselbe hatte auch hier Luther's Erbe angetreten.</p><lb/> <p xml:id="ID_26"> Wir nennen endlich die Pflege der idealen Interessen, in welcher das<lb/> Pfarrhaus, wie viele Konkurrenten es anch hat, allen andern Häusern voran¬<lb/> gegangen ist. Den Beweis dafür liefert die Fülle hervorragender Persönlich¬<lb/> keiten, deren Wiege im Pfarrhause gestanden hat. Wir verzichten darauf, die<lb/> ausgezeichneten Theologen zu nennen, welche den väterlichen Bahnen folgten;<lb/> aber es wird von Interesse sein, zu sehen, welches Kontingent von Männern,<lb/> auf die unser Volk stolz ist, zu allen Zeiten das Pfarrhaus gestellt hat. Wir<lb/> gedenken hier der Mathematiker und Astronomen Euler, Olbers, Ente; der<lb/> Botaniker Linne und Sprengel; der Chemiker Berzelius und Mitscherlich; der<lb/> Mediziner Reil, Heim, Langenbeck; der Juristen und Staatsmänner Pufendorf,<lb/> Ancillon, Smidt; der Historiker Schlözer, Joh. von Müller, Heeren; der Dichter<lb/> Gottsched, Bodmer, Gellert, Wieland, Lessing, Hölty, Matthias Claudius, Hippel,<lb/> Lichtenberg, Jean Paul, der Gebrüder Schlegel, Emanuel Geibel's; schließlich<lb/> der Philologen Otfried Müller, Georg Nitzsch, F. W. Ritschl. Blicken wir auf<lb/> diese stattliche Reihe glänzender Namen, die sich leicht mehren ließe, vergegen¬<lb/> wärtigen wir uns ferner, welche Segnungen vom Pfarrhause her unserm Volke<lb/> zu Theil geworden sind, so werden wir uns der Erkenntniß nicht zu verschließen<lb/> vermögen: das evangelische Pfarrhaus war und ist ein unentbehrlicher Faktor<lb/> unsrer sittlichen Kultur, und dasselbe zu schützen, zu fördern, zu ehren, ist eine<lb/> Pflicht aller, welchen das Heil unsres Volkes am Herzen liegt.</p><lb/> <note type="byline"> H. Jacoby.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0015]
Freude und irdischen Schmerzes, ruht; die Vorbildlichkeit christlichen Familien¬
lebens, zu der das Pfarrhaus berufen ist und die es im Großen und Ganzen
auch dargestellt hat.
Wir nennen ferner Poesie, Gesang und Musik. In einer Zeit, in der die
deutsche Dichtung flügellahm über den Boden strich, war das Kirchenlied fast
das einzige Gebiet, auf dem sie einen höheren Flug nahm. Und wenn seine
Verfasser auch nicht ausschließlich dem geistlichen Stande angehörten, so doch
zum größten Theile. Mit dem Lied ging aber Gesang und Musik Hand in
Hand, und diese Beziehung stellte sich oft in dem Bunde zwischen Pastorat
und Kantorat dar, wie wir ihn freundschaftlich gestaltet bei Luther und
Walther, bei Mathesius und Hermann, bei Paul Gerhard und Ebeling
finden. Zuweilen war auch Pastorat und Kantorat in einer Person verbun¬
den, der Dichter zugleich der Komponist. Es ist keinem Zweifel unterworfen,
daß Hausgesang und Hausmusik im Pfarrhaus zuerst eine Pflegestätte gefun¬
den haben- Dasselbe hatte auch hier Luther's Erbe angetreten.
Wir nennen endlich die Pflege der idealen Interessen, in welcher das
Pfarrhaus, wie viele Konkurrenten es anch hat, allen andern Häusern voran¬
gegangen ist. Den Beweis dafür liefert die Fülle hervorragender Persönlich¬
keiten, deren Wiege im Pfarrhause gestanden hat. Wir verzichten darauf, die
ausgezeichneten Theologen zu nennen, welche den väterlichen Bahnen folgten;
aber es wird von Interesse sein, zu sehen, welches Kontingent von Männern,
auf die unser Volk stolz ist, zu allen Zeiten das Pfarrhaus gestellt hat. Wir
gedenken hier der Mathematiker und Astronomen Euler, Olbers, Ente; der
Botaniker Linne und Sprengel; der Chemiker Berzelius und Mitscherlich; der
Mediziner Reil, Heim, Langenbeck; der Juristen und Staatsmänner Pufendorf,
Ancillon, Smidt; der Historiker Schlözer, Joh. von Müller, Heeren; der Dichter
Gottsched, Bodmer, Gellert, Wieland, Lessing, Hölty, Matthias Claudius, Hippel,
Lichtenberg, Jean Paul, der Gebrüder Schlegel, Emanuel Geibel's; schließlich
der Philologen Otfried Müller, Georg Nitzsch, F. W. Ritschl. Blicken wir auf
diese stattliche Reihe glänzender Namen, die sich leicht mehren ließe, vergegen¬
wärtigen wir uns ferner, welche Segnungen vom Pfarrhause her unserm Volke
zu Theil geworden sind, so werden wir uns der Erkenntniß nicht zu verschließen
vermögen: das evangelische Pfarrhaus war und ist ein unentbehrlicher Faktor
unsrer sittlichen Kultur, und dasselbe zu schützen, zu fördern, zu ehren, ist eine
Pflicht aller, welchen das Heil unsres Volkes am Herzen liegt.
H. Jacoby.
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