Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

wohlweislich gar nicht, oder nur mit dem allgemeinen Ausdruck "der christliche"
ausgesprochen; natürlich ist es der, welcher sich dein Klerikalismus unterwirft.
"Mit dieser Regierung, mit diesen Feinden, die sich derselben bemächtigt haben,
ist jede Versöhnung unmöglich,....... doch ist in der gegenwärtigen Ordnung
der Dinge ein Theil, der recht wohl vom Papste angenommen werden kann,
und gerade in der aufrichtigen und loyalen Annahme dieses annehmbaren
Theils würde das Geheimniß bestehen diese Regierung und diese Männer
zum Teufel (lüla, inlüorg,) zu schicken und Italien sowie die Kirche von
einer solchen Geißel zu befreien." Also man acceptirt vorläufig, was man eben
acceptiren muß, die Einheit Italiens, den König, den Sitz der Regierung in
Rom u. s. w., und man redet dem Volke vor, dies geschehe "loyal, aufrichtig
und ohne Doppelzwecke". So bekommt man Einfluß ans das innere Leben
des Landes, auf Gesetzgebung, Regierung u. s. w., und wenn dieser stark genug
ist, so benutzt man ihn, um seine speziellen Absichten zu erreichen, die nach
jesuitischen Sprachgebrauch keine Nebenzwecke sind, sondern nur auf den Um¬
sturz alles Bestehenden ausgehen. Denn mau glaube ja uicht, daß die "loyale
Acceptirung" einen Verzicht auf das, was die Kurie verloren hat, und eine
Anerkennung der gegenwärtigen Lage einschließe. Im Gegentheil! Die Kirche
hat schon oft mit dein Zwang der Umstände paktirt und Koncordate geschlossen,
um ihre Beschädigungen möglichst zu mildern und den größtmöglichen Nutzen
daraus zu ziehen. "Aber damit werden," wie Curci in dem vertraulichen Briefe
an den Papst sagt, "die Ungerechtigkeiten nicht legitimirt; nichts weniger als
das!" Es ist für jetzt unmöglich den früheren Zustand wiederherzustellen;
also muß ihn der Papst vor der Hand acceptiren. "Er würde damit nicht ans
das Seinige (also ans den Kirchenstaat und alles Weitere!) verzichten; denn
gewiß hat er alles Mögliche gethan, um es zu bewahren. Aber angenommen
......daß es menschennnmvglich geworden sei es zu bewahren und gar es
wiederzugewinnen; angenommen, daß die Erwartung von Wundern
eine Sache ist, die von vernünftigen Menschen nicht ernsthaft
genommen werden kann, so würde es politische und christliche Weisheit
sein die Konsequenzen solcher Thatsachen.....zu acceptiren." Diese Acceptirung,
er wiederholt es immer, würde "keineswegs eine Anerkennung der herrschenden
Personen und ihrer Werke enthalten. Nichts weniger als das! Die Werke
bleiben immer, was sie sind, ungerecht, wenn ungerecht, missethäterisch, wenn
missethäterisch, Sakrileg wenn Sakrileg und so weiter...... Und so lange sie
so bleiben" (also das jetzige Italien ist so) "werden sie immer wie die durch
sie verkündeten und bethätigten Prinzipien fern von der Kirche und durchaus
unversöhnbar mit ihr bleiben." Greift zu, ihr Staatsmänner und Volksvertreter -
Die Kirche Null sich zwar uicht mit euch versöhnen, aber sie will euch die Ehre


wohlweislich gar nicht, oder nur mit dem allgemeinen Ausdruck „der christliche"
ausgesprochen; natürlich ist es der, welcher sich dein Klerikalismus unterwirft.
