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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.

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König den liebenswürdigen Starosten von Roßwcilde. Basticmi machte mit
des Königs Erlaubniß 17t>7 und 1774 Besuche in Noßwalde. Aber bald
waren des Grafen Vermögensverhältnisse so zerrüttet, daß er die Unterstützung
des Königs nachsuchte, und als sie ihm zugesagt wurde, nur von seiner Kapelle
begleitet, nach Potsdam übersiedelte, wo er ein Haus (das Kambly'sche) in der
Jägerstraße bezog und vom Könige täglich 2 Thaler erhielt. Seine Gitter
kamen unter Sequester. Am 18. März 1778 starb er. Der König nannte
nach ihm einen Theil der Jägerstraße Hvditzstraße und ließ aus einem von
Hoditz komponirter Liede eiuen Militärmarsch machen; seinen Diener Blümel
versorgte er mit einer Zolleinnehmerstelle und einer Pellsion. Zwei poetische
Episteln des Königs an den Grafen sind in die Oeuvres aufgenommen.

Begreiflicherweise machten auch viele schlesische und glatzische Edelleute
dem Könige ihre Aufwartung, aber sie fanden bei ihm sehr verschiedene Auf¬
nahme, vermuthlich je nach der Haltung, die sie im siebenjährigen Kriege ein¬
genommen hatten. Der König ertheilte in Landeck keine Audienzen; wer sich
ihm bemerklich machen wollte, stellte sich früh 10 Uhr vor dem Bade auf, um
von ihm gesehen zu werden, wenn er seine Promenade antrat? kehrte er um
12 Uhr zurück, so befahl er diejenigen, die er beachtete, zur Tafel. Das übrige
Publikum suchten die königlichen Beamten vom Könige fern zu halten, viel¬
leicht mit mehr Diensteifer, als dem Könige lieb war; auch gelang es ihnen
nicht immer.

Bei den Landeckern erkundigte sich der König nach den Umständen der
Kämmerei und des Bades, und als er erfahr, die Stadt sei verschuldet und
könne kaum die laufenden Zinsen bezahlen, fragte er Tcirrach darüber, der mit
sichtlichem Bemühen, den König davou fernzuhalten, erklärte, die Bürgerschaft
habe sich schon erboten, die Kriegsschulden durch das erhöhte Stammgeld und
die Rvßdienste in einer bestimmten Zeit zu tilgen; und als der König sich
nach dem Kriegsschnldenwesen der andern Städte erkundigte, erhielt er zur
Antwort, dasselbe wurde successiv durch Servisbeiträge berichtigt, was sich die
Bürger auch gefallen ließen. In Betreff des Bades sprach der König wieder¬
holt zu den Prinzen, Tarrach und anderen Gästen den Wunsch aus, daß,
außer den oben angeführten Aenderungen, auch an Stelle der, die 10 Gebote
genannten Gärtnerhäuser, neue Logirhäuser gebaut, und Alleen nach der Stadt,
dem alten Bade nud in die Berge angelegt werden sollten; er wolle Alles
redressiren und Jemand von Berlin hinschicken, der das Bad-erweitern und
Alles in Stand setzen sollte, um das Bad in Aufnahme zu bringen. Dem
Kriegsrath Tarrach trug er auf, wenn er dienliche Mittel wüßte, der Stadt
aufzuhelfen, schriftlich Vorschläge zu machen; dieser wußte aber keinen Rath,
da es an Fonds sehlte, und auch Schlabrendorf, der sich sorgfältig erkundigte,


König den liebenswürdigen Starosten von Roßwcilde. Basticmi machte mit
des Königs Erlaubniß 17t>7 und 1774 Besuche in Noßwalde. Aber bald
waren des Grafen Vermögensverhältnisse so zerrüttet, daß er die Unterstützung
des Königs nachsuchte, und als sie ihm zugesagt wurde, nur von seiner Kapelle
begleitet, nach Potsdam übersiedelte, wo er ein Haus (das Kambly'sche) in der
Jägerstraße bezog und vom Könige täglich 2 Thaler erhielt. Seine Gitter
kamen unter Sequester. Am 18. März 1778 starb er. Der König nannte
nach ihm einen Theil der Jägerstraße Hvditzstraße und ließ aus einem von
Hoditz komponirter Liede eiuen Militärmarsch machen; seinen Diener Blümel
versorgte er mit einer Zolleinnehmerstelle und einer Pellsion. Zwei poetische
Episteln des Königs an den Grafen sind in die Oeuvres aufgenommen.

Begreiflicherweise machten auch viele schlesische und glatzische Edelleute
dem Könige ihre Aufwartung, aber sie fanden bei ihm sehr verschiedene Auf¬
nahme, vermuthlich je nach der Haltung, die sie im siebenjährigen Kriege ein¬
genommen hatten. Der König ertheilte in Landeck keine Audienzen; wer sich
ihm bemerklich machen wollte, stellte sich früh 10 Uhr vor dem Bade auf, um
von ihm gesehen zu werden, wenn er seine Promenade antrat? kehrte er um
12 Uhr zurück, so befahl er diejenigen, die er beachtete, zur Tafel. Das übrige
Publikum suchten die königlichen Beamten vom Könige fern zu halten, viel¬
leicht mit mehr Diensteifer, als dem Könige lieb war; auch gelang es ihnen
nicht immer.

Bei den Landeckern erkundigte sich der König nach den Umständen der
Kämmerei und des Bades, und als er erfahr, die Stadt sei verschuldet und
könne kaum die laufenden Zinsen bezahlen, fragte er Tcirrach darüber, der mit
sichtlichem Bemühen, den König davou fernzuhalten, erklärte, die Bürgerschaft
habe sich schon erboten, die Kriegsschulden durch das erhöhte Stammgeld und
die Rvßdienste in einer bestimmten Zeit zu tilgen; und als der König sich
nach dem Kriegsschnldenwesen der andern Städte erkundigte, erhielt er zur
Antwort, dasselbe wurde successiv durch Servisbeiträge berichtigt, was sich die
Bürger auch gefallen ließen. In Betreff des Bades sprach der König wieder¬
holt zu den Prinzen, Tarrach und anderen Gästen den Wunsch aus, daß,
außer den oben angeführten Aenderungen, auch an Stelle der, die 10 Gebote
genannten Gärtnerhäuser, neue Logirhäuser gebaut, und Alleen nach der Stadt,
dem alten Bade nud in die Berge angelegt werden sollten; er wolle Alles
redressiren und Jemand von Berlin hinschicken, der das Bad-erweitern und
Alles in Stand setzen sollte, um das Bad in Aufnahme zu bringen. Dem
Kriegsrath Tarrach trug er auf, wenn er dienliche Mittel wüßte, der Stadt
aufzuhelfen, schriftlich Vorschläge zu machen; dieser wußte aber keinen Rath,
da es an Fonds sehlte, und auch Schlabrendorf, der sich sorgfältig erkundigte,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653/458>, abgerufen am 27.07.2024.