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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.

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Gemüth des großen Königs, daß er nichts nachtrug, sondern mit Chasot in
alter Weise verkehrte. Während eines fast dreimonatlichen Aufenthalts in
Berlin und Potsdam brachte er fast täglich mehrere Stunden bei Friedrich
zu. Chasot's beide Söhne erhielten, dem Wunsche des Vaters entsprechend,
Anstellung in der Armee.

Am 1. Januar 1784 sendet Friedrich seine Glückwünsche zum neuen Jahr
nach Lübeck und ladet den Freund zu erneutem Besuch nach Potsdam ein, am
Schluß des Briefes mit den ermahnenden Worten: "Wenn wir uns nicht bald
wiedersehen, werden wir uns gar nicht sehen." Noch in demselben Monat
macht sich Chasot auf, um den 24. Januar, den Geburtstag des Königs in
Potsdam mitzufeiern. Erst am 14. April trat er die Rückreise nach Lübeck
an. In einem Briefe vom 12. April dankt ihm der König mit den herz¬
lichsten Ausdrücken für seinen Besuch und schließt mit den Worten: "Meine
Wünsche sür Ihr Glück und Ihr Wohlbefinden begleiten Sie." Noch ein¬
mal scheint Chasot im Jahre 1785 in Berlin gewesen zu sein, dann sah er
den König nicht wieder. Er überlebte seinen großen Freund noch um elf Jahre
und ging erst am 24. August 1794 heim zu den Vätern.

Das ist in kurzen Zügen der Inhalt des Buches, insofern es sich speziell
auf das Verhältniß Chasot's zu Friedrich bezieht. Es enthält "jeovch, in an- ^
sprechender Weise geschrieben, noch viel des Interessanten zur Charakterisirung
der Zeit und der Zeitgenossen des großen Königs. Wer sich schon eingehend
mit der Geschichte dieser Zeit beschäftigt hat, dem wird nicht Alles neu sein;
auch ein solcher Leser wird jedoch das Buch nicht unbefriedigt aus der Hand legen,
vorausgesetzt, daß er uicht auf dem Standpunkt von Oro Klopp steht. Wenn
dieser in seiner Schrift "Friedrich II. von Preußen und die deutsche Nation"
den großen König, dessen Größe er natürlich nicht anerkennt, in den Schmutz
herabzieht, wenn er unter anderem von ihm sagt: "Er hatte Liebe nie gesäet,
wie sollte er Liebe ernten! Er war nicht ohne Gefühl, nur daß dasselbe eine
eigenthümliche Richtung gewonnen hatte, -- er liebte seine Hunde!" so giebt
W. v. H. Ehasot unzweifelhaft Zeugniß gegen Herrn Oro Klvpp.




Gemüth des großen Königs, daß er nichts nachtrug, sondern mit Chasot in
alter Weise verkehrte. Während eines fast dreimonatlichen Aufenthalts in
Berlin und Potsdam brachte er fast täglich mehrere Stunden bei Friedrich
zu. Chasot's beide Söhne erhielten, dem Wunsche des Vaters entsprechend,
Anstellung in der Armee.

Am 1. Januar 1784 sendet Friedrich seine Glückwünsche zum neuen Jahr
nach Lübeck und ladet den Freund zu erneutem Besuch nach Potsdam ein, am
Schluß des Briefes mit den ermahnenden Worten: „Wenn wir uns nicht bald
wiedersehen, werden wir uns gar nicht sehen." Noch in demselben Monat
macht sich Chasot auf, um den 24. Januar, den Geburtstag des Königs in
Potsdam mitzufeiern. Erst am 14. April trat er die Rückreise nach Lübeck
an. In einem Briefe vom 12. April dankt ihm der König mit den herz¬
lichsten Ausdrücken für seinen Besuch und schließt mit den Worten: „Meine
Wünsche sür Ihr Glück und Ihr Wohlbefinden begleiten Sie." Noch ein¬
mal scheint Chasot im Jahre 1785 in Berlin gewesen zu sein, dann sah er
den König nicht wieder. Er überlebte seinen großen Freund noch um elf Jahre
und ging erst am 24. August 1794 heim zu den Vätern.