„Mit dieser Regierung, mit diesen Feinden, die sich derselben bemächtigt haben,
ist jede Versöhnung unmöglich,....... doch ist in der gegenwärtigen Ordnung
der Dinge ein Theil, der recht wohl vom Papste angenommen werden kann,
und gerade in der aufrichtigen und loyalen Annahme dieses annehmbaren
Theils würde das Geheimniß bestehen diese Regierung und diese Männer
zum Teufel (lüla, inlüorg,) zu schicken und Italien sowie die Kirche von
einer solchen Geißel zu befreien." Also man acceptirt vorläufig, was man eben
acceptiren muß, die Einheit Italiens, den König, den Sitz der Regierung in
Rom u. s. w., und man redet dem Volke vor, dies geschehe „loyal, aufrichtig
und ohne Doppelzwecke". So bekommt man Einfluß ans das innere Leben
des Landes, auf Gesetzgebung, Regierung u. s. w., und wenn dieser stark genug
ist, so benutzt man ihn, um seine speziellen Absichten zu erreichen, die nach
jesuitischen Sprachgebrauch keine Nebenzwecke sind, sondern nur auf den Um¬
sturz alles Bestehenden ausgehen. Denn mau glaube ja uicht, daß die „loyale
Acceptirung" einen Verzicht auf das, was die Kurie verloren hat, und eine
Anerkennung der gegenwärtigen Lage einschließe. Im Gegentheil! Die Kirche
hat schon oft mit dein Zwang der Umstände paktirt und Koncordate geschlossen,
um ihre Beschädigungen möglichst zu mildern und den größtmöglichen Nutzen
daraus zu ziehen. „Aber damit werden," wie Curci in dem vertraulichen Briefe
an den Papst sagt, „die Ungerechtigkeiten nicht legitimirt; nichts weniger als
das!" Es ist für jetzt unmöglich den früheren Zustand wiederherzustellen;
also muß ihn der Papst vor der Hand acceptiren. „Er würde damit nicht ans
das Seinige (also ans den Kirchenstaat und alles Weitere!) verzichten; denn
gewiß hat er alles Mögliche gethan, um es zu bewahren. Aber angenommen
......daß es menschennnmvglich geworden sei es zu bewahren und gar es
wiederzugewinnen; angenommen, daß die Erwartung von Wundern
eine Sache ist, die von vernünftigen Menschen nicht ernsthaft
genommen werden kann, so würde es politische und christliche Weisheit
sein die Konsequenzen solcher Thatsachen.....zu acceptiren." Diese Acceptirung,
er wiederholt es immer, würde „keineswegs eine Anerkennung der herrschenden
Personen und ihrer Werke enthalten. Nichts weniger als das! Die Werke
bleiben immer, was sie sind, ungerecht, wenn ungerecht, missethäterisch, wenn
missethäterisch, Sakrileg wenn Sakrileg und so weiter...... Und so lange sie
so bleiben" (also das jetzige Italien ist so) „werden sie immer wie die durch
sie verkündeten und bethätigten Prinzipien fern von der Kirche und durchaus
unversöhnbar mit ihr bleiben." Greift zu, ihr Staatsmänner und Volksvertreter -
Die Kirche Null sich zwar uicht mit euch versöhnen, aber sie will euch die Ehre


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0248" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140069"/>
          <p xml:id="ID_760" prev="#ID_759" next="#ID_761"> wohlweislich gar nicht, oder nur mit dem allgemeinen Ausdruck &#x201E;der christliche"<lb/>
ausgesprochen; natürlich ist es der, welcher sich dein Klerikalismus unterwirft.<lb/>
&#x201E;Mit dieser Regierung, mit diesen Feinden, die sich derselben bemächtigt haben,<lb/>
ist jede Versöhnung unmöglich,....... doch ist in der gegenwärtigen Ordnung<lb/>
der Dinge ein Theil, der recht wohl vom Papste angenommen werden kann,<lb/>
und gerade in der aufrichtigen und loyalen Annahme dieses annehmbaren<lb/>
Theils würde das Geheimniß bestehen diese Regierung und diese Männer<lb/>
zum Teufel (lüla, inlüorg,) zu schicken und Italien sowie die Kirche von<lb/>
einer solchen Geißel zu befreien." Also man acceptirt vorläufig, was man eben<lb/>
acceptiren muß, die Einheit Italiens, den König, den Sitz der Regierung in<lb/>
Rom u. s. w., und man redet dem Volke vor, dies geschehe &#x201E;loyal, aufrichtig<lb/>
und ohne Doppelzwecke". So bekommt man Einfluß ans das innere Leben<lb/>
des Landes, auf Gesetzgebung, Regierung u. s. w., und wenn dieser stark genug<lb/>
ist, so benutzt man ihn, um seine speziellen Absichten zu erreichen, die nach<lb/>
jesuitischen Sprachgebrauch keine Nebenzwecke sind, sondern nur auf den Um¬<lb/>
sturz alles Bestehenden ausgehen. Denn mau glaube ja uicht, daß die &#x201E;loyale<lb/>
Acceptirung" einen Verzicht auf das, was die Kurie verloren hat, und eine<lb/>
Anerkennung der gegenwärtigen Lage einschließe. Im Gegentheil! Die Kirche<lb/>
hat schon oft mit dein Zwang der Umstände paktirt und Koncordate geschlossen,<lb/>
um ihre Beschädigungen möglichst zu mildern und den größtmöglichen Nutzen<lb/>
