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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.

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brennen lassen. Vergebens bemühte man sich, auszugleichen; Voltaire er¬
hielt 25. März 1753 nach langem Sträuben in den ungnädigsten Ausdrücke"
die wiederholt erbetene Entlassung.

Gleichzeitig verließ Algarotti (41 I.) den Dienst; die Nähe des Herrn
war ihm bei aller Liebe zu heiß geworden.

In Leipzig, wohin er sich zunächst begab, verkehrte Voltaire sehr höflich
mit Gottsched. Dieser hatte mit Paris noch immer einige Verbindung,
hauptsächlich durch seinen ehemaligen Schüler Grimm (30 I.), einem gebo¬
renen Regensburger, dem es nach mehrjährigem Ausenthalt in Paris gelungen
war, sich ebenbürtig in die Reihe der dortigen Literaten einzuführen; er war
Rousseau's und Diderot's Freund, und begann eben die geheime Korre¬
spondenz über die Neuigkeiten der französischen Literatur, auf die ein Hof nach
dem andern abonnirte.

"O'sse 1s Mslsrat 1s ^>1u8 ers-itrs <zu'i1 M AM8 l'iuiivsrs!" schreibt
Friedrich von Voltaire an seine Schwester; mi rvus bisn as3 sorixMs8
"mi us 1s msritsnt xas Melun "zus Imi."

Nachdem er sich einige Zeit an den Höfen von Gotha und Kassel aufge¬
halten, kam Voltaire 1. Juni 1753 in Frankfurt an, wo er sofort auf
Requisition des preußischen Gesandten verhaftet und erst 7. Juli wieder ent¬
lassen wurde. Friedrich war über die neuen Pasquille aufgebracht; er wollte
feine Gedichte heraus haben, die er ihm geschenkt, weil er einen Mißbrauch
derselben befürchtete u. f. w. Auf alle Fälle ein Akt toller Willkür, der da¬
durch nicht gerechtfertigt wird, daß der Franzose sich in der Aufregung die
unerhörtesten Lügen erlaubte, und an den Kaiser schrieb, er sei bereit, über
Berlin zu plaudern.

In seiner Wuth schrieb Voltaire eine schändliche Schmähschrift gegen
den König, die nach seinem Tode herauskam. -- Gleichwohl versuchte er März
1754 von Neuem mit Friedrich anzuknüpfen; es war ihm doch nicht gleich¬
gültig, daß man sich in Paris erzählte, er sei in Ungnaden entlassen. Fried¬
rich blieb reservirt, doch schrieb er: ^ämirsrai ?08 tiüsnts sumrao ,js 1s8 al
tonsours aäMrüs; V0U8 donorsn trszz 1'lmiuWit" xgr votrs AÜuis, xour <zus
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"I^s MöUFio Ah Q08 bons ^.HsMlwdL", schreibt er an einen andern
Franzosen, "sse quoi <zu'oQ at8s, xlus 8oeiMs <iug ig. xüwlanss as vos
bös-ux SLMt8. II S8t vrg,i, qus N0N8 80IQIQS8 xs8ÄQt8, 1ori.rei8, se c^us nous
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Lessing war seit Nov. 1752 aus Wittenberg nach Berlin zurückgekehrt
und hatte die Kritik an der Vossischen Zeitung wieder übernommen. Zugleich


brennen lassen. Vergebens bemühte man sich, auszugleichen; Voltaire er¬
hielt 25. März 1753 nach langem Sträuben in den ungnädigsten Ausdrücke«
die wiederholt erbetene Entlassung.

Gleichzeitig verließ Algarotti (41 I.) den Dienst; die Nähe des Herrn
war ihm bei aller Liebe zu heiß geworden.

In Leipzig, wohin er sich zunächst begab, verkehrte Voltaire sehr höflich
mit Gottsched. Dieser hatte mit Paris noch immer einige Verbindung,
hauptsächlich durch seinen ehemaligen Schüler Grimm (30 I.), einem gebo¬
renen Regensburger, dem es nach mehrjährigem Ausenthalt in Paris gelungen
war, sich ebenbürtig in die Reihe der dortigen Literaten einzuführen; er war
Rousseau's und Diderot's Freund, und begann eben die geheime Korre¬
spondenz über die Neuigkeiten der französischen Literatur, auf die ein Hof nach
dem andern abonnirte.

„O'sse 1s Mslsrat 1s ^>1u8 ers-itrs <zu'i1 M AM8 l'iuiivsrs!" schreibt
Friedrich von Voltaire an seine Schwester; mi rvus bisn as3 sorixMs8
«mi us 1s msritsnt xas Melun «zus Imi."

