Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.zeit des großen Königs, dein die heilspendenden Quellen in kurzer Zeit fast zeit des großen Königs, dein die heilspendenden Quellen in kurzer Zeit fast <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0446" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140267"/> <p xml:id="ID_1300" prev="#ID_1299" next="#ID_1301"> zeit des großen Königs, dein die heilspendenden Quellen in kurzer Zeit fast<lb/> jugendliche Frische und witzsvrndelnde Munterkeit zurückgaben, wie er sie seit<lb/> den ersten schlesischen Kriegen selten mehr gezeigt hatte; und da er schon um<lb/> der Kur willen genöthigt war, sich einer vollständigen Muße hinzugeben, traten<lb/> desto mehr seine menschlichen Seiten hervor, die wegen der humoristischen<lb/> und selbironisirenden Art, mit der er sich im Privatleben gab, vou jeher einen<lb/> reizvollen Gegensatz zu seiner schroffen Heldengröße geboten haben. Die Geschichte<lb/> dieses Landecker Aufenthalts, die bisher nur von dem Landecker evangelischen<lb/> Pastor Kofler in einer Säkularschrift auf Grund der Briefe Friedrich's, des<lb/> Landecker Magistratsarchias und der Schlesischen Zeitung von 1765 behandelt<lb/> worden ist, liegt jetzt in amtlichen Berichten aus der im Jahre 1877 aus<lb/> Berlin in das Breslauer Staatsarchiv herübergewanderten schlesischen Ministerial-<lb/> Registratur vollständig klar zu Tage. Die betreffenden Berichte entstammen<lb/> den Federn dreier Beamten, des Königl. Kriegsraths Friedrich Wilhelm Tarrach<lb/> aus Tilsit, der als Mitglied der Kriegs- und Domänenkammer zu Breslau<lb/> mit der Lokal-Kommission zu Glatz von 1764—1768 betraut war, des Land¬<lb/> raths Adra Friedrich von Pfeil zu Glatz und eines Herrn Krüger, in dem<lb/> wohl der Bürgermeister oder Consul dirigens von Landeck zu vermuthen ist,<lb/> da er seine Berichte stets aus diesem Orte datirt, währeud die der andern<lb/> Beamten in Glatz aufgesetzt sind. Sämmtliche Berichte sind an des dirigirenden<lb/> wirklichen Ministers von Schlesien, anch Chef-Präsidenten beider Königl. Kriegs¬<lb/> und Domänenkammern in Breslau und Glogau, Herrn v. Schlabrendorf Excellenz,<lb/> gerichtet. Die Minister Friedrich's mußten nämlich stets darauf bedacht sein,<lb/> sich auf diesem Wege über alle Erlebnisse und Reden des Königs zu unter¬<lb/> richten, da derselbe gewohnt war, alle seine gelegentlich ausgesprochenen Wünsche,<lb/> Bescheide und Befehle von Behörden und Unterthanen unverzüglich beachtet<lb/> und ausgeführt zu sehen. Auch mußte deu königlichen Beamten daran gelegen<lb/> sein, zu erfahren, wie der König sich über die von ihm gemachten Beobachtungen<lb/> ausgelassen habe, damit sie daraus abnähmen, ob die Maßregeln der Regierung<lb/> bei ihm Beifall gefunden hätten, ob nicht. Um sicher zu gehen, ließ sich<lb/> Schlabrendorf, wie auch später Graf Hoya, stets von zwei oder drei Beamten<lb/> gleichzeitig Bericht erstatten, damit ihre Berichte sich gegenseitig kontrolireu könnten.<lb/> Für Schlabrendorf hatte Friedrich's Verweilen im Glatzischen ein um so größeres<lb/> Interesse, als die während des Krieges den Oesterreichern theilweise zugeneigte<lb/> Grafschaft sowohl von Fouque, als auch von Schlabrendorf selbst ein strenges<lb/> Regiment zu erfahren gehabt hatte. Die Berichterstatter gehörten zu deu Be¬<lb/> amten, auf die sich Schlabrendorf unbedingt verlassen konnte; Tarrach genoß<lb/> überdies das besondere Vertrauen des Ministers, wie man dies aus einem<lb/> Bericht ersehen kann, in dem jener seine üble Laune in einer zwar diensteifrigen,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0446]
