Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.aber nicht mehr aktenmäßigen Weise die Zügel schießen läßt. Auch Adam Der König reiste am 29. Juli (nicht am 21., wie Kofler sagt) von Pots¬ aber nicht mehr aktenmäßigen Weise die Zügel schießen läßt. Auch Adam Der König reiste am 29. Juli (nicht am 21., wie Kofler sagt) von Pots¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0447" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140268"/> <p xml:id="ID_1301" prev="#ID_1300"> aber nicht mehr aktenmäßigen Weise die Zügel schießen läßt. Auch Adam<lb/> Friedrich von Pfeil, ebenfalls Mitglied der Breslauer Domänenkammer, war<lb/> ein erprobter Diener des Königs. Er war 1759 dem Landrath Ernst Anton<lb/> v. Pannwitz gefolgt, aber 1760, als die Oesterreicher Glans eroberten, von ihnen<lb/> abgesetzt und durch Max von Pannwitz ans Rengersdorf, der dem österreichischen<lb/> Baron Wimmersberg als Beisitzer beigeordnet wurde, in seinem Amte ersetzt<lb/> worden; der Hubertnsburger Frieden führte ihn wieder auf seinen Posten zurück,<lb/> und Pannwitz wurde entlassen; 1769 wurde Pfeil an die Breslauer Regierung<lb/> zurückversetzt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1302" next="#ID_1303"> Der König reiste am 29. Juli (nicht am 21., wie Kofler sagt) von Pots¬<lb/> dam ab, wie ans einem an seinen Bruder, den Prinzen Heinrich, gerichteten<lb/> Schreiben vom 27. hervorgeht. In Friedrich's Gefolge befand sich der junge<lb/> Prinz Heinrich, damals 17 Jahre alt, der drei Jahre später starb, und zwei<lb/> junge Prinzen, Wilhelm (geb. 1745) und Friedrich von Braunschweig (geb. 1740).<lb/> Als militärische Begleiter hatte der König den Major v. Götze, der 1759—1781 sein<lb/> Flügeladjutant war, und den Lieutenant v. Barsewisch bei sich, denen sich später<lb/> noch der Quartiermeister Lieutenant Heyden v. Gablentz anschloß, als Sekretär den<lb/> Kriegsrath Köper, als Gesundheitsbeirath seinen Leibchirurgus Schlauch, wozu<lb/> dann noch das gewöhnliche Personal von Kammerdienern, Leibjägern, Kammer¬<lb/> husaren, Köchen u. s. w. kam, so daß man nach Analogie der sonstigen<lb/> Reisen, vor denen genaue Nachweise übrig sind, das gesammte Gefolge auf<lb/> 30—40 Personen, den Bedarf an Wagen auf etwa 12, an Vorspannpferden<lb/> auf 123 berechnen kann. Der König reiste wohl auch damals, wie fast jedes¬<lb/> mal, über Fürsteuwalde, Frankfurt, Crossen, Luder, Liegnitz und Schweidnitz,<lb/> wo er den 1. August eintraf; er übernachtete am 2. in Reichenbach bei dem<lb/> Erzpriester und Stadtpfarrer Johann Freiherr v. Bieschin, auch Erzpriester<lb/> in Bohrau und Canonicus des Stifts zum h, Kreuz in Breslau, dem der<lb/> König für seine Gastfreundschaft 100 Thlr. baar auszahlen ließ, inspicirte am<lb/> 3. in Glatz die Wachtparade des dort garnisonirenden Regiments Fouque, mit<lb/> dein er außerordentlich zufrieden war, und den ebenfalls dort stehenden Theil<lb/> des Regiments le noble, und brach am 4. des Morgens nach dem etwas über<lb/> zwei Meile» südöstlich von Glatz gelegenen Bade Landeck auf. Dort waren<lb/> besonders durch den Kriegsrath Tarrach Vorkehrungen für die Aufnahme des<lb/> Königs getroffen worden. Bei jeder königlichen Reise ergingen Weisungen an<lb/> die Magistrate, dafür Sorge zu tragen, daß Alles in Ordnung und die Straßen<lb/> sauber und rein gefunden würden; „keine wüste Stellen, so heißt es, alte<lb/> Ruinen oder Schutthaufen von Gebäuden oder leerstehenden Häuser wollen<lb/> Se. Maj. bei Kassation und Festungsstrafe geduldet wissen." Der Magistrat<lb/> und die Accise- und Zollbedienten wurden angewiesen, „bei Ankunft Sr. Maj.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0447]
