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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.

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erwähnt wird, Herrichten, mit Fenstern, Thüren und Fußboden versehen lassen
und den Traiteur Breiter nus Glatz mit seinen Leuten, auch ciuderem Dienst¬
personal dareingesetzt; da aber das königliche Gefolge viel größer war, als man
erwartet hatte, so mußte auch die königliche Dienerschaft, die ohne jene Vor¬
kehrungen obdachlos gewesen wäre, hineingelegt werden, so daß dann allerdings,
wie Tarrach berichtet, "die Domestiken darin sehr eng, fast übereinander lagen".
Für den König und die Prinzen wurde das neue Bad hergerichtet; da aber
in der Stadt Landeck die erforderlichen Möbel nicht aufzubringen waren, mußte
der Magistrat Tarrach bitten, die Verabfolgung der gräflich Wallis'sehen Möbeln,
als Stühle, Tische, Kanapee und Gardinen aus Knnzendorf für die königlichen
Zimmer zu verfügen und eine Anzahl Betten von den benachbarten Domänen
und Gemeinden zu requiriren. Der König und die Prinzen konnten bequem
logiren; die anderen Personen des Gefolges mußten mit der einfachsten und
rohesten Zimmerausstattung zwischen weißen Kalkwänden vorlieb nehmen.

Am 4. August früh (> Uhr brach der König mit seinem Gefolge, vom
Landrath von Pfeil geleitet, von Glatz auf; den halben Weg, bis Mlersdorf,
legte er zu Pferde zurück; da es aber zu regnen anfing, stieg er mit dem
Prinzen' Friedrich von Braunschweig in den Wagen. Pfeil führte die andern
Prinzen zu Pferd auf Fußsteigen, und da sie scharf ritten, kamen sie schon
^//. auf 10 in Landeck an; der König etwa drei Viertelstunden später. An der
Reigersdvrser Kapelle waren der Magistrat und ein Theil der Bürgerschaft von
Landeck zu Pferde aufgestellt -- auch dafür hat, wie es besonders seit 17K3
üblich war, Tarrach durch Spezialverorduuugen Sorge getragen und -- be¬
gleiteten, ebenso wie eine große Menge Bauern, den König bis ins neue Bad.
Auch Tarrach, der am Nachmittag des 3. eine Audienz beim Könige gehabt
und sich dann nach Landeck begeben hatte, war bis zur Kapelle dem Könige
entgegengeritten und schloß sich nun dem Zuge an, der sich dnrch die Stadt
nach dein Oberthalheimer Hofe und durch die Lindenallee, an der Liebfrauen¬
kirche vorbei über die steinerne Brücke nach dem Marienbade bewegte. "Auf
den Straßen durch die Stadt, so berichtet die Schles. Ztg. 1765, Ur. 95, nach
dem neuen Bade hatten sich alle übrigen Einwohner männlichen Geschlechts
aus der Stadt und den sieben Kämmereidörferu zu beiden Seiten postirt, um
Se. Maj. allerunterthänigst zu empfangen." Auf der steinernen Brücke und
in der Lindenallee bis ans Bad standen "viele Jungfern und junge Mädchen,
alle schön geputzt im bloßen Kopf nud mit Kränzen im Haar, anch einige
Frauen, in zwei Reihen aufgestellt", die, als der König in die Allee einfuhr,
ihre Blumen in den Wagen warfen, und zu wiederholten Malen Vivat riefen,
die Frauen, sagt die Schles. Ztg., wünschten ihm ein gesegnetes Bad -
während die Musik mit Pauken und Trompeten einfiel. Die Brücke und die


erwähnt wird, Herrichten, mit Fenstern, Thüren und Fußboden versehen lassen
und den Traiteur Breiter nus Glatz mit seinen Leuten, auch ciuderem Dienst¬
personal dareingesetzt; da aber das königliche Gefolge viel größer war, als man
erwartet hatte, so mußte auch die königliche Dienerschaft, die ohne jene Vor¬
kehrungen obdachlos gewesen wäre, hineingelegt werden, so daß dann allerdings,
wie Tarrach berichtet, „die Domestiken darin sehr eng, fast übereinander lagen".
Für den König und die Prinzen wurde das neue Bad hergerichtet; da aber
in der Stadt Landeck die erforderlichen Möbel nicht aufzubringen waren, mußte
der Magistrat Tarrach bitten, die Verabfolgung der gräflich Wallis'sehen Möbeln,
als Stühle, Tische, Kanapee und Gardinen aus Knnzendorf für die königlichen
Zimmer zu verfügen und eine Anzahl Betten von den benachbarten Domänen
und Gemeinden zu requiriren. Der König und die Prinzen konnten bequem
logiren; die anderen Personen des Gefolges mußten mit der einfachsten und
rohesten Zimmerausstattung zwischen weißen Kalkwänden vorlieb nehmen.

