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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.

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Aus der großen Znhl von Wach's Schülern haben hier nur drei Anspruch
auf Erwähnung, da die meisten der übrigen entweder it)re letzte Reife in
Düsseldorf empfingen oder sich, als neue Sterne aufgingen, von dem Einflüsse
des Meisters frei machten: Daege, Henning und Hopfgarten. Daege
(geb. 1805) kultivirte hauptsächlich die biblische Historie und die Mythologie.
Seit 1838 Lehrer der Akademie, seit 1861 mit der Führung der Direktorial¬
geschäfte beauftragt, die er bis 1875 behielt, hat er dennoch keinen merklichen
Einfluß auf die Entwickelung der modernen Malerei Berlins geübt. Die fünf¬
zehn Jahre, während welcher er der Berliner Akademie vorstand, sind wohl
die traurigsten des Instituts gewesen, nicht so sehr durch seine Schuld, als
durch die Schuld derjenigen, welche über den hochauswogenden politischen Er¬
eignissen die Pflege der Kunst vergaßen. Henning und Hopfgarten haben an
den Wandmalereien im alten und neuen Museum Antheil gehabt. Während
der erstere sich später besonders dem Porträtfach zuwandte, blieb der andere
der religiösen Malerei im Sinne seines Lehrers tren.

Fast parallel mit Wach läuft der künstlerische Entwickelungsgang von
Karl Begas (1794-1854), dem Vater der noch heute in Berlin blühenden
Künstlerfamilie. Auch er hatte in dem Atelier des Baron Gros die ersten be¬
stimmenden Einflüsse erfahren. Dann hatte er sich unter dem Eindruck der
Boissereeschen Sammlung altdeutscher Gemälde der altdeutsch-romantischen
Richtung zugewandt, um diese nach einem Aufenthalte in Italien mit der alt¬
italienischen für eine Zeitlang zu vertauschen. Nachdem er noch der sentimen¬
talen Romantik W. Schadow's gehuldigt, drang er endlich zu einer gewissen
Selbständigkeit durch, die sich jedoch weniger in seinen größeren, religiösen
Kompositionen, als in seinen Genrebildern, von denen die "Lnrlei" und die
"Mohrenwäsche" am populärsten geworden sind, und in seinen Porträts äußerte.
Die letzteren bilden in den Augen der Nachwelt die Krone seiner künstlerischen
Thätigkeit, die sich an ihrem Ende wieder den Düsseldorfern zuneigte, welche
im Anfang der fünfziger Jahre, wie wir später sehen werden, auf die Berliner
Malerschule erheblich einwirkten. Sein Schüler Holbein (geb. 1807), der
Porträtmaler Hensel (1794--1861), der mehr als vierhundert Bildnisse hinter¬
lassen hat, und A. von Klober (1793--1864), ein ans vielen Stoffgebieten
heimischer Künstler, der sich die Grazie Corregios angeeignet hatte, mögen hier
noch Erwähnung finden, um das Bild der Berliner Malerei zu vervollständi¬
gen, als Cornelius 1841 in ihren Kreis trat; doch ist ihr Einfluß auf den
Entwickelungsgang der Berliner Kunst so gering gewesen, daß er sich nicht
mehr nachweisen läßt.

Bald nach seinein Regierungsantritt ging der kunstbegeisterte König Friedrich
Wilhelm IV. an die Verwirklichung seiner stolzen Pläne. Seine erste That


Aus der großen Znhl von Wach's Schülern haben hier nur drei Anspruch
auf Erwähnung, da die meisten der übrigen entweder it)re letzte Reife in
Düsseldorf empfingen oder sich, als neue Sterne aufgingen, von dem Einflüsse
des Meisters frei machten: Daege, Henning und Hopfgarten. Daege
(geb. 1805) kultivirte hauptsächlich die biblische Historie und die Mythologie.
Seit 1838 Lehrer der Akademie, seit 1861 mit der Führung der Direktorial¬
geschäfte beauftragt, die er bis 1875 behielt, hat er dennoch keinen merklichen
Einfluß auf die Entwickelung der modernen Malerei Berlins geübt. Die fünf¬
zehn Jahre, während welcher er der Berliner Akademie vorstand, sind wohl
die traurigsten des Instituts gewesen, nicht so sehr durch seine Schuld, als
durch die Schuld derjenigen, welche über den hochauswogenden politischen Er¬
eignissen die Pflege der Kunst vergaßen. Henning und Hopfgarten haben an
den Wandmalereien im alten und neuen Museum Antheil gehabt. Während
der erstere sich später besonders dem Porträtfach zuwandte, blieb der andere
der religiösen Malerei im Sinne seines Lehrers tren.

