Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.alle Zeiten ungefährdet, als Moralität aber würde sie verkümmern, würde sie Indeß wird es zu einer Vernichtung der Moralität, zu einer relativen Wir schließen mit dem Schriftwort, welches Dr. Weygoldt seiner Ab¬ Die neueste Art, Hedichte zu erklären. Auf dem umfänglichen Literaturgebiete, welches dem Zwecke dient, das *) Eklogen. 90 klassische Gedichte der Deutschen, sür den Haus- und Schnlgebrauch
mit den nöthigen sachlichen und etymologischen Erklärungen, metrischen Einleitungen, literar- alle Zeiten ungefährdet, als Moralität aber würde sie verkümmern, würde sie Indeß wird es zu einer Vernichtung der Moralität, zu einer relativen Wir schließen mit dem Schriftwort, welches Dr. Weygoldt seiner Ab¬ Die neueste Art, Hedichte zu erklären. Auf dem umfänglichen Literaturgebiete, welches dem Zwecke dient, das *) Eklogen. 90 klassische Gedichte der Deutschen, sür den Haus- und Schnlgebrauch
mit den nöthigen sachlichen und etymologischen Erklärungen, metrischen Einleitungen, literar- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0499" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140320"/> <p xml:id="ID_1423" prev="#ID_1422"> alle Zeiten ungefährdet, als Moralität aber würde sie verkümmern, würde sie<lb/> — ganz nach den Gesetzen Darwin's selbst — rudimentär und endlich<lb/> ganz eliminirt werden. Wir verzichten darauf, die nähere Begründung dieser<lb/> letzteren Sätze, welcher der Schluß der Weygoldt'schen Schrift gewidmet ist,<lb/> im Auszug wiederzugeben. Wir begnügen uns mit Folgendem: Der Kampf<lb/> ums Dasein schließt Rücksichten der Billigkeit ebenso wenig aus, als er rohe<lb/> Vertilgungssucht nothwendig in sich schließt, aber nur das liegt im Prinzip<lb/> jenes Gedankens, daß der Mensch die von ihm selbst und zu seinem eigenen<lb/> Vortheil gesetzten staatlichen und gesellschaftlichen Schranken achte, daß er legal<lb/> handle. Was er darüber hinausthut, z. B. jede Leistung der Armenfürsorgc,<lb/> der Krankenpflege, sofern sie nicht dem, der sie gewährt, in irgend welcher<lb/> Weise selbst wieder zu gute kommt, ist Sentimentalität oder Luxus, beide Male<lb/> aber für den Betreffenden selbst gefährlich. Die Darwinianer wehren sich mit<lb/> nichtigen Scheingründen gegen diese Folgerung.</p><lb/> <p xml:id="ID_1424"> Indeß wird es zu einer Vernichtung der Moralität, zu einer relativen<lb/> Verrohung uicht kommen, weil das Vorgeben einer nur mechanischen und zu¬<lb/> fälligen Transmutation und Deszendenz sammt der darauf gegründeten ateleo-<lb/> logischen Weltauffassung unhaltbar ist. Die Entwickelungslehre wird sich wohl<lb/> siegreich erhalten, aber nur mit der Annahme eines zweckgeleiteten Fortschreitens,<lb/> nur unter der Voraussetzung einer logischen Triebkraft.</p><lb/> <p xml:id="ID_1425"> Wir schließen mit dem Schriftwort, welches Dr. Weygoldt seiner Ab¬<lb/> handlung als Motto vorangesetzt hat: «Tro^o^e,^ o^-c<note type="byline"> Hr.</note> nach Luther: uns ist bange, aber wir verzagen nicht! (2. Kor. 4, 8). </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die neueste Art, Hedichte zu erklären.</head><lb/> <p xml:id="ID_1426" next="#ID_1427"> Auf dem umfänglichen Literaturgebiete, welches dem Zwecke dient, das<lb/> Verständniß für die Werke unsrer klassischen Dichter zu erschließen, auf dem<lb/> Gebiete jener Erläuterungsliteratur, mit der wir gründlichen Deutschen mehr als<lb/> jede andere Nation der Welt gesegnet sind, hat man nun nachgerade genug<lb/> erlebt, als daß einen so leicht noch etwas überraschen konnte. Eine Leistung<lb/> aber, wie sie in dem hier zu besprechenden Buche, den „Eklogen" des Herrn<lb/> Realschuldirektors Armknecht,*) geboten wird, läßt wohl alles hinter sich, was</p><lb/> <note xml:id="FID_165" place="foot" next="#FID_166"> *) Eklogen. 90 klassische Gedichte der Deutschen, sür den Haus- und Schnlgebrauch<lb/> mit den nöthigen sachlichen und etymologischen Erklärungen, metrischen Einleitungen, literar-</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0499]
alle Zeiten ungefährdet, als Moralität aber würde sie verkümmern, würde sie
— ganz nach den Gesetzen Darwin's selbst — rudimentär und endlich
ganz eliminirt werden. Wir verzichten darauf, die nähere Begründung dieser
letzteren Sätze, welcher der Schluß der Weygoldt'schen Schrift gewidmet ist,
im Auszug wiederzugeben. Wir begnügen uns mit Folgendem: Der Kampf
ums Dasein schließt Rücksichten der Billigkeit ebenso wenig aus, als er rohe
Vertilgungssucht nothwendig in sich schließt, aber nur das liegt im Prinzip
jenes Gedankens, daß der Mensch die von ihm selbst und zu seinem eigenen
Vortheil gesetzten staatlichen und gesellschaftlichen Schranken achte, daß er legal
handle. Was er darüber hinausthut, z. B. jede Leistung der Armenfürsorgc,
der Krankenpflege, sofern sie nicht dem, der sie gewährt, in irgend welcher
Weise selbst wieder zu gute kommt, ist Sentimentalität oder Luxus, beide Male
aber für den Betreffenden selbst gefährlich. Die Darwinianer wehren sich mit
nichtigen Scheingründen gegen diese Folgerung.
Indeß wird es zu einer Vernichtung der Moralität, zu einer relativen
Verrohung uicht kommen, weil das Vorgeben einer nur mechanischen und zu¬
fälligen Transmutation und Deszendenz sammt der darauf gegründeten ateleo-
logischen Weltauffassung unhaltbar ist. Die Entwickelungslehre wird sich wohl
siegreich erhalten, aber nur mit der Annahme eines zweckgeleiteten Fortschreitens,
nur unter der Voraussetzung einer logischen Triebkraft.
Wir schließen mit dem Schriftwort, welches Dr. Weygoldt seiner Ab¬
handlung als Motto vorangesetzt hat: «Tro^o^e,^ o^-c Hr. nach Luther: uns ist bange, aber wir verzagen nicht! (2. Kor. 4, 8).
Die neueste Art, Hedichte zu erklären.
Auf dem umfänglichen Literaturgebiete, welches dem Zwecke dient, das
Verständniß für die Werke unsrer klassischen Dichter zu erschließen, auf dem
Gebiete jener Erläuterungsliteratur, mit der wir gründlichen Deutschen mehr als
jede andere Nation der Welt gesegnet sind, hat man nun nachgerade genug
erlebt, als daß einen so leicht noch etwas überraschen konnte. Eine Leistung
aber, wie sie in dem hier zu besprechenden Buche, den „Eklogen" des Herrn
Realschuldirektors Armknecht,*) geboten wird, läßt wohl alles hinter sich, was
*) Eklogen. 90 klassische Gedichte der Deutschen, sür den Haus- und Schnlgebrauch
mit den nöthigen sachlichen und etymologischen Erklärungen, metrischen Einleitungen, literar-
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