aber nicht mehr aktenmäßigen Weise die Zügel schießen läßt. Auch Adam
Friedrich von Pfeil, ebenfalls Mitglied der Breslauer Domänenkammer, war
ein erprobter Diener des Königs. Er war 1759 dem Landrath Ernst Anton
v. Pannwitz gefolgt, aber 1760, als die Oesterreicher Glans eroberten, von ihnen
abgesetzt und durch Max von Pannwitz ans Rengersdorf, der dem österreichischen
Baron Wimmersberg als Beisitzer beigeordnet wurde, in seinem Amte ersetzt
worden; der Hubertnsburger Frieden führte ihn wieder auf seinen Posten zurück,
und Pannwitz wurde entlassen; 1769 wurde Pfeil an die Breslauer Regierung
zurückversetzt.
Der König reiste am 29. Juli (nicht am 21., wie Kofler sagt) von Pots¬
dam ab, wie ans einem an seinen Bruder, den Prinzen Heinrich, gerichteten
Schreiben vom 27. hervorgeht. In Friedrich's Gefolge befand sich der junge
Prinz Heinrich, damals 17 Jahre alt, der drei Jahre später starb, und zwei
junge Prinzen, Wilhelm (geb. 1745) und Friedrich von Braunschweig (geb. 1740).
Als militärische Begleiter hatte der König den Major v. Götze, der 1759—1781 sein
Flügeladjutant war, und den Lieutenant v. Barsewisch bei sich, denen sich später
noch der Quartiermeister Lieutenant Heyden v. Gablentz anschloß, als Sekretär den
Kriegsrath Köper, als Gesundheitsbeirath seinen Leibchirurgus Schlauch, wozu
dann noch das gewöhnliche Personal von Kammerdienern, Leibjägern, Kammer¬
husaren, Köchen u. s. w. kam, so daß man nach Analogie der sonstigen
Reisen, vor denen genaue Nachweise übrig sind, das gesammte Gefolge auf
30—40 Personen, den Bedarf an Wagen auf etwa 12, an Vorspannpferden
auf 123 berechnen kann. Der König reiste wohl auch damals, wie fast jedes¬
mal, über Fürsteuwalde, Frankfurt, Crossen, Luder, Liegnitz und Schweidnitz,
wo er den 1. August eintraf; er übernachtete am 2. in Reichenbach bei dem
Erzpriester und Stadtpfarrer Johann Freiherr v. Bieschin, auch Erzpriester
in Bohrau und Canonicus des Stifts zum h, Kreuz in Breslau, dem der
König für seine Gastfreundschaft 100 Thlr. baar auszahlen ließ, inspicirte am
3. in Glatz die Wachtparade des dort garnisonirenden Regiments Fouque, mit
dein er außerordentlich zufrieden war, und den ebenfalls dort stehenden Theil
des Regiments le noble, und brach am 4. des Morgens nach dem etwas über
zwei Meile» südöstlich von Glatz gelegenen Bade Landeck auf. Dort waren
besonders durch den Kriegsrath Tarrach Vorkehrungen für die Aufnahme des
Königs getroffen worden. Bei jeder königlichen Reise ergingen Weisungen an
die Magistrate, dafür Sorge zu tragen, daß Alles in Ordnung und die Straßen
sauber und rein gefunden würden; „keine wüste Stellen, so heißt es, alte
Ruinen oder Schutthaufen von Gebäuden oder leerstehenden Häuser wollen
Se. Maj. bei Kassation und Festungsstrafe geduldet wissen." Der Magistrat
und die Accise- und Zollbedienten wurden angewiesen, „bei Ankunft Sr. Maj.
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