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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.

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ob der König befohlen habe, einen Anschlag zu fertigen, bemerkte, u>mit es
ans Geldgebcn komme, werde Se. Maj. wohl viel Diffikultäten unterworfen
sein. Es hatte denn auch gute Weile mit den Neuerungen. Erst Schlabren-
dorfs Nachfolger, Graf Hohn, ließ 1782 zwischen dem alten und neuen Bade
einen Park mit Waldtempel anlegen, 1784 und 1785 wurde ein Kursaal und
eine Restauration, 1789 ein Douche- und Tropsbad nach dem Muster von
Lauchstedt gebant; die zehn Gebote standen noch 1793. In Betreff der
Schulden hatte der Landecker Magistrat Tarrach vorgestellt, er wollte den
König bitten, sobald die Leihbank regulirt sein würde, der Stadt die schuldigen
28,000 Thlr. zu 2 Proz. gegen Verschreibung der Kämmerei-Pertinentien vor¬
zuschießen, so daß sie 3 Proz. ersparen; Tarrach verbot zwar dem Magistrat,
den König damit zu behelligen, dn er ohne Schlabrendorf's Erlaubniß dies
niemals zugeben werde; aber der König ließ sich durch Bastiani und Andere
bei den Landeckern erkundigen und sagte, als er von dem Projekt erfuhr, die
Sache sei nicht so unrecht, er wolle es sich überlegen.

Nur in einem Punkte waren die gestrengen Herren gegen Supplikanten
nachsichtig, nämlich in Betreff der Befreiung vom Militärdienst, da das Land
dringend der Arbeitskräfte bedürfte. Als der König am 12. Angust mit den
Prinzen, Bastiani, Puttkamer und Hoditz nach der steinernen Brücke prome-
nirte, stellte sich der Niederhcmnsdorfer Schulze, welcher, wie der Bericht sagt,
ziemlich dreiste war, in der Allee mit eiuer Supplik auf. Der König fragt:
"Wer ist der Herr?" Der Schulze: "Es ist kein Herr, sondern nur ein
Bauer und Schulze, der 14 ansässige Wirthe beim Regiment Fonan^ in Glatz
hat und bittet, von diesen 14 Bauer", wenn es nicht mehr sein können, wenig¬
stens einen zu entlassen, der einen 74jährigen Vater hat und das. Mehrste
koutribniret." Der König nahm die Supplik an sich und sagte: "Nach der
Revue soll er los sein." -- Zu diesem Berichte macht Schlabreudorf die Rand¬
bemerkung: "Der biedre Niederhanusdorfer Schulze hat seine Sache gut ge¬
macht, und mochte auch davon guten Effekt." Auch in anderen Fällen ver¬
tröstete der König die Bittsteller auf den Schluß der Revue, und wenn die
Betreffenden dann noch nicht loskämen, sollten sie sich beim Inspekteur melden.

Eine höchst drastische Antwort erhielt vom Könige eine Frauensperson,
die dem Könige bei demselben Spaziergange eine Bittschrift überreichte. Sie
hatte ein Verhältniß mit einem Schweidnitzer verheirateten Bürger gehabt,
das uicht ohne Folgen geblieben war, und als sie demüthig und zerknirscht
wohl eine Strafrede des Monarchen erwartete, erhielt sie statt dessen eine Auf¬
forderung, die von dem lebhaften Wunsche des Königs, die Bevölkerung ver¬
mehrt zu sehen, eingegeben war; einige Tage später ließ ihr der König durch
den Major v. Götze eine Geldsumme auszahlen. Weniger Glück hatte ein


ob der König befohlen habe, einen Anschlag zu fertigen, bemerkte, u>mit es
ans Geldgebcn komme, werde Se. Maj. wohl viel Diffikultäten unterworfen
sein. Es hatte denn auch gute Weile mit den Neuerungen. Erst Schlabren-
dorfs Nachfolger, Graf Hohn, ließ 1782 zwischen dem alten und neuen Bade
einen Park mit Waldtempel anlegen, 1784 und 1785 wurde ein Kursaal und
eine Restauration, 1789 ein Douche- und Tropsbad nach dem Muster von
Lauchstedt gebant; die zehn Gebote standen noch 1793. In Betreff der
Schulden hatte der Landecker Magistrat Tarrach vorgestellt, er wollte den
König bitten, sobald die Leihbank regulirt sein würde, der Stadt die schuldigen
28,000 Thlr. zu 2 Proz. gegen Verschreibung der Kämmerei-Pertinentien vor¬
zuschießen, so daß sie 3 Proz. ersparen; Tarrach verbot zwar dem Magistrat,
den König damit zu behelligen, dn er ohne Schlabrendorf's Erlaubniß dies
niemals zugeben werde; aber der König ließ sich durch Bastiani und Andere
bei den Landeckern erkundigen und sagte, als er von dem Projekt erfuhr, die
Sache sei nicht so unrecht, er wolle es sich überlegen.

Nur in einem Punkte waren die gestrengen Herren gegen Supplikanten
nachsichtig, nämlich in Betreff der Befreiung vom Militärdienst, da das Land
dringend der Arbeitskräfte bedürfte. Als der König am 12. Angust mit den
Prinzen, Bastiani, Puttkamer und Hoditz nach der steinernen Brücke prome-
nirte, stellte sich der Niederhcmnsdorfer Schulze, welcher, wie der Bericht sagt,
ziemlich dreiste war, in der Allee mit eiuer Supplik auf. Der König fragt:
„Wer ist der Herr?" Der Schulze: „Es ist kein Herr, sondern nur ein
Bauer und Schulze, der 14 ansässige Wirthe beim Regiment Fonan^ in Glatz
hat und bittet, von diesen 14 Bauer», wenn es nicht mehr sein können, wenig¬
stens einen zu entlassen, der einen 74jährigen Vater hat und das. Mehrste
koutribniret." Der König nahm die Supplik an sich und sagte: „Nach der
Revue soll er los sein." — Zu diesem Berichte macht Schlabreudorf die Rand¬
bemerkung: „Der biedre Niederhanusdorfer Schulze hat seine Sache gut ge¬
macht, und mochte auch davon guten Effekt." Auch in anderen Fällen ver¬
tröstete der König die Bittsteller auf den Schluß der Revue, und wenn die
Betreffenden dann noch nicht loskämen, sollten sie sich beim Inspekteur melden.

Eine höchst drastische Antwort erhielt vom Könige eine Frauensperson,
die dem Könige bei demselben Spaziergange eine Bittschrift überreichte. Sie
hatte ein Verhältniß mit einem Schweidnitzer verheirateten Bürger gehabt,
das uicht ohne Folgen geblieben war, und als sie demüthig und zerknirscht
wohl eine Strafrede des Monarchen erwartete, erhielt sie statt dessen eine Auf¬
forderung, die von dem lebhaften Wunsche des Königs, die Bevölkerung ver¬
mehrt zu sehen, eingegeben war; einige Tage später ließ ihr der König durch
den Major v. Götze eine Geldsumme auszahlen. Weniger Glück hatte ein


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653/459>, abgerufen am 27.07.2024.