Fast parallel mit Wach läuft der künstlerische Entwickelungsgang von
Karl Begas (1794-1854), dem Vater der noch heute in Berlin blühenden
Künstlerfamilie. Auch er hatte in dem Atelier des Baron Gros die ersten be¬
stimmenden Einflüsse erfahren. Dann hatte er sich unter dem Eindruck der
Boissereeschen Sammlung altdeutscher Gemälde der altdeutsch-romantischen
Richtung zugewandt, um diese nach einem Aufenthalte in Italien mit der alt¬
italienischen für eine Zeitlang zu vertauschen. Nachdem er noch der sentimen¬
talen Romantik W. Schadow's gehuldigt, drang er endlich zu einer gewissen
Selbständigkeit durch, die sich jedoch weniger in seinen größeren, religiösen
Kompositionen, als in seinen Genrebildern, von denen die „Lnrlei" und die
„Mohrenwäsche" am populärsten geworden sind, und in seinen Porträts äußerte.
Die letzteren bilden in den Augen der Nachwelt die Krone seiner künstlerischen
Thätigkeit, die sich an ihrem Ende wieder den Düsseldorfern zuneigte, welche
im Anfang der fünfziger Jahre, wie wir später sehen werden, auf die Berliner
Malerschule erheblich einwirkten. Sein Schüler Holbein (geb. 1807), der
Porträtmaler Hensel (1794—1861), der mehr als vierhundert Bildnisse hinter¬
lassen hat, und A. von Klober (1793—1864), ein ans vielen Stoffgebieten
heimischer Künstler, der sich die Grazie Corregios angeeignet hatte, mögen hier
noch Erwähnung finden, um das Bild der Berliner Malerei zu vervollständi¬
gen, als Cornelius 1841 in ihren Kreis trat; doch ist ihr Einfluß auf den
Entwickelungsgang der Berliner Kunst so gering gewesen, daß er sich nicht
mehr nachweisen läßt.

Bald nach seinein Regierungsantritt ging der kunstbegeisterte König Friedrich
Wilhelm IV. an die Verwirklichung seiner stolzen Pläne. Seine erste That


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[0092] Aus der großen Znhl von Wach's Schülern haben hier nur drei Anspruch auf Erwähnung, da die meisten der übrigen entweder it)re letzte Reife in Düsseldorf empfingen oder sich, als neue Sterne aufgingen, von dem Einflüsse des Meisters frei machten: Daege, Henning und Hopfgarten. Daege (geb. 1805) kultivirte hauptsächlich die biblische Historie und die Mythologie. Seit 1838 Lehrer der Akademie, seit 1861 mit der Führung der Direktorial¬ geschäfte beauftragt, die er bis 1875 behielt, hat er dennoch keinen merklichen Einfluß auf die Entwickelung der modernen Malerei Berlins geübt. Die fünf¬ zehn Jahre, während welcher er der Berliner Akademie vorstand, sind wohl die traurigsten des Instituts gewesen, nicht so sehr durch seine Schuld, als durch die Schuld derjenigen, welche über den hochauswogenden politischen Er¬ eignissen die Pflege der Kunst vergaßen. Henning und Hopfgarten haben an den Wandmalereien im alten und neuen Museum Antheil gehabt. Während der erstere sich später besonders dem Porträtfach zuwandte, blieb der andere der religiösen Malerei im Sinne seines Lehrers tren. Fast parallel mit Wach läuft der künstlerische Entwickelungsgang von Karl Begas (1794-1854), dem Vater der noch heute in Berlin blühenden Künstlerfamilie. Auch er hatte in dem Atelier des Baron Gros die ersten be¬ stimmenden Einflüsse erfahren. Dann hatte er sich unter dem Eindruck der Boissereeschen Sammlung altdeutscher Gemälde der altdeutsch-romantischen Richtung zugewandt, um diese nach einem Aufenthalte in Italien mit der alt¬ italienischen für eine Zeitlang zu vertauschen. Nachdem er noch der sentimen¬ talen Romantik W. Schadow's gehuldigt, drang er endlich zu einer gewissen Selbständigkeit durch, die sich jedoch weniger in seinen größeren, religiösen Kompositionen, als in seinen Genrebildern, von denen die „Lnrlei" und die „Mohrenwäsche" am populärsten geworden sind, und in seinen Porträts äußerte. Die letzteren bilden in den Augen der Nachwelt die Krone seiner künstlerischen Thätigkeit, die sich an ihrem Ende wieder den Düsseldorfern zuneigte, welche im Anfang der fünfziger Jahre, wie wir später sehen werden, auf die Berliner Malerschule erheblich einwirkten. Sein Schüler Holbein (geb. 1807), der Porträtmaler Hensel (1794—1861), der mehr als vierhundert Bildnisse hinter¬ lassen hat, und A. von Klober (1793—1864), ein ans vielen Stoffgebieten heimischer Künstler, der sich die Grazie Corregios angeeignet hatte, mögen hier noch Erwähnung finden, um das Bild der Berliner Malerei zu vervollständi¬ gen, als Cornelius 1841 in ihren Kreis trat; doch ist ihr Einfluß auf den Entwickelungsgang der Berliner Kunst so gering gewesen, daß er sich nicht mehr nachweisen läßt. Bald nach seinein Regierungsantritt ging der kunstbegeisterte König Friedrich Wilhelm IV. an die Verwirklichung seiner stolzen Pläne. Seine erste That

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653/92>, abgerufen am 09.11.2024.