Nachdem er sich einige Zeit an den Höfen von Gotha und Kassel aufge¬
halten, kam Voltaire 1. Juni 1753 in Frankfurt an, wo er sofort auf
Requisition des preußischen Gesandten verhaftet und erst 7. Juli wieder ent¬
lassen wurde. Friedrich war über die neuen Pasquille aufgebracht; er wollte
feine Gedichte heraus haben, die er ihm geschenkt, weil er einen Mißbrauch
derselben befürchtete u. f. w. Auf alle Fälle ein Akt toller Willkür, der da¬
durch nicht gerechtfertigt wird, daß der Franzose sich in der Aufregung die
unerhörtesten Lügen erlaubte, und an den Kaiser schrieb, er sei bereit, über
Berlin zu plaudern.

In seiner Wuth schrieb Voltaire eine schändliche Schmähschrift gegen
den König, die nach seinem Tode herauskam. — Gleichwohl versuchte er März
1754 von Neuem mit Friedrich anzuknüpfen; es war ihm doch nicht gleich¬
gültig, daß man sich in Paris erzählte, er sei in Ungnaden entlassen. Fried¬
rich blieb reservirt, doch schrieb er: ^ämirsrai ?08 tiüsnts sumrao ,js 1s8 al
tonsours aäMrüs; V0U8 donorsn trszz 1'lmiuWit» xgr votrs AÜuis, xour <zus
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Lessing war seit Nov. 1752 aus Wittenberg nach Berlin zurückgekehrt
und hatte die Kritik an der Vossischen Zeitung wieder übernommen. Zugleich


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[0046] brennen lassen. Vergebens bemühte man sich, auszugleichen; Voltaire er¬ hielt 25. März 1753 nach langem Sträuben in den ungnädigsten Ausdrücke« die wiederholt erbetene Entlassung. Gleichzeitig verließ Algarotti (41 I.) den Dienst; die Nähe des Herrn war ihm bei aller Liebe zu heiß geworden. In Leipzig, wohin er sich zunächst begab, verkehrte Voltaire sehr höflich mit Gottsched. Dieser hatte mit Paris noch immer einige Verbindung, hauptsächlich durch seinen ehemaligen Schüler Grimm (30 I.), einem gebo¬ renen Regensburger, dem es nach mehrjährigem Ausenthalt in Paris gelungen war, sich ebenbürtig in die Reihe der dortigen Literaten einzuführen; er war Rousseau's und Diderot's Freund, und begann eben die geheime Korre¬ spondenz über die Neuigkeiten der französischen Literatur, auf die ein Hof nach dem andern abonnirte. „O'sse 1s Mslsrat 1s ^>1u8 ers-itrs <zu'i1 M AM8 l'iuiivsrs!" schreibt Friedrich von Voltaire an seine Schwester; mi rvus bisn as3 sorixMs8 «mi us 1s msritsnt xas Melun «zus Imi." Nachdem er sich einige Zeit an den Höfen von Gotha und Kassel aufge¬ halten, kam Voltaire 1. Juni 1753 in Frankfurt an, wo er sofort auf Requisition des preußischen Gesandten verhaftet und erst 7. Juli wieder ent¬ lassen wurde. Friedrich war über die neuen Pasquille aufgebracht; er wollte feine Gedichte heraus haben, die er ihm geschenkt, weil er einen Mißbrauch derselben befürchtete u. f. w. Auf alle Fälle ein Akt toller Willkür, der da¬ durch nicht gerechtfertigt wird, daß der Franzose sich in der Aufregung die unerhörtesten Lügen erlaubte, und an den Kaiser schrieb, er sei bereit, über Berlin zu plaudern. In seiner Wuth schrieb Voltaire eine schändliche Schmähschrift gegen den König, die nach seinem Tode herauskam. — Gleichwohl versuchte er März 1754 von Neuem mit Friedrich anzuknüpfen; es war ihm doch nicht gleich¬ gültig, daß man sich in Paris erzählte, er sei in Ungnaden entlassen. Fried¬ rich blieb reservirt, doch schrieb er: ^ämirsrai ?08 tiüsnts sumrao ,js 1s8 al tonsours aäMrüs; V0U8 donorsn trszz 1'lmiuWit» xgr votrs AÜuis, xour <zus ^'s us in'intürssss Ä> ?vers 8»re." „I^s MöUFio Ah Q08 bons ^.HsMlwdL", schreibt er an einen andern Franzosen, „sse quoi <zu'oQ at8s, xlus 8oeiMs <iug ig. xüwlanss as vos bös-ux SLMt8. II S8t vrg,i, qus N0N8 80IQIQS8 xs8ÄQt8, 1ori.rei8, se c^us nous 1ö luMsur Ä'avsir an VSK 8SU«; M!Ü8 8'it V0U8 ^llait öde»i8ir An Äwi, slisz: xui 1s prsuärlW — on>^8? Lessing war seit Nov. 1752 aus Wittenberg nach Berlin zurückgekehrt und hatte die Kritik an der Vossischen Zeitung wieder übernommen. Zugleich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653/46>, abgerufen am 28.12.2024.