daraus zu ziehen. &#x201E;Aber damit werden," wie Curci in dem vertraulichen Briefe<lb/>
an den Papst sagt, &#x201E;die Ungerechtigkeiten nicht legitimirt; nichts weniger als<lb/>
das!" Es ist für jetzt unmöglich den früheren Zustand wiederherzustellen;<lb/>
also muß ihn der Papst vor der Hand acceptiren. &#x201E;Er würde damit nicht ans<lb/>
das Seinige (also ans den Kirchenstaat und alles Weitere!) verzichten; denn<lb/>
gewiß hat er alles Mögliche gethan, um es zu bewahren. Aber angenommen<lb/>
......daß es menschennnmvglich geworden sei es zu bewahren und gar es<lb/>
wiederzugewinnen; angenommen, daß die Erwartung von Wundern<lb/>
eine Sache ist, die von vernünftigen Menschen nicht ernsthaft<lb/>
genommen werden kann, so würde es politische und christliche Weisheit<lb/>
sein die Konsequenzen solcher Thatsachen.....zu acceptiren." Diese Acceptirung,<lb/>
er wiederholt es immer, würde &#x201E;keineswegs eine Anerkennung der herrschenden<lb/>
Personen und ihrer Werke enthalten. Nichts weniger als das! Die Werke<lb/>
bleiben immer, was sie sind, ungerecht, wenn ungerecht, missethäterisch, wenn<lb/>
missethäterisch, Sakrileg wenn Sakrileg und so weiter...... Und so lange sie<lb/>
so bleiben" (also das jetzige Italien ist so) &#x201E;werden sie immer wie die durch<lb/>
sie verkündeten und bethätigten Prinzipien fern von der Kirche und durchaus<lb/>
unversöhnbar mit ihr bleiben." Greift zu, ihr Staatsmänner und Volksvertreter -<lb/>
Die Kirche Null sich zwar uicht mit euch versöhnen, aber sie will euch die Ehre</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0248] wohlweislich gar nicht, oder nur mit dem allgemeinen Ausdruck „der christliche" ausgesprochen; natürlich ist es der, welcher sich dein Klerikalismus unterwirft. „Mit dieser Regierung, mit diesen Feinden, die sich derselben bemächtigt haben, ist jede Versöhnung unmöglich,....... doch ist in der gegenwärtigen Ordnung der Dinge ein Theil, der recht wohl vom Papste angenommen werden kann, und gerade in der aufrichtigen und loyalen Annahme dieses annehmbaren Theils würde das Geheimniß bestehen diese Regierung und diese Männer zum Teufel (lüla, inlüorg,) zu schicken und Italien sowie die Kirche von einer solchen Geißel zu befreien." Also man acceptirt vorläufig, was man eben acceptiren muß, die Einheit Italiens, den König, den Sitz der Regierung in Rom u. s. w., und man redet dem Volke vor, dies geschehe „loyal, aufrichtig und ohne Doppelzwecke". So bekommt man Einfluß ans das innere Leben des Landes, auf Gesetzgebung, Regierung u. s. w., und wenn dieser stark genug ist, so benutzt man ihn, um seine speziellen Absichten zu erreichen, die nach jesuitischen Sprachgebrauch keine Nebenzwecke sind, sondern nur auf den Um¬ sturz alles Bestehenden ausgehen. Denn mau glaube ja uicht, daß die „loyale Acceptirung" einen Verzicht auf das, was die Kurie verloren hat, und eine Anerkennung der gegenwärtigen Lage einschließe. Im Gegentheil! Die Kirche hat schon oft mit dein Zwang der Umstände paktirt und Koncordate geschlossen, um ihre Beschädigungen möglichst zu mildern und den größtmöglichen Nutzen daraus zu ziehen. „Aber damit werden," wie Curci in dem vertraulichen Briefe an den Papst sagt, „die Ungerechtigkeiten nicht legitimirt; nichts weniger als das!" Es ist für jetzt unmöglich den früheren Zustand wiederherzustellen; also muß ihn der Papst vor der Hand acceptiren. „Er würde damit nicht ans das Seinige (also ans den Kirchenstaat und alles Weitere!) verzichten; denn gewiß hat er alles Mögliche gethan, um es zu bewahren. Aber angenommen ......daß es menschennnmvglich geworden sei es zu bewahren und gar es wiederzugewinnen; angenommen, daß die Erwartung von Wundern eine Sache ist, die von vernünftigen Menschen nicht ernsthaft genommen werden kann, so würde es politische und christliche Weisheit sein die Konsequenzen solcher Thatsachen.....zu acceptiren." Diese Acceptirung, er wiederholt es immer, würde „keineswegs eine Anerkennung der herrschenden Personen und ihrer Werke enthalten. Nichts weniger als das! Die Werke bleiben immer, was sie sind, ungerecht, wenn ungerecht, missethäterisch, wenn missethäterisch, Sakrileg wenn Sakrileg und so weiter...... Und so lange sie so bleiben" (also das jetzige Italien ist so) „werden sie immer wie die durch sie verkündeten und bethätigten Prinzipien fern von der Kirche und durchaus unversöhnbar mit ihr bleiben." Greift zu, ihr Staatsmänner und Volksvertreter - Die Kirche Null sich zwar uicht mit euch versöhnen, aber sie will euch die Ehre

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653/248
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653/248>, abgerufen am 01.09.2024.