Am 4. August früh (> Uhr brach der König mit seinem Gefolge, vom
Landrath von Pfeil geleitet, von Glatz auf; den halben Weg, bis Mlersdorf,
legte er zu Pferde zurück; da es aber zu regnen anfing, stieg er mit dem
Prinzen' Friedrich von Braunschweig in den Wagen. Pfeil führte die andern
Prinzen zu Pferd auf Fußsteigen, und da sie scharf ritten, kamen sie schon
^//. auf 10 in Landeck an; der König etwa drei Viertelstunden später. An der
Reigersdvrser Kapelle waren der Magistrat und ein Theil der Bürgerschaft von
Landeck zu Pferde aufgestellt — auch dafür hat, wie es besonders seit 17K3
üblich war, Tarrach durch Spezialverorduuugen Sorge getragen und — be¬
gleiteten, ebenso wie eine große Menge Bauern, den König bis ins neue Bad.
Auch Tarrach, der am Nachmittag des 3. eine Audienz beim Könige gehabt
und sich dann nach Landeck begeben hatte, war bis zur Kapelle dem Könige
entgegengeritten und schloß sich nun dem Zuge an, der sich dnrch die Stadt
nach dein Oberthalheimer Hofe und durch die Lindenallee, an der Liebfrauen¬
kirche vorbei über die steinerne Brücke nach dem Marienbade bewegte. „Auf
den Straßen durch die Stadt, so berichtet die Schles. Ztg. 1765, Ur. 95, nach
dem neuen Bade hatten sich alle übrigen Einwohner männlichen Geschlechts
aus der Stadt und den sieben Kämmereidörferu zu beiden Seiten postirt, um
Se. Maj. allerunterthänigst zu empfangen." Auf der steinernen Brücke und
in der Lindenallee bis ans Bad standen „viele Jungfern und junge Mädchen,
alle schön geputzt im bloßen Kopf nud mit Kränzen im Haar, anch einige
Frauen, in zwei Reihen aufgestellt", die, als der König in die Allee einfuhr,
ihre Blumen in den Wagen warfen, und zu wiederholten Malen Vivat riefen,
die Frauen, sagt die Schles. Ztg., wünschten ihm ein gesegnetes Bad -
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[0449] erwähnt wird, Herrichten, mit Fenstern, Thüren und Fußboden versehen lassen und den Traiteur Breiter nus Glatz mit seinen Leuten, auch ciuderem Dienst¬ personal dareingesetzt; da aber das königliche Gefolge viel größer war, als man erwartet hatte, so mußte auch die königliche Dienerschaft, die ohne jene Vor¬ kehrungen obdachlos gewesen wäre, hineingelegt werden, so daß dann allerdings, wie Tarrach berichtet, „die Domestiken darin sehr eng, fast übereinander lagen". Für den König und die Prinzen wurde das neue Bad hergerichtet; da aber in der Stadt Landeck die erforderlichen Möbel nicht aufzubringen waren, mußte der Magistrat Tarrach bitten, die Verabfolgung der gräflich Wallis'sehen Möbeln, als Stühle, Tische, Kanapee und Gardinen aus Knnzendorf für die königlichen Zimmer zu verfügen und eine Anzahl Betten von den benachbarten Domänen und Gemeinden zu requiriren. Der König und die Prinzen konnten bequem logiren; die anderen Personen des Gefolges mußten mit der einfachsten und rohesten Zimmerausstattung zwischen weißen Kalkwänden vorlieb nehmen. Am 4. August früh (> Uhr brach der König mit seinem Gefolge, vom Landrath von Pfeil geleitet, von Glatz auf; den halben Weg, bis Mlersdorf, legte er zu Pferde zurück; da es aber zu regnen anfing, stieg er mit dem Prinzen' Friedrich von Braunschweig in den Wagen. Pfeil führte die andern Prinzen zu Pferd auf Fußsteigen, und da sie scharf ritten, kamen sie schon ^//. auf 10 in Landeck an; der König etwa drei Viertelstunden später. An der Reigersdvrser Kapelle waren der Magistrat und ein Theil der Bürgerschaft von Landeck zu Pferde aufgestellt — auch dafür hat, wie es besonders seit 17K3 üblich war, Tarrach durch Spezialverorduuugen Sorge getragen und — be¬ gleiteten, ebenso wie eine große Menge Bauern, den König bis ins neue Bad. Auch Tarrach, der am Nachmittag des 3. eine Audienz beim Könige gehabt und sich dann nach Landeck begeben hatte, war bis zur Kapelle dem Könige entgegengeritten und schloß sich nun dem Zuge an, der sich dnrch die Stadt nach dein Oberthalheimer Hofe und durch die Lindenallee, an der Liebfrauen¬ kirche vorbei über die steinerne Brücke nach dem Marienbade bewegte. „Auf den Straßen durch die Stadt, so berichtet die Schles. Ztg. 1765, Ur. 95, nach dem neuen Bade hatten sich alle übrigen Einwohner männlichen Geschlechts aus der Stadt und den sieben Kämmereidörferu zu beiden Seiten postirt, um Se. Maj. allerunterthänigst zu empfangen." Auf der steinernen Brücke und in der Lindenallee bis ans Bad standen „viele Jungfern und junge Mädchen, alle schön geputzt im bloßen Kopf nud mit Kränzen im Haar, anch einige Frauen, in zwei Reihen aufgestellt", die, als der König in die Allee einfuhr, ihre Blumen in den Wagen warfen, und zu wiederholten Malen Vivat riefen, die Frauen, sagt die Schles. Ztg., wünschten ihm ein gesegnetes Bad - während die Musik mit Pauken und Trompeten einfiel. Die Brücke und die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653/449>, abgerufen am 28.07.2024.