Das ist in kurzen Zügen der Inhalt des Buches, insofern es sich speziell
auf das Verhältniß Chasot's zu Friedrich bezieht. Es enthält "jeovch, in an- ^
sprechender Weise geschrieben, noch viel des Interessanten zur Charakterisirung
der Zeit und der Zeitgenossen des großen Königs. Wer sich schon eingehend
mit der Geschichte dieser Zeit beschäftigt hat, dem wird nicht Alles neu sein;
auch ein solcher Leser wird jedoch das Buch nicht unbefriedigt aus der Hand legen,
vorausgesetzt, daß er uicht auf dem Standpunkt von Oro Klopp steht. Wenn
dieser in seiner Schrift „Friedrich II. von Preußen und die deutsche Nation"
den großen König, dessen Größe er natürlich nicht anerkennt, in den Schmutz
herabzieht, wenn er unter anderem von ihm sagt: „Er hatte Liebe nie gesäet,
wie sollte er Liebe ernten! Er war nicht ohne Gefühl, nur daß dasselbe eine
eigenthümliche Richtung gewonnen hatte, — er liebte seine Hunde!" so giebt
W. v. H. Ehasot unzweifelhaft Zeugniß gegen Herrn Oro Klvpp.




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[0283] Gemüth des großen Königs, daß er nichts nachtrug, sondern mit Chasot in alter Weise verkehrte. Während eines fast dreimonatlichen Aufenthalts in Berlin und Potsdam brachte er fast täglich mehrere Stunden bei Friedrich zu. Chasot's beide Söhne erhielten, dem Wunsche des Vaters entsprechend, Anstellung in der Armee. Am 1. Januar 1784 sendet Friedrich seine Glückwünsche zum neuen Jahr nach Lübeck und ladet den Freund zu erneutem Besuch nach Potsdam ein, am Schluß des Briefes mit den ermahnenden Worten: „Wenn wir uns nicht bald wiedersehen, werden wir uns gar nicht sehen." Noch in demselben Monat macht sich Chasot auf, um den 24. Januar, den Geburtstag des Königs in Potsdam mitzufeiern. Erst am 14. April trat er die Rückreise nach Lübeck an. In einem Briefe vom 12. April dankt ihm der König mit den herz¬ lichsten Ausdrücken für seinen Besuch und schließt mit den Worten: „Meine Wünsche sür Ihr Glück und Ihr Wohlbefinden begleiten Sie." Noch ein¬ mal scheint Chasot im Jahre 1785 in Berlin gewesen zu sein, dann sah er den König nicht wieder. Er überlebte seinen großen Freund noch um elf Jahre und ging erst am 24. August 1794 heim zu den Vätern. Das ist in kurzen Zügen der Inhalt des Buches, insofern es sich speziell auf das Verhältniß Chasot's zu Friedrich bezieht. Es enthält "jeovch, in an- ^ sprechender Weise geschrieben, noch viel des Interessanten zur Charakterisirung der Zeit und der Zeitgenossen des großen Königs. Wer sich schon eingehend mit der Geschichte dieser Zeit beschäftigt hat, dem wird nicht Alles neu sein; auch ein solcher Leser wird jedoch das Buch nicht unbefriedigt aus der Hand legen, vorausgesetzt, daß er uicht auf dem Standpunkt von Oro Klopp steht. Wenn dieser in seiner Schrift „Friedrich II. von Preußen und die deutsche Nation" den großen König, dessen Größe er natürlich nicht anerkennt, in den Schmutz herabzieht, wenn er unter anderem von ihm sagt: „Er hatte Liebe nie gesäet, wie sollte er Liebe ernten! Er war nicht ohne Gefühl, nur daß dasselbe eine eigenthümliche Richtung gewonnen hatte, — er liebte seine Hunde!" so giebt W. v. H. Ehasot unzweifelhaft Zeugniß gegen Herrn Oro Klvpp.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653/283>, abgerufen am 27.07.2024.