zeit des großen Königs, dein die heilspendenden Quellen in kurzer Zeit fast
jugendliche Frische und witzsvrndelnde Munterkeit zurückgaben, wie er sie seit
den ersten schlesischen Kriegen selten mehr gezeigt hatte; und da er schon um
der Kur willen genöthigt war, sich einer vollständigen Muße hinzugeben, traten
desto mehr seine menschlichen Seiten hervor, die wegen der humoristischen
und selbironisirenden Art, mit der er sich im Privatleben gab, vou jeher einen
reizvollen Gegensatz zu seiner schroffen Heldengröße geboten haben. Die Geschichte
dieses Landecker Aufenthalts, die bisher nur von dem Landecker evangelischen
Pastor Kofler in einer Säkularschrift auf Grund der Briefe Friedrich's, des
Landecker Magistratsarchias und der Schlesischen Zeitung von 1765 behandelt
worden ist, liegt jetzt in amtlichen Berichten aus der im Jahre 1877 aus
Berlin in das Breslauer Staatsarchiv herübergewanderten schlesischen Ministerial-
Registratur vollständig klar zu Tage. Die betreffenden Berichte entstammen
den Federn dreier Beamten, des Königl. Kriegsraths Friedrich Wilhelm Tarrach
aus Tilsit, der als Mitglied der Kriegs- und Domänenkammer zu Breslau
mit der Lokal-Kommission zu Glatz von 1764—1768 betraut war, des Land¬
raths Adra Friedrich von Pfeil zu Glatz und eines Herrn Krüger, in dem
wohl der Bürgermeister oder Consul dirigens von Landeck zu vermuthen ist,
da er seine Berichte stets aus diesem Orte datirt, währeud die der andern
Beamten in Glatz aufgesetzt sind. Sämmtliche Berichte sind an des dirigirenden
wirklichen Ministers von Schlesien, anch Chef-Präsidenten beider Königl. Kriegs¬
und Domänenkammern in Breslau und Glogau, Herrn v. Schlabrendorf Excellenz,
gerichtet. Die Minister Friedrich's mußten nämlich stets darauf bedacht sein,
sich auf diesem Wege über alle Erlebnisse und Reden des Königs zu unter¬
richten, da derselbe gewohnt war, alle seine gelegentlich ausgesprochenen Wünsche,
Bescheide und Befehle von Behörden und Unterthanen unverzüglich beachtet
und ausgeführt zu sehen. Auch mußte deu königlichen Beamten daran gelegen
sein, zu erfahren, wie der König sich über die von ihm gemachten Beobachtungen
ausgelassen habe, damit sie daraus abnähmen, ob die Maßregeln der Regierung
bei ihm Beifall gefunden hätten, ob nicht. Um sicher zu gehen, ließ sich
Schlabrendorf, wie auch später Graf Hoya, stets von zwei oder drei Beamten
gleichzeitig Bericht erstatten, damit ihre Berichte sich gegenseitig kontrolireu könnten.
Für Schlabrendorf hatte Friedrich's Verweilen im Glatzischen ein um so größeres
Interesse, als die während des Krieges den Oesterreichern theilweise zugeneigte
Grafschaft sowohl von Fouque, als auch von Schlabrendorf selbst ein strenges
Regiment zu erfahren gehabt hatte. Die Berichterstatter gehörten zu deu Be¬
amten, auf die sich Schlabrendorf unbedingt verlassen konnte; Tarrach genoß
überdies das besondere Vertrauen des Ministers, wie man dies aus einem
Bericht ersehen kann, in dem jener seine üble Laune in einer zwar diensteifrigen,
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